Archiv der Kategorie: Allgemein

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 382 vom 01.04.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Zickenkrieg beim Abendmahl

Das gehört zu meinen schwierigen Erfahrungen im Leben, wenn ich bei Frauen nach dem Alter gefragt werde. Da kann ich nur alles falsch machen. Rate ich das Alter zu hoch, dann gibt es einen mürrischen Blick zurück. Rate ich das Alter zu niedrig, dann passt das auch nicht. Ich habe mir angewöhnt, bei ganz jungen Frauen eher ein wenig höher zu raten und bei älteren Frauen eher ein wenig zu niedrig. Aber auch das ist mir nicht immer in meinem Leben gelungen.

Wie gut hatte es da doch der Pfarrer in meiner Heimatgemeinde in Habelsee. Heute am Gründonnerstag denke ich daran. Als Kind und Jugendlicher habe ich das erlebt, dass jedes Gemeindemitglied zweimal im Jahr zur Beichte m. Hl. Abendmahl gegangen ist. Sowohl im Frühjahr als auch im Herbst waren immer drei dieser Gottesdienste angesetzt. Auch ohne WhatsApp-Gruppe sprach es sich genau herum, wann die Unverheirateten, wann die Verheirateten und wann die „alten Menschen“ zum Abendmahl gehen (sie wurde auch dann so genannt, wenn sie noch verheiratet waren). Spannend war es bei den „alten Menschen“. Dort wurde streng nach Frauen und Männer getrennt. Die Frauen gingen allein, die Männer auch. Aber jetzt kam das Entscheidende. Die Frauen gingen zum Hl. Abendmahl nach Alter. Wehe eine Frau stand von links nach rechts an einer Stelle, bei der eine andere Frau links von ihr jünger war. Dann wurde auch mal mit den Armen ein wenig gerudert und noch Platz getauscht. Ein kluger Pfarrer hat das genau beobachtet und schnell gemerkt, sollte bei einer Frau eine falsche Altersangabe in den Büchern stehen. Ganz ehrlich! Wenn ich das nicht selbst erlebt hätte, würde ich diese Zeilen nicht glauben. Die Feier des Hl. Abendmahls als Überprüfung des Alters!! Mein Kommentar dazu: Gott hat Humor – vermutlich mehr als wir Menschen auf der Erden zusammen.

Das Wort zum Tag stammt von Hanna Hümmer von der Christusbruderschaft Selbitz: „Jesus, du Bruder der Menschen, als alles am Zerbrechen war, hat du unter den Jüngern dein Heiliges Mahl gestiftet. In deiner größten Schwachheit hast du die Erlösung der Welt vollbracht. Du schenkst uns mitten im Zerbruch den Durchbruch zu neuem Leben“.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 381 vom 31.03.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Bin ich ein Diktator??

Gestern habe ich von meinen Erfahrungen bei den Zoom-Konferenzen berichtet. Ich war am Anfang sehr skeptisch und konnte mir das nicht vorstellen. Das hat sich im Laufe der Pandemie in diesem Jahr gewandelt. Nicht dass ich diese besser finde als präsentische Sitzungen. Aber sie haben eben auch den Vorteil, dass weit entfernt wohnende Interessierte sich zuschalten können. In den Kirchengemeinden sind oft auch Menschen Mitglieder, die nicht vor Ort wohnen und sonst oft auch weite Fahrten auf sich nehmen müssen, um dabei sein zu können. Das gilt vor allem für Mitarbeiterbesprechungen und/oder für Sitzungen des Kirchenvorstandes.

Mittlerweile war ich auch ein paar Mal der sog. „Host“. Es ist der „Wirt“, der bestimmen darf. Ich habe gestern davon geschrieben, dass dieser Host entscheidet, wer hineingelassen werden darf und „wer draußen bleibt“. Es gibt noch eine weitere „gemeine“ Möglichkeit, bei der der Host andere Teilnehmer „ärgern“ kann. Er kann Zoomteilnehmer stummschalten. Sogar bei allen kann er es machen. Wenn ihm ein Beitrag nicht gefällt, dann schnell ein Klick und schon ist der Redner nicht mehr zu hören.

Ein Host kann auch einen Co-Host bestimmen. Dieser kann dieselben Funktionen anwenden wie ein Host. Wenn der Co-Host aber mit seinen Möglichkeiten zu weit geht, dann wird ihm diese Funktion entzogen. Bei diesen Zeilen ertappe ich mich dabei, dass mir das offenbar Spaß macht. Steckt in mir ein kleiner „Diktator“, ein „Bestimmer“, ein „Alleinregent“ und wenn es nur bei einem Zoom-Meeting ist? Ich erschrecke über mich. Da habe ich mich zuerst dagegen gewehrt, dann mühsam gelernt und jetzt finde ich daran Spaß!!

