Archiv der Kategorie: Allgemein

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 302 vom 11.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Mein Weihnachtswunsch

Wieder ein Blick zurück auf das vergangene Weihnachtsfest. Der deutsche Präsident Walter Steinmeier hat gesagt, dass wir das kommende Weihnachtsfest wieder anders feiern können. Ich hoffe, das ist kein „frommer“ Wunsch, sondern dass dies Realität wird. Natürlich gab es viele witzige Darstellungen und gute Wünsche für das kommende Jahr und für das Weihnachtsfest 2021. Manche haben mich wenig beeindruckt und sie waren nur „gut gemeint“, aber eben nicht gut. Andere wieder haben mich sehr angesprochen und spüre aus den Worten eine gewisse Herzlichkeit. Unter solchen ermutigenden Worten gehört das Gedicht „Mein Weihnachtswunsch“. Vielleicht hat der eine oder andere es selbst erhalten oder irgendwo gelesen. Ich finde das Gedicht sehr gut.

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, update 301 vom 10.01.2021

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit. Diesmal von Prädikant Alexander Krause.

Was will Gott mit mir?“ Das ist eine spannende Frage, die ich mir schon zu einigen Zeiten in meinem Leben gestellt habe. Und ehrlich gesagt, ich habe sie noch nicht richtig beantworten können, wenn ich auch immer mehr dahinter zu kommen scheine. Die Frage ist aber für jedeN ChristIn wichtig; denn wer mit Gott lebt, der muss sich damit auseinandersetzen, was das für das eigene Leben bedeutet.

Bei der Frage, was Gott will, ist es wichtig, von der Taufe her zu denken: Durch die Taufe und den Heiligen Geist gehören wir zu Gott! Die Taufe erneuert uns und macht uns zu einem neuen Menschen. Nur wer sich dessen bewusst ist, kann dann auch erkennen, was Gott mit ihm/ihr vorhat, wo er/sie gebraucht wird. Und Paulus mahnt dazu: „lasst euch verändern durch die Erneuerung eures Sinnes“ – und diese Erneuerung geschieht eben in der Taufe.

Wer also in der Taufe verändert ist und zu Gott gehört, der soll ihm auch dienen und sein Leben übergeben, sich quasi opfern. Aber nicht wie ein „Tieropfer“ und dann sterben, sondern als lebendiges Opfer: durch sein ganzes Leben soll man sich opfern, in seinem ganzen Leben soll man sich opfern. „Vernünftiger Gottes-Dienst“ ist es also nicht, einfach ein Tier darzubringen und zu opfern (oder was heute eben „unvernünftiger Gottesdienst“ wäre) und zu sagen „Gott wird es schon richten“ – vernünftiger Gottesdienst ist es, sich selbst und seine Begabungen und seine Kraft darzubringen und selbst ein Bestes zu geben – im Vertrauen auf Gottes Gnade und Gegenwart.

Und so habe ich das auch für mich und mein Leben angenommen: Als Christ muss ich Gott dienen, aber eben „nur“ nach meinen Begabungen. Und wenn ich mich zu Gott gehörig glaube, dann erfahre ich, was meine Begabungen sind und wo Gott mich braucht. Und das tue ich dann. Denn so diene ich Gott. Zum Lobe seiner Herrlichkeit.

Amen.


Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 300 vom 09.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Ich schaue in das Evangelische Gesangbuch (EG). Ich will wissen, was unter der Nr. 300 steht. Es ist schon länger her, dass ich mich an einer Liednummer für mein Update orientiert habe. Aber diese runde Zahl verlockt mich dazu, einen altehrwürdigen Choral zu würdigen.

Ich weiß, dass die Lieder ab der Nr. 300 vor allem Dank- und Loblieder sind. Ich werde nicht enttäuscht. „Lobt Gott, den Herrn der Herrlichkeit, ihr, seine Knechte, steht geweiht zu seinem Dienste Tag und Nacht, lobsinget seiner Ehr und Macht“. Bekannter als der Text von Matthias Jorissen ist die Melodie: „Herr Gott, dich loben alle wir“. Ich werde ermutigt, meine letzten 66 Updates zu schreiben und inhaltlich auch eigene schwere Lebenssituationen nicht zu verschweigen. Aber ich will nicht zu viel verraten.

