Archiv des Autors: Pfr. Gerhard Metzger

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 408 vom 27.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen zeit

EWG

Was heißt denn „EWG“? Ich war noch nicht in der Schule, dass ich bei dieser Frage eines Tages zu meinem damaligen „Herrn Google“ gegangen bin, meinem Vater. Er hat es mir ganz ausführlich erklärt, dass diese Abkürzung „Europäische Wirtschaftsgemeinschaft“ bedeutet. Dann gab es noch ausführliche Informationen über die damaligen sechs Gründerstaaten: Deutschland, Frankreich, Italien und die BENELUX-Länder. Und schon habe ich gelernt, dass Belgien, Niederlande und Luxemburg diesen Wirtschaftsverbund bilden und dass NE für „Netherland“ steht, dem internationalen Namen für unser Nachbarland.

Nur wenige Jahre später haben wir dann einen Fernseher bekommen, am 29.04.1967. Es war die Zeit der großen Familiensendungen am Samstagabend. Eine dieser Sendungen hat mich besonders fasziniert. Es war „Einer wird gewinnen“. Sie wurde ebenfalls mit EWG abgekürzt. Es gab Quizfragen für die Teilnehmer aus verschiedenen europäischen Ländern und zuletzt gab es den/die strahlende/n Sieger oder Siegerin. Im Rückblick wird mir klar, dass dieser Wettbewerb eher ein Art Beiwerk war. Im Mittelpunkt stand der Moderator der Sendung: Hans-Joachim Kulenkampff. Er plauderte vor den Zuschauern, schäkerte vor allem mit den weiblichen Teilnehmerinnen der Show und spielte bei allen Sketchen selbst mit. Er überzog „immer“ (und diesmal stimmt diese Bemerkung) um mindestens 30 Minuten. Er war ein Star und hatte dadurch viele Freiheiten. Von 1964 – 1987 lief diese Quizsendung im TV. In vielen anderen Sendungen und Filmen war Kulenkampff zu sehen. Meist war er der freundliche und etwas ältere Charmeur. Heute vor genau 100 Jahren, am 27.04.1921 ist er in Bremen geboren.

Der Titel der Quizsendung ist für mich wie ein Art Motto im Leben: Einer wird gewinnen. Das gilt bei Bewerbungen für einen bestimmten Arbeitsplatz. Das gilt für Pfarrstellenbesetzungen. Das gilt für Kanzlerkandidaturen und für Wahlsieger. Von diesem Motto leben viele „romantische“ Filme im Stil von „Rosamunde Pilcher“ oder „Inga Lindström“. Denn meistens gibt es viele Liebhaber und Liebhaberinnen, die sich im Verlauf eines Filmes erst finden müssen. Vielleicht ist das oft genug auch so im wirklichen Leben der Fall.

In der Coronapandemie gab es einen Wettlauf um die Entwicklung eines Impfstoffes. Jetzt diskutieren die Menschen, welcher mehr und welcher weniger Nebenwirkungen hat. Der heutige Geburtstag von Hans-Joachim Kulenkampff jedenfalls macht mir wieder einmal deutlich, dass es im richtigen Leben auch um Konkurrenzkämpfe geht und diese ein Zeichen dafür sind, dass „wir hier auf Erden noch nicht im Himmel sind“. Im Hinterkopf habe ich aber immer das Wort von Jesus „Vom Herrschen und Dienen“ aus dem Matthäusevangelium: „So sollt es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht“ (Matthäus 20, 26 – 27).

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 407 vom 26.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Stern, auf den ich schaue

Manche Lieder haben eine unheilvolle Geschichte und können gar nichts dafür. Hitler hat das schöne Lied „Großer Gott, wir loben dich“ missbraucht und bei den Parteitagen in Nürnberg singen und spielen lassen. Viele Christen sind auf diese Inszenierung hereingefallen und haben Hitler verehrt in naiver Unkenntnis der Situation. Auf manchen Altären stand sein Bild. Ich habe Menschen kennengelernt, die sich beim Singen dieses Liedes abgewandt und/oder mit mir eine Diskussion geführt haben, ob dieses „furchtbare Lied unbedingt gesungen werden muss“. Im neuen evangelischen Gesangbuch von 1994 steht es wieder unter der Nr. 331. Ich bin darüber froh, auch wenn ich die Seite der Gegner durchaus respektiere und verstehen kann.

