Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit
Ich sitze relativ entspannt auf dem Stuhl in meinem Büro. Da kommt ein Anruf. Das ist am Dienstagmorgen nicht ungewöhnlich. Denn zu dieser Zeit ist auch Besuchsverkehr im Pfarramt. „Herr Metzger, wo bleiben Sie? Sind Sie etwa krank?“ Au Backe. Ich habe den Religionsunterricht in der Grundschule in Altensittenbach vergessen. Kann ja mal vorkommen. Schnell aufs Rad und dann hin. Dort angekommen, gelingt mir auch noch ein relativ angemessener Unterricht. Schließlich bin ich ja kein Anfänger.
Es vergehen drei Wochen. Es ist wieder Dienstag. Ich sitze gegen 12.15 Uhr in meinem Arbeitszimmer. Wieder ein Anruf. Wieder ist es eine Lehrerin aus der Schule. Wieder die Anfrage. Jetzt bin ich über mich wirklich ärgerlich. Ich frage mich, ob ich langsam (oder schnell) alt werde und der Kalk schon ziemlich stark rieselt. Mit 62 Jahren müsste ich gar keinen Religionsunterricht mehr geben. Pfarrer sind davon ab 60 Jahren befreit. Aber ich liebe den Kontakt zu den Schüler- und Schülerinnen. Die Gespräche mit ihnen und ihre Gedanken helfen mir, dass ich geerdet bleibe. Kinder in der Grundschule gehen „die Sache mit Gott“ noch auf einfache Art und Weise an. Ihre Antworten helfen mir, eine einfache Sprache beim Reden über Gott zu behalten. Und beim einen oder anderen Update habe ich davon auch geschrieben.
Ich erinnere mich an einen Impuls meines Mentors in meinem Lehrvikariat. „Herr Metzger, predigen sie so, dass es auch Grundschüler, ja sogar Kindergartenkinder verstehen können“. Das habe ich mir gemerkt. Es ist ein Ziel für mich, so die Botschaft des Evangeliums weiterzusagen. Das gelingt natürlich nicht immer, vielleicht sogar eher selten. Aber ich nehme es mir vor. Und damit ich den Schulunterricht am Dienstag in der 6. Stunde auch ja nicht vergesse, habe ich mir diesen Zettel an die Tür geklebt.
Heute ist der erste Dienstag nach den Pfingstferien. Aber ich werde nicht in der Schule sein. Leider. Ich vermisse das Gespräch mit den Schulkindern: Manchmal sind es tatsächlich nur Kleinigkeiten, die durch Corona ausgelöst wurden. Aber sie wirken tief im Herzen.