Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 254 vom 24.11.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Der zweiten Welle begegnen

„Die zweite Welle ist jetzt da!“ Diese Worte höre ich jetzt überall in den Medien. Die Zahl der Infizierten steigt rasant an. Manche tun so, als wäre das überraschend und kaum nachvollziehbar. Dabei ist das ein grundsätzliches Phänomen ab Herbst. Die kalte Jahreszeit beginnt und damit steigen auch die Erkältungen. Viele Menschen husten, schniefen und räuspern sich. Mancher bekommt eine Lungenentzündung. In diesem Jahr lasse ich mich zum ersten Mal gegen Grippe impfen. Bis jetzt war ich da eher vorsichtig. Aber ich will nicht unsicher sein, wenn ich doch Grippemerkmale im Lauf der nächsten Wochen bekommen sollte. Dann weiß ich, dass es jedenfalls nicht Influenza ist.

Grundsätzlich halte ich aber diese Ankündigung der „zweiten Welle“ für sehr problematisch. Denn davon wurde von Anfang an gesprochen. Schon im April und Mai haben Politiker bei bestem und sonnigem Wetter mit dieser Sprechweise Angst geschürt. Sie hatten wohl gehofft, dass die Menschen auch in den sonnigen Monaten besonders aufpassen würden. Ich habe das für schwierig gehalten. Demnächst werde ich zwei Updates aus Tansania veröffentlichen. Dann erfahren Sie, dass dort nicht mit Angst gearbeitet wurde und dennoch Erfolge zu verzeichnen sind. Zugegeben hat das wohl auch mit den sommerlichen Temperaturen in Afrika zu tun.

In mir ist dieses Wort aus dem Buch Hiob: „Denn was ich gefürchtet habe, ist über mich gekommen, und wovor mir graute, hat mich getroffen. Ich hatte keinen Frieden, keine Rast, keine Ruhe, da kam schon wieder ein Ungemach“ (Hiob 3, 25). Wenn ich dieses biblische Wort richtig verstehe, dann ziehe ich mit meinen Worten das unheilvolle Geschehen wie magisch an. Das hat wohl auch damit zu tun, dass im Hebräischen das „Wort“ (dabar) ein konkreter Sachgegenstand ist und nicht wie bei uns abstrakt. Auch wir benutzen dies manchmal im Sprachgebrauch, z.B. wenn ich antworte: „Deine Worte haben mich jetzt sehr getroffen“.

Die Politiker haben diese sog. „zweite Welle“ also richtiggehend herbeigerufen. Heute vor genau einer Woche habe ich das Stichwort „Die dritte Welle“ gelesen. Aber Angst ist kein guter Ratgeber. Vielleicht wäre es besser gewesen, die Menschen zu ermutigen und Freude zu verbreiten für das Leben im Sommer. Außerdem löst die Bezeichnung „zweite Welle“ in mir Furcht aus. Ich denke z.B. an eine große Welle wie bei einen Tsunami. Was Menschen jetzt benötigen ist Zuversicht und Stärkung. Denn wie ich jetzt mit den steigenden Infektionszahlen umgehen muss, das muss jeder selbst lernen.

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