Archiv des Autors: Pfr. Gerhard Metzger

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, update 306 vom 15.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Der Schnee als Symbol für die unsichtbare Welt Gottes

In diesem Jahr erleben wir wieder einmal nach langer Zeit schneereiche Tage ganz zu Beginn des Jahres. Gestern habe ich dazu aus meiner Kindheit und von Impulsen aus dem Alten Testament geschrieben. Im Neuen Testament finde ich es sehr interessant, dass mit „schneeweiß“ Engel, der Menschensohn und Jesus beschrieben werden. Im neunten Kapitel des Markusevangeliums lese ich diese besondere Geschichte, wie Jesus mit drei Jüngern auf einen Berg geht. Plötzlich wird er „verklärt“. Die Jünger sehen ihn in einer besonderen Gestalt. Ich nenne das: Sie erhalten einen Blick in die unsichtbare Welt Gottes. Elia mit Mose erscheint ihnen und sie reden mit Jesus. Die Kleider von Jesus werden „hell und sehr weiß“ heißt es in der Lutherübersetzung. Manche Ausleger übersetzen mit „schneeweiß“. Der Schnee ist damit Symbol für die unsichtbare Welt Gottes.

Ähnlich ist es mit der Bibelstelle aus dem Matthäusevangelium im letzten Kapitel. Die Auferstehung von Jesus wird mit folgenden Worten beschrieben: „Denn ein Engel des HERRN kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Seine Erscheinung war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee“ (Matthäus 28, 2b – 3).

Ähnlich ist es mit einer Bibelstelle aus der Offenbarung des Johannes. Der Jünger Jesu wird auf der Insel Patmos vom Hl. Geist ergriffen und hört eine Stimme. Als er sich umwendet um nach der Stimme zu sehen, sah er sieben goldene Leuchter und mittendrin einen, „der war einem Menschensohn gleich, angetan mit einem langen Gewand und gegürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel. Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme…“ (Offenbarung 1, 13b – 14).

Ich staune wirklich, welche Bilder mit „Schnee“ assoziiert werden. Der Schnee als Symbol für die Ewigkeit, für die Engel, ja für Jesus in der unsichtbaren Welt Gottes. Wenn ich wieder einmal stundenlang mit dem Schneeschieber unterwegs bin um den Gehsteig, die Einfahrt und den Kirchenweg zu räumen, dann will ich daran denken. Das ist immer noch besser als über den vielen Schnee zu klagen. Das kommt ja sowieso nicht mehr so oft vor.

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 305 vom 14.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

So rein wie Schnee werden

Ich schaue aus dem Fenster. Und in diesem Jahr gibt es zur Zeit eine große Überraschung. Ich sehe sehr viel Schnee. Es ist schon viele Jahre her, dass es am Anfang Januar draußen so weiß war. In meiner Kinderzeit war das noch anders. Fast jedes Jahr hat es so viel geschneit, dass ich als Kind von der Haustür weg die Ski anschnallen konnte um loszufahren. Mein Pech war damals allerdings, dass es nirgends in der Nähe Hänge gab geschweige denn gespurte Loipen. Fast alle Kinder hatten Gummistiefel an und diese wurden in einer festen Bindung an den Ski geschnallt. Den Unterschied von Langlaufski und Pistenski gab es auch noch nicht. Wir mussten bis zu 3 km fahren um wenigstens einen einigermaßen steilen Hang zu erreichen. Egal! Wir freuten uns dennoch über das weiße Nass.

In der 11. Klasse des Gymnasiums ging es in die Berge zum Skilager, das eine Woche dauerte. Meine Eltern kauften für mich für 150 DM Skischuhe. Aber nach drei Tagen gab es einen Scharlachverdacht in unserer Gruppe (keinen Coronaverdacht!!!!!). Die letzten drei Tage durften wir nicht mehr fahren, sondern nur noch Wandern. Dann wieder zurück und die Skischuhe blieben in der Ecke. Was für teure Schuhe? 150 DM und insgesamt 3-mal benutzt!!! Ebay und Tauschbörsen gab es 1975 noch nicht!!! Irgendwie hat mir dieses Erleben das Gefühl für Schifahren verleidet. Natürlich war nicht daran zu denken, dass mein Vater als Landwirt für ein Wochenende oder länger in die Berge mit uns als Familie zum Skifahren gegangen ist. Die Gegend zwischen Rothenburg o/T und Uffenheim gilt als eine der trockensten Gegenden von ganz Deutschland. Den Landwirten wird im Sommer „das Wasser abgegraben“ und es wird in Zukunft sicherlich nicht einfach sein, diesen Beruf dort weiterhin auszuüben. Es herrscht dort deshalb jetzt Schneemangel und manches Kind aus Habelsee war noch nie auf einem Ski gestanden. In meinem ganzen Leben bin ich nur noch ein einziges Mal Langlaufski gefahren. Aber vielleicht wird es etwas in meiner Zeit als Pensionär!!!! Außerdem schaffe ich mir ein „gutes Gewissen“, weil ja Skifahren in den Bergen nicht gerade zu den umweltfreundlichsten Freizeittätigkeiten gehört.

