Archiv des Autors: Pfr. Gerhard Metzger

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 398 vom 17.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Knickt Martin Luther ein?

Heute ist der 17.04.2021. Heute vor genau 500 Jahren, am 17.04.1521 ist Martin Luther am zweiten Tag auf dem Reichstag zu Worms. Für 16.00 Uhr ist Luther in den Sitzungssaal bestellt worden. Auf verstohlener Art und Weise durch Hinterzimmern wird das getan. Als Grund wird angegeben, dass das Volk ihn nicht belästigen soll. In Wahrheit will man keine Ovationen für Luther aufkommen lassen. Aber die Menge bemerkt seine Ankunft, schiebt sich in den Saal und muss mit Gewalt hinausgedrängt werden. Viele erklettern die umliegenden Dächer, um einen Blick in den Saal des Bischofshofes zu erhaschen. „Mönchlein, Mönchlein. Du gehst jetzt einen Gang, den mancher unserer Obersten auch in unserer ernstesten Schlachtordnung nicht gegangen ist. Bist du rechter Meinung und deiner Sache gewiß, so geh in Gottes Namen und sei nur getrost, Gott wird dich nicht verlassen“. Diese berühmten Worte sprach Georg von Frundsberg, ein Landsknechtoberst.

Der Sitzungssaal war bis zum letzten Platz gefüllt. Dann beginnt das Verhör jeweils in lateinischer und deutscher Sprache. Kaiser Karl V. versteht kaum, was gesprochen wird, weil er nur französisch fließend sprechen kann. Der Orator des Kaisers beginnt mit der Anklage: „Die Kaiserliche Majestät hat dich, Martin Luther, aus zwei Gründen befohlen. Erstens damit du die Bücher, die unter deinem Namen bekannt sind, hier an dieser Stelle als von Dir geschrieben anerkennst; zum weiteren, ob du etwas aus ihnen widerrufen willst“. Die Titel der Bücher werden vorgelesen.

Jetzt kommt es zur Überraschung! Luther antwortet zaghaft und so, als habe ihn plötzlich alle Sicherheit verlassen. Er gibt zu, dass er alle Bücher, die genannt wurden und aufgestapelt sind, als die seinen anerkenne. Mit Zitaten aus der Schrift, die er aber unsicher vorträgt, bittet er wegen der Beantwortung der zweiten Frage, ob er zu dem Inhalt der Bücher stehe, um Bedenkzeit. Seine Gegner wundern sich und seine Anhänger sind bitter enttäuscht. Sie hatten gedacht, er würde sofort mit eindringlichen Worten entgegnen. Luther wird eine Bedenkzeit von einem Tag bewilligt und soll am nächsten Tag zur gleichen Zeit wieder erscheinen. Im Saal bricht eine gewaltige Unruhe aus. Beim Verlassen ruft man ihm ermunternde Worte nach: „Habe ein mutiges Herz, Martin! Selig ist der Leib, der dich getragen hat!

In seiner Klosterstube angekommen, drängen sich die Freunde und versuchen ihn aufzumuntern. Martin schreibt einen Brief an seinen Freund Cuspian in Wien u.a. mit folgenden Worten: „Ich komme mitten aus dem Trubel der Sitzung. Sie fragen mich, ob ich meine Bücher widerrufen wolle. Aber ich werde in Ewigkeit auch keine Silbe widerrufen, wenn Christus mir beisteht“. Danach zeigt er sich gutgelaunt, macht Späße und trinkt seinen Wein dazu.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 397 vom 16.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Der Einzug Luthers als Fanal

Es ist am 16.04.2020 gewesen. Genau heute vor einem Jahr. Es ist ein Donnerstag. Es war die Osterwoche. Am Tag vorher sitze ich am Computer und überlege, was ich beim Update 32 schreiben soll. Weil es die Osterwoche ist, habe ich den Plan meine eigene Konfirmation 1972 zu verarbeiten. Aber halt, da war doch noch etwas anderes! Ja, klar. Ab dem 16.04. beginnen besondere Reformationstage. Denn ab diesem Tag 1521 steht Martin Luther vor den bedeutendsten politischen und kirchlichen Würdeträger auf dem Reichstag zu Worms. Ich muss mich also entscheiden, was ich weitergeben soll. Ich entscheide mich für meine persönlichen Erlebnisse an meine Konfirmation. Mein Hintergedanke war: Da kommen noch mehr Beiträge zur Reformation, die als Jubiläum eingeordnet werden können. Denn schließlich war das Jahr 1520 bahnbrechend. Ich habe mich an meinem eigenen Ratschlag gehalten und vor allem im Mai und Juni 2020 viele Beiträge zur Reformationsgeschichte geschrieben. Meine Gedanken waren noch: Ich will bei meinen Lesern ja nicht der große Lehrer sein. Und zu viel Geschichte langweilt vielleicht den einen oder anderen. In einem Jahr haben wir ganz andere Gedanken und hoffentlich wieder volle Kirchen.

