Wenn Corona will, steht (noch) manches still, update 151 vom 13.08.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Baut Brücken und nicht Mauern

Kennst Du das Lieblingslied von Menschen, die in einem Gefängnis sitzen“? Ein ehemaliger Gefängnispfarrer hat mich mit dieser Frage wirklich überrascht. Ich denke nach, ich denke hin und her. Er gibt mir noch einen Tipp: „Ich habe es immer wieder in einem Gottesdienst im Gefängnis singen lassen, weil die Insassen es oft singen wollten“. Ich komme immer noch nicht drauf. „Gerhard, es ist ein Lied aus Deiner Jugendzeit und steht in „Sein Ruhm – unsere Freude. Fällst es Dir jetzt ein?“ Ich schaffe es nicht. Seine Antwort hat mich wirklich verblüfft. „Mit meinen Gott kann ich Wälle zerschlagen, mit meinem Gott über Mauern springen“. Da hätte ich wirklich drauf kommen können. Wie oft habe ich dieses Lied im Kreis der anderen am Samstag abend im CVJM Leuzenbronn gesungen.

Aber nicht nur Gefängnisinsassen wünschen sich, dass Mauern abgebaut werden. Es gibt die vielen unsichtbaren Mauern zwischen Menschen, die einem das Leben so schwer machen können. „Baut Brücken und nicht Mauern“. Wer mein Update 140 vom 02.08. gelesen hat, weiß, wie schwer das ist. Immerhin war das eine der ersten bekannten sog. „Fakes“ der Geschichte, als Walter Ulbricht am 13.08.1961 und damit genau heute vor 59 Jahren begann der Mauerbau. Die DDR-Regierung hatte ihr eigenes Volk eingesperrt. Es starben bei Fluchtversuchen an der Berliner Mauer 238 Menschen und an der innerdeutschen Grenze 441.

Wenn ich im Religionsunterricht auf das Thema „unsichtbare Mauern“ komme, dann spreche ich auch diese sichtbare Mauer an. Meistens schauen mich die Schüler/-innen ungläubig an. Dann rede ich mit ihnen darüber, erzähle Geschichten davon und dass Deutschland einmal durch eine Mauer geteilt war. „Stimmt das wirklich, was Sie uns da erzählen?“ Diese Frage ist für mich ganz komisch und ich bin fast ein wenig traurig darüber. Vermutlich sind wir die Generation, die davon erzählen muss so wie die Kriegsgeneration vom Holocaust.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass bei den Diskussionen um das Coronavirus auch solche unsichtbare Mauern da sind. Sie verläuft zwischen denen, die Angst haben und um Vorsicht mahnen und denen, die eher leichtfertig sind und das Geschehen für eine Art „leichte“ Grippe halten. Vielleicht ist es so wie mit der innerdeutschen Mauer. Wer Coronakranke kennt, ist vorsichtig. Wer keinen Kranken kennt, geht eher leichtfertig und etwas ratlos damit um. Hoffentlich gibt es auch hier Brücken, die beide Seiten zueinander bringen.

Im Internet habe ich ein neues Lied der Christusgemeinde Bielefeld zu Psalm 18 gefunden.

Dort heißt es: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen, mit meinem Gott kann ich alles überwinden…Denn meinem Gott ist kein Ding unmöglich. Er ist stark, in meiner Schwachheit. Seine Gnade ist alles, was ich brauch. Er ist mein mächtiger Retter. Ihm allein gehöre ich

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