Wenn Corona will, steht (überall wieder) fast alles still, Update 278 vom 18.12.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Das Evangelium hat Sprengkraft

Übermorgen feiern Christen den 4. Advent. Es ist ein ganz besonderer Sonntag. An diesem letzten Sonntag vor dem Hl. Abend wird als Evangeliumslesung ein Text aus dem Lukasevangelium vorgeschlagen: Lukas 2, 26 – 56. Maria, die Mutter von Jesus rückt in den Mittelpunkt. Ein Engel verkündigt ihr die Schwangerschaft von Jesus. Im weiteren Verlauf wird erzählt, wie Maria ihre Tante Elisabeth trifft, die ebenfalls schwanger mit Johannes ist.

Ab dem V. 46 steht der sog. „Lobgesang der Maria“. Es lohnt sich sehr, diesen Text zu lesen. Er ist hochpolitisch. „Gott übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreutem, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn. Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen. Er gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf…“ (V. 51 – 54). Der Text zeigt mir, dass das Evangelium Sprengkraft hat und eine Umkehr von Machtverhältnissen fordert, wenn diese nicht dem Willen Gottes entsprechen.

Ich bin froh und dankbar, dass ich in einer Demokratie lebe und keiner Willkür ausgesetzt bin. Ich bin verunsichert und verärgert, dass leider offenbar auch bei uns, Reiche immer reicher und Arme immer ärmer werden. Die sog. „Mittelschicht“ fällt weg. Hoffentlich kann diese Coronapandemie vielen Politikern dafür die Augen öffnen. In Gespräche mit Menschen merke ich, dass nicht viele Christen diese fast revolutionäre Botschaft durch den Lobgesang von Maria kennen und erstaunt sind, wenn sie diesen Text lesen.

Für mich ist auch erstaunlich, wie diese politische Botschaft eingebettet ist in einem Lobpreis ganz am Anfang der Geschichte mit Jesus. Weitere zwei solcher Lobpreislieder am Anfang des Weges mit Jesus folgen unmittelbar darauf. Zacharias singt ihn nach der Geburt seines Sohnes. Er findet sich ebenfalls im Evangelium des Johannes im ersten Kapitel in den Versen 67 – 79 (Der Lobgesang des Zacharias).

Im zweiten Kapitel wird die Geschichte von der sog. Darstellung Jesu im Tempel erzählt. Die Geschichte findet sich ab V. 32. Darunter lese ich den sog. „Lobgesang des Simon“ in den Versen 29 – 32. Schon ganz am Anfang im Leben von Jesus spielte also das Lob Gottes eine sehr große Rolle. Daran will denken mitten in einer Krise, in der mir das Lob Gottes immer schwerer fällt.

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