Archiv des Autors: Pfr. Gerhard Metzger

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 295 vom 04.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Die drei Weisen und die Frau

In diesem Jahr habe ich viele Gedichte und Geschichten um das Weihnachtsfest erhalten. Es war Lustiges dabei und dann wieder Geschichten zum Nachdenken. Ich habe durchaus Sinn für Beides. Eine Geschichte hat mich aber besonders angesprochen. Das ist die Geschichte „Die drei Weisen und die Frau“. Sie stammt von Katja Süß und diese Erzählung will ich heute weitergeben:

„Was die alten Geschichten nicht erzählen, ist, dass mit den drei Weisen, die das Kind suchten und fanden, auch eine Frau unterwegs war. Mit den drei Männern folgte sie dem Stern, befragte Herodes und kam nach Bethlehem. Aber dort ging sie nicht mit in das Haus, nur durch ein Fenster sah sie das Kind mit seiner Mutter und die drei, die vor dem Neugeborenen niederknieten, ihre Schätze auftaten und ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe schenkten, als habe sie nicht damit zu tun.

Bald wandte sie sich um, ging raschen Schrittes davon. Sie hatte ihren Sinn schon auf die Heimat gerichtet, aber plötzlich hielt sie inne und lief zurück, zurück zum Kind. Den Stern brauchte sie nicht mehr, denn der Ort war noch in ihrem Herzen. Und jetzt kniete auch sie vor dem Neugeborenen nieder und reichte ihm ihre Gabe: ihren Wanderstab. „Nimm meine Starrheit“, sagte sie. „Mein unerlöstes Bestreben, alles richtig zu machen, meine Angst, man könne mir einen Fehler nachweisen. Mit deinen Augen vermag ich zu sehen, wie ich dadurch viele Menschen zurechtweise und auf Distanz halte. Du kleingewordener Gott, du vollkommene Liebe zum unvollkommenen, lehr mich deinen Blick. Lehr mich sein wie du“.

Sie schaute das Kind an und ahnte: Der Same war gelegt, das Neue konnte wachsen in ihr. Noch im Hinausgehen zögerte sie: „Und wenn ich jetzt stolpere – ohne Stock, ohne Stütze…?“ Doch ehe sie die Frage beendet hatte, wusste sie: „Dann stehe ich wieder auf. Ich kann jederzeit zurückkehren zu diesem Kind, zu diesem neuen Anfang. Jeden Tag, jede Minute werden Kinder geboren, und mit jedem von ihnen beginnt das Leben neu. Jeden Augenblick neu kann aus meinem Nein ein Ja werden – ein Ja zu dem, was ist. Jetzt kehre ich wirklich auf anderem Weg heim“, dachte sie und ging“.

Wenn Corona will, seht (wieder überall) fast alles still, update 294 vom 03.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen zeit

O du fröhliche

Liturgisch wird der heutige Sonntag „Zweiter Sonntag nach dem Christfest“ genannt. Unter normalen Umständen würde heute zum letzten Mal am Ende des Gottesdienstes das bekannte Weihnachtslied „O du fröhliche“ gesungen werden. Vermutlich ist es neben „Stille Nacht, heilige Nacht“ das bekannteste Weihnachtslied überhaupt. Es klingt fröhlich und vielen wird es dann im Herzen warm. Pure Freude erklingt aus dieser Melodie und dem Text.

Umso erstaunter war ich, als ich die dahinterstehende Geschichte gelesen habe. Der Text stammt von Johannes Daniel Falk. Er lebte von 1768 – 1826. Die Entstehung des Liedes hat mit allem anderen zu tun, nicht aber mit Freude. Es ist ein Lied mitten in der Krise. Es ist 1816 entstanden. Johannes Daniel Falk hat innerhalb kurzer Zeit vier seiner sieben Kinder an Typhus verloren. Er gründete in Weimar das „Rettungshaus für verwahrloste Kinder“. Den dort aufgenommenen Kindern widmete er das heutige Weihnachtslied. Die Melodie stammt aus einem sizilianischen Marienlied.

