Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Ein paar Krapfen und das war es dann auch schon
Heute ist der Faschingsdienstag 2021. Geboren und aufgewachsen in einem tief protestantischen Gebiet, war für uns als Kinder dieser Tag fast ein Tag wie jeder andere. Halt! Es stimmt nicht ganz. Wir haben uns als Kinder vor allem als Cowboys und Indianer verkleidet. In der Regel haben die Cowboys gegen die Indianer beim Kampf immer gewonnen. Irgendwie fühlten wir uns dieser Gruppe näher als den „Rothäuten“. Hoffentlich bekomme ich jetzt keinen Shitstorm, wenn ich diesen Begriff verwende.
Ganz ehrlich! Ich habe mich in dieser Rolle als Cowboy schon vor über 50 Jahren nicht wirklich wohlgefühlt. Ich war auf der einen Seite nicht das abenteuerlustige Kind. Ich habe mich lieber ein wenig im Hintergrund gehalten und zugeschaut. Im Gegensatz zum Sport gehörte ich da nicht zu den Anführern. Auf der anderen Seite kannte ich als Kind natürlich auch die Winnetoufilme. Irgendwann wurde mir der erste Teil dieser Filmreihe als Quartett geschenkt. Noch heute sind mir diese Karten im Kopf, wenn ich wieder einmal Winnetou I schaue. Die Sympathien bei diesen Filmen sind bei mir eindeutig bei den Indianern und ihren „weißen“ Helfern wie Old Shatterhand oder Sam Hawkins. Das war für mich schon als Kind so. Aber das habe ich mit ungefähr neun Jahren nicht vor den anderen Spielkameraden thematisiert. Dafür war ich zu feige.
Anders war es bei einem bestimmten Brauch am Faschingsdienstag. Wir sind als Kinder durch das kleine Dorf gezogen und haben Faschingskrapfen erhalten. Dumm war nur, dass diese auch zu Hause gebacken wurden. Kein Kind hatte wirklich Freude daran, wenn er noch zusätzlich etwa 10 Krapfen erhalten hat. Ich erinnere mich, dass manche Familien ein 50-Pfennig-Stück gegeben haben. Das war uns tatsächlich lieber. Es wanderte in die Spardose, die damals ein wichtiges Utensil war. Denn immerhin gab es dafür so ungefähr 3 % Zinsen. Nach heutigen Maßstäben war das eine Traumzahl.
Das war es dann auch mit dem Faschingsdienstag. Wir sind nirgends zu irgendwelchen Veranstaltungen oder gar Kinderfaschingsnachmittagen hingegangen. Das alles vermisse ich bis heute nicht. Ich bin also eher der typische protestantische „Faschingsmuffel“. Außerdem gab es noch keine Faschingsferien. Am Aschermittwoch ging die Schule nach zwei Tagen Pause wieder an. Und da galt es dann, die Schulvorbereitungen am Abend vorher zu treffen. Und in diesem Jahr bekommen die Schüler/-innen ein klein wenig ein Feeling dafür, wie sich Faschingstage ohne Ferien anfühlen.