Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 310 vom19.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Der Christbaum ist der schönste Baum, den wir auf Erden kennen

Wir haben es tatsächlich geschafft. Alle haben zusammengeholfen. Strenge Hygienevorschriften haben uns geleitet. Und damit hat alles geklappt: die sog. Christbaumaktion. Es war für mich eine der allerersten neuen Erfahrungen, als ich im Herbst 1996 nach Altensittenbach kam. „Herr Pfarrer, gleich nach den Weihnachtsferien findet die Christbaumaktion statt. Das ist wirklich eine tolle Aktion und ein wenig Geld kommt auch zusammen“.

So wurde mir das vorgestellt. Vor allem Konfirmanden und Jugendliche sind an diesem Tag gefragt. Die „Versprechen“ wurden mehr als gehalten. Das Dorf wird in einzelne Bezirke eingeteilt und Gruppen mit bis zu vier Leute gehen zu den Häusern und fragen nach Christbäume, die entsorgt werden müssen. Danach werden Bäume zu Sammelstellen getragen und von dort zum Häckseln abgeholt. In den ersten Jahren erlebte ich so manches Chaos. Vor allem hinterher. Denn es gab Würstchen oder Pizza zum Essen. Dann erlebte ich zwei Jahren hintereinander, dass die Pizza teilweise durch den Gemeinderaum geworfen wurde. Da war sicherlich auch ein wenig jugendlicher Übermut dabei. Aber es war für mich der Grund, eine andere Art und Weise für das „Hinter her Essen“ zu überlegen.

Seit vielen Jahren macht nun der Jugendreferent Viktor Ambrusits Langos zum Essen, das vielen Jugendlichen sehr lieben und der Knoblauchgeruch hängt tagelang im Haus. Wer das nicht mag, kann Brezen essen. Manche Jugendliche vernaschen auch noch die Süßigkeiten, die sie erhalten haben. In diesem Jahr war alles anders. In den Gruppen konnten nur zwei Leute laufen und Mund-Nasen-Schutz war natürlich Vorschrift. Es durfte auch keinen direkten Kontakt zu den Leuten im Haus geben. Es kamen aber dennoch 151 Bäumen und damit sogar vier mehr als im vergangenen Jahr. Da sind wir stolz und glücklich. Seit einigen Jahren beteiligt sich der Verein „Sittenbächer Kirwa e.V.“ an dieser Aktion. Ich bin dafür sehr dankbar. Dieser Verein spielt in meinem Leben an einer ganz anderen Stelle noch eine große und unvergessliche Rolle. Aber dazu mehr im Update 322 am 31.01.2021.

Mit dem Christbaum geht es so wie mit vielen anderen Symbolen. Sie haben einen teilweise heidnischen Ursprung und wurden mit dem Glauben an Jesus uminterpretiert und auf Christus bezogen. Manche lehnen das ganz ab. Ich meine aber, dass das durchaus gestattet ist. Denn auch schon vor dem Leben von Jesus auf dieser Welt, hat Gott diese Welt geschaffen und Menschen haben sich gefragt: Woher komme ich und wohin gehe ich? Immergrüne Bäume verkörperten schon im alten Ägypten das ewige Leben. Die Römer bekränzten zum Jahreswechsel ihre Häuser mit Lorbeerzweigen. Wann das Aufstellen des Christbaumes ein allgemein üblicher Brauch im Christentum wurde, weiß niemand so ganz genau. 1605 gibt es darüber im Elsass eine Aufzeichnung. 1611 schmückte Herzogin Dorothea Sibylle von Schlesien erstmals einen Weihnachtsbaum mit Kerzen. Ich verweise gerne neben dem „Immergrünen“ darauf, dass die Zweige wie Kreuze angeordnet sind und damit ein Hinweis auf Karfreitag und Ostern zu sehen ist. Als Kind und Jugendlicher habe ich gelernt: Der Christbaum wird bis zum 06.01. „angezündet“. Irgendwann im Studium habe ich dann erfahren, dass die Weihnachtszeit bis zu „Lichtmess“ geht (02.02.). Und das habe ich dann auf allen meinen drei Pfarrstellen auch so eingeführt.

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, update 309 vom 18.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Was ist der neutestamentliche Text wert?

