„Wen möchten Sie Danke sagen in dieser Zeit? Bitte rufen Sie uns an, schreiben Sie uns eine Mail oder senden Sie uns eine Sprachnachricht“ – so ähnlich lautet der Aufruf des bayrischen Rundfunks seit zwei Tagen. Es stimmt. Es gilt Danke zu sagen all diejenigen, die an vorderster Front in diesen Zeiten stehen. ich denke vor allem an die Ärzte, Krankenpfleger/-innen, Sanitäter, Mitarbeiter/-innen in den Krankenhäusern, in den Altenwohnheimen und Pflegestationen usw. Meine Aufzählung ist nicht vollständig. Aber eine besondere Berufsgruppe kommt so gut wie nie vor: die Landwirte. Deshalb habe ich mich sehr über das Bild gefreut, das mir zugesandt worden ist.
Ich denke jetzt nicht so sehr an das Problem der fehlenden Erntehelfer für die Spargelernte und für das Obst. Dieses Problem muss auch politisch gelöst werden. Ich denke eher grundsätzlich: Die Landwirte sind es, die unsere Nahrungsmittel erzeugen. In den letzten Jahren ist das oft vergessen worden. Ideologische Streitigkeiten über konventionellen und ökologischen Anbau haben überlagert, um was es geht: Ihnen verdanken wir die Lebensmittel um leben zu können. Als Beauftragter für Landwirtschaft im Dekanat Hersbruck bin ich immer traurig, wenn ich Diskussionen und Leserbriefe wahrnehme, welche Art von Landwirtschaft besser ist. Studien zeigen, dass die Lebensmittel aus konventioneller Landwirtschaft nicht schlechter als die aus ökologischer Landwirtschaft sind. Gleichzeitig gilt auch: Verbraucher wollen Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft. Mein Traum ist, dass Menschen die Lebensmittel erhalten, die sie essen wollen. Und dabei respektieren sie den anderen, der eine andere Ansicht hat und sich anders ernährt. Studien zeigen, dass dies möglich ist. Ich wünsche mir, dass diese Coronakrise dazu führt, dass Erzeuger und Verbraucher die Grabenkämpfe beenden und sich gegenseitig anerkennen. Die Viehhaltung als Hauptverursacher von zu hohem Kohlendioxid in der Luft zu brandmarken während gleichzeitig Tausende von Flugzeuge durch den Himmel fliegen ist genau so absurd wie die Haltung, dass Ökobauern keine Ahnung hätten von Landwirtschaft. Beide Meinungen habe ich mir schon anhören müssen. Auf beide Seiten gibt es gute Landwirte und schlechte Landwirte. Auf beide Seiten gibt es „schwarze Schafe“. Und ein konventioneller Landwirt, der nicht das Wohl seiner Tiere im Blick hat, wird keinen Erfolg haben. Vielleicht lernen viele Menschen durch die Coronakrise wieder mehr, dass Lebensmittel nicht nur billig zu haben sind und gute Lebensmittel ihren Preis haben. Ich hoffe, das ist kein frommer Wunsch von mir. Für mich als Pfarrer gilt es an dieser Stelle darauf hinzuweisen, von wem wir alle abhängig sind und wem wir letztlich alles zu verdanken haben. Es ist wunderschön ausgedrückt im Ps 145: „Aller Augen warten auf dich HERR, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit. Du tust deine Hand auf und sättigst alles, was lebt, nach deinem Wohlgefallen“ (Ps 145, 15 – 16).