Jetzt ist dieses Jahr vergangen und es ist kaum leichter als vor einem Jahr geworden. Immerhin dürfen wir wieder Gottesdienst feiern – aber unter welchen Umständen? Das hat zur Folge, dass sich diese bedeutenden Jahre im Leben von Martin Luther und in der deutschen Geschichte als Jubiläumsjahr „gefeiert“ werden können. Gespannt bin ich, ob diese in der Öffentlichkeit mitten um die Geschehnisse von Prinz Philip und der Lösung der K-Frage der Union und der Grünen überhaupt wahrgenommen werden! Jedenfalls werden die Geschehnisse um den Wormser Reichstag und damit die Frage nach der persönlichen Situation von Martin Luther genau 500 Jahre alt.

Denn heute vor genau 500 Jahren, am 16.04.1521 zieht Martin Luther in Worms ein. Er will den Kampf aufnehmen im vollen Bewusstsein, wie gefährlich er für ihn sein wird. Er hat zwar vom Kaiser freies Geleit bekommen. Aber das war 100 Jahre vorher auch Jan Hus gegeben worden. Dennoch wurde dieser in Konstanz am Scheiterhaufen als Ketzer verbrannt und seine Asche kam in den Bodensee. Ich habe darüber ausführlich in meinem Update 113 vom 06.07.2020 geschrieben.

Gegen den Rat seiner Freunde tritt Martin Luther den Weg nach Worms an. Es ist eine einzigartige Jubelfahrt. Leute aus den Orten auf dem Weg jubeln ihm zu und stärken ihn damit. Auch der Einzug in die zum Bersten vollgestopfte Stadt Worms wird zum Fanal. Der katholische Abgesandte Nuntius (ein Nuntius ist mit einem Botschafter zu vergleichen) Aleander berichtet: „Die Stadt ist wie aufgestört. Alle rennen vom Essen weg auf die Straße, um zu sehen, wie der „große Ketzeroberst“ in die Stadt Worms gelangt. Mit drei Genossen in einem Wagen sitzend, zieht er ein. Er ist von etwa acht Berittenen umgeben. Der Jubel des Volkes kennt keine Grenzen. Er nimmt seine Herberge in der Nähe seines sächsischen Fürsten. Beim Verlassen des Wagens schließt ihn ein Priester in seine Arme, faßt dreimal an sein Gewand und tut im Weggehen so, als habe er eine Reliquie berührt. Dieser Luther, als er vom Wagen stieg, blickte mit seinen dämonischen Augen im Kreise umher und sagte: „Gott wird mit mir sein!

Diesen Worten des römischen Abgesandten ist wohl nichts mehr hinzuzufügen. Danach geht Luther zum nahegelegenen Gasthaus „Schwan“ und lässt sich an einer festlich geschmückten Tafel das Mahl bereiten. So wurde Luther geistlich und körperlich gestärkt für die folgenden Tage.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 396 vom 15.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Der große Bruderstreit

Der große Bruderstreit“. Das war die große Überschrift Anfang März in der größten deutschen Tageszeitung mit den vier großen Buchstaben. Wieder einmal war dies nicht zu übersehen bei meinem morgendlichen Bäckergang. Thematisiert wurde das, was nicht nur in Großbritannien offenbar die Leute trotz Corona elektrisiert. Wieder kann ich nur feststellen, dass es auch ein Leben, vor allem Krisen abseits von Corona gibt. Die Zeitung geht ausführlich auf den Bruderstreit von Prinz William und Prinz Harry ein. Das Interview von Harry und seiner Frau Meghan hat dazu geführt, dass offenbar ein großer Bruch zwischen den beiden Söhnen von Lady Diana hineingekommen ist. Harry hat unter anderem auch berichtet, dass sein Vater, Kronprinz Charles, schon seit einem Jahr jeglichen Kontakt mit ihm abgebrochen hat. Selbst bei Telefonanrufen hebt der eigene Vater nicht mehr ab. Das alles ist Stoff für einen Film und ich warte nur darauf, dass diese Krisengeschichte im britischen Königshaus demnächst verfilmt wird.

