Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Mittwoch, der 13.05.2020. Ich lese die Hersbrucker Zeitung. Die Schlagzeile auf der ersten Seite lautet: „In den Startlöchern. Am Montag dürfen Gaststätten im Freien wieder öffnen“. Auf S. 3 dann ein ausführlicher Bericht. Der Wirt des Hallerndorfer Brauhauses am Kreuzberg im Landkreis Forchheim wird zitiert. Unter anderem sagt er: „Täglich rufen Leute bei uns an und wollen wissen, welche Band bei uns am Vatertag spielt“. Ich schmunzle.
Der Begriff „Vatertag“ für das Fest Christi Himmelfahrt hat sich eingebürgert. Selbst in diesem Jahr ist das so, in dem dieser Tag nicht so gefeiert werden kann wie gewohnt. Früher habe ich mich darüber geärgert und gedacht: Muss denn auch im Land der Reformation solch ein wichtiger Tag wirtschaftlich und gesellschaftlich so vereinnahmt und umbenannt werden? Mittlerweile sehe ich das gelassener. Im Gegenteil: Ich finde den Namen sogar ganz gut. „Vatertag“. Ja, das ist er. Der Tag des himmlischen Vaters. Der Tag, an dem deutlich wird, dass unser Gott im Himmel seinen Sohn Jesus Christus wieder in die unsichtbare Welt hinaufgezogen hat. Manche stellen sich das ja so vor, als wäre Jesus wie eine Art Weltraumrakete in das Weltall geflogen. So war es aber eben nicht. „Und als er das gesagt hatte, wurde er zusehends aufgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg“ (Apg 1, 9). Merkwürdig unscheinbar wird das hier beschrieben. Zuerst wurde er offenbar kurz über die Erde aufgehoben. Und dann war Jesus in einem Augenblick weg. Er war und ist eben nicht wie eine Rakete unterwegs, sondern von einem Augenblick zum anderen ist er in der unsichtbaren Welt. Am Fest Christi Himmelfahrt geht es darum zu erkennen, dass es neben dieser sichtbaren Welt auch die unsichtbare Welt gibt. Sie ist unseren Augen verborgen. Jesu Weg in der sichtbaren Welt geht zu Ende und er regiert mit seinem himmlischen Vater in der unsichtbaren Welt.
Ich bin froh und dankbar, dass ich den Leistungskurs Physik in der Kollegstufe des Gymnasiums hatte. Wir haben uns 1976 ein ganzes Halbjahr mit der speziellen Relativitätstheorie von Albert Einstein beschäftigt. Damals ist mir deutlich geworden, wie nahe dran die Bibel an den Thesen dieses besonderen Wissenschaftlers ist. In den letzten Jahren und damit etwa hundert Jahren nach seinen Veröffentlichungen zum Thema beweisen gegenwärtige Physiker seine Theorien. Und die Rede von „Schwarzen Löchern“ gehört fast schon zum Allgemeingut. Es ist ein Begriff aus der „Allgemeinden Relativitätstheorie“ von Einstein. Ich merke das auch bei Diskussionen in der 4. Klasse der Grundschule wenn es um das Thema „Sichtbare“ und „unsichtbare“ Welt geht. Die Schüler/-innen sind interessiert an diesem Thema und ich kann in der Regel sehr gut über sichtbare und unsichtbare Welt mit ihnen sprechen und auch ein paar wissenschaftliche Erkenntnisse weitergeben soweit ich das als Laie von meinem Physikleistungskurs her kann.
„Das Fest Christi Himmelfahrt“. Es ist der „Vatertag“. Es zeigt uns, dass der himmlische Vater von Jesus Christus auch der Herr des Universums ist. Er ist gleichzeitig im Glauben an Jesus mein himmlischer Vater. Er regiert mit seinem Sohn Jesus Christus. Dieser verheißt bei seinem Abschied die Kraft des Heiligen Geistes für die Jünger. Und diese erfahren das genau 10 Tage später am Pfingstfest. „Denn in ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewalten; es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen“ (Kol 1, 17).