Was ist die Bibel wert? Kann ich ihr und dem Text trauen? Oder sind da Märchen aus uralten Zeiten zu Papier gebracht? Welche alten schriftlichen Überlieferungen gibt es? Viele Theologen und Archäologen sind dieser Frage nachgegangen.

Darunter war auch Konstantin von Tischendorf. In Leipzig studierte er von 1834 an Theologie und Philologie. Promotion und Habilitation folgten. Ihm interessiert aber vor allem die Textgeschichte des Neuen Testamentes. Er wollte unbedingt einen gesicherten Bibeltext haben. Mein Professor für Neues Testament in Neuendettelsau, August Strobel, hat erzählt, dass er ein ungewöhnlich scharfes Auge hatte. Er unternahm viele Reisen, um den Text des Neuen Testamentes auf den ältesten Handschriften zu finden. Die Regel heißt: Je näher an den Originalquellen, desto glaubwürdiger der Text. Er ahnte, dass ein möglicher Ort für diese Suche das Katharinenkloster auf der Sinai-Halbinsel sein könnte. Schließlich war dieses Kloster eines der ältesten überhaupt. Insgesamt dreimal verbrachte er eine längere Zeit an diesem Ort. 1844 hat er offenbar 86 Blätter gefunden, diese aber im Kloster zurückgelassen. Um diese zurückzuholen, unternahm er zwei weitere Reisen dorthin.

Prof. August Strobel hatte einen Sinn für Dramatik und erzählte auf spannende Art und Weise dieses Ereignis. Ob das immer so genau gestimmt hat? Ich weiß es nicht. Aber es hört sich gut an. Strobel berichtete davon, dass Tischendorf 1859 bei seiner letzten Reise zum Kloster nach vielen Tagen Besuch abreisen wollte. Er war nicht zufrieden mit seinen Forschungen. Am Abend vorher sieht er einen Klosterbruder mit einem Eimer durch das Kloster gehen. Tischendorf redet mit ihm und fragt nach dem Inhalt. Der Mönch meint, dass er ein paar alte Papierfetzen entsorgen will. Tischendorf schaut sich das genauer an und bittet um das Papier. Er findet genau das, wonach er schon seit Jahren gesucht hat. Diese Geschichte hört sich doch wirklich gut an, oder? Vermutlich wurden ihm aber vom Klostervorsteher diese Textteile gezeigt. Es wird die berühmteste und genaueste griechische Überlieferung zum neuen Testament: der Codex Sinaiticus.

Die Erzählung meines Professors passt zu diesem Mann und auch zur weiteren Geschichte dieses Fundes. Tischendorf will die Handschrift dem russischen Zar Alexander II. zum 1000. Jubiläums der russischen Monarchie schenken. Das war im Jahr 1862. 1869 wurde eine Schenkungsurkunde des Codex an den Zaren unterzeichnet. Bis heute fordern die Verantwortlichen des Katharinenklosters den Codex zurück und betrachten ihn als ihr Eigentum. Am 27.12.1933 verkauft ihn Stalin an das Britische Museum in London für 100.000 Pfund und kommt damit an Devisen, um seinen Fünfjahresplan zu finanzieren. Noch 1975 wurden neue Manuskriptfragmente bei Aufräumungsarbeiten im Kloster entdeckt. Sie alle zeigen, wie wertvoll und glaubwürdig der Text des Neuen Testamentes ist. Es gibt kein anderes antikes Buch, das so genau überliefert ist wie das Neue Testament. Von keinem anderen Buch haben wir solche alte Überlieferungen. Selbst die ältesten noch vorhandenen Texte zum römischen Reich oder der “Gallische Krieg“ von Julius Cäsar sind nicht so alt und gesichert wie der zweite Teil der Bibel. Historisch betrachtet ist auf den Text des Neuen Testamentes absoluter Verlass.

Aber natürlich gilt auch hier: Der Text ist nur ein Weg, in Jesus den Christus zu erkennen. Heute vor genau 206 Jahren, am 18.01.1815 ist Konstantin von Tischendorf in Lengenfeld im sächsischen Vogtlandkreis geboren.