Ähnlich verhält es sich mit dem Lied „Stern, auf den ich schaue“. Zunächst einmal taugt es für eine humorvolle Geschichte. Frage: „Welches Lied ist das Lieblingslied eines Mercedesfahrers? Klar: „Stern, auf den ich schaue“. Nicht ganz so witzig ist es dann, wenn ich über die nachfolgenden Zeilen spreche. „Stern, auf den ich schaue, Fels, auf dem ich steh, Führer, dem ich traue, Stab, an dem ich geh“. In Deutschland hat dieser Begriff des „Führers“ zu Recht einen negativen Klang. Das erinnert zu sehr an die unselige Zeit von vor 90 Jahren. Dabei ist dieses Leid allein auf Gott gemünzt und der Liederdichter bringt zum Ausdruck, dass er sich auf die Führung Gottes in seinem Leben absolut verlassen kann.

Adolf Krummacher hat das Lied 1857 verfasst. Er hat unter dem Titel „Harfenklänge“ eine Sammlung von Gedichten herausgebracht und an erster Stelle steht dieses sehr bekannte Lied, das u.a. auch im Gesangbuch der Mennoniten verzeichnet ist. Vermutlich wäre es nicht so populär, wäre die Melodie nicht von Minna Koch 1897 geschrieben worden. Sie war mit Adolf Krummacher verwandt (seine Tochter hat den Bruder von Minna Koch geheiratet). Angeblich hat sie den Text gehört, ging an sein Klavier und hat spontan die Melodie geschrieben. Als das Lied 1897 an die Öffentlichkeit kam, war die Komponistin schon sieben Jahre erblindet. Ohne die schlimme deutsche Wirkungsgeschichte drückt das Lied für mich eine ganz innige Beziehung zu Gott aus. Die Melodie unterstreicht das in beeindruckende Art und Weise. Ich habe mich sehr gefreut, dass es im neuen Gesangbuch unter der Nr. 407 (deshalb heute diese Zeilen) wieder aufgenommen worden ist.

Stern, auf den ich schaue, Fels, auf dem ich steh. Führer, dem ich traue, Stab, an dem ich geh. Brot, von dem ich leben, Quell an dem ich ruh. Ziel, das ich erstrebe, alles, Herr, bist du.

Ohne dich, wo käme, Kraft und Mut mir her? Ohne dich, wer nähme meine Bürde, wer? Ohne dich, zerstieben würden mir im Nu Glauben, Hoffen, Lieben, alles, Herr, bist du.

Drum so will ich wallen meinen Pfad dahin, bis die Glocken schallen und daheim ich bin. Dann mit neuem Klingen jauchz ich froh dir zu: nichts hab ich zu bringen alles, Herr, bist du!

Das Lied „Stern, auf den ich schaue“ wird von meiner Schwägerin Silvia Dörr auf dem Klavier gespielt.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 406 vom 25.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Welcher Markus ist denn gemeint?

Es ist der 11.04.2021. Ich sitze an diesem Sonntag nach dem Osterfest relativ entspannt am Computer. An diesem Weißen Sonntag ging es bis 2019 bei mir „hoch her“. An diesem Tag wird unter normalen Umständen die Konfirmation in Altensittenbach gefeiert. In diesem Jahr lasse ich den Tag ruhig angehen und nehme mir viel Zeit, mit meiner Frau im Molsbachtal von Förrenbach nach Molsberg hinauf und hinunter zu gehen.

