Wenn Corona will, steht (noch) manches still, Update 181 vom 12.09.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Moria

Feuer verwüstet Flüchtlingslager Moria“. Das ist in diesen Tagen eine große Schlagzeile. Dieser Ort auf der griechischen Insel Lesbos im Mittelmeer beherbergt zurzeit etwa 12.600 Flüchtlingen, obwohl nur 2.800 Plätze zur Verfügung stehen. Bei diesen Zuständen ist es kein Wunder, dass der Ort wegen mehrere Corona-Fälle unter Quarantäne steht. Viele Flüchtlinge wollen von dort fliehen um sich nicht anzustecken. Aber sie dürfen nicht. Zurzeit gehören die Behörden davon aus, dass dieses Feuer durch Brandstiftung gelegt worden ist. Wegen der Windböen ist ein Löschen nur unter erschwerten Bedingungen möglich. Ein Kommentator meint: „Europa fehlt eine realistische Vision“.

All diese Gedanken und allein der Name „Moria“ lassen mich daran erinnern, dass ein Ort „Moria“ eine sehr große Rolle in der Bibel spielt und nicht nur für uns Christen ganz wichtig geworden ist. „Moria“ ist nämlich der Ort, an dem Abraham seinen Sohn Isaak gebunden hat. Sie steht im 1. Buch Mose im 22. Kapitel und ist eine der umstrittensten Geschichten der Bibel überhaupt. Gott befiehlt darin Abraham, seinen Sohn Isaak zu opfern. An der Opferstätte hält ein Engel Abraham jedoch im letzten Moment davon ab, seinen Sohn zu töten. Abraham wird für seine Gottesfurcht belohnt, da er bereit war, dieses große Opfer zu bringen. Wer sich hier an die Historie klammert, der kann tatsächlich schnell ins Grübeln kommen, was das für ein Gott ist.

Interessant ist für mich, dass diese Geschichte in den früheren Schriften des Alten Testamentes nicht stand. Sie ist relativ spät dort eingefügt worden. Das zeigt mir, dass sie einer besonderen Auslegung bedarf. Sie ist schon in der jüdischen Überlieferung ein Hinweis darauf, dass der Tod überwunden wird und ein neues Leben der Auferstehung erwartet werden kann. Deshalb haben Christen diese Geschichte schon immer auf das Kreuz von Jesus gedeutet. Er hat sich am Kreuz geopfert, damit die Gnade Gottes umso deutlicher wird.

Heute wird dieser Wort „Moria“ auf dem Tempelberg verortet. Und damit ist dieser Berg (und damit die Stadt Jerusalem) der Mittelpunkt aller drei monotheistischer Religionen. Für die Juden ist es der Ort der Bindung von Isaak. Für die Christen ist es der Ort, in dem Jesus gekreuzigt und auferstanden ist. Für Moslems ist es der Ort, an dem Mohammed mit seinem Rappen zum Himmel hinaufgeritten ist. Und Muslime feiern bis heute das sog. „Opferfest“ zur Erinnerung an das Geschehen um Abraham und Isaak. Es ist für sie immerhin der höchste Festtag.

Was ich auch noch interessant finde! „Moria“ bedeutet „Jahwe ist mein Lehrer“. Der Ort Moria ist das Land, in dem man sehen (erkennen) wird. Und das würde ich mir wünschen in diesen komischen Zeiten. Dass die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft sehen und erkennen, was konkret zu tun ist um nicht nur Flüchtlingen zu helfen, sondern einwirken auf Staatsmänner, dass solche Flüchtlingsströme gar nicht erst geschehen müssen.

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