Offenbar hat die Bibel Recht, wenn sie davon spricht, dass Menschen gerne „wie Gott sein wollen“. Das hat schon die Schlange zu Adam und Eva gesagt. Natürlich wird ein Host nicht „wie Gott“ handeln können. Martin Luther hat diese Haltung mit „eingekrümmt auf sich selbst“ bezeichnet, wenn er dies bei sich und anderen entdeckt hat. Da wird es für mich Zeit, dass irgendwann die Coronapandemie sich dem Ende neigt und Präsenzsitzungen möglich werden. Aber ein klein wenig „Host“ spielen geht danach vielleicht doch noch? Denn ein bisschen bestimmen können, wer will das nicht?

Ich ende diesmal mit einem Witz. Ein Mann kommt zum Psychiater und bitte um Hilfe. „Ich denke oft ich bin wie Gott“. So erklärt er sein Leiden. Der Psychiater beruhigt ihn und antwortet: „Jetzt legen Sie sich erst mal auf die Couch und dann erzählen Sie mir mal, wie Ihr Leiden begann“. Der Patient legt sich hin und sagt: „Am Anfang schuf ich Himmel und Erde“!!!!!!

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 380 vom 30.03.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Wolle mer ihn reinlasse?

Wolle mer se reinlasse“. Ich bin kein „Mänzer“ und kenne die rheinische Frohnatur auch nicht so genau. Ich höre davon bei Erzählungen und vor allem: Ich erinnere mich an meine Kinderzeit und der Gewohnheit, zwei Fernsehsendungen in der Faschingszeit im Familienkreis geschaut zu haben. „Mainz bleibt Mainz“ und eine Woche später „Mainz, wie es singt und lacht“. Oder wurden die beiden Sendungen umgekehrt gesendet? Egal! Irgendwann wurden sie eh zusammengelegt!! Ich habe sie mir bis heute gemerkt. Und von den beiden Hauptprotagonisten Margit Sponheimer und Ernst Neger sind mir die Bilder und Lieder noch ganz stark in Erinnerung. „Am Rosenmontag bin ich geboren“ hat ja noch einen guten Text. Aber bei den beiden Hauptliedern von Ernst Neger „Humba Tätärä“ und „Rucki Zucki“ kann ich nur sagen. Die sind so einfach, dass sie wirklich sehr gut sind und noch immer wieder gesungen werden. Und dann stimme ich froh mit ein. Vor allem „Rucki Zucki“ wurde bei fast jedem Tanzabend beim „Zufallswalzer“ irgendwann gesungen. Ja, ja – die Jugenderinnerungen!!

An diesen wunderbaren Spruch von den Karnevalssitzungen habe ich in letzter Zeit mitten in dieser Coronapandemie öfters gedacht. Denn auch in unserer Kirchengemeinden haben wir bei vielen Treffen auf Zoom umgestellt und damit virtuelle Sitzungen veranstaltet. Am Anfang war ich ganz skeptisch. Die allererste Sitzung war für mich grauenvoll. Ich irrlichterte herum zwischen den einzelnen Funktionen. Mal war der Bildschirm groß, dann wieder klein, dann der Ton weg und manchmal auch das Video. Irgendwann saß ich wie ein Kaninchen vor der Schlange und habe gar nichts gemacht. Aber noch bin ich nicht zu alt um nicht noch dazuzulernen. Dann gab es den ersten Versuch, einen Link zu versenden. Das endete im Chaos! Aber auch da habe ich nicht aufgegeben. Und jetzt macht es mir manchmal richtig Spaß, mittels Zoom mit anderen zu kommunizieren.

Manchmal bin ich auch der sog. Host. „Der Wirt“ (warum muss alles auf Englisch ausgedrückt werden?) leitet die Sitzung. Am Anfang hat er eine interessante Funktion. Es wird der Name eines Teilnehmers genannt, der im virtuellen „Warteraum“ ist. Der Host hat die Möglichkeit, ihn reinzulassen oder ihn abzuweisen. Eine wirklich interessante Funktion!! Unliebsame Teilnehmer einfach im Warteraum „sitzen zu lassen“. Ich frage nicht die anderen Teilnehmer mit der Frage bei der Mainzer Faschingsgesellschaft. Aber im Innern ist der Gedanke dann doch bei mir: „Will ich diesen Teilnehmer auch wirklich reinlassen?“. Zwangsläufig muss ich das bei Sitzungen tun. Aber ob das ein Host immer auch mit dem Herzen will??