An diesem Tag interessieren mich aber auch besonders die Nachrichten. Es wird davon berichtet, dass sich Markus Söder und Armin Laschet auf eine Vorgehensweise bei der Nominierung des Kanzlerkandidaten geeinigt haben. Beide treten vor die Kameras und geben Statements ab. Mein Smartphone „läuft heiß“ und am Abend schaue ich die Tagesschau. Am nächsten Morgen fällt mir ein, dass irgendwann im April der Gedenktag des Hl. Markus ist. Ich hatte aber nicht mehr den genauen Tag im Kopf. Also google ich und gebe ein: „Markus“. Es öffnet sich „Markus Söder„. Gut, kann ich durchaus verstehen. Ich gebe ein: „Gedenktag von Markus“. Schon öffnet sich „Gedenktag von Markus Söder“. Ich staune. Ist er schon ein Heiliger und hat einen eigenen kirchlichen Gedenktag? Ich klicke an und sehe den Hinweis auf die Gedenkfeier an die Corona-Tote in Bayern vom 23.03.2021.

Ich mache einen dritten Versuch und gebe ein: „Evangelist Markus“. Jetzt habe ich das erhoffte Ergebnis. Heute am 25. April feiert auch die evangelische Kirche seinen Gedenktag. Er ist vermutlich am 25.04.68 in Alexandrien als Märtyrer gestorben. Die koptische Kirche sieht ihn als den ersten Papst. In Erinnerung sind mir die vielen Diskussionen in der „Alten Kirche“, wie Jesus als Sohn Gottes und als Mensch verstanden werden kann. Das ist wirklich kompliziert und erspare ich mir hier. Bei meinem mündlichen Examen war ich zu diesem Thema ein Fachmann. Es war mein Spezialgebiet. Was mich als Pfarrer viel mehr interessiert ist die Tatsache, dass dieser Evangelist fast die Mission des Paulus verhindert hat. Zu Beginn der sog. „ersten Missionsreise“ war Markus mit Paulus und Barnabas unterwegs. Aber schon ganz am Anfang kam es offenbar in Perge zum Konflikt und Markus trennte sich von ihnen (Apostelgeschichte 13, 13). Dass dieser Streit tiefer ging, entnehme ich aus dem Bericht zu Beginn der sog. zweiten Missionsreise. Paulus will mit Barnabas wieder aufbrechen und zuerst einmal die Gemeinden besuchen, die bei der ersten Missionsreise gegründet worden sind. Barnabas wollte dazu auch wieder Markus mitnehmen. Paulus war nach den Erfahrungen bei der ersten Reise strikt dagegen. Der Konflikt eskalierte und die beiden haben sich getrennt. Paulus wendet sich in Richtung Europa, Barnabas geht nach Zypern und in Richtung Osten. „Und sie kamen scharf aneinander, so dass sie sich trennten. Barnabas nahm Markus mit sich und fuhr nach Zypern. Paulus aber wählte Silas und zog fort, von den Brüdern der Gnade Gottes befohlen“ (Apostelgeschichte 15, 39 – 40). Was ich daran interessant finde: Gott hat nach dem Streit alle drei gesegnet. Sowohl Paulus als auch Barnabas haben viele Menschen zu Jesus geführt. Und Markus gilt bis heute als Gründer der koptischen Kirche (Ägypten) und wird dort sehr verehrt. Nicht immer muss ein Streit oder ein Konflikt in ein Chaos führen. Manchmal reinigt solch eine Krise die Situation und es entsteht Neues. Hoffentlich auch in der Coronapandemie!

Bekannt ist Markus bei den Meisten von uns vermutlich durch die Markuskirche in Venedig. Immerhin war ja auch Papst Johannes XXIII. dort Patriarch bevor er zum Oberhaupt der Römisch-Katholischen Kirche gewählt wurde. Was ich noch spannend finde: Der Evangelist Markus ist auch Schutzpatron der Insel Reichenaus am Bodensee.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, update 405 vom 24.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Wie schnell darf es denn sein?

Ich hätte es im Mai des vergangenen Jahres nicht für möglich gehalten. Aber auch in diesem Jahr fällt der Landkreislauf wieder aus. Dieser Event ist seit dem Jahr 2000 die größte Sportveranstaltung für Laien im Landkreis Nürnberger Land. Im Laufe der Zeit hat er sich zu einem Ereignis entwickelt, den nicht nur Sportlerinnen und Sportler sich dick im Terminkalender angestrichen haben. Auf verschlungene Art und Weise und durch Impulse einiger Gemeindemitglieder aus Altensittenbach spielt er bei uns in der Thomaskirche eine relativ große Rolle. Ich selbst habe dadurch viele Kontakte in der ganzen Region knüpfen können und hatte mich auf den 1. Mai 2021 sehr gefreut. Es sollte nicht sein!