Aber bevor jemand auf andere zeigt, weise ich darauf hin, dass drei Finger immer auf einen selbst zeigen, wenn einer auf andere weist. Außerdem: Alles von Anfang an schon einmal dagewesen. Der erste in der Bibel berichtete Mord beging Kain an seinen Bruder Abel aus Neidgründen. Kein Wunder, dass Neid zu den sieben Todsünden in der katholischen Kirche gerechnet wird. Oder denken Sie nur an Josef, der von seinen Brüdern ermordet werden soll, weil er angeblich vom Vater bevorzugt worden ist. Immerhin wurde er am Leben gelassen und „nur“ als Sklave nach Ägypten verkauft. Nicht ganz so bekannt sind vielleicht die Dramen um die Kinder von David. Absalom lässt seinen Bruder Amnon umbringen, weil dieser seine Schwester Tamar vergewaltigt hat. Später will Absalom seinen Vater David mit einer Revolte vom Thron stoßen. Das gelingt ihm nicht und der Heerführer von David, Joab, bringt Absalom um. Das sind alle Geschichten nicht nur für die Boulevardpresse. Sie stehen so offen in der Bibel!!!!

Solche unangenehme Brüdergeschichten gibt es noch mehr in der Hl. Schrift. Aber es gibt auch das andere. Neulich hat mich jemand gefragt, ob Jesus auch Geschwister hatte. Hatte er!! „Ist er nicht der Zimmermann, Marias Sohn, und der Bruder des Jakobus und Joses und Judas und Simon? Sind nicht auch seine Schwestern hier bei uns? Und sie ärgerten sich an ihm“ (Markus 6, 3). Manche meinen, dass der Jünger Thomas ein Zwillingsbruder von Jesus war, weil Thomas „Zwilling“ bedeutet! Aber das ist eine reine Vermutung ohne Hintergrund!!

Viel interessanter ist eine Bemerkung von Paulus im Galaterbrief 1, 19: „Von den anderen Aposteln aber sah ich keinen außer Jakobus, des Herrn Bruder“. Paulus schreibt im 1. Korintherbrief im 15. Kapitel: „Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln“ (V. 7). Hier wird der Bruder von Jesus vor den Aposteln genannt. Das bestätigt die Tatsache, dass Jakobus vermutlich eine Zeit lang der Leiter der Urgemeinde war. Ich bin wirklich sehr davon angetan, dass die Geschwister von Jesus offenbar selbst Jünger von ihm wurden und mit Jakobus einer sogar in herausragender Position. So zeigt die Bibel Bruderkonflikte nach beiden Seiten auf: Brüder können sich eben sehr gut verstehen, aber auch eine schlechte Beziehung haben. Und gespannt bin ich, wie der aktuelle Geschwisterkonflikt der beiden Unionsparteien CDU und CSU (friedlich??) gelöst wird.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 395 vom 14.04.2021

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Silvia Dörr

Wie die Sonne

 Es ist der 9.April 2021.

Ich schaue durchs Fenster.

Schneebedeckte Felder, Dächer, Straßen.

Osterferien- Zeit draußen verbringen?!

Ich habe ganz selten schlechte Laune. In dieser Woche ist es so.

Der Blick nach draußen verdirbt mir die Stimmung.

Ich mag gerne Schnee ( im Wittgensteiner Land nicht so selten).

Im April?

Nicht selten aber nicht diese Mengen.

Mir fällt das Lied „ Wie die Sonne“ von Eberhard Rink in die Hände.

Ich setzt mich an‘s Keybord ( meine rechte Hand ist zur Zeit beweglich eingeschränkt.

Klavier spielen ist erschwert).

Ich beginne zu singen und denke, welch ein schöner diakonischer Text.

Gerade jetzt im 2. Jahr der Coronapandemie, sind diese Gesten meinem Gegenüber schwieriger geworden. War das aber nicht vielleicht auch vor Corona schon so ?

Der Wunsch nach mehr sonnigen Tagen macht mir bewusst, wie es sich anfühlt die Sonnenstrahlen und die Wärme auf der Haut zu spüren und wie mein Körper neue Energie und Kraft bekommt.

Wir können solch eine Sonne sein unseren Mitmenschen gegenüber.

Es müssen keine großen Taten sein. Kleine Gesten , wie in diesem Lied beschrieben, bewirken oft sehr viel.

Ich habe mir angewöhnt wieder mehr Briefe zu schreiben.

Ich nutze auch WhatsApp, finde es aber persönlicher Briefe zu schreiben.

Wenn ich einen Brief schreibe, fühle ich mich dem Empfänger näher.

Der Text des Liedes hat in mir aber auch wieder eine kleine Sehnsucht ausgelöst.

Die modernen Lieder der Lob- Anbetungsebene sind sehr auf die Beziehung zwischen Gott und mir bezogen.

Ich vermisse sie , diese Lieder

„Wie die Sonne“ .

Nachdem ich das Lied gesungen habe, ging es mir sehr viel besser.

Sogar heute noch .

Vielleicht schafft es die Sonne aber auch heute noch durch ein paar Wolken hindurch und es wird etwas wärmer.