Wolle mer ihn reinlasse“. Interessant ist für mich, dass diese Frage auch schon in der Bibel an entscheidender Stelle genannt wird, auch wenn es sich nicht um eine Faschingsveranstaltung handelt. Im Gegenteil. „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir“ (Offenbarung 3, 20). Da steht doch Jesus tatsächlich im Warteraum des Lebens eines Menschen und will hineingelassen werden. Werde ich ihn reinlassen? Ich könnte das auch so ausdrücken: „Siehe, ich bin in deinem Warteraum. Wenn du merkst, wer ich bin und du auf diese Meldung klickst, dann komme ich hinein, um deinem Meeting beizutreten und mit dir zu kommunizieren. Ich werde mit dir dein Leben feiern. Dieses Meeting soll nicht beendet werden“. Ich bin immer wieder überrascht, welche moderne Sprache des Glaubens in dieser Coronapandemie gefunden wird.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 379 vom 29.03.2021

15.05 Uhr ab Röthenbach/Pegnitz

Kennen Sie den Krimi „16.50 Uhr ab Paddington“? Es ist ein Kriminalfilm aus dem Jahr 1961 und basiert auf dem gleichnamigen Roman von Agatha Christie. Ich habe mir diesen Krimi schon mehrmals angeschaut. Ich liebe den britischen, weil hintergründigem Humor. Ich bin ein Fan von Margaret Rutherford, die insgesamt viermal die etwas schrullige Miss Jane Marple spielt. Natürlich geht es in diesem Krimi um verschiedene Morde und die Auflösung kommt erst ganz am Schluss. Beim ersten Mal war ich total über den Mörder erstaunt. Ich wäre selbst nie darauf gekommen. Wenn ich diesen Film schaue, dann achte ich jetzt auf kleine Einzelheiten in der Handlung und vor allem in den Dialogen. Ich habe eine Rezension aus der süddeutschen Zeitung gelesen. Dort hieß es: „Der Film ist so altmodisch wie die Dame Rutherford und dennoch höchst liebenswert und amüsant“. Das trifft es ganz genau.

Warum ich das jetzt alles hier erwähne? Seit dem vergangenem Mittwoch, den 24.03. gegen 14.00 Uhr ist mir der Titel bis gestern nicht aus dem Kopf gegangen. Ich habe eine Mail erhalten mit der Nachricht: 15.05 Uhr im Impfzentrum Röthenbach/Pegnitz am 28.03.2021. Da hatte ich nun den Salat. Auf der einen Seite war ich froh über diese Nachricht. Auf der anderen Seite war ich auch ein wenig ängstlich. Jetzt bin ich dran. Jetzt werde ich gespritzt. Wie wird das Ergebnis sein? Welchen Impfstoff erhalte ich? „AstraZeneca“ wird hoffentlich nicht zum Unwort des Jahres 2021!! Meine Gefühle schwankten zwischen Hoffnung und Angst hin und her. Und ständig hatte ich dazu noch den Krimititel im Kopf. Habe ich alles für mein evtl. Ableben vorbereitet? Habe ich ausstehende Fragen mit Menschen geklärt? Muss ich noch etwas Wichtiges in Ordnung bringen? Komme ich danach wieder gut zu Hause an und fühle mich einigermaßen gut? Und dann noch eine ganz banale Frage: Wie lange darf ich nicht walken? Denn der Wetterbericht meldet seit Freitag Temperaturen über 20 Grad. Nach der Zeitumstellung ist das für mich die Möglichkeit, auch am Abend noch einmal die Stecken zu ergreifen! Aber nach einer Impfung soll man einige Tage mit intensiven Sport pausieren! Dann fällt mir ein, dass manche bei den Gedanken an Nordic-Walking als intensiven Sport nur ein müdes Lächeln zeigen!! Wenn das jemand laut äußert, lade ich ihn zu einer Tour ein und er wird schnelle feststellen, dass das für ihn zu einer „Tortour“ werden kann.