Interessant ist, dass dieses Lied mehr als die drei uns bekannten Strophen hat. Ursprünglich sollte es neben dem Weihnachtsfest auch die beiden anderen Hauptfesten der Christenheit beschreiben: Ostern und Pfingsten.

Deshalb heißt es in zwei anderen Strophen: O du fröhlich, o du selige, gnadenbringende Osterzeit! Welt liegt in Banden, Christ ist erstanden. Freue, freue dich, o Christenheit“.

O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Pfingstenzeit! Christ, unser Meister, heiligt die Geister: Freue, freue dich, o Christenheit“. Und ganz ehrlich: Das beeindruckt mich schon, wie Johannes Daniel Falk unter dem Eindruck von vier gestorbenen Kinder und der schlimmen Zeit der napoleonischen Kriege dieses Lied mit dieser Freude schreiben kann. Da wird er für mich zum Vorbild in unserer Coronakrise.

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 293 vom 02.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen zeit

Nomen est omen

Gestern war der Neujahrstag für 2021. Ich habe viele Grüße erhalten mit den Worten: „Hoffentlich wird dieses Jahr besser als 2020“. Ganz ehrlich: Das wünsche ich mir auch. Ich erinnere mich an meine Kindheit, dass der Neujahrsgottesdienst nach heutigen Maßstäben relativ gut besucht war. Gegenwärtig verlieren sich die Gottesdienstbesucher an diesem Tag in einer fast leeren Kirche.

Manche fragen mich: „Warum wird überhaupt am Neujahrstag ein Gottesdienst gefeiert?“ Das hat zuerst einmal damit zu tun, dass Christen zum Ausdruck bringen wollen, das vor einem liegende Jahr unter Gottes Schutz zu stellen. Das bringt nach meiner Meinung kein anderes Lied so zum Ausdruck wie EG 62: „Jesus soll die Losung sein, da ein neues Jahr erschienen. Jesu Name soll allein denen heut zum Zeichen dienen, die in seinem Bunde stehn und auf seinen Wegen gehn“.

Dass Christen am Neujahrstag (immer noch?) einen Gottesdienst feiern, hängt auch damit zusammen, dass dieser Tag der sog. „Tag der Beschneidung und Namensgebung von Jesus“ ist. Seine Eltern lassen ihn nach jüdischer Tradition genau eine Woche nach der Geburt beschneiden. Bis heute ist dieser Ritus für Juden ein Zeichen des Bundes Gottes mit seinem Volk Israel. Im ersten Buch Mose im 17. Kapitel wird erzählt, wie Gott in seiner Begegnung mit Abraham dieses Zeichen als Vergewisserung des Bundes angeordnet hat.

Für Martin Luther war der zweite Teil dieses Tages natürlich wichtiger: Die Namensgebung von Jesus. Dieser Name kommt vom Hebräischen „Joschia“. Die lateinische Form „Josua“ ist vielen bekannter. Denn Josua war der Nachfolger von Mose. Er hat das Volk Israel in das gelobte Land Kanaan geführt. Viele Kinder heißen auch in Deutschland mittlerweile „Josua“ oder „Joschua“. Die Bedeutung ist: „Gott hilft“. Und das benötige ich nicht nur im neuen Jahr 2021, sondern jeden Tag. Aber in dieser Zeit vielleicht ganz besonders.

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 292 vom 01.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Die gute Tat an Neujahr

Als Pfarrer habe ich natürlich schon viele Gottesdienste an Neujahr erlebt. In manchen Kirchengemeinden und vor allem in Freikirchen werden keine Gottesdienste mehr an diesem Tag gefeiert. Die Menschen sind „feiermüde“ vom Silvester. Bei uns in Altensittenbach kommen zwischen 15 – und 20 Gottesdienstbesucher/-innen. Wenn ich im Kirchenvorstand nach diesem Tag frage, erhalte ich bis zum heutigen Tag die Antwort: „Für manche Menschen ist es der schönste Gottesdienst im Jahr. So ruhig ist sonst kein anderer Gottesdienst“. Das stimmt vermutlich.