Liebe Grüße

Und lasst uns die Sonne sein.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still. Update 394 vom 13.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Vorbildliche Konfliktlösung in der Urgemeinde

„Prince Philip, Duke of Edingburgh, der Prinzgemahl von Königin Elisabeth II. ist heute mit 99 Jahren gestorben“.  Ich habe diese Meldung zuerst auf tagesschau.de kurz vor 15.00 Uhr am vergangenen Freitag gelesen. Zwei Tage vorher hatte ich einen ausführlichen Bericht über die Queen Victoria im Fernsehen geschaut. Aus dem Geschichtsunterricht wusste ich, dass das englische Königshaus eine starke Verwandtschaftslinie mit Deutschland hat. In Erinnerung ist mir auch, dass das englische Königshaus früher Haus Sachsen-Coburg und Gotha hieß. Im Zuge des ersten Weltkrieges hat sich die Familie am 17.Juli 1917 umbenannt und sich seitdem den Namen „Haus Windsor“ zugelegt. Schmunzeln muss ich, dass Königin Elisabeth II. im Februar 1960 bekannt gab, dass ihre Nachkommen den Familiennamen Mountbatten-Windsor tragen werden. Mountbatten ist eine Anglisierung des deutschen Namens „Battenberg“.

Im Laufe meines Lebens hat es mich schon stark interessiert, wie diese Nähe zu Deutschland zustande kam. Es hat vor allem mit dem Mann von Queen Victoria zu tun: Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha hat die Regentin 1840 geheiratet und sie haben insgesamt neun Kinder bekommen. Außergewöhnlich war offenbar, dass es eine in solchen adligen Kreisen durchaus nicht übliche Liebesheirat war, die aber leider nur 21 Jahre währte. Dann ist Prinz Alber schon 1861 mit gerade einmal 42 Jahren gestorben. Aber der europäische Adel ist irgendwie stark miteinander verwandt. Und so war Prinz Philip sowohl väterlicherseits als auch mütterlicherseits mit seiner Frau Königin Elisabeth II. als Cousin dritten Grades verwandt. Das bedeutet: Königin Victoria war sowohl die Ururgroßmutter von Prinz Philip als auch für Königin Elisabeth. Philip selbst hat viele Krisen in seinem Leben durchgemacht bis er die damalige Prinzessin Elisabeth geheiratet hat. Zusammen war es für beide sicherlich nicht leicht, die vielen Ehebrüche und Krisen ihrer Kinder miterleben zu müssen. Aber das haben sie vermutlich in den letzten Tagen irgendwo schon gelesen.

Ich bleibe am Namen „Philip“ haften. Natürlich denke ich zuerst einmal an meinen Enkelsohn, der denselben Namen trägt. Dann gehen meine Gedanken an den biblischen Philip. Er wird in der Bibel in einer starken Krisensituation der Urgemeinde zum ersten Mal erwähnt. sie können das alles im sechsten Kapitel der Apostelgeschichte nachlesen. Das starke Miteinander im Glauben an Jesus als den Messias konnte nicht verhindern, dass innerhalb der Urgemeinde ein Konflikt entstanden ist. Die hebräisch sprechenden und die griechisch sprechenden Juden hatten unterschiedliche Kulturen und wohl auch Sichtweisen. Da kommt es leicht vor, dass auch im Alltag eine Gruppe zu kurz kommen kann. Im sechsten Kapitel der Apostelgeschichte wird das genau erzählt. Nach außen sichtbar wurde das dadurch, dass die Witwen der griechisch sprechenden Juden übersehen wurden. Vorbildlich wurde der Konflikt gelöst und sieben Männer gewählt. Sie sollten sich diesem Problem annehmen. Sie gelten bis heute als die ersten Diakone in der Gemeinde Jesu.

Zwei von ihnen sind später bedeutend geworden: Stephanus als der erste Märtyrer und eben Philippus. Er begegnet später den Kämmerer (Finanzminister) von Äthiopien. Er legt diesem das Wort aus Jesaja 53 aus und erklärt, dass diese Textstelle in Jesus erfüllt worden ist. Ich habe das mehrmals schon in meinen Updates erwähnt. Interessant ist, dass es in Äthiopien eine der ersten christlichen Gemeinden gegeben hat. „Wie könnt ihr euch das erklären?“ so frage ich in der vierten Klasse. Die Antwort kommt dann postwendend: „Dieser Kämmerer wird an anderen Menschen in Äthiopien seinen Glauben an Jesus weitergegeben haben“. Richtig! Und deshalb erinnert mich der Name „Philip“ immer daran, den eigenen Glauben im Alltag nicht zu verstecken. Und heute vier Tage vor der Beerdigung von Prinz Philip erst recht nicht.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 393 vom 12.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Ist Gott da oben?