Loben und Klagen gehören für mich zusammen. Sie sind keine Gegensätze. Vielleicht ist das Lob aus der Tiefe sogar ein besonderer Weg, den Gott mit Menschen gehen will. Er das mit seinem Sohn Jesus selbst erlebt. „Hebt eure Hände auf und geht zum Throne seiner Majestät in eures Gottes Heiligtum, bringt seinen Namen Preis und Ruhm“. In diesem zweiten Vers des Liedes spüre ich gleich, dass es sich um einen Text handelt, der den Psalm 134 beschreibt. Ich finde es sehr gut, wenn die Lieder des „alten Israels“ auch in neuen Chorälen und Gesängen zum Ausdruck gebracht werden. Natürlich interessiert mich auch der Liederdichter selbst. Jorissen war Sohn eines Kaufmannes und mit dem berühmten evangelischen Mystiker und Liederdichter Gerhard Tersteegen verwandt. Weil er kritisch zur Aufklärung stand, geriet er mit dem Magistrat in Kleve in Konflikt und wurde Pfarrer in den Niederlanden. Zuletzt war er Pfarrer in Den Haag und starb dort am 13.01.1823. Er hatte sich zur Aufgabe gemacht, die Psalmen modern zu bearbeiten und in Reime zu bringen.

Das Lied 300 aus dem Evangelischen Gesangbuch ist dafür ein typisches Zeugnis. Im V. 3 heißt es: „Gott heilge dich in seinem Haus und segne dich von Zion aus, der Himmel schuf und Erd und Meer. Jauchzt, er ist aller Herren Herr“.

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 299 vom 08.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Warum ich Dichter wurde?

Ich schaue nach draußen und spüre wieder einmal, dass dieser Lockdown doch ganz anders ist als im Frühjahr. Vor gut neun Monaten zog der Frühling ein. Es war trocken und ich selbst hatte Lust, nach draußen zu gehen und viel Sport zu treiben. In meinen ersten Updates ist das deutlich zu spüren. Jetzt sind die Tage immer noch relativ kurz und ich muss mich immer wieder motivieren, das Leben positiv zu sehen. Es ist trübe und so beschreibe ich auch meine eigene Stimmung. Die Ministerkonferenz hat beschlossen, dass ab dem 11.01.2021 sich nur noch eine Einzelperson mit einem Hausstand treffen darf. Was machen Alleinerziehende mit Kindern? Dazu kommt die Reisebeschränkung auf 15 km. Aber das soll verhindern, dass keine touristischen Ziele von weit Hergereisten besucht werden können. Kann ich durchaus nachvollziehen.

In dieser tristen Stimmung sticht mir eine Zeitungsüberschrift ins Auge. „Vom Lockdown zum Lachdown“. Und dann versucht der Autor mit lustigen Sprüchen der ganzen Situation etwas Gutes abzugewinnen. Vielleicht hat er Recht. Vielleicht sollte ich mir lustige Situationen in letzter Zeit in Erinnerung rufen. Tatsächlich fällt mir dazu spontan etwas ein. Ich konnte damals beim ersten Lesen herzhaft darüber lachen und vielleicht geht es dem/der Leser/-in auch so. ich habe nämlich diesmal einen Adventskalender in Form eines Buches mit Sprüchen und Gedichten von Heinz Erhardt erhalten. Ich gebe hiermit die Geschichte vom 5.12. zum Besten. Und vielleicht hellt das die Miene ein wenig auf!

Wieso ich Dichter wurde?

Als ich das Gaslicht der Welt erblickte, war ich noch verhältnismäßig jung. Meine Eltern waren zwei Stück, und mein Vater war sehr reich. Er hatte zwei Villen, einen guten und einen bösen. Und eines Tages – es war sehr kalt, und ich fror vor mich hin, denn nicht nur meine Mutter, auch der Ofen war ausgegangen – teilte sich plötzlich die Wand, und eine wunderschöne Fee erschien! Sie hatte ein faltenreiches Gewand und ein ebensolches Gesicht. Sie schritt auf meine Lagerstatt zu und sprach also: „Na, mein Junge, was willst du denn mal werden?“ Ich antwortete – im Hinblick auf meine ziemlich feuchten Windeln: „Ach, gute Tante, vor allem möchte ich gern „dichter“ werden!“ Das hatte die Fee missverstanden, was du, geduldiger Leser, dem vorliegenden Buch unschwer entnehmen kannst!

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 298 vom 07.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Welches Sternzeichen hast Du?

