Wenn Corona will, steht (noch) manches still. Update 190 vom 20.09.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Alles liegen und stehen lassen

Da sitzt er in seinem Häuschen und wartet darauf, dass einer nach dem anderen vorübergeht. Meist sind die Gespräche mit den Menschen für ihn nicht sehr angenehm. Die ankommenden Kaufleute und Bauern sind wütend und schreien ihn an. „Du bist ein Halsabschneider“ ist noch ein freundlicher Ausdruck. „Du bist ein Dieb, ein Betrüger. Du willst nur Geld scheffeln und uns betrügen“. Solche Worte sind schon heftiger. Aber er hat sich daran gewöhnt. Was ihn wirklich ärgert ist, dass er als „Kollaborateur zu den Römern“ hingestellt wird. Dabei macht er nur seinen „Job“. Er versucht diesen gut zu machen und nach bestem Gewissen zu handeln. Gut. Manchmal fällt das schwer. Er will natürlich auch Geld verdienen und gut leben. Er muss dafür Kompromisse eingehen. Denn als Zöllner arbeitet er zusammen mit den Römern, die das Land seit vielen Jahren besetzt halten. Aber jeder versucht halt, irgendwie gut durch das Leben zu kommen.

Fast schon teilnahmslos im Alltagstrott geht dieser Tag so dahin. Er blickt auf und sieht von weitem einen Mann, der ihn mit klaren Augen ansieht. Dessen Blicke bleiben bei seinen Augen hängen. Der Mann geht langsam auf ihn zu und spricht ihn mit einer freundlichen, aber klaren Stimme direkt an: „Folge mir“! Er ist verdutzt. Er weiß gar nicht genau, warum? Aber er lässt alles stehen und liegen, verlässt sein Zollhaus und folgt diesem Mann nach. Keine langen Überlegungen, keine Fragen. Kein: Wie geht das jetzt weiter? Was werden die Leute sagen? Wer kümmert sich um die nach Jerusalem Hereinkommenden? Wie werden die Römer reagieren? Er steht einfach auf und folgt diesem Rabbi nach. „Und er stand auf und folgte ihm“. So steht es im Matthäusevangelium im 9. Kapitel, Vers 9. Klar und deutlich war der Ruf zur Nachfolge von Jesus an den Zöllner Matthäus.

Ein Beispiel dafür, wie Menschen erkennen, wer Jesus ist. Manchmal braucht es dazu eben keine langen Erläuterungen, kein Für und Wider, keine Erklärungen und Begründungen. Einfach so! Jesus nachfolgen – das genügt erstmals. Daran denke ich heute, am Gedenktag des Matthäus. Er ist ein Beispiel dafür, wie Menschen alles liegen und stehen lassen können, wenn sie den Ruf von Matthäus hören.

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