Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 251 vom 21.11.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Die Pilgerväter warten auf den Frühling

Viele Legenden ranken sich um sie. Neben der Santa Maria von Kolumbus gehört es zu den bekanntesten Schiffen überhaupt: Die Mayflower. 1620 kamen die ersten Siedler am Cape Cod, im heutigen Bundesstaat Massachusetts an. Keiner ahnte damals, wie sich Nordamerika entwickeln würde. 102 Männer, Frauen und Kinder starteten am 16.9. desselben Jahres im britischen Plymouth. Dazu kamen noch 30 Besatzungsmitglieder. Am Bord waren vor allem fromme evangelische Pilger, die in der neuen Welt ein besseres Leben suchten. Heute würden wir sagen, es waren „Wirtschaftsflüchtlinge“, die um ihres Glaubenswillen fort von der Heimat wollten. Das eigentliche Ziel war Neuengland mit dem heutigen Bundesstaat Virginia.

Diese „Pilgerväter“ mussten lernen, ihren Glauben mitten in der Krise zu leben und an Gott festzuhalten. Dies ist auch mit einer Vision nicht einfach zu erreichen. Während der Überfahrt starben zwei Menschen und ein Kind wurde geboren. Aber weil sie ihr eigentliches Ziel nicht erreichten, überwinterten die Passagiere auf dem wieder an der Nordspitze der Cape Cod Bay ankernden Schiff. Es herrschten beengte und hygienisch katastrophale Zustände. Lungenentzündungen und Tuberkulose dezimierten die Siedler und unter den Toten waren viele Kinder.

Alle warteten sehnsüchtig auf den Frühling. Dieser kam und am 31.03.1621 begann man mit der Besiedlung der Küste. Die Mayflower ist ein Mosaikstein für das Lebensgefühl, das heute noch bei den (vor allem weißen) Amerikanern vorherrscht. Und vermutlich muss ich als Deutscher mir das immer wieder vor Augen halten um zumindest ein wenig diese ureigene amerikanische Mentalität zu verstehen. Das weite Land wurde unter Mühsal, Kampf und Schmerzen besiedelt. Dass dabei die Urbevölkerung zu leiden hatte, wird kaum erwähnt. Der eigene Wille zum Leben und Überleben steht an erster Stelle.

Ein Vergleich zu unserer heutigen Coronapandemie gibt es immerhin: Das Warten auf den Frühling ist die Hoffnung, dass das Leben wieder einigermaßen „normaler“ wird. Heute vor genau 400 Jahren, am 21.11.2020 ist die Mayflower an der Ostküste von Amerika gelandet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert