Wenn Corona will, steht (in Bayern) fast alles still, Update 269 vom 09.12.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Wie eine gute Idee missbraucht werden kann

Walle! Walle manche Strecke, dass zum Zwecke, Wasser fließe und mit reichem, vollem Schwalle zu dem Bade sich ergieße“. Wer kennt sie nicht – diese Zeilen aus dem Zauberlehrling von Johann Wolfgang v. Goethe. Ich fiebere richtiggehend mit, wenn ich den Text wieder einmal durchlese. Der alte Hexenmeister hat sich weggegeben und der Lehrling hat sich eigenständig ans Werk gemacht. So geht der Besen los und bringt das Wasser vom Ufer zum Becken. Leider hat der Lehrling das Wort zum Beenden vergessen und der Besen hört nicht auf. „Immer neue Güsse bringt er schnell herein. Ach! Und hundert Flüsse stürzen auf mich ein“. Selbst als der Besenstock geteilt wird, hört es nicht auf. Im Gegenteil! Es wird schlimmer! Jetzt laufen zwei Besenteile und bringen das Wasser herbei, das zur nicht mehr beherrschbaren Flut wird. Im letzten Augenblick kommt der Meister herbei und bringt alles zum Stoppen.

In der achten Klasse der Realschule in Rothenburg o/T habe ich das Gedicht lernen dürfen/müssen. Der Deutschlehrer war ein begeisterter Kenner der Geschichte und fragte: „Welcher Satz ist der Wichtigste in diesem Gedicht?“ Ich spürte, dass er nach geschichtsträchtigen Daten fragte und meldete mich: „Die ich rief die Geister werd ich nun nicht los“ war meine Antwort. Das gab natürlich Rückfragen und eine lange Diskussion in der ganzen Klasse.

Ich habe sofort den Namen „Alfred Nobel“ genannt. Für mich ist dieser Mann der Protagonist schlechthin für diese wichtigste Aussage vom Zauberlehrling. Und das, obwohl Alfred Nobel ein Jahr nach dem Tod des größten deutschen Dichters im Jahr 1833 erst geboren wurde. Aber manche Aussagen überdauern Zeit und Geschichte. Er hat 1866 das sog. „Dynamit“ erfunden. Ihm gelang es, das Nitroglycerin sicher zu entzünden mit der von ihm 1863 entwickelten sog. Initialzündung. Jahrelang experimentierte er damit. Neben seinem Bruder Emil kamen dabei viele Menschen um das Leben. Er wollte aber unbedingt einen handhabungssicheren Sprengstoff entwickeln, weil er davon überzeugt war, dieser würde der Menschheit vor allem in den Bergbaugebieten helfen. Er hatte zwar eine Ahnung davon, dass dieser gleichzeitig für Kriegszwecke verwendet werden könnte. Er konnte aber die große schlimme Wirkungsgeschichte seiner Entdeckung nicht vorausahnen.

Am Ende seines Lebens sah er das Unheilvolle aber kommen. In seinem Testament vom 27.11.1895 führte er fast sein gesamtes Vermögen einer Stiftung zu. Er bestimmte, dass die Zinsen aus dem Fonds jährlich als Preis an diejenigen ausgeteilt werden sollten, „die im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erbracht haben“. Er nannte fünf Gebiete: Physik, Chemie, Medizin, Literatur und Frieden. Die Gründung der Nobel-Stiftung erfolgte im Jahr 1900 und ein Jahr später, am 10.12.1896 und damit genau morgen vor 124 Jahren ist Alfred Nobel in Sanremo in Italien gestorben.

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