Ich denke zurück an manche Begegnung während meines Nordic-Walkens im vergangenen Jahr. Eine besondere Begebenheit bleibt in meiner Erinnerung. Auf dem Weg von Altensittenbach in Richtung Hans-Görgl sehe ich etwa einen Kilometer vor Kühnhofen ein älteres Ehepaar auf einer Bank sitzen. Die Sonne scheint und sie freuen sich an den wärmenden Strahlen. Ich muss dazu erklären, dass ich sehr gerne das Power-Walking praktiziere. Etwas laienhaft ausgedrückt bedeutet dies, dass ich gerne schnell und kräftig mit den Walking-Stecken unterwegs bin. Beim Vorüberwalken höre ich noch mit einem Ohr wie die Frau zum Mann sagt: „Der walkt aber schnell! Muss das denn sein! Hat er keine Zeit?

Ich schmunzle ein wenig. Der Satz geht mir in den nächsten 90 Minuten aber nicht aus den Kopf. Nicht, weil ich langsamer walken will oder weil ich mich persönlich ertappt fühle, etwas ruhiger den Tag beenden zu wollen. Nein! Ich denke mir: Es gibt eben eine Vielzahl von Möglichkeiten, sich fortzubewegen. Ich kann langsam spazieren gehen, Joggen, Laufen und eben langsam oder schnell walken. Und irgendwie hänge ich während der ganzen Zeit an einen bestimmten Gedanken. Es geht darum, mit welcher Geschwindigkeit Menschen im Glauben unterwegs sind. Manche Christen haben mir schon gesagt, dass Gott ganz schnell und ganz viel erwartet. Er will Aktivitäten sehen. Die Gebete müssen viel und eindringlich sein. Bibellesen darf nicht unter 30 Minuten, Gebete nicht unter einer Stunde – das ist Pflicht! Ich muss im Glauben immer größer, weiter und tiefer denken. Stillstand ist Rückschritt. Dieser Slogan gilt nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch im Glauben an Jesus.

Dieser Glaube und die Gemeinschaft in einer bestimmten Gemeinde wird somit mit einer Firma verglichen. Oft merke ich das, wenn Christen von „geistlichen Wachstum“ sprechen und dabei die Zahlen meinen. Ist es wirklich so? Vielleicht schaut Gott weder auf Tempo noch auf Zahlen!! Vielleicht weiß er auch im Glauben um ein bestimmtes Tempo für jeden Einzelnen. Der Eine geht schneller voran, sucht ständig die Herausforderung und kommt kaum zur Ruhe. Jemand anderes geht im Glauben „langsam spazieren“. Er sucht die Stille, das persönliche Gebet und will nur ganz wenige Aktivitäten. Vielleicht kennt Gott mehr als wir denken, die persönliche Schnelligkeit im Glauben und gönnt das jedem nach seiner Weise. Für mich eine Herausforderung, das zu erkennen und dem anderen zuzugestehen. Nur beim persönlichen Walken will ich möglichst schnell sein, weil mir das einfach mehr Spaß macht. Ich freue mich aber über jeden, der sich im Walken und im Glauben schön langsam und gemütlich fortbewegt.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 404 vom 23.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Dem Coronavirus die Rote Karte zeigen

Ich habe es mir lange überlegt, ob ich bei diesem Beitrag das Wort nennen will und darf: „Die Arschkarte“. Aber dieser Begriff ist so zum Eigennamen geworden, dass ich es hiermit getan habe. Unter der „Arschkarte“ verstehen die Sportexperten die sog. „Rote Karte“. Mit dieser Karte wird ein Spieler vom Feld verwiesen. Lange Jahre hat es diese Karte nicht gebraucht. Ein Spieler wurde nach einem groben Foul mündlich verwarnt und notfalls des Feldes verwiesen. Aber bei der Fußball-WM in England 1966 gab es große Probleme. Vor allem die südamerikanischen Spieler waren mit dieser Strafe nicht einverstanden. Bei den Spielen im Viertelfinale zwischen England und Argentinien bzw. Deutschland und Uruguay wurden die Spiele minutenlang unterbrochen, weil bestrafte Spieler nicht vom Platz wollten. So erinnerten sich die Funktionäre an die Verkehrsampel und brachten damit Farben in das Spiel: Die gelbe und die rote Karte. 1971 kam dann noch die gelb-rote Karte dazu.

