Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Zwei Söhne sind uns gegeben
Das muss wirklich sehr eindrücklich für den Pfarrer gewesen sein. Zwei von seinen Kindern sind an Weihnachten geboren. Er hat es dennoch immer wieder geschafft, an den verschiedenen Gottesdiensten in der Gemeinde zu sein. Es spielte sich allerdings auch im vergangenen Jahrhundert ab. Ich habe das schon vor vielen Wochen geschrieben, dass damals die Männer bei den Geburten zumindest in Mittelfranken nicht dabei sein durften. Jedenfalls sind diesem Pfarrer eben zwei Söhne an verschiedenen Weihnachtstagen geboren. In der Kirchengemeinde wurden noch die sog. „Alten Introiten“ gesungen. Der Introitus ist der Psalm, der in der sonntäglichen Liturgie als Wechselgesang am Anfang eines lutherischen Gottesdienstes eine große Rolle spielt. Im Weihnachtsintroitus hieß es damals. „Uns ist ein Kind geboren“. Das wurde vom Pfarrer gesungen. Die Gemeinde antwortete mit: „Ein Sohn ist uns gegeben“. In der Erzählung wird überliefert, dass nicht nur die Gemeindemitglieder in diesen Festtagen auch äußerlich geschmunzelt haben. Für den Pfarrer ist das zweimal Realität geworden, dass ihm am Hl. Abend Söhne geboren worden sind.
Es ist auch kaum zu verstehen, was am Hl. Abend gefeiert wird. Dieser Gott kommt herab und wird Mensch. Er wird wie Du und Ich. Besonders im Johannesevangelium wird das eindrücklich dargestellt. „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns“ (Johannes 1, 14). In den Übersetzungen der 70-er Jahre wurde aus „Fleisch“ der Begriff „Mensch“ gemacht. Anscheinend war die ursprüngliche und vom Urtext auch gestützte Übersetzung „Fleisch“ für viele nicht nachzuvollziehen. Die neue Lutherübersetzung von 2017 ist bei der Übersetzung „Fleisch“ geblieben. Das finde ich gut. Es drückt aus, wie radikal Gott gewesen ist, dass er seinen Sohn auf diese Welt gesandt hat. Dann wird umso stärker dieses Paradoxon sichtbar: Gott kommt herab auf die Welt und begibt sich in die Leiderfahrungen der Menschen.
Für Jesus hat das auch bedeutet: Er stirbt am Kreuz. „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“ (Johannes 1, 14).
Hanna Hümmer von der Christusbruderschaft Selbitz schreibt. „Du Kind in der Krippe, wie leere Krippen sind die Herzen der Menschen vor dir, arm und einsam. Du siehst sie alle. Du kommst in unsere Welt und willst da wohnen, wo die Einsamkeit am größten ist und die Armut zum Himmel schreit“.