Diese Geschichte ist nicht ganz neu. Aber vielleicht kennen sie ja nicht alle. Sie geht so: Der russische Kosmonaut Juri Gagarin ist der erste Mann im Weltraum. Einmal umkreist er die Erde und landet wieder mit seinem Raumschiff Wostok 1 nach 108 Minuten im All auf der Erde. Er steigt aus und trifft u.a. den Metropolit der russisch-orthodoxen Kirche. Dieser fragt ihn: „Bruder Gagarin. Hast Du da oben Gott gesehen?“ Gagarin antwortet wahrheitsgemäß: „Nein“. Darauf flüstert ihm der Kirchenmann zu: „Danke. Aber bitte sage es niemanden weiter“.

Gagarin trifft natürlich auch den damaligen Chef der KPDSU und Regierungschef der Sowjetunion, Nikita Chrustschow. Dieser fragt ihn: „Genosse Gagarin. Hast Du da oben Gott gesehen?“. Gagarin antwortet: „Ja“. Darauf flüstert ihm der mächtigste Mann der Sowjetunion zu: „Danke. Aber bitte sage es niemanden weiter“.

So kann es gehen, wenn man Gott beweisen bzw. wenn man seine Existenz verleugnen will. Es ist die Frage aller Fragen, die mir oft genug gestellt worden ist: „Wo und wie kann ich Gott sehen?“ Wenn Menschen von Gott reden, geht der Blick in der Regel nach oben. Dabei weiß doch jedes Kind, dass die Welt „rund“ ist und ich genauso gut auch nach unten schauen könnte, wenn ich den Himmel meine. Diese humorvolle Geschichte zeigt auch die Widersprüchlichkeit auf, in der Christen leben. Ich verweise sehr gerne auf eine besondere Bibelstelle aus der Weihnachtsgeschichte nach Johannes. „Niemand hat Gott je gesehen; der Eingeborene, der Gott ist und in des Vaters Schoß ist, der hat ihn uns verkündigt“ (Johannes 1, 17). Sollte also jemand Gott wirklich je gesehen haben, ich würde an Gott verzweifeln.

Die Unsichtbarkeit Gottes ist schwer auszuhalten, aber sie ist durch die ganze Bibel bezeugt. Hier in dieser Welt schmunzle ich über die Geschichte vom Anfang. Und heute ganz besonders, denn heute vor genau 60 Jahren, am 12.04.1961 fand der erste bemannte Raumflug eines Menschen statt. Immerhin hat er dazu geführt, dass die USA ihr ambitioniertes Mondprogramm inszeniert haben. J.F. Kennedy selbst hat es am 25.05.1961 verkündigt. Ich hoffe aber, dass ich dieses Jubiläum nicht noch als Update in etwa sechs Wochen würdigen muss. Denn ich hoffe darauf, dass sich im Mai vieles bessern wird. Aber solch eine Hoffnung hatte ich schon mehrmals.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 392 vom 11.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Der Lumpensammler – Teil 2

Lumpen! Lumpen! Ich sammle alte Lumpen!“ rief der schluchzende, blutende, starke, so klug aussehende Lumpensammler. Inzwischen stach die Sonne vom Himmel, blendete meine Augen. Der Lumpensammler schien es immer eiliger zu haben. „Gehst du zur Arbeit?“ fragte er einen Mann, der an einem Telefonmast lehnte. Der Mann schüttelt den Kopf. „Hast du denn keine Arbeit?“ hakte der Lumpensammler nach. „Bist du verrückt?“ gab der andere höhnisch zurück. Er stieß sich von dem Mast ab, so dass man seinen rechten Jackenärmel sah – er war plattgedrückt, und die Manschette steckte in der Tasche. Er hatte keinen Arm. „So“, sagte der Lumpensammler. „Gib mir deine Jacke, und ich gebe dir meine“. Mit welcher Bestimmtheit er das sagte! Der Einarmige zog seine Jacke aus. Das gleiche tat der Lumpensammler – und ich erschauerte bei dem Anblick: Der Arm des Lumpensammlers blieb in seinem Ärmel, und als der andere die Jacke anzog, hatte er zwei gute Arme, kräftig wie Äste; der Lumpensammler dagegen hatte nur noch einen. „Geh zur Arbeit“, sagte er.

Danach fand er einen Betrunkenen, der bewusstlos unter einer dünnen Decke lag, einen alten Mann, gekrümmt, runzelig und krank. Er nahm die Decke und legte sie sich um die Schultern, doch für den Betrunkenen ließ er neue Kleider zurück. Und nun musste ich rennen, um mit dem Lumpensammler Schritt halten zu können. Obwohl er hemmungslos weinte, seine Stirn in Strömen blutete und er seinen Karren mit einem Arm ziehen musste, vor Trunkenheit stolpernd, immer wieder fallend, erschöpft, alt, alt und krank, lief er ungemein schnell. Er hastete durch die Gassen der Stadt, eine Meile und dann noch eine, bis er die Grenzen erreichte, und dann eilte er weiter. Ich musste darüber weinen, wie sehr dieser Mann sich verändert hatte. Seine Not schmerzte mich. Und doch musste ich herausbekommen, wo er so eilig hinwollte – vielleicht um zu erfahren, was ihn so sehr antrieb.