Seither ist es viel leichter geworden, die Spieler wegen groben Tätlichkeiten zu verwarnen bzw. vom Platz zu stellen. Bei der Fußball-WM in Mexiko 1970 wurde die rote Karte eingeführt, aber nicht verwendet. Erst 1974 bei der Partie Deutschland gegen Chile sah mit Carlos Caszely zum ersten Mal ein Fußballer bei einer WM diese Farbe vor seinem Auge. Aber schon drei Jahre früher, nämlich vor genau 50 Jahren, im April 1971 wurde die erste rote Karte in der Fußballbundesliga gezeigt. Friedl Lutz von Eintracht Frankfurt erhielt sie vom Schiedsrichter Wilfried Hilker nach einem Revanchefoul an den Braunschweiger Jaro Deppe. Natürlich gibt es immer wieder einmal Diskussionen über die Berechtigung solch einer Karte. Aber die Verhältnisse und Umstände sind wenigstens klar geregelt.

Ich würde mir wünschen, dass auch dem Coronavirus die rote Karte gezeigt werden könnten nach dem Motto: Verlassen Sie bitte den Platz Erde und lassen sie die Menschen wieder ruhig miteinander leben! Aber vermutlich ist das ein frommer Wunsch! Ach ja, warum heißt diese Karte „Arschkarte“. Ganz einfach. Ganz am Anfang und noch heute stecken viele Schiedsrichter/-innen diese Karte in ihr Gesäßteil, wohingegen die gelbe Karte im Trikot an der Brust aufgehoben wird.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 403 vom 22.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Schönster Herr Jesu

Es ist für mich immer wieder spannend, ob und wie die beiden großen Kirchen aufeinander zugehen. Die Basis ist ja oft weiter als die sog. „Oberen“. Überrascht war ich deshalb durchaus, im neuen evangelischen Gesangbuch unter der Nr. 403 das Lied „Schönster Herr Jesu“ zu finden. Schon beim ersten Vers merkt der aufmerksame Leser, dass in diesem Lied Maria eine wichtige Rolle spielt. „Schönster Herr Jesu, Herrscher aller Herren, Gottes und Marien Sohn, dich will ich lieben, dich will ich ehren, meiner Seele Freud und Kron“.

Nach meiner Einschätzung wird hier Jesus als der zu Ehrende besungen. Aber der Kenner wirft ein, dass in der katholischen Kirche der Monat Mai mit den „Marienandachten“ wahrgenommen wird. Viele Bräuche ranken sich darum. Für mich hat das auch damit zu tun, dass der Wonnemonat Mai mit „Frühling, Lebensfreude und aufgehender Saat“ verbunden wird. Ich selbst versuche in den Gottesdiensten im Mai so oft wie möglich dieses Lied singen (in Nicht-Coronazeiten) zu lassen. Ich bevorzuge aber ausschließlich die Melodie von Glatz vor 1842. Sie fließt leicht in Dur und hat nicht diese barocke Melodie von 1677 in dorisch. Das gesamte Lied besingt die Natur in ihrer Schönheit und stellt Jesus in den Mittelpunkt.

Schön sind die Wälder, schöner sind die Felder in der schönen Frühlingszeit; Jesus ist schöner, Jesus ist reiner, der mein traurig Herz erfreut.

Schön ist der Monde, schöner ist die Sonne, schön sind auch die Sterne all. Jesus ist feiner, Jesus ist reiner als die Engel allzumal.

Schön sind die Blumen, schöner sind die Menschen in der frischen Jugendzeit; sie müssen sterben, müssen verderben; Jesus bleibt in Ewigkeit.

