Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 91 vom 14.06.2020

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Erich Söhnlein

Du aber bleibe bei dem, was du gelernt hast und was dir anvertraut ist; du weißt ja, von wem du gelernt hast und dass du von Kind auf die Heilige Schrift kennst, die dich unterweisen kann zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus. Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt.

2. Tim. 3, 13-17

Im Jahr 1998 bin ich als junger Ingenieur mit Sack und Pack nach Brasilien gezogen. Bereits durch ein Praktikum konnte ich dieses Land ein Jahr vorher kennen lernen, und ich wollte unbedingt länger dort leben. Zum Glück gab es eine Stelle bei Bosch in Campinas und ich sagte zu.

Da war ich also, in Campinas. Äußerlich passte ich mich immer mehr meiner Umgebung an, lernte die Sprache und auch, dass Straßenverkehr nicht unbedingt Regeln braucht. Innerlich aber blieb ich noch lange bei meiner deutschen Haltung, dieser immer zu logischen, fast technischen Sichtweise auf Dinge.

Immer wieder fielen mir Leute dort auf, die zu allen Tageszeiten und an allen möglichen Orten in der Bibel lasen. Bei vielen Kollegen an den Tischen lagen Bibeln, total abgegriffen und mit unzähligen Zetteln zwischen den Seiten, in der Mittagspause gelesen wurden. Auf mich wirkte das befremdlich, etwas naiv, beim einen oder anderen unterstellte ich eine gewisse Scheinheiligkeit. Ich belächelte das alles etwas hochnäsig.

Um ganz ehrlich zu sein: Die Bibel war für mich damals ein altes Buch mit alten vielleicht sogar wertvollen Geschichten, die aber mit Gott, wie er ist, nichts mehr zu tun haben können. An Gott irgendwie glaubte ich schon, schließlich war ich ja konfirmiert, aber Gott, so dachte ich, hat sich doch auch weiterentwickelt.

„Nein, Erich, Gott ist immer noch der Selbe, wie in der Bibel, und vielleicht solltest du sie auch mal wieder lesen. Du wirst staunen!“, sagten mir dann oft die Kollegen.

Was mich noch viel mehr wunderte, war, dass viele der Bibelleser sich Wort für Wort an das geschriebene hielten. Sie gingen auch gern und oft in ihre zahlreichen Kirchen und, man mag es kaum glauben, sie spendeten freiwillig den Zehnten, also 10% ihres Nettoeinkommens. Dabei waren viele in der Tat nicht reich.

Ich verstand die Welt nicht. Wie kann jemand sein Leben auf ein altes Buch aufbauen, in einer Zeit der Roboter, Raumfahrt und Computer. Irgendetwas musste an diesem Buch dran sein, aber ich, in meiner damaligen Überheblichkeit, hielt es nicht für nötig, es zu lesen. Trotzdem hatte ich meine Meinung. Vielleicht aber hatte ich auch ein wenig Angst, die Bibel könnte mein Leben ändern, ein Leben, das mit dem Turbo von einem Kick zum nächsten ging.

Eines Tages lernte ich eine junge Frau kennen, auch sie las gerne in dem Buch. Auch sie ging sehr regelmäßig zum Gottesdienst. An einem Abend nach dem Gottesdienst trafen wir uns wie so oft und gingen noch in eine Kneipe. Wie gewohnt bestellte ich mein Bier und plötzlich kam die Frage: „Erich, du bist doch Christ, oder?“ Ja, klar, bin ich Christ!

Erich, in der Bibel steht, ein Christ trinkt keinen Alkohol.“ Zack, das hatte gesessen! Um den Abend zu retten, habe ich im weiteren nichts Alkoholisches mehr getrunken.

Wieder allein zuhause, wollte ich es wissen. Wie kann die Bibel so etwas Radikales fordern? Und außerdem, das kann doch gar nicht stimmen! Ich lud mir eine Online-Bibel aus dem Internet auf den Computer, und ich suchte und las die ganze Nacht hindurch. Die Stelle mit dem Alkohol fand ich nicht, zumindest nicht in der Radikalität, aber immer wieder hielt es mich in den Evangelien, es zog mich hinein und ließ mich nicht mehr los.

In der Tat, ich kannte die Bibel nicht, aber die Bibel kannte mich. Ich erinnere mich, als ob es gestern gewesen wäre, beim Lesen des Matthäus-Evangeliums: Ich fing an zu weinen. Weinen über mein zerbrochenes Leben, mein leeres Leben, auch mein falsches Leben. Die Bibel kannte mich in und auswendig.

Die Gestalten in der Bibel, die Jesus begegnen, die Jesus heilt, denen er vergibt, für die er stirbt, das war ich! Kann Jesus tatsächlich eins sein mit dem ewigen Gott? Ist Gott tatsächlich so, wie Jesus es zeigt? Wenn das alles wahr ist, dann war mein bisheriges Leben nicht auf Stein, ja nicht mal auf Sand sondern auf heiße Luft gebaut. Im Herzen wusste ich: Die Bibel hat recht.

In der Tat fing ich an, mein Leben zu ändern. Die Bibel wurde mein Begleiter, Ratgeber und Jesus ein Freund, der jeden Tag im Leben bei mir war, manchmal stiller, manchmal auch lauter. Nein, ich wurde kein perfekter Mensch, sondern nur einer, der jeden Tag aus der Vergebung Christi leben will.

Aus der jungen Dame von damals wurde übrigens meine Ehefrau.

Gott segne Sie alle!

Herzlichst,

Ihr Erich Söhnlein

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