Herr Metzger, würden sie auch etwas in mein Freundebuch schreiben?“ Manchmal kommen Schüler mit diesem Wunsch zu mir. Meist sind es Schülerinnen. Ich erinnere mich dann immer an meine eigene Kinderzeit. Diese Bücher wurden damals „Poesiealben“ genannt. Und schon vor 50 Jahren waren es vor allem die Mädchen, die solche Erinnerungen haben wollten. Damals war ich nicht sehr darüber begeistert, wenn ich solch ein Buch erhalten habe. Auf einer leeren Seite sollte irgendein sinniger Spruch geschrieben werde. Ich hatte und habe heute noch eine „Klaue“. Noch heute spiegeln mir Gemeindemitglieder, dass ich eine völlig a-typische Schrift für einen Pfarrer habe. Vermutlich wurde ich als sehr kleines Kind vom Linkshänder zum Rechtshänder „umgelernt“. Denn viele Dinge mache ich mit links, z.B. Brot schneiden.

Meine Mutter zog in den Poesiealben gerade Linien und ich schrieb meistens mit Druckschrift, damit es wenigstens einigermaßen zu lesen war. Schon damals fielen mir diese „sinnigen“ Sprüche ins Auge wie z.B. „Das eine sag ich dir, sei immer lieb zu mir“. In Erinnerung bleibt mir auch der folgende Spruch: „Sei immer fröhlich, sei immer froh, wie der Hops im Haferstroh“. Wer kennt heute noch Haferstroh? Über Geschmack lässt sich da trefflich streiten. Dann gab es noch diese besonderen Bildchen, die überall auf den beiden Seiten beklebt worden sind. Meistens habe ich „das Werk“ nur mit tatkräftiger Hilfe von meiner Mutter vollenden können.

Heutzutage ist es einfacher. In den Freundebüchern werden gezielt Fragen gestellt und diese können auch von mir mehr oder weniger gut beantwortet werden. „Dein Lieblingsbuch“, „Dein Lieblingsessen“, Deine Lieblingsfernsehsendung“, „Dein Lieblingslied“. Und dann kommt fast in jedem Buch eine ganz besondere Frage: Die Frage nach dem Sternzeichen. Offiziell bin ich „Widder“. Aber das schreibe ich da nie hinein. Ich habe mich mit der Astronomie und Astrologie näher befasst. Sie kommt vor allem aus Babylon. Und dieses Volk wusste schon um 800 v. Chr., dass die Erde sich um die Sonne dreht. Kaum zu glauben, dass diese Erkenntnis noch 2.300 Jahre später in Europa nicht bekannt war. Aber durch die sog. Ekliptik haben sich auch die Sternbilder verändert. Das wurde aber nie rezipiert. Seit Beginn der Astrologie haben sich so die Sternbilder um etwa einen Monat nach hinten verschoben.

Aber mir geht es um etwas anderes. Ich gebe bei der Frage nach dem Sternzeichen immer folgende Antwort: „Stern von Bethlehem“. Meist ruft das eine Diskussion nach sich. Und genau das ist meine Motivation für diese Antwort. Der Stern von Bethlehem hat den Menschen den Weg zur Krippe gezeigt. Und das soll er auch heute noch tun. Das Sternzeichen des Sterns von Bethlehem zeigt, wer der Christus, der Heiland der Welt ist. Und wer das erkennt, der hat tatsächlich auf das richtige Sternzeichen gesetzt. „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten“ (Matthäus 2, 2).

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 297 vom 06.01.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Darf Melchior schwarz sein?

Diese Schlagzeile hat es immerhin auf die zweite Seite der Nürnberger Nachrichten vom 12.10.2020 gebracht. „Melchior aus Kirche verbannt. Streit um Heilige Drei Könige. Wie rassistisch ist die Gestaltung des Melchior in der Krippe des Ulmer Münster?“. Die Autoren von dpa stellen die Frage, ob die Darstellung der Heiligen Drei Könige mit dem schwarzen Melchior rassistisch sein kann.

Darüber ist in der Kirchengemeinde in Ulm eine heftige Debatte entbrannt. Der dortige Dekan Ernst-Wilhelm Gohl begründet seine Sicht mit folgender Aussage: „Die Holzfigur des Melchior ist etwa mit seinen dicken Lippen und der unförmigen Statur aus heutiger Sich eindeutig als rassistisch anzusehen“. Also soll der Melchior aus der dortigen Krippe verschwinden. Das schlägt Wellen. Selbst der Sprecher des Bistums Regensburg ist da anderer Meinung. Er bewertet diese Darstellung keineswegs als rassistische Meinungsäußerung.