Der kleine Lumpensammler – er kam zu einer Müllhalde. Er kam zu den Abfallgruben. Und dann wollte ich ihm bei dem helfen, was er tat. Aber ich bleib zurück und versteckte mich. Er stieg auf einen Hügel. Unter qualvollen Mühen räumte er eine kleine Fläche auf der Kuppe frei. Dann seufzte er und legte sich nieder. Seinen Kopf bettete er auf ein Taschentuch und eine Jacke. Seinen Körper bedeckte er mit der dünnen Decke. Und er starb. Oh, wie ich weinte, als ich sein Sterben mit ansah! Ich ließ mich in eines der Schrottautos fallen und jammerte und klagte wie einer, der keine Hoffnung hat – denn in mir war eine tiefe Liebe zu dem Lumpensammler erwacht. Jedes andere Gesicht war mir angesichts des Wunders dieses Mannes verblasst, und er war mit kostbar geworden. Doch nun war er tot. Ich schluchzte, bis ich in Schlaf fiel. Ich wusste nicht – woher hätte ich es wissen sollen? – dass ich die ganze Nacht und auch den Samstag und die nächste Nacht durchschlief.

Doch dann, am Sonntagmorgen, wurde ich durch ein lautes Getöse geweckt. Licht – reines, hartes, forderndes Licht – prallte auf mein trauriges Gesicht, und ich blinzelte und blickte auf. Und ich sah das letzte und das erste Wunder von allen. Dort stand der Lumpensammler und faltete sorgfältig die Decke zusammen. Er hatte eine Narbe auf der Stirn, doch er lebte! Und er war gesund! Von Not oder Alter war ihm nichts anzumerken, und all die Lumpen, die er gesammelt hatte, leuchtete schneeweiß und rein. Da senkte ich meinen Kopf, und erschauernd über all das, was ich gesehen hatte, ging ich auf den Lumpensammler zu. Voller Scham nannte ich ihm meinen Namen, denn neben ihm war ich nichts als eine erbärmliche Gestalt. Dann warf ich an Ort und Stelle alle meine Kleider ab und sagte voller Sehnsucht zu ihm: „Bekleide mich“. Und er bekleidete mich. Mein Herr, er legte mir neue Kleider an, und ich bin ein Wunder neben ihm. Der Lumpensammler, der Lumpensammler, der Christus!

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 391 vom 10.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Der Lumpensammler – Teil 1

Morgen feiern Christen den sog. „Weißen Sonntag“. Im liturgischen Kalender steht er unter dem Namen „Quasimodogeniti“. Dieser lateinische Name heißt übersetzt ungefähr „Wie die neugeborenen Kinder“. Der Name geht darauf zurück, dass in der Alten Kirche viele in der Osternacht getauft worden sind. Sie haben dann eine Woche lang ein weißes Kleid als Zeichen dafür angezogen, dass sie Jesus als Herrn ihres Lebens auch öffentlich bezeugt haben. Am darauffolgenden Sonntag haben sie dieses Kleid wieder ausgezogen. Wegen dieser Tradition ist der Tag vor allem als „Weißer Sonntag“ bekannt. Noch viele Kirchengemeinden – wie auch wir hier in Altensittenbach – feiern an diesem Sonntag in Nicht-Coronazeiten das Fest der Konfirmation. Vor einem Jahr habe ich darüber von vielen Sitten u.a. auch in meinem Heimatdorf Habelsee geschrieben (Updates Nr. 32 – 36). In diesem Jahr fiel mir ein ganz besonderer Text in die Hand, den ich heute und morgen als Update weitergeben will. Besonders der Schluss beschreibt sehr schön, dass Jesus mich auf eine ganz besondere Art und Weise bekleiden kann. Die Geschichte trägt den Namen „Der Lumpensammler“ und stammt von Walter Wangerin jr.

An einem Freitagmorgen, noch vor der Dämmerung, bemerkte ich einen gutaussehenden, starken jungen Mann, der durch die Straßen unserer Stadt ging. Er zog einen alten Karrern voller bunter neuer Kleider und rief mit klarer heller Stimme: „Lumpen!“ Ah, beim Klang dieser süßen Musik schmeckte die Luft faulig, und das erste Morgenlicht schimmerte trüb. „Lumpen! Neue Lumpen für eure alten! Ich nehme eure zerschlissenen Lumpen! Lumpen!“ „Wie seltsam“, dachte ich, denn der Mann war einen Meter neunzig groß, und seine Arme wie Äste, hart und muskulös, und seine Augen leuchteten wach und klug. Konnte er keine bessere Arbeit finden, dass er als Lumpensammler durch die Innenstadt ziehen musste?