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 308 vom 17.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Von der kleinen Stadt die große Welt bewegen

Ich bin mit dem Seniorenkreis unterwegs. Wir fahren nach Spalt. Manche wissen es nicht, dass dieser kleine Ort ein wichtiger Ort für die Reformationsgeschichte ist. Als Student habe ich gelernt, dass Spalatin von dort kommt. Der Name verrät seinen Geburtsort.

Er war der Kanzler von Friedrich dem Weisen. Aber beim Rundgang durch dieses kleine Städtchen komme ich sehr ins Staunen. Ich erfahre, dass ohne diesen Mann vermutlich keine Reformation möglich gewesen wäre. Er wurde als Georg Burkhardt am 17.01.1484 geboren. Er war der uneheliche Sohn von Georg Burghardt (der selbe Vorname) und einer Frau unbekannten Namens. Vermutlich war Georg Burghardt aber nicht sein leiblicher Vater. Schnell wird deutlich, dass er hochbegabt ist. Im Rundgang in Spalt wurde mir erzählt, dass sein Vater ein hochrangiges Mitglied im dortigen Kloster war. Vielleicht ist sogar der Abt sein Vater gewesen. Das würde jedenfalls erklären, warum er so intelligent war und warum er so mit Geld gefördert wurde. Damit war er also keineswegs ein Kind einer Frau „unbekannter Herkunft“. Es ranken sich also etliche Geschichten um seine Geburt.

Er kam an die Sebaldusschule nach Nürnberg und studiert später an der Universität Erfurt. In Philosophie erwarb er sich den akademischen Grad Baccalaureus. 1502 kommt er an die neu geschaffene Universität nach Wittenberg. Er studiert danach Theologie in Erfurt und wird zum Priester geweiht. 1508 wird er Erzieher des späteren Kurfürsten Johann Friedrich. 1514 wird er Hofkaplan bei Friedrich dem Weisen und dessen Beichtvater und wichtigster Berater. Spalatin war ein glühender Anhänger der Lehr von Martin Luther. Vermutlich ist es auf ihn zurückzuführen, dass der Kurfürst Friedrich sich so für den Reformator eingesetzt hat.

Das ist für mich zusammenfassend sehr interessant: Ohne Spalatin hätte es wohl die Reformation nicht gegeben. Ohne den Einfluss des Beraters hätte der Regent nicht so Luther unterstützt. Ohne Spalatin wäre es nicht zur Entführung von Luther auf die Wartburg gekommen und Luther wäre vielleicht durch die Reichsacht von Kaiser Karl V. getötet worden. Oft sind es anscheinend Menschen, die im Hintergrund stehen und dennoch Weltbewegendes erreicht haben. Ein uneheliches Kind – vielleicht eines Abtes – wird von Gott benutzt, um Geschichte zu schreiben. Aber hatten wir Ähnliches nicht auch bei der Geburt von Jesus?

Heute vor genau 537 Jahren, am 17. Januar 1484 ist er geboren und genau einen Tag vor seinem 61. Geburtstag, am 16.01.1545 ist dieser besondere Mann in Altenburg gestorben. Deshalb ist der gestrige 16. Januar auch sein Gedenktag im evangelischen Kalender.

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 307 vom 16.01.2021

Tägliche Gedanken in einer schwierigen Zeit heute von Jugendreferent Viktor Ambrusits (es ist sein Bericht über seine Arbeit im Jahr 2020).

Ohne Jesus geht es nicht!

Zum Thema Weihnachten machen wir mit den Konfirmanden jährlich folgende Aktion: Die Jugendliche sollen Stichwörter zum Thema Weihnachten sammeln und auf Kartons aufschreiben. Es kommen immer wieder fast die gleichen Begriffe zusammen. Geschenke, Essen und Weihnachtsbaum dürfen natürlich nicht fehlen, aber auch die Begriffe Kirche und Singen sind jedes mal dabei.
 
Weihnachtsmarkt – Kerzen – Familie – Weihnachtslieder – Adventsnachmittag – Geschenke – Weihnachtsbaum – Gottesdienst – Hirten – Jesus – Plätzchen – Christkind – Essen – Weihnachtsmusical – Ferien – Großeltern – Schmuck – Kirche – Christmette – Adventskalender – Engel – Krippe. Wir legen die Begriffe in die Mitte und in der zweite Runde werden diejenigen entfernt, ohne die man auch Weihnachten feiern könnte. Manchmal gibt es natürlich Diskussionen und schmerzhafte Entscheidungen wie unverzichtbar manche Sachen sind, aber am Ende bleibt nur ein Wort liegen: Jesus.