Was mich hält in der ganzen Situation? Die Losung zu meinem heutigen Geburtstag: „Der HERR wird König sein über alle Lande. An jenem Tag wird der HERR der einzige sein und sein Namen der einzige“ (Sacharja 14,9). Wieder so ein markanter Geburtstag für mich, der 63. Geburtstag. Es ist der Tag nach meiner Coronaimpfung. In meinen Akten steht zwar, dass ich am 28.03. Geburtstag habe. Allerdings bin ich einen Tag später geboren. Aber das ist eine andere Geschichte!! Egal! Diesen 63. Geburtstag werde ich so oder so nicht vergessen und immer mit meiner ersten Coronaimpfung in Verbindung bringen.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 378 vom 28.03.2021

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit, heute von Lektorin Christl Schäfer-Geiger

Der König kommt!

Meine sehr verehrten Damen und Herrn, Ladies and Gentlemen,

hochverehrtes Publikum,

ich darf Ihnen die freudige Nachricht überbringen:

Er kommt! Er ist im Anmarsch! Seine Ankunft steht unmittelbar bevor.
Seine Erhabenheit, Ihre Durchlaucht, der Souverän des Staates, der König kommt zu uns.

Der König zieht bei uns ein.

Na, wenn das kein Grund zur Freude ist!
Jubelt laut, freut Euch!

Steckt Fahnen raus. Breitet den roten Teppich aus! Schmückt die Häuser, kehrt die Straßen.

Denn das ist ganz großes Kino! Ein Weltereignis!

Und er kommt tatsächlich.

Aber wie? In welchem Auto? Was wird er anhaben?
Seidenhemd und goldbestickte Krawatte? Oder einen dieser edlen Anzüge, vielleicht handgemachte Lederschuhe.
Und was wird er für ein Gefolge mitbringen?

Die „man in black“, die Sicherheitsleute, mit ernstem Gesicht und  Funk im Ohr werden die Lage noch mal durchchecken und aufpassen, dass keiner dem König zu nahe kommt.

Die Spannung steigt. Die Menge ist schon ganz nervös. Und da ist er: Der König!!!

Und er … reitet auf einem Esel!  Was soll das?

Einfachste Klamotten.

Kein Prunk, kein Glamour? Keine Fanfaren? Kein roter Teppich! Kein machtvolles Spektakel mit viel Show drum rum.

Ich bin enttäuscht!

Der König kommt auf einem kleinen grauen Esel.

Dabei habe ich mir doch einen anderen ersehnt.

Einen King, der endlich Schluss macht mit all dem Krieg auf dieser Welt. Der es schafft, dass die Flüchtlingsströme austrocknen. Der ein Coronavirus einfach wegpustet.
Einen, der die Welt rettet.

Und dann so was. Eine lächerliche Figur auf einem Esel.

Die Welt retten, das ist eine ernste Angelegenheit!
Eine Aufgabe für mutige, verwegene Männer
Und zu allem entschlossene Frauen.
Eine Aufgabe für Superhelden –
Und für einen Esel!

Gott braucht für seine Weltrettung tatsächlich auch einen Esel.
Was will er mir denn damit sagen?

Das passt ja nicht zusammen.

König und Diener.

Machtanspruch und Friedfertigkeit.

Kriegswaffen-Zerstörer und Eselreiter.

Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und auf einem Esel.

Meine Freude soll sich auf einen König beziehen, der anders ist, als alle anderen. Da soll einer kommen, der wirklich Frieden bringt, der gerecht ist und den Menschen hilft.
Ohne eigene Interessen zu verfolgen, ohne mit der Macht zu jonglieren, ohne sich groß zu machen auf Kosten anderer.
Dieser ist anders. Er trägt keine blitzende Rüstung, er verzichtet auf die übliche Militärparade.

Dieser König verfolgt ein ganz anderes Programm und er zeigt es auch deutlich: Wer Frieden will, muss abrüsten. Er muss das einseitig tun und er muss selbst damit beginnen.
Er geht den Weg der Gewaltlosigkeit.
Und er begibt sich so weit herab, dass ich ihn sehen kann. Er will meine Sprache sprechen, will mir sagen, dass er auch wegen mir kommt, um Frieden zu bringen.


Warum reitet er auf einem Esel?
Vielleicht ist der Esel ein wichtiger Aspekt in der Geschichte.
Landläufig schreibt man ihm eher Dummheit zu, so ein „dummer Esel“ sagt man. Außerdem soll er störrisch und faul sein.

Esel sind aber sehr kluge Tiere, die nicht den Fluchtinstinkt eines Pferdes, sondern eher den vollen Durchblick haben.
In Fachartikeln kann man über den Esel lesen: Edelmut gehört zu seinen größten Stärken. Als loyaler Partner führt er die ihm auferlegten Dienste zuverlässig und treu aus. Wittert er eine Bedrohung, so wägt er – klug und mit Bedacht – zunächst die Lage ab und stellt sich, wenn nötig, furchtlos jeder Gefahr. Dabei riskiert er seine Haut auch mal für andere. Er liebt geselliges Beisammensein und teilt gern mit anderen.

