Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Prädikant Alexander Krause:
Soziale Missstände, Ausbeutung und die Bereicherung der Finanzelite; das sind die Themen, gegen die der Prophet Micha aus Moreschet angepredigt hat. Er sagt: „Weil ihr euch nicht nach den Geboten Gottes richtet, werdet ihr wegen eurer Sünden bestraft werden.“
Das ist die klassische alttestamentliche Theologie des „Tun-Ergehens-Zusammenhangs“. Tust du Gutes, widerfährt dir Gutes. Tust du Böses, widerfährt dir Böses. Gut kann man das Anhang der Hiob-Erzählung nachempfinden.
Micha bleibt aber nicht bei seiner Bestrafungs-Prophetie, sondern lässt auch immer wieder Hoffnung durchschimmern:
Mi 7,18 Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld denen, die geblieben sind als Rest seines Erbteils; der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er hat Gefallen an Gnade!
19 Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen.
20 Du wirst Jakob die Treue halten und Abraham Gnade erweisen, wie du unsern Vätern vorzeiten geschworen hast.
Unsere Sünden, unsere Schuld belastet unsere Beziehungen. Man wird misstrauisch, paranoid und hat Angst, entdeckt zu werden. Und deshalb haben wir Menschen auch, ganz nach dem Gesetz Gottes, die gerechte Strafe verdient. Den Tod nämlich.
Ich stelle mir bei diesem Text immer jemanden vor, der quasi meinen Schuldschein nimmt und auf dem Boden zertritt. Der meine ganze Schuld, die mein Herz herunterzieht, packt und ins Meer wirft.
Gott verharrt nicht in der Strafe.
Ja, er lässt uns Konsequenzen spüren, wenn wir nicht hinhören und sein lebendiges Wort nicht achten. Und da nimmt er auch kein i-Tüpfelchen weg von seinem Richterspruch.
Aber er liebt die Gnade. Am Ende der Zeiten kann ich in seine offenen Arme gehen, mit ihm eins werden. Bei ihm finde ich den einzigen, den wahren Frieden, die Freiheit von der Sünde und schließlich von mir selbst.
Noch aber leben wir im Hier und Jetzt. Vielleicht gelingt es uns aber, einerseits uns unserer Schuld bewusst zu machen, egal, ob gegen Gott oder gegen einen Mitmenschen. Und andererseits auf die unser enges Herz überwindende Gnade zu vertrauen, die dieser allumfassende und allmächtige Gott für uns bereit hält.
Amen.