Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen weniger) still, Update 355 vom 05.03.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Worauf bauen wir?

Heute ist der erste Freitag im März. Das ist für Christen auf der ganzen Welt ein besonderer Tag. An diesem Tag wird der „Weltgebetstag der Frauen“ gefeiert. Es ist die größte ökumenische Bewegung überhaupt. Als Kind war mir das gar nicht so bewusst. Es lag vermutlich daran, dass es in meinem Heimatort Habelsee fast keinen katholische Christen gab. Ich habe darüber ja schon öfters geschrieben und mancher meiner Leser/-innen haben mit Schmunzeln meinen Beitrag Nr. 88 vom 11.06.2020 gelesen. Ich habe als Kind einen katholischen Priester als „Marsmenschen“ wahrgenommen.

Ich erinnere mich noch an meine Zeit als sog. „Läutbube“. In der Präparanden- und Konfirmandengruppe war ich wie die anderen Jungs (für Mädchen war das verboten!!) eingeteilt, vor Gottesdiensten zu läuten und den Klingelbeutel zu tragen. Aber am Weltgebetstag der Frauen sagte die Mesnerin: „Denkt dran, für Euch ist dieser Gottesdienst heute verboten. Nicht einmal der Pfarrer darf kommen. Das macht alles die Pfarrfrau“. Das waren klare Worte und so wurde das in vielen Gemeinden gehandhabt. Später haben dann die Gemeinden verzweifelt dafür geworben, dass dazu auch Männer kommen können und dass dieser Gottesdienst von Frauen vorbereitet ist und nicht für Frauen. Aber es war und ist wohl zu spät. Männer verlieren sich in diesem ökumenischen Gottesdienst bis heute sehr selten. Immerhin: Ich darf jetzt als Pfarrer (und Mann) auch dabei sein. Sogar vorbereiten und durchführen darf ich ihn mit den „weiblichen“ Mitarbeiterinnen. Das nenne ich wirklich „Gleichberechtigung“.

Was mir besonders daran gefällt: Ich höre von Ländern, die ich vorher nicht kannte. Das wäre auch in diesem Jahr der Fall gewesen: Frauen aus Vanuatu haben die Liturgie vorbereitet. Hand aufs Herz! Hätten Sie gewusst, wo das liegt? Es ist ein Südseeparadies mit exotischen Fischen und Korallen, Traumstrände und tropischen Regenwald mit Überfluss an Früchten und freundlichen Gesichtern. Es hat 83 Inseln und liegt irgendwo zwischen Australien, Neuseeland und den Fidschiinseln, also am anderen Ende der Welt. Die hauptverantwortliche Mitarbeiterin in unserer Kirchengemeinde hat in den letzten Jahren immer sehr schöne und interessante Power-Point-Präsentationen zum Land und zum Thema erstellt und wir haben den Gottesdienst im Gemeindehaus gefeiert. Das ist in diesem Jahr wegen Corona nicht möglich. Eine abgespeckte Form vor allem „nur mit Lesen“ wollten wir nicht. Singen ist ja auch nicht möglich. So haben wir uns dazu entschlossen, diesen Gottesdienst nicht als Präsenzgottesdienst in Altensittenbach zu feiern. Stattdessen können die Frauen in Hersbruck sich das digital anschauen.

Das ist schade. Denn das Thema wäre in diesem Jahr besonders interessant: „Worauf bauen wir?“ Das ist jetzt mehr denn je die Grundfrage für mich und wohl auch für die Gesellschaft. Als das Thema vor einigen Jahren ausgesucht wurde, war Corona völlig unbekannt. Jetzt ist der Virus allgegenwärtig und hoffentlich stellen sich viele Verantwortliche diese Frage: „Worauf bauen wir?“ Und wird dabei auch die Antwort der Bibel wahrgenommen? Denn dort heißt es z.B. „Wenn der HERR nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen“ (Psalm 127, 1a). Und natürlich steht über allem auch das Wort des Paulus: „Ein anderes Fundament kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus“ (1. Korinther 3, 11).

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