Das klingt eher so, als ob „Du Esel“ weniger ein Schimpfwort, als ein Kompliment ist. Dieses Tier steht für Klugheit, Friedfertigkeit, Hilfsbereitschaft, Gelassenheit und Freundschaft und ist ein Symbol für das, was unser König uns bringen will.

Für Ostern habe ich mir vorgenommen, den Mann auf dem Esel mal zu begleiten. Ich will mutig und klug sein und mich von ihm anstecken lassen.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 376 vom 26.03.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Der Kalk rieselt

Freitag, der 4. September 2020. Ich bin in Erwartung einer Trauung. Mein Neffe wollte schon am 3. Mai heiraten. Durch die Coronakrise musste er den Termin verschieben. Schließlich wollte er Anfang September heiraten. Ich hatte ihm mitgeteilt, dass ich dabei bin, wenn die Studienfahrt nach Polen mit dem Hauptziel Masuren abgesagt werden würde. Das war der Fall. An diesem Freitag kümmere ich mich um den Rasen und um den Garten vor dem Haus. Ich wollte noch in den Urlaubstagen diese Arbeit zu Ende bringen. Es ist kurz nach 15.00 Uhr und meine Frau und ich sitzen beim Kaffee. Wir lassen uns Zeit und reden über den morgigen Tag.

Gegen 16.30 Uhr öffne ich mein Smartphone und sehe eine WhatsApp-Nachricht. „Wo seid ihr? Heute ist Hochzeit“? Meine Schwester hat mir diese Nachricht um 16.00 Uhr geschickt. Ich erschrecke und lese die Einladung nach. Tatsächlich. Die Hochzeit war an diesem Freitag!! Ich schaue auf den Kalender. Es ist dick eingeschrieben, dass sie am Freitag und nicht am Samstag ist. Die Macht der Gewohnheit hat über mich gesiegt.

Früher waren Trauungen sehr oft an einem Freitag. Daher kommt der Ausdruck „sich freien lassen“. Dieser Wochentag ist nach der nordischen Göttin „Freya“ benannt. Am Samstag wurde nicht geheiratet, damit dieser Festtag keine Ausrede für den Nicht-Kirchgang am darauffolgenden Sonntag war (das waren noch Zeiten!!!!).

Ich denke zurück an dieses Jahr 2020 und den vielen Überlegungen zu kirchlichen Trauungen. Wie viele Paare haben diese kirchliche Feier abgesagt und wollen es 2021 nachholen und hoffentlich dann wieder normaleren Zuständen. Ich setze mich hin und schnaufe durch. Jetzt hat es mich selbst erwischt. Dieses Jahr 2020 wird für mich auch als ein Jahr in Erinnerung bleiben, in dem ich eine Hochzeit in der eigenen Familie vergessen habe. „Sorry. Der Kalk rieselt offenbar bei mir“. Mit diesen Worten habe ich meiner Schwester als Bräutigammutter um 16.43 Uhr zurückgeschrieben. Für einen Besuch war es jetzt schon zu spät, weil der Ort der Feier zu weit weg lag.

Daran denke ich heute, am 26.03.2021, einem Freitag. Ich denke an die erste kirchliche Trauung im Juli 2020 (alle anderen wurden abgesagt). Das Paar hatte gehofft und gebetet. Und tatsächlich: Drei Tage vor ihrer Hochzeit kam die Nachricht, dass bei geschlossenen Gesellschaften auch ohne Abstandsregel gefeiert werden darf. Aber irgendwie merke ich: Dieses Hin und Her bei Trauungen hat mich irgendwie geschafft!! Umso mehr habe ich die Hochzeit im Juli 2020 in sehr guter Erinnerung. Nicht nur, weil ich eingeladen war und es ein wirklich sehr gutes Essen gegeben hat.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 375 vom 25.03.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Rücksicht

Es war Anfang September. Die geplante Studienfahrt nach Polen in die Masuren ist ausgefallen und ich verbringe den Urlaub zu Hause mit Besuchen, Tagesfahrten und Freizeitbeschäftigung. Baden im Baggersee geht nicht mehr. Mich erreicht eine Mail, dass jetzt doch am zweiten Wochenende im September in Nürnberg ein Wettbewerb im Nordic-Walking stattfinden kann. Also hole ich mir die NW-Stecken heraus und walke regelmäßig. Weil es lange Strecken sind, habe ich jetzt auch Zeit zum längeren Walken über zwei bis drei Stunden. Während des Sports denke ich über die vielen Diskussionen der letzten Tage zu den Coronamaßnahmen nach. Besonders umstritten war die Demonstration in Berlin am 29.08.2020. Befürworter und Gegner standen sich gegenüber. Der scheinbare Sturm auf den Reichstag hat nicht nur mich mit dem Kopf schütteln lassen.