Ich dachte nicht, dass ich es einmal „real live“ erleben werde. Ihr könnt auf der Liste nachlesen und überlegen, welche der Begriffe dieses Jahr ausgefallen sind…
Manches habe ich gar nicht so bemerkt, aber manches hat schon weh getan… Weihnachtsmärkte und Glühwein war noch nie so meins, aber dass meine Mutter in Ungarn bleiben musste und wir auch nicht hinfahren konnten (Quarantäne bei der Einreise nach Ungarn und dann wieder bei der Rückreise nach Bayern war es nicht wert…) war schon hart. Am schlimmsten fand ich den Heiligen Abend-Familien- Gottesdienst. Statt über zweihundert Besuchern, Familien, Kindern, waren ca. 50 Personen anwesend, die mit Regenschirmen das Krippenspiel mit Puppen mitverfolgt und die sehr schön vorgetragenen Lieder der Familie Utz mitgehört haben. Wir haben es allerdings zu Hause nachgeholt und selbst einige Weihnachtslieder gespielt und gesungen.


Auch wenn ich es natürlich schon im Kopf gewusst habe, ist es mir dieses Jahr klargeworden, das,  was wir jahrelang den Konfirmanden gesagt haben, dass die Wahrheit lautet, ohne Jesus ist Weihnachten nur „Schale“ ohne Kern! Ich hoffe, dass wir nächstes Weihnachten wieder normal feiern können. Wenn ich aber meinen letzten Bericht noch mal lese, muss ich zugeben, dass meine Vorhersagen nicht immer in Erfüllung gehen.
Ich bin schon gespannt, was ich im Juli für Vorhersagen treffen werde….

 Die Karten, die ich von den Konfirmanden 2020 und ihren Eltern bekommen habe, haben mir sehr viel Mut gemacht und berührten mein Herz. Das hat mir gezeigt, dass in Altensittenbach Jugendliche gerne zu Kirche und zu den Gruppen kommen. Und das ist natürlich nur möglich, weil Menschen meine Arbeit finanziell und mit Gebeten unterstützen. Dafür danke ich von ganzem Herzen!


Wenn der „Lockdown“ irgendwann vorbei sein wird, werden wir wieder loslegen mit Aktionen, Freizeiten, Ausflügen und Vitamin-C Gottesdiensten! Bin schon gespannt, wie es in den nächsten Monaten mit der Jugendarbeit weitergeht. Ideen habe ich viele!
Eine gesegnetes 2021 wünsche ich allen Unterstützern der Jugendarbeit.

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, update 306 vom 15.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Der Schnee als Symbol für die unsichtbare Welt Gottes

In diesem Jahr erleben wir wieder einmal nach langer Zeit schneereiche Tage ganz zu Beginn des Jahres. Gestern habe ich dazu aus meiner Kindheit und von Impulsen aus dem Alten Testament geschrieben. Im Neuen Testament finde ich es sehr interessant, dass mit „schneeweiß“ Engel, der Menschensohn und Jesus beschrieben werden. Im neunten Kapitel des Markusevangeliums lese ich diese besondere Geschichte, wie Jesus mit drei Jüngern auf einen Berg geht. Plötzlich wird er „verklärt“. Die Jünger sehen ihn in einer besonderen Gestalt. Ich nenne das: Sie erhalten einen Blick in die unsichtbare Welt Gottes. Elia mit Mose erscheint ihnen und sie reden mit Jesus. Die Kleider von Jesus werden „hell und sehr weiß“ heißt es in der Lutherübersetzung. Manche Ausleger übersetzen mit „schneeweiß“. Der Schnee ist damit Symbol für die unsichtbare Welt Gottes.

Ähnlich ist es mit der Bibelstelle aus dem Matthäusevangelium im letzten Kapitel. Die Auferstehung von Jesus wird mit folgenden Worten beschrieben: „Denn ein Engel des HERRN kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Seine Erscheinung war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee“ (Matthäus 28, 2b – 3).