Vor meinem Dienst als Pfarrer habe ich jahrelang jährlich an irgendeinem Ort die Orgel gespielt. Meine Erinnerungen gehen deshalb an jedem Neujahrstag an ein besonderes Erlebnis vom 01.01.1979. Gestern habe ich über die Umstände beim Übergang von 1978 auf 1979 geschrieben. Es waren chaotische Straßenzustände. So fahre ich also zu Beginn des Jahres 1979 mit dem Auto von Habelsee in Richtung Oestheim. Der Gottesdienst war für 9.00 Uhr geplant. Um rechtzeitig anzukommen, allen Unabwägbarkeiten durch den Schnee auszuweichen und um noch ein wenig vorher üben zu können, bin ich um 6.30 Uhr!!!!! losgefahren. Die Strecke beträgt ungefähr 25 km. Die Autobahn A 7 war noch nicht durchgehend gebaut und ich musste die B 25 nehmen.

Kurz vor Insingen sah ich vor mir ein Auto im Straßengraben liegen. Der Fahrer stand verzweifelt auf der Straße und wollte Hilfe erhalten. Tatsächlich gelang es uns, mit dem Seil nach etlichem hin und her das Auto herauszuziehen. Es ging aber nicht mehr los. Also gab es noch eine Starthilfe mit dem Kabel. Letztlich gelang es uns beiden, das Auto wieder zu starten. Der Fahrer war natürlich überglücklich und bedankte sich herzlich bei mir. Ich habe fast eine Stunde dadurch verloren. In der ganzen Zeit fuhr kein anderes Auto vorüber. Wer fährt auch schon am Neujahrstag gegen 6.30 Uhr mit seinem Auto auf einer Bundesstraße zwischen Rothenburg o/T und Insingen? Immerhin hatte ich einen Menschen helfen können und kam auch noch rechtzeitig zum Üben und Orgelspielen in der Kirche an.

Solch eine gute Tat am Neujahrstag um einen Menschen in seiner Krise helfen zu können!! Ich war durchaus ein wenig stolz. Kein Wunder, dass ich das bis heute nicht vergessen habe und an jedem 1.1. daran denke.

Hannah Hümmer von der Christusbruderschaft Selbitz schreibt zum Jahresbeginn: „Das erste Wort und das letzte Wort des Jahres ist dein Name, Jesus Christus, dein Name, in dem alle Liebe lebt, in dem unsere Heimat ist und in dem unsere ganze Hoffnung liegt. Du bist das A und das O, der Anfang und das Ende der Zeit“.

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 291 vom 31.12.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Temperatursturz

Ich sitze am 31.12.1978 um 22.00 Uhr in der Jakobskirche in Rothenburg. Mein Orgellehrer, KMD Hans Helmut Hahn gibt wie jedes Jahr ein Silvesterkonzert und gestaltet so für Liebhaber der klassischen Orgelmusik einen schönen Übergang in das neue Jahr. Für die Jahreszeit bin ich relativ „leicht“ angezogen. Es hat 10 Grad plus und nichts deutet darauf hin, dass sich das grundlegend verändern würde. Zu Dritt hatten wird vor Jahren mit dem Orgel lernen angefangen und standen kurz vor dem Absolvieren der sog. externen musikalischen C-Prüfung in Bayreuth. Wir hatten vereinbart, gemeinsam diesen Jahresübergang so zu gestalten und lauschten den Orgelklängen unseres Lehrers.

