Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Ohne Furcht und Tadel
Das Jahr 2020 geht langsam aber sicher zu Ende. Es war und ist ein bewegtes Jahr. Keiner hätte vor knapp 12 Monate gedacht, dass es so brisant und aufregend wird. Keiner hätte sich träumen lassen können, dass solch eine große Krise wegen eines Nanogroßen Virus die ganze Welt bewegen würde.
Vor genau 500 Jahren war Martin Luther auf dem Höhepunkt seines Schaffens. 1520 schreibt er seine drei großen Schriften, die fundamental die katholische Kirche und die Regenten in Europa in Erschütterung brachten. „An den christlichen Adel deutscher Nation“, von der „Babylonischen Gefangenschaft der Kirche“ und vor allem „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ haben die Menschen bewegt. Die Druckereien sind kaum nachgekommen um die Nachfrage nach dem Gedruckten stillen zu können.
Die römische Kirche hat mit Härte geantwortet. Dabei stechen zwei besondere Ereignisse ins Auge. Eines davon geschah genau heute vor 500 Jahren, am 28.11.1520. Rom hatte inzwischen eine Bannandrohungsbulle nach Vorschlag des katholischen Theologen, Dr. Eck formuliert. Er lässt diese an insgesamt 14 Orten als eine Kampfschrift gegen Luther anschlagen. Da kommt Aleander, ein Gesandter von Rom und versucht zu helfen. Er lässt Scheiterhaufen errichten um Schriften von Luther zu verbrennen. An diesem heutigen Novembertag vor 500 Jahren verbrennt Aleander in Mainz lutherische Bücher. Dann geschieht folgendes: Der Henker, der die Verbrennung tätigen soll, steht in seiner feuerroten Tracht auf der Tribüne. Das Volk drängt sich ringsum auf den Platz. Aleander flüstert dem Henker zu, er solle mit seinem Werk beginnen. Der Henker betrachtet ihn lange, dann fragt er mit lauter Stimme: „Ist denn dieser Luther rechtmäßig verdammt?“ „Nein,“ schreit das Volk geschlossen „er ist nicht rechtmäßig verdammt“. „Dann,“ sagt der Henker, „habe ich hier nichts verloren. Denn ich vernichte nichts, wenn es nicht den Gesetzen gemäß und ordnungsgemäß verdammt ist“. So sagt er und springt schmunzelnd von der Tribüne. Die Menge lacht, schreit und tanzt herum. Sie nennt Aleander einen Verräter, Windbeutel und alles, was ihr in den Sinn kommt. Dieser flieht mit seinen Begleitern in eine Gasse.
Danach dringt er bis zum Kardinal nach Mainz vor und erklärt ihm, dass er nach Rom und dem Papst Bericht geben müsse. Der Kardinal ordnet an, dass dennoch einige Bücher von Luther verbrannt werden sollen. Das geschieht und verbreitet tatsächlich Angst und Schrecken bei vielen Menschen. Aber Luther lässt sich davon nicht beirren. Er will sich diesem Angriff entgegenstellen und das zeigt schon 12 Tage später Wirkung. Und das erhoffe ich mir auch in unserer jetzigen Krise. Die Angst und der Schrecken dürfen nicht siegen.