Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Das Memorial
„Im Jahr des Heils 1654. Montag. 23. November, Tag des heiligen Clemens, des Papstes und Märtyrers, und anderer im Martylogium. Vigil des heiligen Chrysogonus, des Märtyrers, und anderer. Seit ungefähr halb elf Uhr abends bis ungefähr eine halbe Stunde nach Mitternacht. Feuer. Der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, nicht der Philosophen und der Gelehrten. Gewissheit, Gewissheit, Empfinden, Freude, Frieden. Der Gott Jesu Christi. Deum meum et deum vestrum (Ich fahre auf zu meinen Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott). Dein Gott ist mein Gott. Vergessen der Welt und aller Dinge, nur Gottes nicht. Er ist allein auf den Wegen zu finden, die im Evangelium gelehrt werden. Größe der menschlichen Seele. Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht, ich aber kenne dich. Freude, Freude, Freude, Freudentränen. Ich habe mich von ihm getrennt. Dereliquerunt me fontem aquae vivae (Mich, die lebendige Quelle verlassen sie). Mein Gott, wirst du mich verlassen? Möge ich nicht auf ewig von ihm getrennt sein. Das ist aber das ewige Leben, dass sich dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen. Jesus Christus. Jesus Christus. Ich habe mich von ihm getrennt, ich habe mich ihm entzogen, habe ihn verleugnet und gekreuzigt. Möge ich niemals von ihm getrennt sein. Er ist allein auf den Wegen zu bewahren, die im Evangelium gelehrt werden. Vollkommene Unterwerfung unter Jesus Christus und meinen geistlichen Berater. Ewige Freude für einen Tag der Mühe auf Erden. „Non obliviscar sermones tuos“ (Ich habe Lust zu deinen Rechten und vergesse deiner Worte nicht). Amen
Das sind die Worte des französichen Mathematikers und Philosophen Blaise Pascal. Sie sind in die Geschichte eingegangen als „Memorial“ (Erinnerungsblatt). Heute vor genau 366 Jahren, am 23.11.1654 hat er sie formuliert. Den Text hat er auf einen schmalen Pergamentstreifen geschrieben, den er sich immer wieder neu in das Futter seines Rockes eingenäht hatte und der nach seinem Tod von einem Diener zufällig entdeckt wurde. Es war für den Gelehrten wohl der wichtigste persönliche Text. Er drückt darin aus, dass Gott nicht über das Denken zu finden sei in philosophischen Gottesbeweisen, sondern dass Gott eine Erfahrung sei wie Feuer. Er nimmt damit Bezug zur Erzählung vom brennenden Dornbusch aus dem zweiten Mosebuch Kapitel 3, Vers 6.
Blaise Pascal war ein Genie, der schon eine Rechenmaschine entwickelte und die Wahrscheinlichkeitsrechnung begründete. Das veranlasste ihn zu vielen philosophischen Studien. Das alles hält ihn aber nicht davon ab, den Glauben an Gott so einfach zu beschreiben: Dieser Glaube ist allein durch das Evangelium zu finden und begründet sich in der Beziehung zu Jesus Christus.