Wenn Corona will, steht (für Genesene und Geimpfte) noch weniger still, Update 434 vom 23.05.2021

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, diesmal von Prädikant Alexander Krause:

An einem Montagmorgen Anfang Januar kam ich schon früh ins Büro. Ich war da schon irgendwie geladen. Ich kann nicht mehr genau sagen, warum, aber Sie können sich sicher vorstellen, dass die letzten Monate nicht immer so einfach waren.
Zwei Kolleginnen haben mich dann am Gang begrüßt und sich gewundert, warum ich so früh da war.

Das hat dann das Fass zum Überlaufen gebracht. Ich hatte mich angegriffen gefühlt, fühlte mich in der Not, mich zu rechtfertigen. Was fällt denen eigentlich ein? Ich hab’ schließlich Gleitzeit, kann ich doch selbst entscheiden, wann ich zu arbeiten anfange, und außerdem bin ich der Fachbereichsleiter, was mischen die sich eigentlich ein! WAS GEHT DIE DAS AN?

Und so rauschte ich an den beiden vorbei, stapfte in mein Arbeitszimmer und fing an, zu arbeiten – immernoch sauer.

Nach einiger Zeit – mir lassen solche Situationen dann meistens keine Ruhe mehr – habe ich das Gespräch mit der einen Kollegin gesucht.

Gott sei Dank! Denn, wie sich herausstellte, war das alles ein Missvertständnis. Die beiden hatten mich eigentlich nur fragen, nicht angreifen, nicht kritisieren und sich schon gar nicht einmischen wollen.

Doch bei mir hatte sich irgendwie der ganze Stress der letzten Monate entladen. Und ja, auch etwas Frustration war mit dabei.

Wenn zwei Menschen miteinander kommunizieren, dann ist es Glückssache, wenn sie einander verstehen. Denn jeder Mensch geht mit seiner eigenen Sprache in ein Gespräch.
So bringe ich meinen Charater, mein Temperament, meine Vorgeschichte, so wie ich Sprache als Kind gelernt habe, so wie ich die Sprache verwende, meine Erziehung, so wie ich gerade drauf bin, wer eben auch gerade vor mir steht, worum es geht und so weiter; all das bringe ich mit in das Gespräch.

Aber natürlich nicht nur ich! Sondern auch mein Gegenüber bringt all das mit. Im einen Fall klappt das gut, unser jeweiliges Gepäck ergänzt sich – bzw. behindert sich wenigstens nicht –, wir verstehen die Sprache des anderen und das Gespräch gelingt.

Im andern Fall passt es nicht zusammen. Man kann sich nicht riechen, das Gespräch ist zu Ende ist, bevor es angefangen hat. Wir verstehen einander nicht.

In solchen Begebenheiten zeigt sich die Zerworfenheit des menschlichen Lebens: Die Puzzlestücke im menschlichen Leben passen nicht immer zusammen.

Echte, aufrichtige und wahrhaftige Kommunikation wird schwierig,
wenn sie von Verletzungen,
Minderwertigkeitsgefühlen,
Ängsten
beeinträchtigt wird.

An Pfingsten denken wir daran, dass uns Jesus einen Tröster geschickt hat:

Der Geist von Gott weht wie der Wind
auf Flügeln voller Frieden;
Wie Atem, der uns Leben gibt,
hat er uns Ruh beschieden;
wie Luft, die im Sturme aufersteht,
dass alle Gewalt zu Ende geht,
und kühle Brise weht.

Der Geist von Gott wie Feuer brennt,
wie züngelnder Flammen Gebilde,
das Unrecht verzehrt und den Hass versengt,
wie Glut voll Treu und Milde:
ein Hoffnungsfunke in der Nacht,
ein tröstlich Licht, das über uns wacht,
das Liebe uns gebracht.

Verborgen wirket Gottes Geist
Mit sanften, zarten Händen,
wie Mutter uns die Wege weist,
wo Angst und Trauer enden:
sie gibt uns Mut hindurchzusehn
und aufeinander zuzugehn,
umhüllt uns mit Verstehn.

Susanne Kramer

Amen.


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