Ich folgte ihm. Meine Neugier trieb mich an. Und ich wurde nicht enttäuscht. Bald sah der Lumpensammler eine Frau auf ihrer Hintertreppe sitzen. Sie schluchzte in ihr Taschentuch, seufzte und vergoss tausend Tränen. Ihre Knie und Ellbogen bildeten ein trauriges X. Ihre Schultern zitterten. Ich sah, dass ihr das Herz brach. Der Lumpensammler hielt seinen Karren an. Leise stieg er über Blechdosen, zerbrochene Spielzeuge und Windeln auf die Frau zu. „Gib mir deinen Lumpen“, sagte er sanft, „und ich werde dir ein neues Tuch geben“. Er zupfte ihr das Taschentuch von den Augen weg. Sie blickte auf, und er legte ihr ein leinenes Tuch auf die Hand, so rein und neu, dass es leuchtete. Sie blinzelte und sah von der Gabe zu dem Geber auf. Dann, als er wieder seinen Karrern zu ziehen begann, machte der Lumpensammler etwas Merkwürdiges: Er legte sich ihr verschmiertes Taschentuch vor sein Gesicht. Und dann begann er zu weinen und mit bebenden Schultern ebenso bekümmert zu schluchzen, wie sie es getan hatte. Sie jedoch blieb ohne Tränen zurück. „Das ist ein Wunder“, flüsterte ich bei mir selbst, und ich folgte dem schluchzenden Lumpensammler wie ein Kind, das sich von einem Geheimnis nicht mehr losreißen kann.

Lumpen! Lumpen! Neue Lumpen für eure alten!“ Nach kurzer Zeit, als der Himmel grau zwischen den Dächern hin durchzuschimmern begann und ich die zerschlissenen Vorhänge vor den schwarzen Fenstern erkennen konnte, begegnete der Lumpensammler einem Mädchen mit leeren Augen, dessen Kopf in einen Verband gehüllt war. Der Verband war blutdurchtränkt. Blut rann über ihre Wange. Der große Lumpensammler betrachtete das Kind voller Mitleid und holte eine hübsche gelbe Mütze vor seinem Karren. „Gib mir deinen Lumpen“, sagte er und streichelte ihre blutverschmierte Wange, „und ich werde dir meine geben“. Das Kind konnte ihn nur anstarren, während der den Verband löste, abnahm und sich um seinen Kopf band. Die Mütze setzte er auf ihren Kopf. Und ich sperrte den Mund auf, als ich es sah: Mit dem Verband war auch die Wunde verschwunden! Auf seiner Stirn quoll nun dunkles schweres Blut – sein eigenes!

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 390 vom 09.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Steine als Zeichen der Solidarität

Im vergangenen Jahr kurz nach dem Lockdown gab es überall diese schönen Bilder zu sehen. Kinder und Erwachsene haben Steine bemalt und diese in eine lange Reihe gelegt als Zeichen der Solidarität. Auf den Steinen waren oft auch zustimmende Sätze zu lesen oder kleine Gedichte. Eine besonders schöne Reihe habe ich in Olching beim Besuch der Familie meiner Tochter gefunden.

Als die Kontaktbeschränkungen wieder aufgehoben waren, konnten wir nach vielen Wochen endlich wieder hinfahren. Die dortige Stadt hat ein wunderbares Naherholungsgelände gebaut, das sog. Schwaigfeld. Spielplätze, Fußballplatz, Bocciabahn, Weisen, ein kleiner See. Und im vergangenen Jahr habe ich dort diese wunderbare Steinreihe gesehen und die Botschaften auf den Steinen gelesen. Die Steine waren sehr schön in einer Reihe gelegt und ich habe dieses Miteinander gespürt.

Im März war ich wieder dort. Gespannt war ich, ob die Steine immer noch da liegen. Es war so. Es gibt aber einen großen Unterschied. Die Steine liegen nicht mehr schön in Reih und Glied.