Alle die Schönheit Himmels und der Erden ist gefasst in dir allein. Nichts soll mir werden lieber auf Erden als du, liebster Jesus mein.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 402 vom 21.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

So wenig

Vor mir liegt die Hersbrucker Zeitung (Regionalausgabe der Nürnberger Nachrichten) vom 05.10.2020. Im Sportteil der Nürnberger Nachrichten steht ein sehr interessanter Kommentar mit der Überschrift: „Die Gläubigen laufen davon“. Das hat sofort mein Interesse geweckt. Mitten im Sportteil ein Kommentar zur Situation der Kirchen? Ich bin ja grundsätzlich der Meinung, dass es große Zusammenhänge von Sport und Glauben gibt. Ich habe das auch bei diesen Updates schon geschrieben und verweise immer mal auf den Apostel Paulus und seinen Ausführungen.

Der Kommentar bezog sich tatsächlich nicht auf die Situation der Kirchen, sondern ausschließlich auf den Profisport und den Diskussionen um Zuschauer ja oder nein. Der Kommentator berichtet von der Ostseehalle in Kiel und der Meinung, dass diese Halle oft als „Kathedrale“ des Handballs in Deutschland bezeichnet wird. Anlass für diese Stellungnahme war das Handballspiel zwischen THW Kiel und HC Erlangen am ersten Spieltag der neuen Saison. Es waren damals Zuschauer erlaubt. Normalerweise kommen zu solch einem Spiel über 10 000 Menschen. Wegen Corona waren nur 2 000 zugelassen. Die Überraschung war: Es kamen nur 1480 Zahlende.

Zurzeit gibt es die Diskussion um Zuschauer während der geplanten Fußball-Europameisterschaft. Es sollen kurzfristig in Städten keine Spiele stattfinden, in denen Politiker keine Zusagen für Zuschauer abgeben. Als Pfarrer habe ich mich mittlerweile daran gewöhnt, dass die Besucherzahl bei Gottesdiensten weniger als die Höchstzahl beträgt. Bei Nachfrage höre ich immer wieder, dass viele einfach Angst vor einer Ansteckung haben trotz aller Hygienemaßnahmen. Gespannt bin ich, wie und ob die Fußballspiele bei der EM besucht werden. In eher autokratisch geführten Ländern ist das vielleicht leichter möglich. Es kann aber auch sein, dass sich unsere Gesellschaft grundsätzlich umstellt und künftig weniger Zuschauer zu Events kommen werden. Ich weiß es nicht!

Schmunzeln musste ich dann doch am Ende des Kommentares. Denn da wurde doch noch ein Zusammenhang mit der Situation von Kirche hergestellt. Der letzte Satz des Kommentators lautete nämlich wörtlich: „Den Kirchen laufen die Gläubigen davon. Das war in den vergangenen Jahren immer wieder zu lesen. Dem Sport geht es derzeit ähnlich. Leider echt jetzt“.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 401 vom 20.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Die Coronagefahr verschlafen?

Das war für mich wirklich eine Überraschung. Ich kam von einem Besuch heim und meine Frau meinte: „Bei uns überwintert ein Igel. Hoffentlich ist er nicht tot“. Tatsächlich war im Garten unter der Magnolie ein Hügel zu sehen. Dieser ist meiner Frau erst aufgefallen als der Schnee weg war. Ich habe ihn überhaupt nicht bemerkt. Sie hat ihn näher angeschaut und einen schlafenden Igel entdeckt. Er war noch regungslos, obwohl es schon Anfang April war. Sein Winterquartier war nicht sehr tief gegraben und wir hatten vor einigen Jahren leider schon einmal den Fall, dass ein Igel den Winter nicht überlebt hatte. Gespannt warteten wir noch einige Tage ab. Am 14.04. kam dann die freudige Nachricht meiner Frau: „Der Igel hat überlebt. Sein Quartier ist leer“. Wir freuten uns beide und hoffen, dass er im Sommer vielleicht auch noch einige Nacktschnecken als Futter im Gemüsegarten findet.