Da komme ich auf die Idee, doch mal in der Bibel das Stichwort „Schnee“ zu suchen. Ich bin überrascht, wie oft das dort zu finden ist. Vor allem im Alten Testament wird der Schnee als Gegenbild zur Sünde bezeichnet. „Entsündige mich mit Ysop, dass ich rein werde; wasche mich, dass ich schneeweiß werde“ (Ps 51, 9). Gott ist es ein großes Anliegen, dass die Menschen in seinem Volk in ihrer Beziehung zu Gott nach seinem Willen leben. Sie sollen bei ihm bleiben und mit ihrem Herzen ihm vertrauen.

Das erste Kapitel beim Propheten Jesaja bringt das besonders klar auf den Punkt. Das Volk soll nicht vergebliche Opfer Gott darbringen, sondern mit ihrem Herzen glauben und Gutes tun. Und Gott will dazu Kraft geben. „Lernt Gutes tun, trachtet nach Recht, helft den Unterdrückten, schaffet den Wasen Recht, führet der Witwen Sache! So kommt denn und lasst uns miteinander rechten, spricht der HERR. Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden, und wenn sie rot ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle werden“ (Jesaja 1, 17 – 18).

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 304 vom 13.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Party mit drei Königen

Es ist der 20.12.2020. Ich komme vom Gottesdienst aus Kirchensittenbach. In mir sind noch Predigtgedanken vom Tag. Da kommt mir die Idee, ich könnte doch die Weihnachtsgeschichte nach Lukas in die heutige Coronazeit übertragen. Ich gehe in mir. Ich versuche Worte zu finden. Es fließt nicht! Ich bringe nur stümperhafte Sätze hervor! Nur damit es gemacht ist und ich ein Thema für ein Update habe? Nein, das will ich nicht. Ich lasse es.

Da gibt es für mich eine Überraschung. Das evangelische Wochenblatt für Bayern (sog. „Münchner Sonntagsblatt“) kommt per Post ins Haus. Ich bin überrascht. Ich bin kein Abonnent davon. Ich lese als gebürtiger Habelseer (liegt im Dekanat Rothenburg) das viel ältere „Rothenburger Sonntagsblatt“. Die Herausgeber des Münchner Sonntagsblattes haben beschlossen, dass in dem Coronajahr kirchliche Mitarbeiter/-innen zum Christfest ein Exemplar umsonst erhalten sollen um zu Hause Impulse zum Feiern am Hl. Abend zu finden. Dann die Überraschung: Dort findet sich genau ein Text, der meinen Gedankengängen entspricht. Er beschreibt die Weihnachtsgeschichte in Zeiten der Coronapandemie. Gut, dass ich keinen Versuch gewagt habe. Dieser Text im Sonntagsblatt ist einfach zu gut.

Dann eine weitere Überraschung. Die Hersbrucker Zeitung (Lokalblatt der Nürnberger Nachrichten) vom 06.01.2021 hat eine tägliche Randnotiz. Der Autor an diesem Tag schreibt unter der Überschrift „Party mit drei Königen“ die Gedanken vom Besuch der Weisen in Coronazeiten. Inhalt und Länge sind gerade richtig für mein Update.