Sie liegen wild durcheinander. Es ist kein schöner Anblick mehr. Wenn ein Fremder kommen würde, der würde das vermutlich als „Unordnung“ bezeichnen und die Stadtverwaltung anrufen, dass sie doch besser aufräumen soll. Irgendwie war diese neue „Steinanordnung“ für mich ein Gleichnis für die jetzige Situation. Vor einem Jahr hielten die Menschen zusammen. Auch die Politiker bemühten sich, gemeinsame Entscheidungen zu tragen und den Menschen Hoffnung zu spenden. Ein Jahr später ist vieles anders. Es gibt ein Gegeneinander, ein hin und her. Ich spüre deutlich den Druck, bei der Bundestagswahl im September 2021 die eigenen Wählerschichten nicht zu vergraulen. Die Menschen um mich herum sind müde geworden vor lauter Coronamaßnahmen. Jeder hofft, irgendwie gut über die Krise zu kommen. Die Impftermine sind auf der einen Seite sehr begehrt, andere lehnen sie ganz ab. Ich selbst spüre in mir eine große Verunsicherung. Ich hoffe nur, dass diese Steine von Olching wenigstens symbolisch nicht ganz „auseinanderfliegen“ als Zeichen einer auseinanderdriftenden Gesellschaft.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 389 vom 08.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

In der Welt habt ihr Angst

Vor einem Jahr habe ich den folgenden Artikel kurz nach dem Osterfest geschrieben. Irgendwann ist er in der Versenkung verschwunden und ich hätte nie gedacht, dass er ein Jahr später immer noch aktuell sein würde. Aber auch jetzt ist es spannend, meine Gedanken von vor einem Jahr zu lesen.

In dieser Coronakrise gibt es einen großen Vorteil. Ich habe mehr Zeit zum Wandern. Ich laufe z.B. in der näheren Umgebung mit meiner Frau und habe mehr Zeit zum Schauen und Staunen über die Schöpfung. Interessant ist, was so alles zu entdecken ist. Bei solch einem Spaziergang habe ich an einem Baum diesen interessanten Zettel gefunden. Die Botschaft ist Mut machend. Offenbar wollte jemand im öffentlichen Raum solch einen Zuspruch weitergeben. Und das Thema „Angst“ ist auch wirklich greifbar. Natürlich wissen wir jetzt, dass die Höhe der möglichen Todesopfer um das Osterfest sich nicht so entwickelt hat wie befürchtet. Aber die eigene Einstellung dazu hängt auch davon ab, ob ich selbst einen Betroffenen kenne oder nicht. Ist diese Coronakrise also eher weit weg von mir oder kommt sie mir nahe.

Angst“ ist ja ein bestimmtes Phänomen, das mit meiner Person zu tun hat. Beispiel: Mit dem Auto von Hersbruck nach Reichenschwand zu fahren (3 km) ist statistisch gesehen sehr viel gefährlicher als mit dem Flugzeug von Nürnberg nach London. Dennoch kenne ich Leute, die täglich diese Autostrecke bewältigen, aber sich auf keinen Fall in ein Flugzeug setzen würden. Angst hat also damit zu tun, ob ich diese scheinbar selbst steuern oder vermeiden kann. Es ist ein psychologisches Problem. Ich habe in meinem Leben immer wieder Christen getroffen, die zu mir gesagt haben: Ein Christ darf keine Angst haben. Er hat ja Jesus, der mir alle Angst nimmt. Ich schaue in die Bibel und mir fällt vor allem die vermutlich vielen Leser/-innen bekannte Stelle auf: Christus spricht: „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“ (Johannes 16, 33). Wie oft haben sich Verstorbene diesen Jesusspruch als Beerdigungstext gewünscht! Jesus sagt eben nicht: Ihr dürft keine Angst haben! Angst ist ein Zeichen von Unglaube! Wer Angst hier im Leben hat, dem fehlt Vertrauen zu Christus! Das sind nur drei Aussagen zu diesem Thema, die ich mir immer wieder anhören musste.

Ich denke, dass solche Aussagen selbst Zeichen von Angst sind. Bin ich richtiger Christ? Wie reagiert Jesus darauf, wenn ich doch Angst habe? Solche Aussagen zeigen mir, dass offenbar das eigene Gottesbild von Angst geprägt ist. Dabei heißt „Evangelium“ auf Deutsch „Gute Botschaft“. Persönlich habe ich mir angewöhnt, bei Durchsicht einer von mir geschriebenen Predigt jede Formulierung von „müssen“ zu streichen. Ich muss erst mal gar nichts machen, denn Gott hat in Jesus alles für mich getan. Und er kennt auch meine Ängste und Nöte. Er hat die Welt überwunden. Das heißt: Jesus verweist darauf, dass Glaube und Vertrauen zu ihm mehr ist als was in dieser Welt zu sehen und zu erkennen ist. Er überwindet die Angst dadurch, dass er auf seine Kraft verweist. Aber noch lebe ich in dieser Welt. Und damit darf und kann ich meine Ängste formulieren. Und die Botschaft am Baum eines mir unbekannten Zeitgenossen kann mir helfen zu sehen, dass die Angst nicht das letzte Wort haben wird. „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir, weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit“ (Jesaja 41, 10). Dietrich Bonhoeffer hat einmal gesagt: „Gott gibt Zeiten der Sorge und Angst und Gott gibt Zeiten der Freude“.