Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Mein letztes Rennen – hoffentlich nicht
„Sein letztes Rennen“. Für mich gilt dieser Film mit Dieter Hallervorden zu den besten Filmen überhaupt. Der Schauspieler verkörpert darin Paul Averhoff (ist eine fiktive Person), der 1956 olympisches Gold im Marathon gewann. Jetzt muss er mit seiner Frau Margot ins Altersheim. Aber Basteln und Singen sind nicht seine Sache. Er fängt wieder an zu trainieren, er will noch einmal einen Marathon über 42, 2 Kilometer schaffen. Da stirbt seine Frau und Paul will sein Versprechen halten, das Rennen alleine zu beenden. Die Heimleitung will das unbedingt verhindern und Paul wird ruhiggestellt und fixiert.
Aber der Pfleger Tobias und ein Bewohner befreien ihn heimlich und bringen ihn an den Start. Kurz vor dem Ziel bricht er im Berliner Olympiastadion zusammen. Mit letzter Kraft steht er auf. Die Zuschauer applaudieren und er erreicht erschöpft, aber glücklich die Ziellinie. 2014 erhält Dieter Hallervorden den deutschen Filmpreis für die „beste männliche Hauptrolle“ des Jahres. Und spätestens dann weiß jeder, dass er nicht nur der Komiker ist, dessen Sketche in „Nonstop nonsens“ tatsächlich durchaus Geschmackssache sind. Er ist ein wunderbarer Schauspieler, der auch mit „Honig im Kopf“ ein Jahr später eine überragende Leistung gezeigt hat. Am 5.9. dieses Jahres ist er 85 Jahre alt geworden.
Aber warum denke ich heute an ihn? Gestern früh habe ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Halbmarathon auf Zeit gewalkt. Er wurde als Europameisterschaft ausgeschrieben. Bei diesen 21, 2 km musste ich sechsmal den Schmausenbuck in Nürnberg steil hinauf und dann wieder herunter. Ich habe mir vorher die Startliste angeschaut und gedacht: „Oh je. Alles tolle Läufer, die ich von den letzten Jahren her kannte. Nur ganz wenige haben sich an dieses Strecke herangetraut“. Also gab es für mich zwei Ziele: Nicht Letzter werden und diese mörderische Strecke in drei Stunden schaffen. Tatsächlich habe ich beide Ziele geschafft. Aber die letzte Runde war wirklich sehr schwer.
Sechs Tage vorher meinte jemand zu mir: Bei deinen Rennen in Nürnberg denke ich an „Sein letztes Rennen“. Ehrlich gesagt: Ein wenig fühle ich mich aus so heute früh. Ich spüre noch die Müdigkeit in den Knochen und die Muskeln sind noch nicht ganz weich. Aber es ist doch gut, sich immer wieder einmal neue Ziele zu setzen und hinterher ein gutes Gefühl zu haben. Und vielleicht fahre ich heute mittag nach dem Gottesdienst noch einmal hin. Dann werden 16, 1 km in Angriff genommen und das gilt als Deutsche Meisterschaft. Naja, wenigstens haben diese Rennen wichtige Bezeichnungen. Und hoffentlich bin ich körperlich und mental in der Lage, auch morgen ein Update zu schreiben!!!!