Nach knapp 90 Minuten gingen wir aus der Kirche um den weiteren Abend zu feiern. Außen angekommen staunten wir. In dieser gut einer Stunde gab es einen Temperatursturz von 20 Grad. Es war bitterkalt und es fing zu schneien an. Noch heute steht im Internet, dass dies der schlimmste Schneesturm der vergangenen 100 Jahren in Deutschland war und dass in manchen Gegenden sogar 20 Grad minus gemessen wurden. Das war also dann ein Temperatursturz von bis zu 30 Grad nach unten. Für mich stand fest: Jetzt einfach möglichst sicher und dennoch schnell nach Hause kommen. Es gelang mir noch relativ gut. Diese 12 km konnte ich noch gut bewältigen durch vorsichtiges Fahren. Meine Gedanken hingen aber schon an den Morgen des neuen Jahres. Ich war eingeteilt als Orgelspieler in der Kirche in Oestheim. Dort hatte ich ein paar Wochen vorher meine erste Predigt in einem Sonntagsgottesdienst gehalten (siehe mein Update 193 vom 24.09.2020). Mein Gedanken waren: Ich muss morgen möglichst früh losfahren um gut dort anzukommen. 25 km! Normalerweise dauert das eine halbe Stunde. Außerdem hatte ich kaum Zeit zum Üben gehabt. Das muss ich auch noch einberechnen. Im Nachhinein haben sich diese Überlegungen als sehr gut herausgestellt. Aber davon dann morgen mehr.

Hannah Hümmer von der Christusbruderschaft Selbitz schreibt: „Du Anfang und Ende der Zeit, zu dir kommen wir in den letzten Stunden des Jahres. Du hast deine Arme über uns gebreitet in dem zu Ende gehenden Jahr. Deine Liebe hat uns getragen. Auch im neuen Jahr wirst du bei uns sein und uns vorausgehen. Du bist die Mitte, und du wirst das Ende aller Dinge sein.

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 290 vom 30.12.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

War Weihnachten vor 2000 Jahren ruhig und staad?

Es war in diesem Jahr tatsächlich ein stilles und „staades“ Weihnachtsfest. Komisch für mich war, dass in den letzten Jahren einige Zeitgenossen mit mir darüber diskutiert haben, dass es in der Advents- und Weihnachtszeit viel zu laut war. „Man sollte doch auf das Eigentliche“ von Weihnachten hinweisen, das waren oft genug die Antworten. Dieselben Menschen haben sich in diesem Jahr bei mir beschwert, dass es diesmal so „ruhig“ war. Tja!! Offenbar kann man es tatsächlich keinem recht machen.

Ich fahre am 19.12. gegen 19.30 Uhr zum Unteren Markt nach Hersbruck. Ein wichtiger Brief muss eingeworfen werden im Wissen, dass nur die beiden Briefkästen direkt am Postamt am Sonntag früh geleert werden. Ich laufe durch den Ort, an dem in „normalen“ Jahren genau zu dieser Zeit am Samstag vor dem 4. Advent Hochbetrieb herrscht. Denn auf diesem Platz findet sonst der Hersbrucker Weihnachtsmarkt statt. In diesem Jahr herrscht hier absolute Stille. Ich begegne keinen Menschen. Ich laufe etwas langsamer und atme diese Ruhe und diese Stimmung ein. Ich versuche, das alles positiv wahrzunehmen und daran zu denken, dass diese „himmlische Ruhe“ angenehm sein kann.

Wenn ich sonst mit Menschen über die Advents- und Weihnachtszeit rede, dann wende ich oft ein, dass damals vor gut 2000 Jahren auch keine Ruhe geherrscht hat. Der Kaiser Augustus hatte eine Volkszählung befohlen. Jeder sollte in seine Heimatstadt reisen. Josef und Maria fanden keine Herberge. Alles war voll und hektisch. Vermutlich ging es in Bethlehem zu wie in einer Touristenstadt am Abend: laut, Menschen haben geschrien, Händler waren auf den Straßen, Räuber und Betrüger waren unterwegs. Wenn es also heutzutage zum Weihnachtsfest laut und schrill ist, dann liegt das näher an der ursprünglichen Weihnachtsgeschichte als die diesjährige Situation. Und gespannt bin ich, wenn in zwei Jahren genau zur Adventszeit die Fußballweltmeisterschaft in Katar über die Bühne gehen wird. „Sightseeing von Fußball bei Glühwein, Plätzchen und Heizungspilze“. Na, das hat uns gerade noch gefehlt!!

