Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Heute ist der Tag nach dem Volkstrauertag. Wie immer hatte ich mehrere Diskussionen um diesen besonderen Tag. Den einen ist es ganz wichtig, diesen Tag als Gedenktag der Gefallenen und Getöteten in Erinnerung zu rufen. Andere stören sich daran, dass Soldaten in Uniform auftreten. In einer demokratischen Gesellschaft ist es ganz wichtig, beide Meinungen anzuhören und stehen zu lassen. Ich lege ganz viel Wert darauf, dass Menschen erkennen: Der andere versucht auf seine Art und Weise, Frieden in dieser Welt zu gewährleisten. Es ist nicht das erste Mal, dass ich diese verschiedene Meinungen und Vorstellungen in einem Update thematisiert habe. Zu meinem Update 244 vom 14.11.2020 hat mich eine Zuschrift erreicht, die ich hier unbedingt wiedergeben will. Der Schreiber wollte anonym bleiben und deshalb seine Zeilen ohne Namen, aber sie sind äußerst bedenkenswert. Und ich habe ihm in einem telefonischen Rückruf mit folgenden Worten geantwortet: „Ob dieses Lied heute auch in solch einer Situation gesungen werden würde?“ (Zur Information: Die Fahrt von Konrad Adenauer war im September 1955).
Hier die Worte des Gemeindemitgliedes
„Sehr geehrter Herr Pfarrer,
beim Lesen des Textes zum Volkstrauertag am 14.11. kam bei mir wieder eine Erinnerung:
Im Jahr 1955 oder 1956 kamen durch Adenauers Gespräche in Russland die letzten Soldaten heim. Zu dieser Zeit war ich in der Handelsschule in Nürnberg, Nähe Bahnhof. Meine Freundin und ich nutzten die Mittagspause und waren oben auf der Galerie dabei als die Heimkehrer im Bahnhof empfangen wurden. Die Bahnhofshalle war voll Menschen und mittendrin ausgemerkelte Männer, teils weinten sie ununterbrochen, teils waren sie starr. Sie hatten noch nicht realisiert, dass sie „daheim“ sind. Es gab einige Begrüßungsworte und dann wurde „Nun danket alle Gott“ gesungen. Die damals noch fast leere Halle war erfüllt mit dem Dankeslied.
Dies ging in „Direktleitung“ hinauf zum Empfänger. Wenn mir diese Momente wieder in Erinnerung kommen, dann überkommt mich immer wieder Gänsehaut“.
Viele Grüße