Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 340 vom 18.02.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Wir sind Bettler, das ist wahr

Heute ist der 18.02.2021. Heute vor genau 475 Jahren, am 18.02.1546 ist Martin Luther in seiner Geburtsstadt Eisleben. Er hat eine Mediation nach einem Streit der beiden Mansfelder Grafen gut zu Ende führen können. Noch drei Tag vorher (siehe mein gestriges Update Nr. 339) hat er in einem Brief an seine Frau seine Freude über die baldige Heimkehr zum Ausdruck gebracht. Aber es sollte anders kommen. Wir kennen die Situation bis in kleinste, weil diese von Justus Jonas und Michael Cölius genau festgehalten worden sind.

Am Tag vorher, den 17.02.1546 sollen die Verhandlungsergebnisse protokolliert werden. Luther scherzt mit den Worten: „Ich will heimziehen und mich in den Sarg legen und den Würmern den Leib zu verzehren geben!“. Diese sarkastischen Worte sollten bald Wirklichkeit werden. Abends gegen 8 Uhr geht er in sein Stüblein um zu beten und sich Schlafen zu legen. Seine beiden Söhne Martinus (14 Jahre alt) und Paulus (13 Jahre alt) folgen ihm. Plötzlich ruft Martin: „Mir ist so bange wie zuvor um die Brust!“ Seine beiden Freunde Justus Jonas und Michael Cölius geben ihm „Einhorn“ und reiben ihn mit warmen Tüchern ab. Martin fühlt Besserung. Um 9 Uhr schläft er etwa 90 Minuten. Er wacht auf und die Freunde sitzen immer noch am Bett. Er schläft bis die Uhr eins schlägt. Dann wacht er wieder auf und es friert ihn, obwohl die ganze Nacht das Feuer gebrannt hat. Luther sagt zu Jonas: „Ach, lieber Doktor Jonas, ich achte, ich werde hier zu Eisleben, wo ich geboren und getauft bin, bleiben“. Er legt sich in das Bett und klagt, dass ihn die Brust sehr hart drückt. Die Anwesenden fühlen, dass der Atem des Todes durch das Haus weht. Die zwei Ärzte von Eisleben werden geholt, Simon Wild und Dr. Ludwig. Kräuter werden gebracht um ihn zu stärken. Luther aber antwortet: „Lieber Gott, mir ist weh und Angst, ich fahre dahin, ich werde nun wohl zu Eisleben bleiben. Es ist ein kalter Todesschweiß, ich werde meinen Geist aufgeben, denn die Krankheit mehret sich“. Er betet lange und endet mit den Worten: „Vater, in Deine Hände befehle ich meinen Geist. Du hast mich erlöst, Gott der Wahrheit“. Die Chronisten schreiben: „Er tat einen tiefen, sanften Atem holen, mit dem er seinen Geist aufgab“.

Als es Tag geworden ist und die Spannung ein wenig nachgelassen hat findet man auf seinem Tisch einen Zettel von seiner Hand, wo er in einigen eilig hingeworfenen lateinischen Notizen die Unfähigkeit beklagt, in der Zeit eines menschlichen Lebens die Heilige Schrift zu begreifen, geschweige denn auszuschöpfen. Und dem fügt er in deutscher Sprache das Bekenntnis hinzu: „Wir sind Bettler, das ist wahr“. Und so gelten diese Worte als die letzten von Martin Luther.

Am 18.02.1996 waren es genau 450 Jahre her, dass Martin Luther gestorben ist. Überall wurden Gedenkgottesdienste gefeiert, weil es noch dazu ein Sonntag war. Ich habe den Gottesdienst damals ausschließlich mit Liedern von Martin Luther gefeiert. Ein besonderes Erlebnis für mich und den anderen Gottesdienstbesuchern.

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