Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Weder drei noch Heilige und erst recht keine Könige
Morgen feiern wir das sog. „Epiphaniasfest“. Kaum jemand kennt dieses Fest mit diesem Namen. Fast alle sagen dazu „Fest der Hl. Drei Könige“. Aber auch dieses Fest ist nur in Bayern, in Baden-Württemberg und in Sachsen-Anhalt ein gesetzlicher Feiertag.
Wenn ich mit Jugendlichen und Erwachsenen darüber rede, dann höre ich noch: „Da kamen doch Kaspar, Melchior und Balthasar zu Jesus und beteten ihn an“. Mancher kennt auch noch die nachfolgende Geschichte, dass ein Engel ihnen beim Rückweg einen anderen Weg wies, damit der König Herodes Jesus nicht finden kann. In der Konfirmandengruppe nehmen wir oft einen ganzen Samstagvormittag her und schauen uns die Weihnachtsgeschichten genauer an. Dabei liest eine Gruppe die Weihnachtsgeschichte aus Lukas 2 und die andere Gruppe die Weihnachtsgeschichte aus Matthäus 1.
Es gibt das erste Erstaunen: Die Hl. Drei Könige stehen ja gar nicht in der bekannten Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium mit den Hirten und dem Stern. Bei den Krippenspielen wird das alles zusammengefasst und es sieht so aus, als würde das in einer Geschichte stehen. Dann staunen die Jugendlichen, dass nicht von Königen die Rede ist und dass auch die Zahl drei nicht vorkommt. Es war offenbar eine Karawane, die von Mesopotamien (dem heutigen Irak) nach Jerusalem gezogen ist. Das alles ist eine sehr gute Möglichkeit, den jungen Menschen auf die Parallelstellen vor allem im Matthäusevangelium hinzuweisen. Sie lesen dann 4. Mose 24, 17; Ps 72, 10 und 15; Jes 60, 6 (Mit dem Land „Saba“ ist allerdings vermutlich das heutige Land Jemen gemeint).
Und schon gibt es ein Gespräch, warum die Weihnachtsgeschichte so und nicht anders beim Evangelisten Matthäus steht. Denn wie kein anderer Evangelist betont er den Zusammenhang vom Alten Testament zur Geschichte von Jesus. Nur noch im Buch der Offenbarung wird dieser Zusammenhang noch stärker und klarer herausgearbeitet. Die Jugendlichen lernen, dass im Mittelpunkt gar nicht so stark das tatsächliche Geschehen der Geburt von Jesus steht, sondern der Zusammenhang, dass der himmlische Vater von Jesus der ist, der sich als der Gott Jahwe dem Volk Israel vorgestellt hat und er der treue Gott für die Juden bis zum heutigen Tag ist. Er hat seinen Sohn Jesus auf die Erde gesandt, damit Menschen erkennen, dass in ihm Vergebung und Gnade geschenkt ist. Natürlich gibt es bei den Jugendlichen dann von mir auch den Hinweis, dass die Reliquien der Weisen aus dem Morgenland im Kölner Dom begraben sein sollen. Aber das ist dann ein anderes Thema.
Persönlich muss ich innerlich immer ein wenig schmunzeln, wenn ich zu anderen sage: Wir feiern das Fest Hl. Drei Könige, obwohl die Namen nicht bekannt sind (und damit können es keine Heilige sein), es keine drei Leute waren und erst recht keine Könige. „Denn die Menge der Kamele wird dich bedecken, die jungen Kamele aus Midian und Efa. Sie werden aus Saba alle kommen, Gold und Weihrauch bringen und des HERRN Lob verkündigen“. (Jesaja 60, 6).