Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Ich will dich lieben meine Stärke
Seit etwa 50 Jahre werden auch in den evangelischen Kirchen immer mehr sog. Lobpreislieder gesungen. Viele Pfarrer haben versucht, diese neuen Lieder in den Gemeindegesang zu integrieren. Es war und ist nicht ganz einfach. Mittlerweile werden sie aber fast überall gesungen. Ich erinnere mich an meine Anfangszeit hier in Altensittenbach m. Oberkrumbach. Mit leichten und einfachen Lobpreislieder habe ich angefangen. Irgendwann sagte meine Frau zu mir: „Wir könnten doch gezielt auch Lobpreislieder aus dem evangelischen Gesangbuch dazu nutzen, diese Art von Liedern den Menschen näher zu bringen“. Gesagt – getan. Ich habe verschiedene Lieder ausgesucht und war erstaunt, wie viele dort zu finden sind. „Du meine Seele singe“ gehört z.B. dazu.
Und dann bin ich auf ein Lied gestoßen, dass mir besonders ins Herz gefallen ist. „Ich will dich lieben meine Stärke“ von Johann Scheffler. Er veröffentlichte es in seinem Gedichtband „Heilige Seelen-Lust“ im Jahr 1657. Das Lied ist eine Auslegung des Hohenliedes aus dem Alten Testament. Die ersten beiden Strophen wirken wie eine Liebeserklärung zu Christus, der als Gottes Lamm bezeichnet wird. Der Vers 4 klingt wie eine bejahende Antwort auf eine Liebesfrage. „Ich lief verirrt und war verblendet, ich suchte dich und fand dich nicht; ich hatte mich von dir gewendet und liebte das geschaffne Licht. Nun aber ist´s durch die geschehn, dass ich dich hab ersehn“.
Dieses Lied steht unter der Nr. 400 und deshalb heute mein Update dazu. Die Melodie von Johann Balthasar König aus dem Jahr 1738 passt zum Text. Auch wenn Scheffler 1653 zum katholischen Glauben konvertiert ist, so hindert mich das nicht daran, es immer wieder singen zu lassen. „Ich will dich lieben, meine Stärke. Ich will dich lieben, meine Zier. Ich will dich lieben mit dem Werke und immerwährender Begier. Ich will dich lieben, schönstes Licht, bis mir das Herze bricht“. Scheffler hatte offenbar diese Fähigkeit, in Aufnahme der Bilder aus dem Hohenlied Salomos die Beziehung zu Gott als Liebesbeziehung zu beschreiben. Denn gleich das nächste Lied im evangelischen Gesangbuch „Liebe, die du mich zum Bilde“ stammt ebenfalls von ihm und wurde im selben Jahr 1657 geschrieben.