Wenn Corona will, steht (fast) alles still. Update 18. vom 02.04.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Große Entschuldigung heute früh von meiner Seite an die Redaktion der Hersbrucker Zeitung. Gestern hatte ich geschrieben, dass ich einen Aprilscherz in Zeiten von Corona nicht für angebracht finde. Als ich gestern aber den Lokalteil aufgeschlagen habe, war ich positiv überrascht. Groß stand als Überschrift zu lesen: „Senioren greifen zur Selbsthilfe„. Dann ein ausführlicher Beitrag darüber, dass Bewohner vom Sigmund-Faber-Haus sich anbieten, für die älteren Bewohner einzukaufen. Zwei Bewohner mit Elektrostuhl und einem Kofferanhänger stellen sich zur Verfügung, für andere Bewohner notwendige Fahrten durchzuführen. Daneben ein wunderbares Bild.

Ein toller Einfall in Zeiten der Coronakrise. Und vielleicht hat ja der ein oder andere Leser diesen Artikel für Ernst genommen und sich über die Tatkraft der „motorisierten“ Bewohner gefreut, gewundert oder war überrascht. Vielleicht war der ein oder andere gar empört über diese seltsame Auslegung der Ausgangsbeschränkung. Ich war begeistert. Warum? Der Artikel verrät etwas über die Grundeinstellung der Bewohner in diesem Haus. Sie gehören auf Grund des Alters und der Vorerkrankungen selbst zu den sog. „gefährdeten“ Menschen. Die Pfleger, Schwestern und das Verwaltungspersonal sind bei aller Vorsichtsmaßnahmen selbst höchst gefährdet. Und dennoch verlieren alle nicht den nötigen Humor. Und dennoch stehen sie zusammen und wissen, nur im Miteinander können sie diese Krise bewältigen so gut es eben geht. Und dennoch fallen sie nicht in ein Jammern oder Klagen. Und dennoch versuchen sie, Freude in dieser Krisensituation zu verbreiten. Sie sind dadurch ein Vorbild für uns alle, nicht nur auf uns zu schauen. Vor einem Geschäft habe ich am Montag gelesen: „Bitte kaufen Sie nur die Menge an Waren, die Sie selbst brauchen. Dann erhält auch ihr Mitbürger genügend von dem, was er braucht“. Dieser Satz war eine Anspielung auf die sog. „Hamsterkäufe“. Und diese habe durchaus damit zu tun, dass ich in der Versuchung stehe, erst einmal an mich zu denken und den anderen zu übersehen. Das Hemd ist mir eben näher als die Hose. Der Aprilscherz der Bewohner vom Sigmund-Faber-Haus ist für mich ein Art „Aufrütteln“ und „Hinschauen“, dass es nur im Miteinander gehen wird. Der Apostel Paulus sagt ja selbst: „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“ (Galater 6, 2). Von daher ein großes Lob an die Verantwortlichen des Aprilscherzes vom gestrigen Tag.

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