Dann ist vermutlich erst recht nötig, wie das Hanna Hümmer von der Christusbruderschaft Selbitz so ausgedrückt hat: „…und wenn dein Leben wie eine arme Bruchbude, wie ein alter Stall ist, liegt darüber die Verheißung, dass da „das ewig Licht“ hereingeht und von da aus durch alle Ritzen und Luken hinausdringt und in die Nacht der Menschheit hineinleichtet…

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 289 vom 29.12.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Kennen Sie den Herrn Rotes?

Ich kenne den Herrn Weißes“. Tatsächlich habe ich diese Antwort auch schon einmal erhalten auf die Frage in der Schule, wer eine Person aus der Weihnachtsgeschichte nennen kann. Natürlich fallen schnell die Namen „Jesus“, „Maria“, Josef“. Vielleicht auch noch „Hirten“ und manchmal auch „Kaspar“ für einen der sog. drei Hl. Könige!! Aber bei der Nennung von „Herrn Weißes“ musste ich doch kurz nachdenken bis ich auf „den Trichter“ kam. „Du meinst wohl den „Herodes“. Ich schmunzle bei den Gedanken, dass der „Herr Rotes“ äh „Herodes“ leicht mit dem „Herrn Weißes“ verwechselt werden kann nach dem Motto: „Ich wusste es doch, dass an Weihnachten eine Farbe mit im Spiel ist.

Dabei ist die Geschichte von Herodes alles andere als lustig. Er war König in Palästina „von Römers Gnaden“. Diese hatten das Gebiet 63 v. Chr. erobert. Durch geschicktes Taktieren mit den Römern konnte Herodes ein relativ gutes Eigenleben in Judäa führen. Er hatte einen „guten Riecher“ dafür, welcher römische Herrscher an die Spitze kommt. So wechselte er immer wieder einmal die Seiten und konnte sich sehr gut behaupten. Er ließ den Tempel zum dritten Mal bauen und versöhnte sich so mit der eigenen religiösen Elite. Gleichzeitig tat er alles, um nicht gegen die römischen Herrscher agieren zu müssen. Er wurde „der Fuchs“ genannt und das sagt alles.

Auch in den biblischen Geschichten ist das sehr gut herauszulesen. Die sog. Weisen aus dem Morgenland lässt er Jesus finden um einen möglichen aufstrebenden Nebenherrscher von Anfang an zu zerstören. Er ist vermutlich im Jahr 4. V. Chr. gestorben und wurde fast 70 Jahre alt. Von diesem Datum aus wissen wir, dass Jesus ungefähr 4 – 6 v. Chr. geboren wurde. Das deckt sich auch mit der Geschichtsschreibung von der Konjugation von Jupiter und Saturn (siehe mein Update 280 vom 20.12.2020). In die Geschichte ist er als „jüdischer Klientelkönig Roms“ eingegangen. Aber Engel Gottes halfen Josef, damit Herodes das Leben von Jesus nicht zerstören konnte. Aber letztlich gehört auch dieser Herrscher zur Geburtsgeschichte von Jesus.

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 288 vom 28.12.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Verfolgt von Anfang an

Diese Geschichte ist wirklich eigenartig und kaum mit dem Verstand nachzuvollziehen. Wie oft hatte ich mit Menschen darüber auch schon diskutiert. Es ist die Erzählung, die nur im Matthäusevangelium steht: „Die Flucht nach Ägypten“ und „Der Kindermord des Herodes“. Mit dem Verstand ist das auch nicht zu begreifen, dass andere Kinder sterben müssen nur, damit Jesus gerettet wird. Ich kann natürlich viele Argumente bringen, um diesen sog. „Kindermord in Bethlehem“ zu verteidigen wie z.B. „Nur so konnte Jesus seinen Auftrag erfüllen“. Aber ganz ehrlich: Wirklich überzeugend klingt das dann nicht, eher rechtfertigend.

