Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Wo ist Schweigen angebracht?
„Im Christentum sagt der liebe Gott gleichsam zu den Menschen: Spielt nicht Tragödie, das heißt Himmel und Hölle auf Erden. Himmel und Hölle habe ich mir vorbehalten“. Dieses Zitat könnte von einem großen Glaubenslehrer sein. Von „Himmel“ und „Hölle“ ist die Rede und davon, dass dies Gott vorbehalten ist.
Es stammt von dem großen Philosophen Ludwig Wittgenstein, der heute vor genau 70 Jahren, am 29.04.1951 in Cambridge gestorben ist. Ehrlich gesagt: Ich habe diesen Mann vor meinem Theologiestudium auch nicht gekannt. Um seine Philosophie wirklich zu verstehen, muss man ihn ganz genau studieren. Aber im Laufe des Studiums ist mir ein anderes Zitat von ihm tief ins Herz gegangen, an das ich in dieser Coronapandemie oft gedacht habe: „Was sich überhaupt sagen läßt, läßt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen“.
Ich denke an viele Diskussionen, Meinungen, Klarstellungen und Zielvorgaben aus dem Bereich der Politik und der Wissenschaft zum Coronavirus. Oft genug hatte ich das Gefühl: Zuhören und abwarten wäre keine schlechte Tugend. Aber schließlich stehen wir jetzt im Frühjahr 2021 vor der Bundestagswahl und der Wahlkampf hat begonnen. Aber öfters mal „Schweigen“, weil ich dazu nicht reden kann, wäre dennoch eine gute Tugend und wäre ein Zeichen von Größe. Aber vermutlich ist dieser Wunsch der Vater meiner Gedankens. Noch ein weiteres Zitat dieses großen Philosophen: „An einen Gott glauben heißt sehen, dass es mit den Tatsachen der Welt noch nicht abgetan ist. An einen Gott glauben heißt sehen, dass das Leben einen Sinn hat“.