Das hat man also davon, dass man nachträglich den drei Weisen Namen gegeben und sie auch noch mit persönlichen Merkmalen gekennzeichnet hat. Dabei war das alles so gut gemeint. Die drei Männer sollten die damals bekannten Erdteile darstellen: Europa, Asien und Afrika. Deshalb ist der Melchior auch als schwarzer Afrikaner gekennzeichnet. Freunde haben mich persönlich aufgeklärt, dass so nicht mehr gesagt werden darf. Das heißt jetzt „dunkel pigmentiert“. Die Farbe Schwarz gilt aus rassistisch.

Kann ich durchaus nachvollziehen. Aber viel wichtiger ist für mich, dass die Hautfarbe keine Wertigkeiten nach sich zieht. Deshalb begrüße ich den Debattenbeitrag von Heinrich Bedford-Strohm, dem Ratsvorsitzenden der EKD und bayr. Landesbischof. Ich zitiere: „Für mich ist entscheidend, ob mit der Darstellung unterschiedlicher Hautfarben implizit oder explizit unterschiedliche Wertigkeiten zugeschrieben werden. Bei den Heiligen Drei Königen geht es um hochstehende Persönlichkeiten, die zusammen mit den armen Hirten zur Krippe kommen. Unterschiedliche Wertigkeiten werden hier gerade nicht zugeschrieben. Im Gegenteil“.

Ich weiß nicht genau!! Aber irgendwie habe ich den Verdacht, dass bei dieser Debatte um den „Melchior“ wieder einmal grundsätzlich gegen kirchliche Traditionen vorgegangen wird. Denn bei mir gibt es nur Menschen, die mir nahe stehen und die mir ferne sind. Und das hat mit der Hautfarbe überhaupt nichts zu tun. Der Kommentator der Zeitung zu diesem Artikel, Alexander Jungkunz, weist darauf hin, dass z.B. der Begriff „Mohr“ früher nicht abwertend war. Im Gegenteil: Er erinnert daran, dass Mauren das pharmazeutische Wissen nach Europa gebracht haben und es deswegen viele „Mohren-Apotheken“ gibt. Und dieses Stück Geschichte sollte ebenso wenig gelöscht werden wie die Geschichte vom Besuch der Weisen aus dem Morgenland in Bethlehem, auch wenn es keine Heilige, keine Drei und erst recht keine Könige waren.

Der Tagesspruch zum heutigen Epiphaniasfest lautet: „Die Finsternis vergeht und das wahre Licht scheint jetzt“ (1. Johannesbrief 2, 8b).

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, update 296 vom 05.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Weder drei noch Heilige und erst recht keine Könige

Morgen feiern wir das sog. „Epiphaniasfest“. Kaum jemand kennt dieses Fest mit diesem Namen. Fast alle sagen dazu „Fest der Hl. Drei Könige“. Aber auch dieses Fest ist nur in Bayern, in Baden-Württemberg und in Sachsen-Anhalt ein gesetzlicher Feiertag.

Wenn ich mit Jugendlichen und Erwachsenen darüber rede, dann höre ich noch: „Da kamen doch Kaspar, Melchior und Balthasar zu Jesus und beteten ihn an“. Mancher kennt auch noch die nachfolgende Geschichte, dass ein Engel ihnen beim Rückweg einen anderen Weg wies, damit der König Herodes Jesus nicht finden kann. In der Konfirmandengruppe nehmen wir oft einen ganzen Samstagvormittag her und schauen uns die Weihnachtsgeschichten genauer an. Dabei liest eine Gruppe die Weihnachtsgeschichte aus Lukas 2 und die andere Gruppe die Weihnachtsgeschichte aus Matthäus 1.

Es gibt das erste Erstaunen: Die Hl. Drei Könige stehen ja gar nicht in der bekannten Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium mit den Hirten und dem Stern. Bei den Krippenspielen wird das alles zusammengefasst und es sieht so aus, als würde das in einer Geschichte stehen. Dann staunen die Jugendlichen, dass nicht von Königen die Rede ist und dass auch die Zahl drei nicht vorkommt. Es war offenbar eine Karawane, die von Mesopotamien (dem heutigen Irak) nach Jerusalem gezogen ist. Das alles ist eine sehr gute Möglichkeit, den jungen Menschen auf die Parallelstellen vor allem im Matthäusevangelium hinzuweisen. Sie lesen dann 4. Mose 24, 17; Ps 72, 10 und 15; Jes 60, 6 (Mit dem Land „Saba“ ist allerdings vermutlich das heutige Land Jemen gemeint).