Ähnlich ist es mit einer Bibelstelle aus der Offenbarung des Johannes. Der Jünger Jesu wird auf der Insel Patmos vom Hl. Geist ergriffen und hört eine Stimme. Als er sich umwendet um nach der Stimme zu sehen, sah er sieben goldene Leuchter und mittendrin einen, „der war einem Menschensohn gleich, angetan mit einem langen Gewand und gegürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel. Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme…“ (Offenbarung 1, 13b – 14).

Ich staune wirklich, welche Bilder mit „Schnee“ assoziiert werden. Der Schnee als Symbol für die Ewigkeit, für die Engel, ja für Jesus in der unsichtbaren Welt Gottes. Wenn ich wieder einmal stundenlang mit dem Schneeschieber unterwegs bin um den Gehsteig, die Einfahrt und den Kirchenweg zu räumen, dann will ich daran denken. Das ist immer noch besser als über den vielen Schnee zu klagen. Das kommt ja sowieso nicht mehr so oft vor.

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 305 vom 14.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

So rein wie Schnee werden

Ich schaue aus dem Fenster. Und in diesem Jahr gibt es zur Zeit eine große Überraschung. Ich sehe sehr viel Schnee. Es ist schon viele Jahre her, dass es am Anfang Januar draußen so weiß war. In meiner Kinderzeit war das noch anders. Fast jedes Jahr hat es so viel geschneit, dass ich als Kind von der Haustür weg die Ski anschnallen konnte um loszufahren. Mein Pech war damals allerdings, dass es nirgends in der Nähe Hänge gab geschweige denn gespurte Loipen. Fast alle Kinder hatten Gummistiefel an und diese wurden in einer festen Bindung an den Ski geschnallt. Den Unterschied von Langlaufski und Pistenski gab es auch noch nicht. Wir mussten bis zu 3 km fahren um wenigstens einen einigermaßen steilen Hang zu erreichen. Egal! Wir freuten uns dennoch über das weiße Nass.

In der 11. Klasse des Gymnasiums ging es in die Berge zum Skilager, das eine Woche dauerte. Meine Eltern kauften für mich für 150 DM Skischuhe. Aber nach drei Tagen gab es einen Scharlachverdacht in unserer Gruppe (keinen Coronaverdacht!!!!!). Die letzten drei Tage durften wir nicht mehr fahren, sondern nur noch Wandern. Dann wieder zurück und die Skischuhe blieben in der Ecke. Was für teure Schuhe? 150 DM und insgesamt 3-mal benutzt!!! Ebay und Tauschbörsen gab es 1975 noch nicht!!! Irgendwie hat mir dieses Erleben das Gefühl für Schifahren verleidet. Natürlich war nicht daran zu denken, dass mein Vater als Landwirt für ein Wochenende oder länger in die Berge mit uns als Familie zum Skifahren gegangen ist. Die Gegend zwischen Rothenburg o/T und Uffenheim gilt als eine der trockensten Gegenden von ganz Deutschland. Den Landwirten wird im Sommer „das Wasser abgegraben“ und es wird in Zukunft sicherlich nicht einfach sein, diesen Beruf dort weiterhin auszuüben. Es herrscht dort deshalb jetzt Schneemangel und manches Kind aus Habelsee war noch nie auf einem Ski gestanden. In meinem ganzen Leben bin ich nur noch ein einziges Mal Langlaufski gefahren. Aber vielleicht wird es etwas in meiner Zeit als Pensionär!!!! Außerdem schaffe ich mir ein „gutes Gewissen“, weil ja Skifahren in den Bergen nicht gerade zu den umweltfreundlichsten Freizeittätigkeiten gehört.

Da komme ich auf die Idee, doch mal in der Bibel das Stichwort „Schnee“ zu suchen. Ich bin überrascht, wie oft das dort zu finden ist. Vor allem im Alten Testament wird der Schnee als Gegenbild zur Sünde bezeichnet. „Entsündige mich mit Ysop, dass ich rein werde; wasche mich, dass ich schneeweiß werde“ (Ps 51, 9). Gott ist es ein großes Anliegen, dass die Menschen in seinem Volk in ihrer Beziehung zu Gott nach seinem Willen leben. Sie sollen bei ihm bleiben und mit ihrem Herzen ihm vertrauen.