Beim Nordic-Walken in der drauffolgenden Woche kreisen meine Gedanken um dieses Ereignis. Plötzlich fällt mir ein Songtext ein, den ich in jungen Jahren stark beachtet habe. Es lag sicherlich auch daran, dass dieser Text für eine erfolgreiche Zeit für Deutschland beim sog. „Eurovision Song Contest“ stand. 1982 hat Nicole mit dem Lied „Ein bisschen Frieden“ zum ersten Mal für Deutschland gewonnen.

Ein Jahr später war deshalb München der Gastgeber für die Neuauflage. Für Deutschland trat das Brüderpaar Hoffman& Hoffmann“ mit dem Titel „Nachsicht“ an. Sie belegten den fünften Platz. Es ist ein durchaus bemerkenswerter Text und der Song selbst hat eine einprägsame Melodie. Erst viele Jahre später habe ich erfahren, dass Volker Lechtenbrink der Textschreiber war. Und damit ist mir der Text erst richtig nahe gekommen. Denn dieser Mann hat wirklich sehr tiefsinnige Songs geschrieben und damit auch schwere Schicksalsschläge in seinem Leben verarbeitet.

Ich kann nicht alleine sein mit all den ungeklärten Fragen. Was haben wir denn beide falsch gemacht? Und dennoch mag ich keine Menschen sehn. Das Glück von anderen tut mir weh. Warum sind wir nicht früher aufgewacht? Wir waren wie verwöhnte Kinder. Jeder dachte immer nur an sich. Rücksicht! Keiner hat das Wort gekannt und Nachsicht. Die keiner bei dem andern fand und Vorsicht, dass nie zerbricht, was uns verband. Einsicht, dass jeder seine Fehler hat und Weitsicht, das Leben findet nicht nur heute statt und Vorsicht, dass man den andern nicht zerbricht“.

Ein Text, der mich heute in dieser Coronakrise wieder mehr bewegt. Gleichzeitig zeigt er mir, wie schwer es ist, diesen Text auch konsequent umzusetzen. Das ging auch den Sängern selbst so. Der eine Teil des Gesangduos, Günter Hoffmann, nahm sich nur ein Jahr nach diesem großen Erfolg das Leben. Er stürzte sich am 15. März 1984 aus einem Hotelfenster in Rio de Janeiro. Ich merke oft genug bei mir selbst, wie schwer es ist, das Leben konsequent zu leben.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 374 vom 24.03.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Schlag den Pfarrer

Heute ist ein Mittwoch. Traditionell ist dieser Tag ein Tag für die Präparanden- und Konfirmandengruppen. Ich schaue auf meine Updates „in Reserve“ und entdecke tatsächlich einen Beitrag, den ich Ende September 2020 geschrieben habe. Deshalb hier der Text und bei den neuesten Inzidenzzahlen ist er immer noch aktuell.

Die Mitarbeiter der diesjährigen Präparandenrüstzeit sitzen am Freitag, den 25.09.2020 in Grafenbuch zusammen und überlegen sich das Programm für den Samstagnachmittag. Geplant waren Outdoorspiele im Gelände im und um das Forsthaus. Es ist für solche Spiele ideal. Nur leider macht das Wetter nicht mit. Es regnet den ganzen Abend und für den folgenden Tag ist noch mehr Regen gemeldet. Was machen wir dann, dass es auch den Hygieneregeln von Corona entspricht. Da hat ein Mitarbeiter die Idee: Wir spielen „Schlag den Pfarrer“.