Und schon gibt es ein Gespräch, warum die Weihnachtsgeschichte so und nicht anders beim Evangelisten Matthäus steht. Denn wie kein anderer Evangelist betont er den Zusammenhang vom Alten Testament zur Geschichte von Jesus. Nur noch im Buch der Offenbarung wird dieser Zusammenhang noch stärker und klarer herausgearbeitet. Die Jugendlichen lernen, dass im Mittelpunkt gar nicht so stark das tatsächliche Geschehen der Geburt von Jesus steht, sondern der Zusammenhang, dass der himmlische Vater von Jesus der ist, der sich als der Gott Jahwe dem Volk Israel vorgestellt hat und er der treue Gott für die Juden bis zum heutigen Tag ist. Er hat seinen Sohn Jesus auf die Erde gesandt, damit Menschen erkennen, dass in ihm Vergebung und Gnade geschenkt ist. Natürlich gibt es bei den Jugendlichen dann von mir auch den Hinweis, dass die Reliquien der Weisen aus dem Morgenland im Kölner Dom begraben sein sollen. Aber das ist dann ein anderes Thema.

Persönlich muss ich innerlich immer ein wenig schmunzeln, wenn ich zu anderen sage: Wir feiern das Fest Hl. Drei Könige, obwohl die Namen nicht bekannt sind (und damit können es keine Heilige sein), es keine drei Leute waren und erst recht keine Könige. „Denn die Menge der Kamele wird dich bedecken, die jungen Kamele aus Midian und Efa. Sie werden aus Saba alle kommen, Gold und Weihrauch bringen und des HERRN Lob verkündigen“. (Jesaja 60, 6).

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 295 vom 04.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Die drei Weisen und die Frau

In diesem Jahr habe ich viele Gedichte und Geschichten um das Weihnachtsfest erhalten. Es war Lustiges dabei und dann wieder Geschichten zum Nachdenken. Ich habe durchaus Sinn für Beides. Eine Geschichte hat mich aber besonders angesprochen. Das ist die Geschichte „Die drei Weisen und die Frau“. Sie stammt von Katja Süß und diese Erzählung will ich heute weitergeben:

„Was die alten Geschichten nicht erzählen, ist, dass mit den drei Weisen, die das Kind suchten und fanden, auch eine Frau unterwegs war. Mit den drei Männern folgte sie dem Stern, befragte Herodes und kam nach Bethlehem. Aber dort ging sie nicht mit in das Haus, nur durch ein Fenster sah sie das Kind mit seiner Mutter und die drei, die vor dem Neugeborenen niederknieten, ihre Schätze auftaten und ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe schenkten, als habe sie nicht damit zu tun.

Bald wandte sie sich um, ging raschen Schrittes davon. Sie hatte ihren Sinn schon auf die Heimat gerichtet, aber plötzlich hielt sie inne und lief zurück, zurück zum Kind. Den Stern brauchte sie nicht mehr, denn der Ort war noch in ihrem Herzen. Und jetzt kniete auch sie vor dem Neugeborenen nieder und reichte ihm ihre Gabe: ihren Wanderstab. „Nimm meine Starrheit“, sagte sie. „Mein unerlöstes Bestreben, alles richtig zu machen, meine Angst, man könne mir einen Fehler nachweisen. Mit deinen Augen vermag ich zu sehen, wie ich dadurch viele Menschen zurechtweise und auf Distanz halte. Du kleingewordener Gott, du vollkommene Liebe zum unvollkommenen, lehr mich deinen Blick. Lehr mich sein wie du“.

Sie schaute das Kind an und ahnte: Der Same war gelegt, das Neue konnte wachsen in ihr. Noch im Hinausgehen zögerte sie: „Und wenn ich jetzt stolpere – ohne Stock, ohne Stütze…?“ Doch ehe sie die Frage beendet hatte, wusste sie: „Dann stehe ich wieder auf. Ich kann jederzeit zurückkehren zu diesem Kind, zu diesem neuen Anfang. Jeden Tag, jede Minute werden Kinder geboren, und mit jedem von ihnen beginnt das Leben neu. Jeden Augenblick neu kann aus meinem Nein ein Ja werden – ein Ja zu dem, was ist. Jetzt kehre ich wirklich auf anderem Weg heim“, dachte sie und ging“.

