Vom Sinn des Lebens
Vor mir liegt die Hersbrucker Zeitung vom 24.08.2020. Das war ein Montag. Und ich muss gestehen, dass ich am Montag zuerst immer den Sportteil lese. Dann wird dort das Sportgeschehen des gesamten Wochenendes zusammengefasst und meine Neugier befriedigt.
Dann staune ich. Auf der ersten Seite beim Sport gibt es gleich einen Kommentar von Hans Böller. Er ist überschrieben mit „Welchen Sinn hat das Leben?“. Ich bin immer wieder erstaunt, wie der Sport solche grundlegenden Fragen herstellt. Die Frage nach dem Sinn des Lebens berührt mich als Pfarrer und Christ natürlich besonders. Im Artikel bringt der Kommentator die Sinnfrage in den Zusammenhang, ob Fußball mit oder ohne Fans besser funktioniert. Hintergrund war die Geburt des Finalturnieres der Champions League. Manche Zeitgenossen waren davon begeistert. Das Finalturnier hat vielen offenbar gezeigt, dass es Zuschauer bei Fußballspielen gar nicht mehr braucht. Diese machen nur Ärger und stören. Auch das Alkoholproblem ist dann vom Tisch. Hans Böller fragt: „Gerät das richtige Leben nicht überall ins Hintertreffen gegen dem digitalen?“
Das gilt jetzt ja auch bei Gottesdiensten und anderen Treffen im kirchlichen Umfeld. „Wir brauchen doch gar kein reales Treffen mehr“. „Es ist viel bequemer, vom Sessel aus über digitale Medien z.B. einen Gottesdienst verfolgen“. „Wir tun etwas für die Umwelt, wenn wir von zu Hause aus die Treffen machen und nicht irgendwo hinfahren müssen“. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass viel Heizungsstrom gespart wird, die Umwelt geschont, wenn keine realen Gottesdienste mehr stattfinden. Ich habe in dieser Coronapandemie viele solche und ähnliche Argumente gehört. „Selbst ohne Fußball wäre ein Leben möglich. Das allerdings würde zu den wirklich großen Fragen führen – zu denen, welchen Sinn das Leben dann noch hätte“. So endet der Kommentator seine Randnotiz.
Aha, denke ich mir. Es gibt doch noch etwas Größeres bei diesem Thema als die Frage nach Zuschauer bei Fußballspielen. Die Frage nach dem „Sinn des Lebens“ stellt sich ja immer auch in Krisenzeiten in besonderer Art und Weise. Denn dann steht die Frage im Raum: Was bleibt in meinem Leben? Wo finde ich Halt, wenn alles scheinbar wankt? Es gibt viele Antworten auf diese Frage. Und ich werde jetzt nicht in die Falle tappen und sagen: Der Sinn des Lebens ist einfach nur Jesus. Denn solch eine Antwort muss ja auch inhaltlich gefüllt sein. Ich bin natürlich froh darüber, dass ich diesen Satz selbst für mich nachvollziehen kann. Ich freue mich auch darüber, wenn jemand sein Leben danach ausrichtet. Ich denke aber schon, dass ich als Mensch hier auf dieser Erde Dinge tun kann, die meinem Leben Sinn geben und über die sich Jesus freut. Das kann ganz unterschiedliche sein. Mancher macht auch mehr alleine, andere suchen ständig die Gemeinschaft. Wichtig ist, dass es sich hinterher gut und richtig anfühlt. Für mich ist noch wichtig, dass ich beim anderen anerkenne, was er als Sinn des Lebens findet. Und wenn das mit Jesus zu tun hat – umso besser!!