Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit.
„Ich erzähle Euch heute eine Kriminalgeschichte, die ich selbst erlebt habe“. Mit diesen Worten stand ich vor der 4. Klasse. „Vermutlich kommt da wohl Jesus vor?“ „Entscheidet selbst nach der Geschichte“ – war meine Antwort. Es war wie heute ein Freitag vor dem Palmsonntag. Und damals war ich tatsächlich in einer lebenskritischen Situation, auch wenn ich das erst im Rückblick gemerkt habe. Aber in diesen Zeiten der Coronakrise fällt sie mir ein. Es war am 17.03.1978. Ich war in Jerusalem (siehe mein Update 14 vom 29.03.2020). Wir Studenten von der Augustana-Hochschule Neuendettelsau hatten eine ganze Woche frei und konnten selbständig entscheiden, wie wir den Tag verbringen würden. Ich hatte mich für den Herzl-Berg entschieden. Das Grab von Theodor Herzl, dem Gründer der Zionistischen Bewegung und der biblische Zoo – dafür wollte ich mir viel Zeit nehmen. Zu viel, wie sie später herausstellen sollte. Am frühen Abend war ich mit der Besuchstour fertig und stellte mich an die nahe Bushaltestelle. Da kam der Bus – und er fuhr an mir vorüber. Naja, kann mal vorkommen. Beim nächsten Bus stellte ich mich weiter heraus – aber der Bus fuhr auch vorüber. Ich war verwundert. Beim dritten Bus winkte ich mit den Armen – er fuhr vorüber und ich stand etwas „betröppelt“ da. Plötzlich hatte ich die Erklärung: Heute Abend beginnt bei Sonnenuntergang der Sabbat. Und bei Beginn müssen alle Busse im Bahnhof sein. Sabbat ist der absolute Ruhetag und keine öffentlichen Verkehrsmittel dürfen fahren. Deshalb hat kein Bus angehalten. Also musste ich den Weg zum Gästehaus mit dem Fuß gehen. Wegen der Sonne hatte ich mir einen Kufir gekauft und trug ihn in diesen Tagen. „Gerhard, Du siehst wie ein richtiger Araber aus“ – so hatten mich meine Mitstudenten noch verspottet. Ich hatte damals noch schwarze Haare und einen sehr langen schwarzen Bart. Ich dachte mir noch: „Wo bekomme ich noch etwas zum Essen?“ Irgend ein Mitstudent hatte mir von einer arabischen Pizzeria in der Altstadt von Jerusalem erzählt. Ich wollte den Weg wissen und sehe in der Ferne drei israelische Soldaten stehen. Ich gehe auf sie zu und sie zielen plötzlich mit Ihren Maschinegewehre auf mich. Sie hielten mich evtl. für einen arabischen Terroristen. Denn ich stand genau vor dem Tor des Verteidigungsministeriums. Aber es ging noch einmal gut und sie erklärten mir den Weg. Ich gehe in die Altstadt und diese war menschenleer. Wo könnte nur die Pizzeria sein? Plötzlich entdecke ich etwa 100 m hinter mir einen jungen Mann laufen. Er hielt immer diesen Abstand. Mir wurde es mulmig. Ich bleib einfach stehen. „Entweder er läuft vorbei oder er will mich überfallen“. So waren meine Gedanken. Ich wartete – er kam näher und näher und näher – er lief an mir vorbei. Jetzt hatte ich genug von der dunklen Altstadt von Jerusalem. Ich kehrte um und ging zu unserem Gästehaus von der Aktion Sühnezeichen, das etwa 4 km entfernt war. Beim Ankommen war es schon nach 20.00 Uhr und alle hatten sich Sorgen gemacht. Aber es war noch einmal gut gegangen. Es hätte Böse enden können und mein Leben wäre schnell vorbei gewesen. Bei der Erzählung dieser Geschichte waren die Kinder aus der Grundschule muksmäuschenstill. „Und hat dieser persönlicher Krimi etwas mit Jesus zu tun“ ? – fragte ich sie. Eine interessante Frage wohl nicht nur für Kinder von 10 Jahren! Jedenfalls ist sie mir heute am Freitag vor dem Palmsonntag in dieser schweren Zeit der Corona-Krise eingefallen. Und was mir noch eingefallen ist, das steht in Ps 91, 11 und kann ein Rettungsanker sein für jeden von uns: „Denn er hat seinen Egeln befohlen über dir, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen„.