Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Wer gewinnt?
Mit dem Anfang dieser Coronakrise begann auch der Wettlauf um einen Impfstoff. Ein Ziel war es, dass die einzelnen Länder zusammenarbeiten sollten um eine schnelle Lösung zu finden. Seitdem höre ich immer wieder mal Erfolge und Misserfolge in dieser Frage. Ganz abgesehen von den Menschen, die eine Impfung gegen Corona grundsätzlich skeptisch beurteilen. Für mich nicht überraschend ist, dass Russland einen Impfstoff erprobt, der „Sputnik V“ heißt. Denn das war immerhin der Name des ersten Satelliten, der in die Erdumlaufbahn gestartet ist. Das war am 4. Oktober 1957. Er löste in der westlichen Welt große Besorgnis aus. Fast genauso überraschend war die Meldung vom 13. August dieses Jahres über das Testprogramm der aktuellen russischen Regierung. Wie 1957 wollen die dort Regierenden zeigen, dass sie die Nase vorn haben.
Jetzt gibt es sehr gute Nachrichten von der deutschen Firma Biontech. Offenbar kann tatsächlich Anfang 2021 mit einem Impfstoff gerechnet werden. Weil es eine deutsche Firma ist, gehen meine Gedanken sofort an die Zeitenwende um 1900 zurück, in denen viele deutsche Wissenschaftler den Nobelpreis für Chemie erhalten haben. Hinter allen stehen natürlich auch wirtschaftliche Interessen. Vermutlich werden dadurch auch wieder Abhängigkeiten geschaffen. Denn wer zuerst dran ist, der kann auch bestimmen. Ende letzter Woche kam die Meldung, dass die Firma Moderna einen Impfstoff entwickelt hat, der zu 94,5 % wirkt. Jetzt kam am Buß- und Bettag die Meldung, dass der Impfstoff von Biontech zu 95 % wirkt. Ich warte auf die Meldung von Moderna, dass ihr Impfstoff einen Wirkungsgrad von 96 % hat!! Sputnik 5 muss vermutlich bei 110 % eingeordnet werden, wenn es nach der aktuellen russischen Regierung geht.
Solch einen Wettlauf um den „ersten“ Platz erlebte ich von einer ganz anderen Motivation heraus in den 60-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in meinem Heimatort Habelsee. Der neue Grundschullehrer Dieter Weth war begeisterter Sportler und die Kinder im Dorf sollten davon profitieren. Er besorgte eine Tischtennisplatte und stellt diese in die Schule. Er schrieb einen Wettkampf aus. Jede/r hatte die gleichen Chancen, denn keiner konnte vorher dieser Sportart nachgehen. Schnell wurden Schläger für die Kinder und Erwachsenen gekauft. Neben dem Training wurde ein Dorftunier ausgeschrieben. Ich war dabei und war erstaunt, wie schnell ich diesen Sport erlernt habe. Im Bereich „männliche Kinder“ habe ich dann auch ohne Satzverlust gewonnen. Stolz habe ich ein Taschenmesser als Siegespreis mein eigen nennen dürfen.
Später bin ich zum örtlichen Sportverein gegangen und habe ein Jahr in der damaligen Kreisliga 1 gespielt. Und noch heute reizt es mich, gegen die Jugendlichen auf den Freizeiten zu spielen und (fast immer) zu gewinnen. Dieses Talent hat meinem Leben viel Selbstbewusstsein gebracht. Um ein „Taschenmesser“ geht es beim Wettlauf um einen Impfstoff gegen Corona natürlich nicht. Da geht es um Millionen und Milliarden Euro. Aber vielleicht gibt es eben doch bald einen