Gesagt- getan. „Schlag den Raab“ gehörte zu den erfolgreichsten neuen Spielsendungen für Samstagabend. Als Stefan Raab das beendet hat, kam „Schlag den Star“. Und überall im Land wurde das Spiel abgeändert. Das Prinzip ist so einfach und klar, dass es fast ein wenig „fies“ ist. Denn nach jedem weiteren Spiel bekommt der Sieger einen Punkt mehr. Da gewinnt der eine die ersten fünf Spiele und hat 15 Punkte. Der andere gewinnt nur die beiden nächsten Spiele und hat schon 13 Punkte. So ist in der Regel fast bis zum Schluss der Siegername offen. Also spielten die Präparanden gegen mich als Pfarrer. Das Spiel wogte hin und her und nach neun Spielen stand es tatsächlich 23 zu 22 und damit ausgeglichen, obwohl ich mehr Spiele als die Präparanden gewonnen habe. Das letzte Spiel musste also entscheiden.

Ein Gleichnis für das Leben und vielleicht auch für die Coronaepidemie. Es kommt darauf an, einen langen Atem zu besitzen. Es kommt darauf an, nicht auf dem Weg aufzugeben und etwas als verloren zu betrachten. Eine Chance bietet sich bis zuletzt, eine Sache noch zu verändern. In den Nachrichten höre ich viel von Infektionszahlen, Maßnahmen und von möglichen Impfstoffen. Letztlich entscheidet es sich aber am Ende, wer den besseren Weg gewählt hat. Das gilt für Maßnahmen genauso wie für die Suche nach dem Impfstoff wie für den Umgang miteinander. Und am Ende bin ich gespannt, wer das letzte Spiel gewinnt und gut aus dieser Pandemie herauskommt. Und wer hat beim Spiel „Schlag den Pfarrer“ das letzte Spiel gewonnen? Das bleibt ein Geheimnis. Nur die Präparanden und die Mitarbeiter kennen das Ergebnis.

Wenn Corona will, steht /endlich ein bisschen) weniger still, Update 373 vom 23.03.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Vater und Mutter ehren

Ich habe es beim Update Nr. 365 angedeutet, dass ich ein paar alte „Artikel“ noch hervorkamen werde um sie zu veröffentlichen. Für heute fallen mir meine Gedanken vom 22.10.2020 ein. Jede/r Leser/-in kann sich selbst ein Urteil machen, wieweit die Gedanken von vor fünf Monaten immer noch aktuell sind bzw. wie sich die Probleme verschoben haben. Jetzt die Zeilen vom Oktober:

Ich habe es im Internet gelesen. In der Neuen Osnabrücker Zeitung vom 16.10.2020 stand die Meldung, dass ältere Menschen in der Samtgemeinde Bersenbrück angepöbelt worden sind. Das geschah im Zusammenhang mit der Tatsache, dass offenbar jüngere Menschen kaum vom Coronavirus betroffen sind. Dagegen ist die Gefahr für Ältere sehr viel höher. Auch der Altersdurchschnitt der Verstorbenen bewegt sich um die 80 Jahre. Viele jüngere Menschen ärgern sich darüber, dass sie auch von den Coronamaßnahmen betroffen sind, wo doch vor allem Ältere die Inzidenzzahlen hoch treiben. Tatsächlich kann man durchaus unterschiedlicher Meinung sein, ob schärfere Maßnahmen berechtigt sind, wenn z.B. in einem Altersheim der Virus ausgebrochen ist und dann eine ganze Stadt davon betroffen ist. Wäre es dann nicht viel besser, konzentriert und genau den einen Hotspot „abzusperren“. Ich habe bei Diskussionen mit jüngeren Menschen auch schon diese Ansicht gehört, dass „wir leiden müssen wegen den alten Leuten“.

Der bayrische Ministerpräsident, Markus Söder, hat dazu eine klare und eindeutige Meinung. Er hat gesagt, dass er aus ethischen Gründen solche eine Argumentation klar ablehnt. Auch die Bundeskanzlerin hat sich dazu ähnlich geäußert. Ich habe mich bei diesen Worten an das vierte Gebot (nach Zählung des Kleinen Katechismus von Martin Luther) erinnert. „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass es dir gutgehe und du lange lebest auf Erden“. Bei diesem Gebot geht es nämlich weniger um die Frage des Verhältnisses von Kindern und Jugendlichen gegenüber ihren Eltern. Dieses Gebot ist ein Aufruf Gottes, dass Erwachsene sich um ihre alten Eltern kümmern. Damals vor gut 3000 Jahren gab es noch keine Sozialversicherung und auch keine Rentenversicherung. Alte Menschen konnten kaum mehr mithelfen und damit „produktiv“ sein. Oft wurden sie von ihren Kindern dann im Stich gelassen und sie haben nur noch ärmlich gelebt und sind bald gestorben. Wenn sie also als Arbeitskraft ausgefallen sind, dann wurden sie kaum mehr beachtet.