Wichtiger ist es wohl, auf den Textzusammenhang zu schauen. In der Fachsprache wird das „Kontext“ genannt. Und da sehe ich vor allem bei Matthäus, wie oft er Bibelstellen aus dem Alten Testament zitiert. Er will damit aufzeigen, dass das Geschehen um die Geburt von Jesus Erfüllung von vielen alttestamentlichen Weissagungen ist. Er will einen Bogen setzen von der Geschichte Gottes mit seinem Volk Israel zur Geschichte mit Jesus und seinem Leben und Wirken. Er will damit zeigen: Dieser Jesus kommt von Gott und wer an ihn glaubt, der hat das ewige Leben.

Und zum Leben von Jesus selbst gehört von Anfang an auch Verfolgung und leiden dazu. Selbst nach der Geburt wird das schon sichtbar. Das Leben von Jesus ist in Gefahr. Sein Leiden, Sterben und neues Leben gilt vom ersten Tag seiner Geburt. Deshalb gehört zu seinem Auftrag auch die Geschichte vom „Kindermord des Herodes“ dazu, auch wenn es gut überlegt sein sollte, ob und wann ich das Kindern erzählen kann. „In Rama hat man ein Geschrei gehört, viel Weinen und Wehklagen; Rahel beweinte ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn es war aus mit ihnen“ (Matthäus 2, 18 und 1. Mose 35, 19).

Leider weiß es kaum einer, dass der heutige 28.12. auch liturgisch als „Tag der unschuldigen Kinder“ benannt ist mit eigenen liturgischen Texten und Liedern. Die Kirche hat also von Anfang an die Schwierigkeiten mit diesem Text gesehen und den Kindern von Bethlehem in einer besonderen Art und Weise gedacht. Und grundsätzlich gilt, dass Herodes ein gerissener, aber schlauer König war. Aber davon morgen mehr.

Hanna Hümmer von der Christusbruderschaft Selbitz schreibt: „Göttliches Kind, du bist Mensch geworden, nichts ist dir fremd, nichts ist dir verborgen. Deine Liebe ist größer als alles Elend dieser Welt. Du wirkst hinein in das ärmste Dasein eines Kindes irgendwo in dieser Welt. Du trägst und birgst alle Kinder dieser Erde“.

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 287 vom 27.12.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Der Jünger, den Jesus lieb hatte

Für Martin Luther war das Johannesevangelium das wichtigste überhaupt. Er liebte es darin zu lesen, zu lehren und zu predigen. Das hat einen einfachen Grund. Das Johannesevangelium ist nicht „historisch“ und „chronologisch“ angeordnet. Es geht nicht direkt von der Geburt von Jesus zu Kreuz und Auferstehung. Eine Geburtsgeschichte im üblichen Sinn wird nicht erzählt. Es beginnt sofort mit einer Verkündigung dessen, was Gott in Jesus in die Welt gebracht hat. „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns (Jo 1, 14).

Es geht sofort darum, wer Jesus für mich und für die gesamte Welt ist. Er ist der fleischgewordene Gottessohn. Wörtlich heißt es: „Er zeltete unter uns“. Damit wird deutlich, dass Jesus hier auf dieser Erde immer unterwegs war. Er hat keine „bleibende Stätte, wo er sein Haupt niederlegen“ kann (Lukas 9, 58b). Jesus ist unterwegs zu und mit den Menschen.

Der Autor dieser neutestamentlichen Schrift wird nicht mit Namen genannt. Aber er steht in einer besonderen Verbindung zu seinem „Rabbi“. Er ist der sog. „Lieblingsjünger“. So wird er z.B. im cap. 21, 20 bezeichnet: „Petrus aber wandte sich um und sah den Jünger folgen, den Jesus liebhatte, der auch beim Abendessen an seiner Brust gelegen hatte…“. Dieser Vers spielt darauf an, dass in Johannes 13, 23 und 25 steht: „Es war aber einer unter seinen Jüngern, den Jesus liebhatte, der lag bei Tisch an der Brust Jesu…Da lehnte er sich an die Brust Jesu und fragte ihn: Herr, wer ist es?“ Dieser Jünger wird mit Johannes identifiziert. In keinem anderen Evangelium und in den drei Johannesbriefen wird die Liebe Gottes so stark thematisiert.

