Trauer um Luther
Heute ist der 20.02.2021. Heute vor genau 475 Jahren, am 20.02.wird der Trauergottesdienst für Martin Luther in der Kirche in Eisleben unter Leitung von Michael Cölius gefeiert. Danach setzt sich ein gewaltiger Zug um die Mittagszeit in Bewegung. Der Zug scheint endlos. In allen Dörfern, die der Zug berührt, läuten die Glocken und das Volk bildet Spalier zum Zeichen der Trauer. Gegen fünf Uhr des Nachmittages ist die Spitze des Zuges in Halle eingetroffen. Das Gedränge in der Stadt ist groß. Um sieben Uhr erreicht er die Kirche „Unserer lieben Frauen“. Das Gotteshaus ist voll. Sie singen den Psalm „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“ mit „kläglichen, gebrochenen Stimmen mehr herausgeweint denn gesungen“. Die Leiche wird in die Sakristei gebracht und von etlichen Bürgern bewacht. Danach zieht der Tross am Morgen weiter und kommt am Montag in Wittenberg an. Das Trauergeleit wird von 65 Reitern angeführt. Hinter dem Leichenwagen sitzt seine Frau Katharina auf einem Wagen.
In der Schlosskirche wird der Sarg so hingestellt, dass er der Kanzel zugewandt ist. Bugenhagen predigt über 1. Thessalonicher 4, 14: „Denn so wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, also wird Gott auch, die da entschlafen sind, durch Jesum mit ihm führen“. Danach predigt Luthers Freund Melanchthon und der Sarg wird in das Grab direkt vor dem Altar hinabgelassen. Es hätte nicht viel gefehlt und das Grab wäre in Zeiten des Schmalkaldischen Krieges kurz darauf geschändet worden. Das war aber nicht der Fall und später wurde Melanchthon neben ihm begraben. Besucher der Schlosskirche zu Wittenberg können heute die beiden Gräber besichtigen und sich dieser beiden besonderen Männer erinnern.
Ich ende mit Worten der Frau von Martin Luther, Katharina Luther. Sie schreibt in einem Brief an ihre Schwägerin: „Wer wollte nicht billig betrübt und bekümmert sein um einen solchen teuren Mann, als mein lieber Herr gewesen ist, der nicht allein einer Stadt oder einem einzigen Land, sondern der ganzen Welt gedient hat. Derhalben ich wahrlich so sehr betrübt bin, daß ich mein großes Herzeleid keinem Menschen sagen kann, und weiß nicht, wie mir zu Sinn und Mut ist. Ich kann weder essen noch trinken, auch nicht schlafen. Und hätt ich ein Fürstentum und Kaisertum gehabt, sollt mir so leid nicht sein, hätt ich´s verloren, wie daß unser lieber Herrgott mir, und nicht allein mir, sondern der ganzen Welt, diesen lieben und teuren Mann genommen hat. Wenn ich daran denk, so kann ich vor Leid und Weinen – wie Gott wohl weiß – weder reden noch schreiben“.