Die Aufregung war ziemlich groß, als der Konvoi mit den zuckenden Blaulichtern durch die Straßen rauschte. Ein Sondereinsatzkommando auf dem Land gibt es auch nicht alle Tage. Auch in Zeiten der Ausgangssperre darf der Journalist aber seiner Profession zwischen 21 und 5 Uhr nachgehen. Also rein ins Auto und hinterher. Der wilde Ritt endet in der Pampa. Einsam und verlassen steht da eine windschiefe Scheune, aus den schmalen Spalten schimmert mattes Licht. Der Einsatzleiter lässt sich die Aussage entlocken, dass ein nicht hinzunehmender Verstoß gegen die Corona-Regeln gemeldet wurde: Insgesamt fünf Erwachsene und ein Neugeborenes sollen sich im Gebäude befinden – aus vier unterschiedlichen haushalten! Aufgeflogen ist das Ganze, weil drei orientalisch gekleidete Männer in den frühen Abendstunden auffielen und von pflichtbewussten Bürgern gemeldet wurden. Mindestens 150 Euro Strafe erwartet sie: Gerüchte zufolge wollte einer der Gruppe gleich mit purem Gold bezahlen…“

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 303 vom 12.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Herr, manche Tage sind für mich eine Last. Ich find keine Ruhe, mich treibt nur die Hast“. Dieses Lied ist ein typisches Lied der christlichen Jugendbewegung aus den 70-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Es steht in „Sein Ruhm – unsere Freude“. Dieses Liederbuch haben damals fast alle Jugendlichen gekannt, die in einer christlichen Gruppe dabei waren. Ich besitze mehrere Auflagen dieses Buches. Noch heute gehen mir Lieder von damals durch den Kopf.

Und am 15.12.2020 – mitten in der Adventszeit – mitten in der Coronakrise war dieses Lied von früh bis spät mein Begleiter. Die Umstände waren einfach kaum zu beschreiben. Am Morgen bemerken wir, dass im Heizkeller das Wasser im Becken nicht abfließt. In dieses Becken geht das Wasser hinein, das durch das Überdruckventil geregelt wird. Also sind es gleich zwei Maßnahmen, die uns betreffen. Dann geht plötzlich das Telefon nicht mehr. Zu allem Überfluss ruft eine unserer Töchter an, dass sie einen Unfall mit dem E-Bike hat. Ich will mit dem Computer arbeiten und der geht auch nicht!! Soviel auf einmal. Ich könnte schreien!!

Dann hole ich mir „Sein Ruhm – unsere Freude“ her und schlage das Lied auf. Der oben zitierte erste Vers geht weiter mit den Worten. „Doch du willst mein Friede sein, willst mir immer Kraft verleihn, im Alltag zu bestehen, mit dir den Weg zu gehn“. Ruhig bleiben – lautet meine Devise. Ich will mich jetzt ausstrecken nach den Frieden und der Kraft von Jesus. Was ist zu tun? Ich rufe Leute an, die vom Computer etwas verstehen. Kurz vor Mitternacht ist dieses Problem gelöst. Ich rufe eine Bekannte an, deren Mann ein Genie ist, wenn es um Telefonanlagen geht. Es ist sein Beruf. Er will am nächsten Morgen kommen. Die Heizungsfirma wird angerufen. Auch sie hat sich für den kommenden Tag angemeldet. Bleiben noch die Probleme mit dem Abflussrohr. Aber dazu habe ich – Gott sei Dank – den „guten Geist“ in der Kirchengemeinde. Wie oft hat er mir schon in diesen 24 Jahren geholfen? Einmal habe ich ihn kurz vor Mitternacht angerufen! Er war immer zur Stelle!! Ich kann nicht in Worten ausdrücken, welch große Hilfe er für mich war und ist. Er kommt schon früh am nächsten Tag und setzt wieder einmal seine ganze Kraft und sein ganzes Können ein, um mir zu helfen. Ohne irgendeine Firma beauftragen zu müssen, entdeckt er den Fehler und das Abwasserrohr wird gereinigt. Vermutlich wurde das in den 50 Jahren, in dem das Pfarrhaus steht, nie gemacht. Ich denke noch: Vor ein paar Tagen waren wir drei Tage weg. Was wäre geschehen, wenn das Wasser da übergelaufen wäre – in den Heizungskeller hinein!!! Aber gut. Es war nicht so.

Zu allen schwierigen Zeiten in der Coronapandemie noch solche Probleme an einem Tag!! Im vierten Vers des Liedes heißt es: „Herr, dafür dank ich dir, dass du mit mir gehst, dass du meine Sorgen, mein Leben verstehst, dass du, Herr, mich dennoch liebst, dass du deinen Geist mir gibst und Freude noch dazu. Der Grund dafür bist du“.

