Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 397 vom 16.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Der Einzug Luthers als Fanal

Es ist am 16.04.2020 gewesen. Genau heute vor einem Jahr. Es ist ein Donnerstag. Es war die Osterwoche. Am Tag vorher sitze ich am Computer und überlege, was ich beim Update 32 schreiben soll. Weil es die Osterwoche ist, habe ich den Plan meine eigene Konfirmation 1972 zu verarbeiten. Aber halt, da war doch noch etwas anderes! Ja, klar. Ab dem 16.04. beginnen besondere Reformationstage. Denn ab diesem Tag 1521 steht Martin Luther vor den bedeutendsten politischen und kirchlichen Würdeträger auf dem Reichstag zu Worms. Ich muss mich also entscheiden, was ich weitergeben soll. Ich entscheide mich für meine persönlichen Erlebnisse an meine Konfirmation. Mein Hintergedanke war: Da kommen noch mehr Beiträge zur Reformation, die als Jubiläum eingeordnet werden können. Denn schließlich war das Jahr 1520 bahnbrechend. Ich habe mich an meinem eigenen Ratschlag gehalten und vor allem im Mai und Juni 2020 viele Beiträge zur Reformationsgeschichte geschrieben. Meine Gedanken waren noch: Ich will bei meinen Lesern ja nicht der große Lehrer sein. Und zu viel Geschichte langweilt vielleicht den einen oder anderen. In einem Jahr haben wir ganz andere Gedanken und hoffentlich wieder volle Kirchen.

Jetzt ist dieses Jahr vergangen und es ist kaum leichter als vor einem Jahr geworden. Immerhin dürfen wir wieder Gottesdienst feiern – aber unter welchen Umständen? Das hat zur Folge, dass sich diese bedeutenden Jahre im Leben von Martin Luther und in der deutschen Geschichte als Jubiläumsjahr „gefeiert“ werden können. Gespannt bin ich, ob diese in der Öffentlichkeit mitten um die Geschehnisse von Prinz Philip und der Lösung der K-Frage der Union und der Grünen überhaupt wahrgenommen werden! Jedenfalls werden die Geschehnisse um den Wormser Reichstag und damit die Frage nach der persönlichen Situation von Martin Luther genau 500 Jahre alt.

Denn heute vor genau 500 Jahren, am 16.04.1521 zieht Martin Luther in Worms ein. Er will den Kampf aufnehmen im vollen Bewusstsein, wie gefährlich er für ihn sein wird. Er hat zwar vom Kaiser freies Geleit bekommen. Aber das war 100 Jahre vorher auch Jan Hus gegeben worden. Dennoch wurde dieser in Konstanz am Scheiterhaufen als Ketzer verbrannt und seine Asche kam in den Bodensee. Ich habe darüber ausführlich in meinem Update 113 vom 06.07.2020 geschrieben.

Gegen den Rat seiner Freunde tritt Martin Luther den Weg nach Worms an. Es ist eine einzigartige Jubelfahrt. Leute aus den Orten auf dem Weg jubeln ihm zu und stärken ihn damit. Auch der Einzug in die zum Bersten vollgestopfte Stadt Worms wird zum Fanal. Der katholische Abgesandte Nuntius (ein Nuntius ist mit einem Botschafter zu vergleichen) Aleander berichtet: „Die Stadt ist wie aufgestört. Alle rennen vom Essen weg auf die Straße, um zu sehen, wie der „große Ketzeroberst“ in die Stadt Worms gelangt. Mit drei Genossen in einem Wagen sitzend, zieht er ein. Er ist von etwa acht Berittenen umgeben. Der Jubel des Volkes kennt keine Grenzen. Er nimmt seine Herberge in der Nähe seines sächsischen Fürsten. Beim Verlassen des Wagens schließt ihn ein Priester in seine Arme, faßt dreimal an sein Gewand und tut im Weggehen so, als habe er eine Reliquie berührt. Dieser Luther, als er vom Wagen stieg, blickte mit seinen dämonischen Augen im Kreise umher und sagte: „Gott wird mit mir sein!

Diesen Worten des römischen Abgesandten ist wohl nichts mehr hinzuzufügen. Danach geht Luther zum nahegelegenen Gasthaus „Schwan“ und lässt sich an einer festlich geschmückten Tafel das Mahl bereiten. So wurde Luther geistlich und körperlich gestärkt für die folgenden Tage.

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