Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Das Evangelium konkret leben
„Einfach das Evangelium unseres Herrn Jesus Christus zu beachten“. Das war der Leitspruch von Klara v. Assisi. Sie war Zeitgenossin des Hl. Franz. Durch dessen Leben wurde sie selbst überzeugt von Armut und dienender Liebe für Christus. Weil sie selbst aus einem wohlhabenden, adligen Elternhause stammte, glich ihre Lebensveränderung einer Kriminalgeschichte. Mit 14 Jahren waren damals um 1200 n. Chr. Mädchen im heiratsfähigen Alter. Aber der Plan einer standesgemäßen Verlobung mit einem Edelmann konnte Klara um zwei Jahre hinausschieben. Schließlich entschloss sie sich für ein Leben wie Franz. Das konnte aber nur durch Flucht geschehen. Man hatte sich den Palmsonntag 1212 ausgesucht. Am Vormittag ging Klara mit ihrer Familie ins feierliche Hochamt und ließ sich den Palmzweig in die Hand drücken. In der Nacht verschwand sie mit einer treuen Freundin, die eine Vertraute der Mutter war. Diese kannte den Plan und ist später selbst aus der Familie in das Kloster von Klara geflüchtet um in Armut zu leben. Sie wurden von Franz und seinen Gesellen erwartet. Klara legte ihre Schmuckstücke ab und ließ ihr Haar abschneiden. Die ganze Gesellschaft marschierte zwei Meilen weiter zum Frauenkloster San Paolo. Vier Tage suchten Männer aus Assisi die Geflohenen um den Aufenthaltsort zu finden. Am Morgen des Karfreitages erschienen sieben berittene Herren im Kloster und verlangten Klara zu sprechen. Es kam zu heftigen Diskussionen. In Wut hat offenbar einer der Männer nach Klara gegriffen, um sie davonzuziehen. Klara riss sich los, lief in die Kapelle und hielt sich am Altar fest, um so ein „Asylrecht“ zu reklamieren. Die Männer liefen ihr nach, Klara riss die Kapuze herunter und zeigte damit, dass ihre Haare geschnitten waren. Als Geschorene war sie dem kirchlichen Recht unterstellt und die Männer zogen ab.
Klaras jüngere Schwester, Agnes, nutzte die Gunst der Stunde und lief ebenfalls von zu Hause weg um sich bei Klara zu verstecken. Es kam zu Tätlichkeiten mit den verfolgenden Männern. Die Legende erzählt: „Die weinende und schreiende Agnes wurde einfach gepackt und davongetragen. Plötzlich wurde ihr Körper so schwer, dass man sie loslassen musste. Klara befiehlt den Männern, von Agnes loszulassen“. Später ging auch noch Klaras ältere Schwester Beatrice zusammen mit der Mutter in das Kloster San Damiano.
Wenn ich mit anderen Menschen nach Assisi fahre, dann weise ich immer auf diesen besonderen Ort hin. Während die meisten Besucher vor allem die Hauptkirche San Francesco besuchen, gehe ich dann mit ein paar wenigen Leuten in Richtung San Damiano. Ein ruhiger Ort, der für mich etwas ausdrückt vom ursprünglichen Geist der Franziskanerinnen bzw. der Klarissen wie die Gemeinschaft von Klara genannt worden ist. Leider ein etwas steiler Weg für alle. Aber wo hat Jesus an irgendeiner Stelle gesagt, dass das Leben mit ihm nur geradeaus und eben führt? Vor zwei Tagen, am 15.08.1255 und damit genau vor 765 Jahren ist Klara v. Assisi von Papst Alexander IV. heilig gesprochen worden. Ich erkenne, wie in ihrem Leben aus der Krise heraus, neues Leben für Christus wächst. Aber davon morgen mehr.