Auf dem Bild ist sein Quartier gut zu sehen. Es war immerhin unter dem Baum geschützt und er hatte sich auch ein wenig in den Boden hineingegraben. Ich hatte sofort den Gedanken in mir: Wie wird dieser Igel die neuen Inzidenzzahlen von rund 170 beurteilen? Als er sich im Spätherbst schlafen gelegt hat, war diese Zahl viel niedriger und er hatte sich vielleicht gedacht: „Wenn ich im Frühjahr 2021 wieder aufwache, dann ist Corona vorbei“!

Aber nicht nur er hat sich dabei geirrt. Immerhin hat für ihn wenigstens im Winter über das schöne Wort aus dem Psalm 127 gegolten: „…denn seinen Freunden gibt er es im Schlaf“ (V. 2b). Dieser Vers ist immerhin zum geflügelten Sprichwort geworden: „Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf“. Und das würde ich mir selbst gerne wünschen: Ich schlafe ein und wenn ich wieder aufwache, ist die ganze Coronapandemie vorbei!

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 400 vom 19.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Ich will dich lieben meine Stärke

Seit etwa 50 Jahre werden auch in den evangelischen Kirchen immer mehr sog. Lobpreislieder gesungen. Viele Pfarrer haben versucht, diese neuen Lieder in den Gemeindegesang zu integrieren. Es war und ist nicht ganz einfach. Mittlerweile werden sie aber fast überall gesungen. Ich erinnere mich an meine Anfangszeit hier in Altensittenbach m. Oberkrumbach. Mit leichten und einfachen Lobpreislieder habe ich angefangen. Irgendwann sagte meine Frau zu mir: „Wir könnten doch gezielt auch Lobpreislieder aus dem evangelischen Gesangbuch dazu nutzen, diese Art von Liedern den Menschen näher zu bringen“. Gesagt – getan. Ich habe verschiedene Lieder ausgesucht und war erstaunt, wie viele dort zu finden sind. „Du meine Seele singe“ gehört z.B. dazu.

Und dann bin ich auf ein Lied gestoßen, dass mir besonders ins Herz gefallen ist. „Ich will dich lieben meine Stärke“ von Johann Scheffler. Er veröffentlichte es in seinem Gedichtband „Heilige Seelen-Lust“ im Jahr 1657. Das Lied ist eine Auslegung des Hohenliedes aus dem Alten Testament. Die ersten beiden Strophen wirken wie eine Liebeserklärung zu Christus, der als Gottes Lamm bezeichnet wird. Der Vers 4 klingt wie eine bejahende Antwort auf eine Liebesfrage. „Ich lief verirrt und war verblendet, ich suchte dich und fand dich nicht; ich hatte mich von dir gewendet und liebte das geschaffne Licht. Nun aber ist´s durch die geschehn, dass ich dich hab ersehn“.

Dieses Lied steht unter der Nr. 400 und deshalb heute mein Update dazu. Die Melodie von Johann Balthasar König aus dem Jahr 1738 passt zum Text. Auch wenn Scheffler 1653 zum katholischen Glauben konvertiert ist, so hindert mich das nicht daran, es immer wieder singen zu lassen. „Ich will dich lieben, meine Stärke. Ich will dich lieben, meine Zier. Ich will dich lieben mit dem Werke und immerwährender Begier. Ich will dich lieben, schönstes Licht, bis mir das Herze bricht“. Scheffler hatte offenbar diese Fähigkeit, in Aufnahme der Bilder aus dem Hohenlied Salomos die Beziehung zu Gott als Liebesbeziehung zu beschreiben. Denn gleich das nächste Lied im evangelischen Gesangbuch „Liebe, die du mich zum Bilde“ stammt ebenfalls von ihm und wurde im selben Jahr 1657 geschrieben.

Meine Schwägerin Silvia Dörr spielt auf dem Klavier das Lied „Ich will dich lieben meine Stärke“

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 399 vom 18.04.2021

Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir

Heute ist der 18.04.2021. Heute vor genau 500 Jahren, am 18.04.1521 hat man in Worms eine größere Halle gewählt, weil man einen Ansturm der Menschen bei der Verteidigung von Martin Luther erwartet hat. Aber auch diese ist viel zu klein. Der siebenunddreißigjährige Martin Luther steht mit seiner schäbigen Kutte dem einundzwanzigjährigen Kaiser gegenüber, der mit allen Insignien ausgestattet ist. Zwei Stunden später als angesetzt, um 18.00 Uhr beginnt die Verhandlung.