Wenn Corona will, seht (wieder überall) fast alles still, update 294 vom 03.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen zeit

O du fröhliche

Liturgisch wird der heutige Sonntag „Zweiter Sonntag nach dem Christfest“ genannt. Unter normalen Umständen würde heute zum letzten Mal am Ende des Gottesdienstes das bekannte Weihnachtslied „O du fröhliche“ gesungen werden. Vermutlich ist es neben „Stille Nacht, heilige Nacht“ das bekannteste Weihnachtslied überhaupt. Es klingt fröhlich und vielen wird es dann im Herzen warm. Pure Freude erklingt aus dieser Melodie und dem Text.

Umso erstaunter war ich, als ich die dahinterstehende Geschichte gelesen habe. Der Text stammt von Johannes Daniel Falk. Er lebte von 1768 – 1826. Die Entstehung des Liedes hat mit allem anderen zu tun, nicht aber mit Freude. Es ist ein Lied mitten in der Krise. Es ist 1816 entstanden. Johannes Daniel Falk hat innerhalb kurzer Zeit vier seiner sieben Kinder an Typhus verloren. Er gründete in Weimar das „Rettungshaus für verwahrloste Kinder“. Den dort aufgenommenen Kindern widmete er das heutige Weihnachtslied. Die Melodie stammt aus einem sizilianischen Marienlied.

Interessant ist, dass dieses Lied mehr als die drei uns bekannten Strophen hat. Ursprünglich sollte es neben dem Weihnachtsfest auch die beiden anderen Hauptfesten der Christenheit beschreiben: Ostern und Pfingsten.

Deshalb heißt es in zwei anderen Strophen: O du fröhlich, o du selige, gnadenbringende Osterzeit! Welt liegt in Banden, Christ ist erstanden. Freue, freue dich, o Christenheit“.

O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Pfingstenzeit! Christ, unser Meister, heiligt die Geister: Freue, freue dich, o Christenheit“. Und ganz ehrlich: Das beeindruckt mich schon, wie Johannes Daniel Falk unter dem Eindruck von vier gestorbenen Kinder und der schlimmen Zeit der napoleonischen Kriege dieses Lied mit dieser Freude schreiben kann. Da wird er für mich zum Vorbild in unserer Coronakrise.

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 293 vom 02.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen zeit

Nomen est omen

Gestern war der Neujahrstag für 2021. Ich habe viele Grüße erhalten mit den Worten: „Hoffentlich wird dieses Jahr besser als 2020“. Ganz ehrlich: Das wünsche ich mir auch. Ich erinnere mich an meine Kindheit, dass der Neujahrsgottesdienst nach heutigen Maßstäben relativ gut besucht war. Gegenwärtig verlieren sich die Gottesdienstbesucher an diesem Tag in einer fast leeren Kirche.

Manche fragen mich: „Warum wird überhaupt am Neujahrstag ein Gottesdienst gefeiert?“ Das hat zuerst einmal damit zu tun, dass Christen zum Ausdruck bringen wollen, das vor einem liegende Jahr unter Gottes Schutz zu stellen. Das bringt nach meiner Meinung kein anderes Lied so zum Ausdruck wie EG 62: „Jesus soll die Losung sein, da ein neues Jahr erschienen. Jesu Name soll allein denen heut zum Zeichen dienen, die in seinem Bunde stehn und auf seinen Wegen gehn“.

Dass Christen am Neujahrstag (immer noch?) einen Gottesdienst feiern, hängt auch damit zusammen, dass dieser Tag der sog. „Tag der Beschneidung und Namensgebung von Jesus“ ist. Seine Eltern lassen ihn nach jüdischer Tradition genau eine Woche nach der Geburt beschneiden. Bis heute ist dieser Ritus für Juden ein Zeichen des Bundes Gottes mit seinem Volk Israel. Im ersten Buch Mose im 17. Kapitel wird erzählt, wie Gott in seiner Begegnung mit Abraham dieses Zeichen als Vergewisserung des Bundes angeordnet hat.

Für Martin Luther war der zweite Teil dieses Tages natürlich wichtiger: Die Namensgebung von Jesus. Dieser Name kommt vom Hebräischen „Joschia“. Die lateinische Form „Josua“ ist vielen bekannter. Denn Josua war der Nachfolger von Mose. Er hat das Volk Israel in das gelobte Land Kanaan geführt. Viele Kinder heißen auch in Deutschland mittlerweile „Josua“ oder „Joschua“. Die Bedeutung ist: „Gott hilft“. Und das benötige ich nicht nur im neuen Jahr 2021, sondern jeden Tag. Aber in dieser Zeit vielleicht ganz besonders.