Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 259 vom 29.11.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Der König kommt

Es war im Mai 1978. Ich war Vorsitzender der Evangelischen Landjugend Steinach-Habelsee. Wir hatten beschlossen, das 10-jährige Jubiläum groß zu feiern. In unserem Dorf gab es eine große Halle für Lastautos. Der Besitzer hat uns diese zur Verfügung gestellt. Das hatte für ihn auch den Vorteil, dass die Wände neu weiß gestrichen worden sind.

Dann war es endlich so weit. Am Samstag abend sollte der Festabend sein. Ich hatte den bayrischen Justizminister und stellvertretenden Ministerpräsidenten, Karl Hillermeier, aus dem nahegelegenen Uffenheim als Schirmherrn gewinnen können. Eine gute halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung fuhren plötzlich vier Polizeiautos auf das Gelände. Mehrere bewaffnete Beamte sind ausgestiegen und haben nach mir gefragt. Ich war total verunsichert. Was ist los? Habe ich etwas gestohlen? Habe ich eine kriminelle Tat hinter mir? Es war die Zeit der RAF (Rote Armee Fraktion) und erst ein knappes Jahr war nach den Geschehnissen in Mogadishu mit der Entführung der „Landshut“ vergangen. Viele Menschen waren ähnlich wie heute innerlich aufgewühlt und in „Alarmbereitschaft“. Ich meldete mich und wurde angesprochen. „Wir sind die Sicherheitsleute vom Staatsminister und sichern jetzt alles ab“. Ich beruhigte mich langsam und sah diese Aktionen durchaus ein. Dann kam Dr. Karl Hillermeier und entpuppte sich als ein freundlicher und umgänglicher Staatsmann. Ich dachte bei mir noch: So ist das also, wenn ein hoher Politiker kommt“.

Dr. Karl Hillermeier ist der Mann ganz vorne. Er war der einzige Evangelische im bayrischen Kabinett. Kein Mensch hätte damals daran gedacht, dass gut 40 Jahre später der bayr. Ministerpräsident ein Evangelischer aus Mittelfranken sein könnte.

Heute ist der 1. Advent. Der Wochenspruch aus Sacharja 9 spricht auch von einem hohen Menschen, der zu Besuch kommt. „Siehe, dein König kommt zu Dir, ein Gerechter und ein Helfer“. Im Neuen Testament wird damit Jesus verglichen, wie er in Jerusalem einzieht. Aber sein Einzug ist fast wie eine Karikatur der Vorstellungen, wie ein König einzieht. Auf einen Esel – mit Jüngern statt Soldaten – keine Waffen – keine Sicherheitsbeamten – ohne Machtposition – keine gepanzerte Limousine – ein König, der Recht und Gerechtigkeit weitergeben will. So ganz anders als wie gewohnt kommt Jesus daher. Wer auf Szenen wie z.B. bei der Königin Elisabeth II. von England wartet, steht am falschen Platz.

Jesus ist der Friedenskönig und dennoch scheiden sich an ihm die Geister. Schnell kommt es vom „Hosianna“ zum „Kreuzige ihn“. Kein Wunder, dass Christen diese Verheißung aus dem Buch des Propheten Sacharja auf Jesus gedeutet haben. Da passt einfach so viel zusammen. „Du, Tochter Zion, freue dich sehr und du, Tochter Jerusalem, jauchze. Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin“ (Sacharja 9, 9).

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