Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 265 vom 05.12.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Lektorin Christl Schäfer-Geiger

Gebote, Verbote – das eine tun, das andere lassen – da kennt sich ja keiner mehr aus!

In meinem letzten Gottesdienst hatte ich einen Predigttext aus dem 5. Buch Mose, das gleichzeitig das letzte Buch der jüdischen Tora ist.

Es beschreibt die Zeit, in der das Volk Israel an der Schwelle zum gelobten Land steht. Es hat die Unfreiheit in Ägypten hinter sich gelassen und auch eine endlose Reise durch die Wüste.
Mose steht dort mit der nächsten Generation. Die, die mit ihm Ägypten verlassen haben, sind nicht die, die in Kanaan einziehen. Es sind die Jüngeren. Und er fragt sich, wie das Leben dort gelingen kann unter den hohen Anforderungen, die er an sein Volk stellt. Mit Gehorsam und Hingabe, mit Gesetzen und guten Charaktereigenschaften sollte es ein besonders gerechtes und einzigartiges Volk sein.
Und so schwört Mose sein Volk noch einmal ein auf die 613 bestehenden Gebote. Diese liegen wie ein großer Berg vor den Menschen. Stundenlang spricht er auf sie ein und meint dann auch noch, dass sie wählen könnten zwischen Segen und Fluch, zwischen Tod und Leben.

Fluchtgedanken
Wenn der Mensch zu viele Aufgaben auf einmal bekommt, dann läuft er lieber davon. Wenn die Aufgabe zu groß ist, dann kommt ihm eher der Gedanke „Das schaffe ich nie!“
Und so ging es auch den Israeliten. Dazu kam noch, dass sie im neuen Land zwar „Milch und Honig“ fließen sahen, aber auch Riesen, vor denen sie sich fürchteten. Da wollten sie lieber zurück nach Ägypten, das sie vermeintlich besser kannten. Einfach davon laufen.

ErleichterungUnd dann sagt Mose diese wunderbar einfühlsamen Worte.
5. Mose 30, 11-14

Denn das Gebot, das ich dir heute gebiete, ist dir nicht zu hoch und nicht zu fern. Es ist nicht im Himmel, dass du sagen müsstest: Wer will für uns in den Himmel fahren und es uns holen, dass wir’s hören und tun?

Es ist auch nicht jenseits des Meeres, dass du sagen müsstest: Wer will für uns über das Meer fahren und es uns holen, dass wir’s hören und tun? Denn es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust.“

Worte
Worte können mächtig und stark sein. Sie können mitreißen und beeindrucken.
1963 stand John F. Kennedy vor einer aufgeladenen Menge und sagt mitten in den Kalten Krieg hinein „Ich bin ein Berliner!“ Das war eine sehr emotionale Aussage, die viele heute noch beeindruckt.
Auch zwischenmenschliche Worte können unglaublich viel bewegen und Menschen ins Leben rufen. Auf der anderen Seite sind sie in der Lage Menschen zu vernichten. Worte, so hört man oft, kommen vom Herzen, im Guten, wie im Bösen. Warum sagt man das? Kommen Worte nicht aus unserem Geist, entspringen sie nicht unseren Gedanken?

Im Herzen
Die Bibel hat ein eigenes Verständnis vom Herzen. Dort liegt alles, was den Menschen ausmacht. Die Empfindungen, die Gefühle, die Triebe und die Leidenschaften. Im Herzen hat der Wille seinen Sitz und das Gewissen. Im Herzen fallen Entscheidungen, da werden Pläne geschmiedet, da wird nachgedacht. Mein Herz – das bin ich selbst.

Gottes Wort ist ganz nahe dem Herzen
Wie kann es also aussehen, das Wort Gottes nahe am Herzen? Das erfahren wir dann, wenn wir plötzlich vor Aufgaben stehen, die wir gerne machen. Wenn wir aus freien Stücken etwas von Herzen gerne tun. Das sind kleine und große Dinge, die wir für unsere Mitmenschen leisten. Dinge von denen wir wissen, dass sie anderen nützen. Während der Flüchtlingskrise und in der Corona Pandemie gab es unzählige Beispiel für herzliche Hilfsbereitschaft. Gottes Wort in unseren Herzen entsteht oft unmerklich und plötzlich ist es einfach da, in uns.

Ich denke die Corona Pandemie lässt uns auch an der Schwelle zu einem neuen Land stehen. Und wir neigen dazu, dass wir zurückgehen wollen, dorthin, wo wir vorher waren. Egal wie gut oder schlecht es dort gewesen ist. Aber ein Zurück ist nicht möglich. Wir können nur hineingehen in das neue Land. Ob dort „Milch und Honig fließen“werden, das weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, wie groß die Riesen dort sind. Möglicherweise sind es nur „Scheinriesen“. Aber mit Gottes Wort im Herzen können wir es schaffen. Hören wir doch immer wieder mal hinein in unser Herz.

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