Wenn Corona will, steht (wieder) vieles still, Update 226 vom 27.10.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Vorausplanen und vorausschauen

Es ist der 2. September dieses Jahres. Wieder fahre ich mit dem Fahrrad zum nahegelegenen Bäcker um meine Dinkelkernbrötchen zu holen. Im Verkaufsraum geht mein Blick auf die Tageszeitung mit den vier großen Buchstaben. Ich lese: „Die brutal ehrliche Coronabilanz von Jens Spahn. Friseure, Läden, Altenheime hätten wir nicht schließen müssen“. Unser Gesundheitsminister gibt nach fast einem halben Jahr ein Feedback mit dem Ergebnis, dass die Maßnahmen teilweise doch zu stark waren. Vor allem im wirtschaftlichen Bereich und im Besuchsbereich bei alten Menschen waren diese überzogen. Ob er das geahnt hat, dass er einmal selbst infiziert werden würde?

Ich denke zurück an viele Diskussionen mit Menschen, die das schon Wochen vorher behauptet haben. Und jetzt gibt es viele Menschen, die meinen, dass „sie recht hatten“. Im Nachhinein kann das natürlich immer gesagt werden. Auf der anderen Seite hätte es ja sein können, dass die politisch Verantwortlichen im März zu fahrlässig gehandelt hätten und wir viele Tote beklagen müssten. Es gibt auch Christen, die mir dann Zeilen aus der Bergpredigt zitieren. „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat“ (Matthäus 6, 33 – 349. Mancher versteht diese Worte so, dass Christen nicht planen und vorausschauen sollen. Gott sorgt für sie.

Wenn ich genauer hinschaue, entdecke ich, dass Jesus hier vor allem vom Geld spricht. Er nennt das „Schätze im Himmel, die von den Motten zerfressen werden“ (Matthäus 6, 19). Umgangssprachlich gibt es ja den schönen Spruch: „Das letzte Hemd hat keine Taschen“. Es geht also zuerst einmal darum, dass jeder erkennt, dass er von seinem Reichtum nichts mitnehmen kann und dieser anderen Menschen helfen soll. Zum anderen sollen Menschen „nach dem Reich Gottes trachten“. Die Beziehung zu Jesus steht an vorderster Stelle meines Lebens. Diese Liebe von Jesus zu mir kann nicht zerstört werden, auch nicht durch den Tod. Aber vorausplanen und vorausschauen, um anderen Menschen helfen zu können und um das Gemeinwohl zu schützen, ist durchaus ein biblischer Wert.

Und wenn der Gesundheitsminister feststellt, dass eher zu vorsichtig agiert wurde, ist mir das lieber als umgekehrt. Deshalb bin ich ganz gespannt, was die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten am kommenden Donnerstag für Maßnahmen beschließen werden. Es soll ja (leider) einen „Lockdown – Light“ geben (müssen).

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