Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Die edle Gabe
„Herr, dein Wort, die edle Gabe, diesen Schatz erhalte mir, denn ich ziehe es aller Habe und dem größten Reichtum für. Wenn dein Wort nicht mehr soll gelten, worauf soll der Glaube ruhn? Mir ist`s nicht um tausend Welten, aber um dein Wort zu tun“.
Dieses Lied steht im Evangelischen Gesangbuch unter der Nr. 198. Die Gesangbuchkommission hat vor fast 30 Jahren das Buch so zusammengestellt, dass von der Nr. 193 – 199 insgesamt sieben Lieder dieses besondere Buch zum Klingen bringen. Das Wort Gottes als „edle Gabe“. Ich erinnere mich an etliche Besuche. Die Besuchten zeigen mir zum Beispiel die Bibel, die sie zu ihrer eigenen Hochzeit vom Pfarrer erhalten haben. Es sind besondere Bibeln. Sie haben eine wunderschöne Aufmachung, meist mit einer Zeichnung oder einem Bild auf dem Außenband. „Schauen Sie mal, Herr Pfarrer. Wie schön diese Traubibel noch aussieht. Wir bewahren sie ganz besonders. Da darf auch niemand hingehen und sie berühren. Auch wir selbst lassen sie immer im Schrank stehen, weil sie dann auch schön bleibt“. Voller Stolz erzählen mir die Menschen, wie sie ihre Traubibel schonen und nicht darin lesen.
Ich höre mir das an und nicke ein wenig dazu. Aber ich verfalle nicht in Freudenausbrüche. Ich bleibe eher ein wenig distanziert. Ob das die Zuhörer immer merken? Ich weiß es nicht. Ich bin mir auch nicht sicher, ob der Lieddichter Nikolaus v. Zinzendorf das so gemeint hat, wenn er mit 25 Jahren dieses Lied so gedichtet hat. Die Bibel eine „edle Gabe“ als ein wertvolles Buch zu begreifen, das am besten im Schrank stehen bleiben soll?
Vielleicht ist damit auch etwas ganz anderes gemeint. Nämlich, dass der Inhalt der Bibel ein „edler Schatz“ sein soll. Dass die Worte der Bibel so ins Herz hineingehen, dass Menschen darin Trost, Hilfe und Kraft finden. Dass es eine „edle Gabe“ ist, weil wir darin den Willen Gottes erkennen können. Vor allem auch: Ich sehe die Verheißungslinie Gottes mit den Menschen. Von der Schöpfung über Noah zu Abraham und Mose, den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten bis zur Landnahme in Kanaan. Die Bedeutung von Jerusalem als Davidstadt bis hin zu dem Ort, an dem Jesus gekreuzigt und auferstanden ist. Es zieht sich eine sehr große Verheißungslinie durch die Bücher der Bibel. Kein Wunder, dass Zinzendorf dieses Buch als „edle Gabe“ bezeichnet hat. Und deshalb werde ich in den nächsten Tagen insgesamt dreimal eine besondere Geschichte zu diesem „Buch der Bücher“ als Update schreiben von Menschen, die damit besondere Krisensituationen erlebt haben.
„Halleluja, Ja und Amen! Herr, du wollest auf mich sehn, dass ich mög in deinem Namen fest bei deinem Worte stehn. Lass mich eifrig sein beflissen, dir zu dienen früh und spat und zugleich zu deinen Füßen sitzen, wie Maria tat“ (V. 2 von EG 198).