Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 267 vom 07.12.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Beharrlich auf das Kommen von Jesus warten

Ich muss Geduld haben mit den Menschen, ich muss Geduld haben mit dem Gesinde, ich muss Geduld haben mit meiner Frau. Der Geduld ist so viel, dass mein Leben nichts sein will als Geduld“. Wer hat diese nicht ganz machofreien Worte gesagt? Im Gottesdienst gestern habe ich auf diese Frage die richtige Antwort erhalten: „Das ist von Martin Luther“. Für mich wäre interessant, wie das seine Frau Katharina gesehen hat. Vermutlich musste sie mindestens so viel Geduld mit ihrem berühmten Mann aufbringen. Schließlich musste sie sich um den gesamten Haushalt kümmern. Dazu gehörten z.B. die Landwirtschaft, eine eigene Brauerei und das abendliche Verköstigen von Studenten und Professorenkollegen. Da waren immer mehr als 20 Personen im Haus.

Warum ich dies schreibe? Am zweiten Advent gibt es einen sehr interessanten Predigttext aus dem Jakobusbrief. „So seid nun geduldig, liebe Brüder, bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen. Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen, denn das Kommen des Herrn ist nahe“ (Jakobus Brief 5, 7 – 8). Die wörtliche Bedeutung des griechischen Urtextes kann mit „darunter bleiben, ausharren, aushalten“ übersetzt werden. Das erzeugt in mir ärgerliche Gefühle. „Herr Pfarrer, man muss halt aushalten“. Wie oft habe ich das schon gehört. Dann geht es darum, dass Menschen mit den Mitgliedern ihrer Familie – vor allem mit dem Ehepartner/-in – nicht zufrieden sind. Oder Menschen sind krank, beten zu Gott und sehen keine Veränderung. Die wörtliche Übersetzung „darunter bleiben“ kann zu falscher Demut führen. Besser ist wohl, Geduld mit Beharrlichkeit und Standhaftigkeit zu übertragen.

Und damit spreche ich die gegenwärtige Situation an. Auf der einen Seite muss ich jetzt mehr denn je lernen, beharrlich und standhaft zu sein um nicht depressiv zu werden. Im Winter mit den dunklen Nächten sind die Coronamaßnahmen für mich schwerer zu ertragen als im Frühjahr. Gerade (06.12.2020) höre ich in den Nachrichten, dass es in Bayern ab kommenden Mittwoch, den 09.12.2020 schärfere Maßnahmen geben wird. Der lange Atem ist gefragt.

Auf der anderen Seite sehe ich beim genauen Hinschauen, dass der Text einen bestimmten Grund angibt: „… denn das Kommen des Herrn ist nahe“. Es geht hier um die Geduld, das Kommen von Jesus zu erwarten. Es geht um die sog. Naherwartung von Jesus, dass er sichtbar auf die Erde kommen wird. Und dieses Warten zieht sich schon seit fast 2 000 Jahr durch die Kirchengeschichte. Es kommt wohl darauf an, dass ich damit rechne, dass es immer auch morgen sein kann. Es geht also um dieses „Bereit sein“ für die Gegenwart von Jesus. Und keine Kirchenjahreszeit verdeutlicht das besser als die Adventszeit. Denn jeder Advent weist auf das Kommen von Jesus in diese Welt hin.

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