Das erste Kapitel beim Propheten Jesaja bringt das besonders klar auf den Punkt. Das Volk soll nicht vergebliche Opfer Gott darbringen, sondern mit ihrem Herzen glauben und Gutes tun. Und Gott will dazu Kraft geben. „Lernt Gutes tun, trachtet nach Recht, helft den Unterdrückten, schaffet den Wasen Recht, führet der Witwen Sache! So kommt denn und lasst uns miteinander rechten, spricht der HERR. Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden, und wenn sie rot ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle werden“ (Jesaja 1, 17 – 18).

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 304 vom 13.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Party mit drei Königen

Es ist der 20.12.2020. Ich komme vom Gottesdienst aus Kirchensittenbach. In mir sind noch Predigtgedanken vom Tag. Da kommt mir die Idee, ich könnte doch die Weihnachtsgeschichte nach Lukas in die heutige Coronazeit übertragen. Ich gehe in mir. Ich versuche Worte zu finden. Es fließt nicht! Ich bringe nur stümperhafte Sätze hervor! Nur damit es gemacht ist und ich ein Thema für ein Update habe? Nein, das will ich nicht. Ich lasse es.

Da gibt es für mich eine Überraschung. Das evangelische Wochenblatt für Bayern (sog. „Münchner Sonntagsblatt“) kommt per Post ins Haus. Ich bin überrascht. Ich bin kein Abonnent davon. Ich lese als gebürtiger Habelseer (liegt im Dekanat Rothenburg) das viel ältere „Rothenburger Sonntagsblatt“. Die Herausgeber des Münchner Sonntagsblattes haben beschlossen, dass in dem Coronajahr kirchliche Mitarbeiter/-innen zum Christfest ein Exemplar umsonst erhalten sollen um zu Hause Impulse zum Feiern am Hl. Abend zu finden. Dann die Überraschung: Dort findet sich genau ein Text, der meinen Gedankengängen entspricht. Er beschreibt die Weihnachtsgeschichte in Zeiten der Coronapandemie. Gut, dass ich keinen Versuch gewagt habe. Dieser Text im Sonntagsblatt ist einfach zu gut.

Dann eine weitere Überraschung. Die Hersbrucker Zeitung (Lokalblatt der Nürnberger Nachrichten) vom 06.01.2021 hat eine tägliche Randnotiz. Der Autor an diesem Tag schreibt unter der Überschrift „Party mit drei Königen“ die Gedanken vom Besuch der Weisen in Coronazeiten. Inhalt und Länge sind gerade richtig für mein Update.

Die Aufregung war ziemlich groß, als der Konvoi mit den zuckenden Blaulichtern durch die Straßen rauschte. Ein Sondereinsatzkommando auf dem Land gibt es auch nicht alle Tage. Auch in Zeiten der Ausgangssperre darf der Journalist aber seiner Profession zwischen 21 und 5 Uhr nachgehen. Also rein ins Auto und hinterher. Der wilde Ritt endet in der Pampa. Einsam und verlassen steht da eine windschiefe Scheune, aus den schmalen Spalten schimmert mattes Licht. Der Einsatzleiter lässt sich die Aussage entlocken, dass ein nicht hinzunehmender Verstoß gegen die Corona-Regeln gemeldet wurde: Insgesamt fünf Erwachsene und ein Neugeborenes sollen sich im Gebäude befinden – aus vier unterschiedlichen haushalten! Aufgeflogen ist das Ganze, weil drei orientalisch gekleidete Männer in den frühen Abendstunden auffielen und von pflichtbewussten Bürgern gemeldet wurden. Mindestens 150 Euro Strafe erwartet sie: Gerüchte zufolge wollte einer der Gruppe gleich mit purem Gold bezahlen…“

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 303 vom 12.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Herr, manche Tage sind für mich eine Last. Ich find keine Ruhe, mich treibt nur die Hast“. Dieses Lied ist ein typisches Lied der christlichen Jugendbewegung aus den 70-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Es steht in „Sein Ruhm – unsere Freude“. Dieses Liederbuch haben damals fast alle Jugendlichen gekannt, die in einer christlichen Gruppe dabei waren. Ich besitze mehrere Auflagen dieses Buches. Noch heute gehen mir Lieder von damals durch den Kopf.