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 302 vom 11.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Mein Weihnachtswunsch

Wieder ein Blick zurück auf das vergangene Weihnachtsfest. Der deutsche Präsident Walter Steinmeier hat gesagt, dass wir das kommende Weihnachtsfest wieder anders feiern können. Ich hoffe, das ist kein „frommer“ Wunsch, sondern dass dies Realität wird. Natürlich gab es viele witzige Darstellungen und gute Wünsche für das kommende Jahr und für das Weihnachtsfest 2021. Manche haben mich wenig beeindruckt und sie waren nur „gut gemeint“, aber eben nicht gut. Andere wieder haben mich sehr angesprochen und spüre aus den Worten eine gewisse Herzlichkeit. Unter solchen ermutigenden Worten gehört das Gedicht „Mein Weihnachtswunsch“. Vielleicht hat der eine oder andere es selbst erhalten oder irgendwo gelesen. Ich finde das Gedicht sehr gut.

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 300 vom 09.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Ich schaue in das Evangelische Gesangbuch (EG). Ich will wissen, was unter der Nr. 300 steht. Es ist schon länger her, dass ich mich an einer Liednummer für mein Update orientiert habe. Aber diese runde Zahl verlockt mich dazu, einen altehrwürdigen Choral zu würdigen.

Ich weiß, dass die Lieder ab der Nr. 300 vor allem Dank- und Loblieder sind. Ich werde nicht enttäuscht. „Lobt Gott, den Herrn der Herrlichkeit, ihr, seine Knechte, steht geweiht zu seinem Dienste Tag und Nacht, lobsinget seiner Ehr und Macht“. Bekannter als der Text von Matthias Jorissen ist die Melodie: „Herr Gott, dich loben alle wir“. Ich werde ermutigt, meine letzten 66 Updates zu schreiben und inhaltlich auch eigene schwere Lebenssituationen nicht zu verschweigen. Aber ich will nicht zu viel verraten.

Loben und Klagen gehören für mich zusammen. Sie sind keine Gegensätze. Vielleicht ist das Lob aus der Tiefe sogar ein besonderer Weg, den Gott mit Menschen gehen will. Er das mit seinem Sohn Jesus selbst erlebt. „Hebt eure Hände auf und geht zum Throne seiner Majestät in eures Gottes Heiligtum, bringt seinen Namen Preis und Ruhm“. In diesem zweiten Vers des Liedes spüre ich gleich, dass es sich um einen Text handelt, der den Psalm 134 beschreibt. Ich finde es sehr gut, wenn die Lieder des „alten Israels“ auch in neuen Chorälen und Gesängen zum Ausdruck gebracht werden. Natürlich interessiert mich auch der Liederdichter selbst. Jorissen war Sohn eines Kaufmannes und mit dem berühmten evangelischen Mystiker und Liederdichter Gerhard Tersteegen verwandt. Weil er kritisch zur Aufklärung stand, geriet er mit dem Magistrat in Kleve in Konflikt und wurde Pfarrer in den Niederlanden. Zuletzt war er Pfarrer in Den Haag und starb dort am 13.01.1823. Er hatte sich zur Aufgabe gemacht, die Psalmen modern zu bearbeiten und in Reime zu bringen.

Das Lied 300 aus dem Evangelischen Gesangbuch ist dafür ein typisches Zeugnis. Im V. 3 heißt es: „Gott heilge dich in seinem Haus und segne dich von Zion aus, der Himmel schuf und Erd und Meer. Jauchzt, er ist aller Herren Herr“.

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 299 vom 08.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Warum ich Dichter wurde?

Ich schaue nach draußen und spüre wieder einmal, dass dieser Lockdown doch ganz anders ist als im Frühjahr. Vor gut neun Monaten zog der Frühling ein. Es war trocken und ich selbst hatte Lust, nach draußen zu gehen und viel Sport zu treiben. In meinen ersten Updates ist das deutlich zu spüren. Jetzt sind die Tage immer noch relativ kurz und ich muss mich immer wieder motivieren, das Leben positiv zu sehen. Es ist trübe und so beschreibe ich auch meine eigene Stimmung. Die Ministerkonferenz hat beschlossen, dass ab dem 11.01.2021 sich nur noch eine Einzelperson mit einem Hausstand treffen darf. Was machen Alleinerziehende mit Kindern? Dazu kommt die Reisebeschränkung auf 15 km. Aber das soll verhindern, dass keine touristischen Ziele von weit Hergereisten besucht werden können. Kann ich durchaus nachvollziehen.

