Wenn Corona will, steht (noch) vieles still, Update 94 vom 17.06.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Schaut Euch genau die Bilder an und sagt, was ihr seht“. Ich werde diese Worte meines Lehrers Dieter Weth in der zweiten Klasse nicht vergessen. Er war ein äußerst bemerkenswerter Pädagoge und ich erinnere mich teilweise an Kleinigkeiten seines Unterrichts. Insgesamt drei Jahre habe ich davon profitiert. Er kam vom ersten Examen und wurde als Lehramtskandidat wie viele Lehrer in den 60-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in eine kleine Dorfschule geschickt. Immerhin: In der Klasse saßen die Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse und nicht mehr wie noch ein Jahr vorher alle acht Klassen eines Dorfes. So profitierte ich vom Unterricht in den beiden höheren Klassen.

Aber warum sollten wir ausgerechnet an diesem Tag so besonders genau hinschauen? Er hatte ein Leporello an die Tafel geheftet. Darauf waren protestierende Menschen und angstmachende Panzer zu sehen. Auch Rauch von Gewehren war zu erkennen. Es waren die Tage vor dem 17. Juni. Dieses Datum war bis zur Wiedervereinigung 1990 der „Tag der deutschen Einheit“. Heute haben wir den 17. Juni  und dieser Gedenktag an den Aufstand in der damaligen DDR hat mich als Kind und Jugendlicher sehr geprägt. Ich bin aufgewachsen im sog. „Kalten Krieg“ und die Bedrohung im Konflikt von Ost und West habe ich auch als Kind mit acht Jahren gespürt. Für Landwirte kam dieser Tag sehr oft ungelegen. Schließlich lag er mitten in der Heuernte und „Rüben hacken“ war auch angesagt. Zu dieser Zeit wurde Gras noch kaum siliert und das klassische „Heu machen“ war angesagt. Später haben wir als Evangelische Landjugend auf diesen Tag unser Indiacaturnier auf Kreisebene gelegt.

Jedes Jahr am 17. Juni denke ich an diese Zeit zurück und wie der junge Lehrer dieses Ereignis uns nahe gebracht hat. In mir steigen dann die Gedanken und Gefühle auf, die ich als Kind hatte. Und darunter waren auch immer Ängste und Sorgen, ob der Frieden bleiben wird und es nicht zu einem fürchterlichen Krieg kommen werden würde. Denn so viel habe ich als kleines Kind schon gespürt: um den Frieden muss gerungen werden. Und das zeigt nicht nur die Jahreslosung von 2019: „Suche Frieden und jage ihm nach“ (Psalm 34, 15).

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