Manche fragen: Hat Jesus nur diesen Jünger lieb und die anderen nicht? Ich denke, dass das so nicht gesagt werden kann. Es ist umgekehrt: Kein anderer Jünger hat diese einzigartige Liebe Gottes durch Jesus so begreifen und annehmen können. Er legt sich an die Brust von Jesus wie ein kleines Kind. In allen Zeichnungen und Gemälden wird diese kleine Episode so gemalt, dass Johannes seinen Kopf an die Brust von Jesus anlehnt. Besser als vom „Lieblingsjünger“ zu reden wäre vielleicht vom Jünger zu sprechen, der wie kein anderer „die Liebe Jesu erwidert hat“.

Und ehrlich? Ich frage mich oft genug, ob ich dazu in der Lage bin! Heute am 27.12. ist der Gedenktag des Apostels Johannes. Es ist ein Tag, sich über die Liebe dieses Jüngers zu Jesus besonders Gedanken machen zu können. „Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen eingeborenen Sohn gesandt hat in die Welt, damit wir durch ihn leben sollen. Darin besteht die Liebe: nicht, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden“ (1. Johannesbrief 4, 9 – 10).

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 286 vom 26.12.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Der Stein des Anstoßes

Herr Metzger, ich habe einen Zahn verloren“. Das hat eine Schülerin Monate später zu mir gesagt. Sie war da schon gar nicht mehr in der Grundschule in Altensittenbach. Was war geschehen? Ich hatte in der vierten Klasse die Geschichte von Stephanus erzählt und besprochen. Es lässt sich dann nicht verhindern, dass auch das Ende des ersten Märtyrers genannt und gelesen wurde. In der Regel sind die Schüler/-innen sehr aufmerksam. Vermutlich hatten sie diese Geschichte noch nie gehört. Wir haben uns ausführlich in die Gedanken und in die Gefühle von Stephanus hinein versetzt.

In diesen Unterrichtsstunden kommen wir dann auch auf Verfolgung von Christen in heutiger Zeit zu sprechen. Etwa 200 Millionen Christen sind davon weltweit betroffen. Ihr einziges Vergehen ist, dass sie an Jesus als Christus glauben. Der jährliche Weltverfolgungsindex von „Open Doors“ zeigt das überdeutlich. Die Schüler/-innen waren so beeindruckt, dass sie in der Pause die Steinigung des Stephanus nachgespielt haben. Ich habe das nicht bemerkt und weiß bis heute nicht, wie sie das genau gemacht haben. Sie haben mir im Nachhinein nur erzählt, dass eine Mitschülerin den Stephanus gespielt hat und mit Steinen beworfen wurde. Offenbar hat ein Stein ihren Mund getroffen und ein Zahn wurde so verletzt, dass er gezogen worden ist. Mittlerweile sind diese Schüler/-innen schon von mir konfirmiert worden. Und mehrmals sind wir auf diese Begebenheit gekommen. Immerhin bin ich wirklich dankbar, dass die Eltern dieses Mädchen sich nicht bei mir beschwert haben. Ich konnte ja nichts dafür und ich hatte auch keine Pausenaufsicht. Ich bin aber froh, dass die „Steinigung des Stephanus“ auf dem Pausenhof in Altensittenbach nicht noch mehr Schaden angerichtet hat.

Aber heute am 26.12., am Gedenktag des Stephanus, fallen mir diese Gedanken natürlich ein. Und ich denke auch daran, wie es möglich war, dass Stephanus damals diese Kraft aufbringen konnte, so stark und fest an Jesus zu glauben: Es war die Kraft des Heiligen Geistes. Stephanus hat einen Blick in die unsichtbare Welt machen können und konnte handeln wie Jesus. Das erkenne ich an den folgenden Worten: „…und sie steinigten Stephanus, der reif den Herrn an und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! Er fiel auf die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“ (Apostelgeschichte 7, 59 – 60).