In dieser tristen Stimmung sticht mir eine Zeitungsüberschrift ins Auge. „Vom Lockdown zum Lachdown“. Und dann versucht der Autor mit lustigen Sprüchen der ganzen Situation etwas Gutes abzugewinnen. Vielleicht hat er Recht. Vielleicht sollte ich mir lustige Situationen in letzter Zeit in Erinnerung rufen. Tatsächlich fällt mir dazu spontan etwas ein. Ich konnte damals beim ersten Lesen herzhaft darüber lachen und vielleicht geht es dem/der Leser/-in auch so. ich habe nämlich diesmal einen Adventskalender in Form eines Buches mit Sprüchen und Gedichten von Heinz Erhardt erhalten. Ich gebe hiermit die Geschichte vom 5.12. zum Besten. Und vielleicht hellt das die Miene ein wenig auf!

Wieso ich Dichter wurde?

Als ich das Gaslicht der Welt erblickte, war ich noch verhältnismäßig jung. Meine Eltern waren zwei Stück, und mein Vater war sehr reich. Er hatte zwei Villen, einen guten und einen bösen. Und eines Tages – es war sehr kalt, und ich fror vor mich hin, denn nicht nur meine Mutter, auch der Ofen war ausgegangen – teilte sich plötzlich die Wand, und eine wunderschöne Fee erschien! Sie hatte ein faltenreiches Gewand und ein ebensolches Gesicht. Sie schritt auf meine Lagerstatt zu und sprach also: „Na, mein Junge, was willst du denn mal werden?“ Ich antwortete – im Hinblick auf meine ziemlich feuchten Windeln: „Ach, gute Tante, vor allem möchte ich gern „dichter“ werden!“ Das hatte die Fee missverstanden, was du, geduldiger Leser, dem vorliegenden Buch unschwer entnehmen kannst!

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 298 vom 07.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Welches Sternzeichen hast Du?

Herr Metzger, würden sie auch etwas in mein Freundebuch schreiben?“ Manchmal kommen Schüler mit diesem Wunsch zu mir. Meist sind es Schülerinnen. Ich erinnere mich dann immer an meine eigene Kinderzeit. Diese Bücher wurden damals „Poesiealben“ genannt. Und schon vor 50 Jahren waren es vor allem die Mädchen, die solche Erinnerungen haben wollten. Damals war ich nicht sehr darüber begeistert, wenn ich solch ein Buch erhalten habe. Auf einer leeren Seite sollte irgendein sinniger Spruch geschrieben werde. Ich hatte und habe heute noch eine „Klaue“. Noch heute spiegeln mir Gemeindemitglieder, dass ich eine völlig a-typische Schrift für einen Pfarrer habe. Vermutlich wurde ich als sehr kleines Kind vom Linkshänder zum Rechtshänder „umgelernt“. Denn viele Dinge mache ich mit links, z.B. Brot schneiden.

Meine Mutter zog in den Poesiealben gerade Linien und ich schrieb meistens mit Druckschrift, damit es wenigstens einigermaßen zu lesen war. Schon damals fielen mir diese „sinnigen“ Sprüche ins Auge wie z.B. „Das eine sag ich dir, sei immer lieb zu mir“. In Erinnerung bleibt mir auch der folgende Spruch: „Sei immer fröhlich, sei immer froh, wie der Hops im Haferstroh“. Wer kennt heute noch Haferstroh? Über Geschmack lässt sich da trefflich streiten. Dann gab es noch diese besonderen Bildchen, die überall auf den beiden Seiten beklebt worden sind. Meistens habe ich „das Werk“ nur mit tatkräftiger Hilfe von meiner Mutter vollenden können.