Und am 15.12.2020 – mitten in der Adventszeit – mitten in der Coronakrise war dieses Lied von früh bis spät mein Begleiter. Die Umstände waren einfach kaum zu beschreiben. Am Morgen bemerken wir, dass im Heizkeller das Wasser im Becken nicht abfließt. In dieses Becken geht das Wasser hinein, das durch das Überdruckventil geregelt wird. Also sind es gleich zwei Maßnahmen, die uns betreffen. Dann geht plötzlich das Telefon nicht mehr. Zu allem Überfluss ruft eine unserer Töchter an, dass sie einen Unfall mit dem E-Bike hat. Ich will mit dem Computer arbeiten und der geht auch nicht!! Soviel auf einmal. Ich könnte schreien!!

Dann hole ich mir „Sein Ruhm – unsere Freude“ her und schlage das Lied auf. Der oben zitierte erste Vers geht weiter mit den Worten. „Doch du willst mein Friede sein, willst mir immer Kraft verleihn, im Alltag zu bestehen, mit dir den Weg zu gehn“. Ruhig bleiben – lautet meine Devise. Ich will mich jetzt ausstrecken nach den Frieden und der Kraft von Jesus. Was ist zu tun? Ich rufe Leute an, die vom Computer etwas verstehen. Kurz vor Mitternacht ist dieses Problem gelöst. Ich rufe eine Bekannte an, deren Mann ein Genie ist, wenn es um Telefonanlagen geht. Es ist sein Beruf. Er will am nächsten Morgen kommen. Die Heizungsfirma wird angerufen. Auch sie hat sich für den kommenden Tag angemeldet. Bleiben noch die Probleme mit dem Abflussrohr. Aber dazu habe ich – Gott sei Dank – den „guten Geist“ in der Kirchengemeinde. Wie oft hat er mir schon in diesen 24 Jahren geholfen? Einmal habe ich ihn kurz vor Mitternacht angerufen! Er war immer zur Stelle!! Ich kann nicht in Worten ausdrücken, welch große Hilfe er für mich war und ist. Er kommt schon früh am nächsten Tag und setzt wieder einmal seine ganze Kraft und sein ganzes Können ein, um mir zu helfen. Ohne irgendeine Firma beauftragen zu müssen, entdeckt er den Fehler und das Abwasserrohr wird gereinigt. Vermutlich wurde das in den 50 Jahren, in dem das Pfarrhaus steht, nie gemacht. Ich denke noch: Vor ein paar Tagen waren wir drei Tage weg. Was wäre geschehen, wenn das Wasser da übergelaufen wäre – in den Heizungskeller hinein!!! Aber gut. Es war nicht so.

Zu allen schwierigen Zeiten in der Coronapandemie noch solche Probleme an einem Tag!! Im vierten Vers des Liedes heißt es: „Herr, dafür dank ich dir, dass du mit mir gehst, dass du meine Sorgen, mein Leben verstehst, dass du, Herr, mich dennoch liebst, dass du deinen Geist mir gibst und Freude noch dazu. Der Grund dafür bist du“.

Wenn Corona will, steht (wieder überall) fast alles still, Update 302 vom 11.01.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Mein Weihnachtswunsch

Wieder ein Blick zurück auf das vergangene Weihnachtsfest. Der deutsche Präsident Walter Steinmeier hat gesagt, dass wir das kommende Weihnachtsfest wieder anders feiern können. Ich hoffe, das ist kein „frommer“ Wunsch, sondern dass dies Realität wird. Natürlich gab es viele witzige Darstellungen und gute Wünsche für das kommende Jahr und für das Weihnachtsfest 2021. Manche haben mich wenig beeindruckt und sie waren nur „gut gemeint“, aber eben nicht gut. Andere wieder haben mich sehr angesprochen und spüre aus den Worten eine gewisse Herzlichkeit. Unter solchen ermutigenden Worten gehört das Gedicht „Mein Weihnachtswunsch“. Vielleicht hat der eine oder andere es selbst erhalten oder irgendwo gelesen. Ich finde das Gedicht sehr gut.