Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, update 74 vom 28.05.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Ich blicke in meinen Kalender. Für den 28.05.2020 steht: 14.30 Uhr Seniorenkreis. Hier in Altensittenbach wird diese wichtige Gruppe ganz selbständig geführt und geleitet. Ich komme nur wenige male im Jahr dazu. Vor allem im Dezember zur Adventsfeier und in der Passionszeit zum Abendmahl bin ich mindestens dabei.

Was mir in der Passionszeit auffällt? Spätestens beim Abendmahl in dieser Gruppe scheint die Sonne. Irgendwie haben die Mitglieder des Seniorenkreises die erste Frühlingssonne gepachtet. Das nütze ich dann sofort aus. Ich stelle nach der Feier des Hl. Abendmahles und nach dem Kaffeetrinken mein E-Piano auf und wir singen gemeinsam vor allem deutsche Volkslieder. „Was? Sie kennen diese Volkslieder gut!“ So war am Anfang die Reaktion. Tatsächlich gehöre ich zu der Generation, die in den 60-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts diese Lieder im Musikunterricht gesungen hat. „Der junge Musikant“ war unser Liederbuch und auch in der christlichen Jugendgruppe standen in der „Mundorgel“ viele Volkslieder.

Ich erinnere mich an ein Erlebnis in der sechsten Klasse der Volksschule. Im Januar und im Juni musste jede/r Schüler/-in alleine für die Zeugnisnote vorsingen. Die Lehrerin war eine sehr kluge Pädagogin. Sie sagte vorher: „Nicht jeder kann singen. Deshalb bekommt jeder mindestens eine 4, auch wenn er gar nicht singen kann“. Ich weiß noch, dass ich mir jedes Mal das Lied. „Nun ade du mein liebe Heimatland“ ausgesucht habe. Es lag an der Melodie, nicht am Text. Dieses Lied klingt frisch und fröhlich und hat auch ein gutes Tempo. Ich habe die Note 1- erhalten. Ich habe mich ehrlich gesagt gewundert, warum ich nicht eine glatte 1 erhalten habe. Aber vermutlich war und ist meine Stimme beim Singen nicht so ganz gut. Grundsätzlich war ich aber mit der Note natürlich zufrieden.

Ich habe meine Note dann auch mit den theoretischen Prüfungen abgesichert. Akkordeon, Klavier und Orgel habe ich gelernt. So interessierte ich mich sehr für theoretische Zusammenhänge bei der Musik, was den Musiklehrern immer freute. Nicht alle Schüler/-innen interessieren sich in der Schule für dieses Fach. Ich habe auch sehr gerne die Choräle im Gottesdienst mitgesungen und dadurch viele Verse auswendig gelernt. Das kommt mir jetzt in den Gottesdiensten während der Coronazeit zugute, wenn ich mit dem E-Piano selbst spielen und singen muss. Es hat mir auch den Blick geöffnet für die Beziehung mit Gott. In der Bibel wird viel vom „Singen und Loben“ zu Gott berichtet, nicht zuletzt durch die Leviten im Tempel von Jerusalem. Und den Senioren freut es wohl auch, dass ihr Pfarrer die „alten“ Volkslieder kennt und mitsingt. „Jauchzt Gott mit fröhlichem Schall…Lobsinget, lobsinget Gott, lobsinget, lobsinget unserm König“ (Ps 47, 1b.7).

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