Wenn Corona will, steht (noch mehr) still, Update 241 vom 11.11.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Wer hat Angst vor dem Nussmärtel?

Herr Pfarrer, sie machen doch den Nussmärtel, oder?“ Ich war über diese Frage ein wenig erstaunt. Sie wurde mir von der Leiterin des evangelischen Kindergartens in Alerheim im Herbst 1988 gestellt. Ich war erst kurz vorher dort Pfarrer geworden. Zum ersten Mal war ich „Träger“ eines Kindergartens und habe immer wieder die Verbindung zur Leitung gesucht.

Nussmärtel“ – ich hatte diesen Ausdruck noch nie gehört. „Der kommt doch am 06.12, am Nikolaustag?“ war meine Rückfrage. „Den feiern wir hier nicht, der ist doch katholisch. Wir sind evangelisch und feiern den Nussmärtel“. Das war für mich eine sehr interessante Antwort. Der Hl. Martin v. Tours war ein Zeitgenosse von Augustin und Hieronymus und ich wusste bis dorthin nicht, dass Menschen im 4. Jahrhundert n. Chr. schon evangelisch sein konnten!!!! Aber sei es drum. In der 5. Klasse Hauptschule hat der Lehrer in einer Probe einmal gefragt, welcher Konfession Karl der Große (gest. 814 n. Chr.) angehört hat und einige Klassenkameraden hatten doch tatsächlich „evangelisch“ geschrieben.

Jedenfalls feiern die Rieser den Nussmärtel wie anderorts die Menschen den Nikolaustag. Und das mit allem drum und dran. Ich musste mich verkleiden und kam als unbekannter Nussmärtel zu den Kindern in den Kindergarten. Ja, wer steckt da nur im Kostüm drin? Übrigens war das kein solch ein schönes Kostüm wie bei einem Nikolaus! Es war eher ein wüster, brauner Umhang und hat mich an Johannes den Täufer erinnert. Natürlich kam jährlich die pädagogische Frage auf, ob die Kinder nicht zu sehr verschreckt werden. Also habe ich in den letzten drei Jahren die Nussmärtelkleidung vor den Kindern angezogen. Dann bin ich aus dem Haus hinaus und wieder herein. Und ich war überrascht: Die Kinder haben dennoch gerätselt, wer im Gewand steckt! Offenbar lieben Kinder auch das „Unheimliche, das Unerwartete, das nicht zu Fassende“. Aber letztlich erhalten sie ja Geschenke, es werden Lieder gesungen und der pädagogische Grundsatz gilt: Keine Angst zu verbreiten, sondern Freude weitergeben.

Heutzutage bin ich froh, wenn Am 11.11.397 n. Chr. ist der Hl. Martin im Alter von 81 Jahren in Tours beigesetzt worden und deshalb ist das heute sein Heiligengedenktag.

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