Heutzutage ist es einfacher. In den Freundebüchern werden gezielt Fragen gestellt und diese können auch von mir mehr oder weniger gut beantwortet werden. „Dein Lieblingsbuch“, „Dein Lieblingsessen“, Deine Lieblingsfernsehsendung“, „Dein Lieblingslied“. Und dann kommt fast in jedem Buch eine ganz besondere Frage: Die Frage nach dem Sternzeichen. Offiziell bin ich „Widder“. Aber das schreibe ich da nie hinein. Ich habe mich mit der Astronomie und Astrologie näher befasst. Sie kommt vor allem aus Babylon. Und dieses Volk wusste schon um 800 v. Chr., dass die Erde sich um die Sonne dreht. Kaum zu glauben, dass diese Erkenntnis noch 2.300 Jahre später in Europa nicht bekannt war. Aber durch die sog. Ekliptik haben sich auch die Sternbilder verändert. Das wurde aber nie rezipiert. Seit Beginn der Astrologie haben sich so die Sternbilder um etwa einen Monat nach hinten verschoben.

Aber mir geht es um etwas anderes. Ich gebe bei der Frage nach dem Sternzeichen immer folgende Antwort: „Stern von Bethlehem“. Meist ruft das eine Diskussion nach sich. Und genau das ist meine Motivation für diese Antwort. Der Stern von Bethlehem hat den Menschen den Weg zur Krippe gezeigt. Und das soll er auch heute noch tun. Das Sternzeichen des Sterns von Bethlehem zeigt, wer der Christus, der Heiland der Welt ist. Und wer das erkennt, der hat tatsächlich auf das richtige Sternzeichen gesetzt. „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten“ (Matthäus 2, 2).

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 297 vom 06.01.2020

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Darf Melchior schwarz sein?

Diese Schlagzeile hat es immerhin auf die zweite Seite der Nürnberger Nachrichten vom 12.10.2020 gebracht. „Melchior aus Kirche verbannt. Streit um Heilige Drei Könige. Wie rassistisch ist die Gestaltung des Melchior in der Krippe des Ulmer Münster?“. Die Autoren von dpa stellen die Frage, ob die Darstellung der Heiligen Drei Könige mit dem schwarzen Melchior rassistisch sein kann.

Darüber ist in der Kirchengemeinde in Ulm eine heftige Debatte entbrannt. Der dortige Dekan Ernst-Wilhelm Gohl begründet seine Sicht mit folgender Aussage: „Die Holzfigur des Melchior ist etwa mit seinen dicken Lippen und der unförmigen Statur aus heutiger Sich eindeutig als rassistisch anzusehen“. Also soll der Melchior aus der dortigen Krippe verschwinden. Das schlägt Wellen. Selbst der Sprecher des Bistums Regensburg ist da anderer Meinung. Er bewertet diese Darstellung keineswegs als rassistische Meinungsäußerung.

Das hat man also davon, dass man nachträglich den drei Weisen Namen gegeben und sie auch noch mit persönlichen Merkmalen gekennzeichnet hat. Dabei war das alles so gut gemeint. Die drei Männer sollten die damals bekannten Erdteile darstellen: Europa, Asien und Afrika. Deshalb ist der Melchior auch als schwarzer Afrikaner gekennzeichnet. Freunde haben mich persönlich aufgeklärt, dass so nicht mehr gesagt werden darf. Das heißt jetzt „dunkel pigmentiert“. Die Farbe Schwarz gilt aus rassistisch.

Kann ich durchaus nachvollziehen. Aber viel wichtiger ist für mich, dass die Hautfarbe keine Wertigkeiten nach sich zieht. Deshalb begrüße ich den Debattenbeitrag von Heinrich Bedford-Strohm, dem Ratsvorsitzenden der EKD und bayr. Landesbischof. Ich zitiere: „Für mich ist entscheidend, ob mit der Darstellung unterschiedlicher Hautfarben implizit oder explizit unterschiedliche Wertigkeiten zugeschrieben werden. Bei den Heiligen Drei Königen geht es um hochstehende Persönlichkeiten, die zusammen mit den armen Hirten zur Krippe kommen. Unterschiedliche Wertigkeiten werden hier gerade nicht zugeschrieben. Im Gegenteil“.

Ich weiß nicht genau!! Aber irgendwie habe ich den Verdacht, dass bei dieser Debatte um den „Melchior“ wieder einmal grundsätzlich gegen kirchliche Traditionen vorgegangen wird. Denn bei mir gibt es nur Menschen, die mir nahe stehen und die mir ferne sind. Und das hat mit der Hautfarbe überhaupt nichts zu tun. Der Kommentator der Zeitung zu diesem Artikel, Alexander Jungkunz, weist darauf hin, dass z.B. der Begriff „Mohr“ früher nicht abwertend war. Im Gegenteil: Er erinnert daran, dass Mauren das pharmazeutische Wissen nach Europa gebracht haben und es deswegen viele „Mohren-Apotheken“ gibt. Und dieses Stück Geschichte sollte ebenso wenig gelöscht werden wie die Geschichte vom Besuch der Weisen aus dem Morgenland in Bethlehem, auch wenn es keine Heilige, keine Drei und erst recht keine Könige waren.