Martin Luther hat sich in der Nacht gut vorbereitet und beginnt seine Sicht darzulegen, auf die ich hier nicht eingehen will. Das überlasse ich den Theologen und ihren Studenten. Aber es steht ein ganz anderer Luther vor den weltlichen und kirchlichen Machthabern als am Tag zuvor. Luther spricht klar und mit starken Worten. Sein Grundsatz lautet: „Stark in der Sache, milde in der Form“. Er wiederholt, dass er alle die aufgestapelten Bücher geschrieben hat. Er geht auf die verschiedenen Art und Weise seiner Bücher ein. Er bleibt hart im Ton und wirft vor allem der Kirche vor, dass päpstliche Gesetze die Gewissen der Gläubigen „verstrickt, geplagt und gemartert werden, auch der Besitz und das Vermögen, zumal in dieser berühmten deutschen Nation durch unglaubliche Tyrannei verschlugen wurde und verschlungen wird“. Das sind starke Worte. Der Kaiser ist unruhig. Dann fordert Luther Beweise, dass seine Bücher Irrtümer enthalten. Im Saal tritt Stille und Betroffenheit ein. Luther hat mit vielen Beispielen aus der Bibel nachzuweisen versucht, dass seine Auslegung richtig sei. Der Orator des Kaisers, Eck, kommt nach vorne und will eine eindeutige Entscheidung von ihm. „Deshalb verlangt man von dir, Martinus, eine einfache ungehörnte Antwort, ob du widerrufen willst oder nicht!“. Jetzt gibt es kein Ausweichen mehr. Luther widersteht einem Widerruf und endet mit den bekannten Worten: „Ich kann nicht anders, hier stehe ich, Gott helfe mir. Amen“.

Luther drängt zum Ausgang während ein großes Getümmel herrscht. Luther hat sich vor Kaiser und den Abgesandten des Papstes und vor den Fürsten nicht niederringen lassen. Im Hofe des Bischofspalastes ist der Herzog Erich von Braunschweig an ihn herangetreten. Er hat ihm die Rechte gereicht und mit der Linken einen großen Humpen Einbecker Bier. Luther nimmt seine anerkennende Worte entgegen und stürmt aus dem Palast. Er ruft der dichtgedrängten Menge zu: „Ich bin hindurch!“ Er reckt die Hand in die Höhe „wie die deutschen Landsknechte zu tun pflegen, wenn sie im Kampfspiel über einen wohlgelungen Hieb frohlocken“.

In den nächsten Tagen wird versucht, den Reformator doch noch umzustimmen. Aber Luther bleibt bei seiner Aussage und fährt am 26. April 1521 kurz vor zehn Uhr vormittags aus Worms ab. Seine Freunde begleiten ihn. Frohen Mutes reist er nach Wittenberg zurück. Aber es sollte anders kommen als gedacht. Das Urteil des päpstlichen Nuntius Aleander zeigt die Haltung der katholischen Kirche über das Geschehene. „So ist denn der ehrwürdige Schurke gestern, drei Stunden vor Mittag, mit zwei Wagen abgereist, nachdem er sich eigenbändig in Gegenwart vieler Personen viele Brotschnitten geröstet und manches Glas Malvasier, den er außerordentlich liebt, getrunken hatte“.

Bis heute ist nicht ganz geklärt, ob Luther diese Worte „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir“ wirklich gesagt hat. Aber sie geben sicherlich die Haltung von Martin Luther wieder. Oft werden diese Worte bis heute bei Äußerungen auch abgeändert wie z.B. zu „Hier stehe ich, ich kann auch anders, Gott helfe mir. Eine andere Variante lautet: „Hier stehe ich, Gott helfe mir, es war ganz anders“. Jedenfalls hat dieser vermeintliche Satz von Martin Luther eine große Wirkungsgeschichte bis in die Gegenwart hinein. Die weitere Geschichte hat gezeigt, dass Luther nur scheinbar „hindurch“ war. Die Bewährung sollte erst noch folgen. Aber davon mehr vermutlich am 3. und 4. Mai.