Gott will das nicht. Auch im Alter sollen Menschen in Würde leben können. Da spielt es keine Rolle, ob sie noch zu Hause leben können oder im Alten- oder Pflegeheim. Wichtig ist, dass sie das Gefühl haben, dass ihre Kinder an sie denken und Kontakt zu ihnen halten. Das ist jetzt sowieso nur schwer möglich. Söder und Merkel befinden sich mit ihrer Meinung auf der Wertvorstellung der Bibel. Und wichtig finde ich, dass nur dieses eine Gebot eine Verheißung hat. Und das gilt auch und erst recht in Coronazeiten.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 372 vom 22.03.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Wer sind die Millenials?

Haben Sie schon einmal den Namen Sophie Passmann gehört. Mir ist dieser Name ganz neu. Ich habe ihn zum ersten Mal in der Ausgabe der Hersbrucker Zeitung (Regionalausgabe der Nürnberger Nachrichten) vom 19.03.2021 gelesen. Sie ist 27 Jahre alt und wird auf S. 7 als junge Satirikerin, Autorin und Moderatorin vorgestellt. Aber mir fiel der Artikel sofort ins Auge. Die Überschrift lautete „Die Komfortzonenkinder“. Sophie Passmann hat ein Buch mit dem Titel „Komplett Gänsehaut“ geschrieben.

Darin beschreibt sie die sog. „Millenials“. Auch davon habe ich bis jetzt noch nichts gehört. Offenbar bin ich nicht mehr ganz „Up to date“. MIllenials ist die Generation plus/minus 27. Sie werden beschrieben als diejenigen, die ihre Jugend schon hinter sich haben und früh verspießert sind. Sie können nicht mehr gegen ihre Eltern protestieren, weil sie diese ja beerben wollen und werden. Sie sind in der Regel in die großen Städte gelaufen, zehren aber noch von ihrer ländlichen oder kleinstädtischen Herkunft. Sie leben in der Schnittstelle von selbstbewusst und selbstmitleidig. Der Autorin kommt diese Generation vor wie ein und dieselbe Person. Jedes Gespräch ist so, als hätte sie es genauso schon einmal geführt. Sie können sich inzwischen wortlos einigen, wobei sie ihre Individualität verloren haben.

Interessant ist der Hinweis, dass Leute wie Janis Joplin oder Jimi Hendrix mit 27 Jahren gestorben sind. Solch bekannte Persönlichkeiten sind nicht über das Alter hinausgekommen. Ihr Leben war vorbei, noch bevor es richtig begonnen hat. Dieses Leben war durchdrungen auf der einen Seite mit Lobeshymnen, radikalen Ansichten, die viele Jugendliche begeistert hat. Auf der anderen Seite war es aber auch eine Existenz mit Drogen, Alkoholexezzen und ausufernder Lebensweise. Ich selbst verbinde mit Jimi Hendrix vor allem den vermutlich besten Gitarrenspieler, den die Welt wohl gesehen hat. Auch als einen, der das Woodstock Festival geprägt hat. Ein Künstler, der fast nach jedem Konzert eine Gitarre zerschlagen hat. Aber gerade mit ihm verbinde ich auch einen Menschen, der sein kurzes Leben lang auf der Suche nach dem Lebenssinn war.

Und das ist mein Stichwort. Bei der Zahl 27 fiel mir beim Lesen sofort Psalm 27 ein. „Der HERR ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen? (Ps 27, 1). Vermutlich hat Sophie Passmann niemand auf diesen Psalm hingewiesen. Nach meiner Meinung würde sie eine Antwort finden auf die Lebensfrage der „Millenials“. Es ist im Grund die Frage nach dem festen Halt im Leben. Es ist die Frage nach Widerspruch und Auflösung der eigenen Lebensfragen. In allem will sich dieser HERR als Lebensgrundfrage anbieten.

Das wäre doch wirklich eine gute Antwort für all diejenigen, die an dieser Schwelle des Lebens stehen: nicht mehr jugendlich, aber noch nicht ganz klar in Beruf und Partnerschaft. Wie heißt es doch am Ende dieses Psalms: „Ich glaube aber doch, dass ich sehen werde die Güte des HERRN im Lande der Lebendigen“ (Ps 27, 13 – 14). Das ist doch auch ein sehr gutes Motto in dieser Coronakrise. Ich habe mich dershalb sehr gefreut, dass in diesem Jahr gleich zwei Konfirmanden den V. 1 dieses Psalms als Konfirmationsspruch ausgewählt haben.