Der Tagesspruch zum heutigen Epiphaniasfest lautet: „Die Finsternis vergeht und das wahre Licht scheint jetzt“ (1. Johannesbrief 2, 8b).

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, update 296 vom 05.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Weder drei noch Heilige und erst recht keine Könige

Morgen feiern wir das sog. „Epiphaniasfest“. Kaum jemand kennt dieses Fest mit diesem Namen. Fast alle sagen dazu „Fest der Hl. Drei Könige“. Aber auch dieses Fest ist nur in Bayern, in Baden-Württemberg und in Sachsen-Anhalt ein gesetzlicher Feiertag.

Wenn ich mit Jugendlichen und Erwachsenen darüber rede, dann höre ich noch: „Da kamen doch Kaspar, Melchior und Balthasar zu Jesus und beteten ihn an“. Mancher kennt auch noch die nachfolgende Geschichte, dass ein Engel ihnen beim Rückweg einen anderen Weg wies, damit der König Herodes Jesus nicht finden kann. In der Konfirmandengruppe nehmen wir oft einen ganzen Samstagvormittag her und schauen uns die Weihnachtsgeschichten genauer an. Dabei liest eine Gruppe die Weihnachtsgeschichte aus Lukas 2 und die andere Gruppe die Weihnachtsgeschichte aus Matthäus 1.

Es gibt das erste Erstaunen: Die Hl. Drei Könige stehen ja gar nicht in der bekannten Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium mit den Hirten und dem Stern. Bei den Krippenspielen wird das alles zusammengefasst und es sieht so aus, als würde das in einer Geschichte stehen. Dann staunen die Jugendlichen, dass nicht von Königen die Rede ist und dass auch die Zahl drei nicht vorkommt. Es war offenbar eine Karawane, die von Mesopotamien (dem heutigen Irak) nach Jerusalem gezogen ist. Das alles ist eine sehr gute Möglichkeit, den jungen Menschen auf die Parallelstellen vor allem im Matthäusevangelium hinzuweisen. Sie lesen dann 4. Mose 24, 17; Ps 72, 10 und 15; Jes 60, 6 (Mit dem Land „Saba“ ist allerdings vermutlich das heutige Land Jemen gemeint).

Und schon gibt es ein Gespräch, warum die Weihnachtsgeschichte so und nicht anders beim Evangelisten Matthäus steht. Denn wie kein anderer Evangelist betont er den Zusammenhang vom Alten Testament zur Geschichte von Jesus. Nur noch im Buch der Offenbarung wird dieser Zusammenhang noch stärker und klarer herausgearbeitet. Die Jugendlichen lernen, dass im Mittelpunkt gar nicht so stark das tatsächliche Geschehen der Geburt von Jesus steht, sondern der Zusammenhang, dass der himmlische Vater von Jesus der ist, der sich als der Gott Jahwe dem Volk Israel vorgestellt hat und er der treue Gott für die Juden bis zum heutigen Tag ist. Er hat seinen Sohn Jesus auf die Erde gesandt, damit Menschen erkennen, dass in ihm Vergebung und Gnade geschenkt ist. Natürlich gibt es bei den Jugendlichen dann von mir auch den Hinweis, dass die Reliquien der Weisen aus dem Morgenland im Kölner Dom begraben sein sollen. Aber das ist dann ein anderes Thema.

Persönlich muss ich innerlich immer ein wenig schmunzeln, wenn ich zu anderen sage: Wir feiern das Fest Hl. Drei Könige, obwohl die Namen nicht bekannt sind (und damit können es keine Heilige sein), es keine drei Leute waren und erst recht keine Könige. „Denn die Menge der Kamele wird dich bedecken, die jungen Kamele aus Midian und Efa. Sie werden aus Saba alle kommen, Gold und Weihrauch bringen und des HERRN Lob verkündigen“. (Jesaja 60, 6).