Archiv des Autors: Pfr. Gerhard Metzger

Wenn Corona will, steht (für Genesene und Geimpfte) noch weniger still, Update 428 vom 17.05.2021

Tägliche Gedanken von POfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Vom VW-Bus zum Millionenunternehmen

Bad Grönenbach. Kennen Sie diesen Ort? Wer auf der A 7 in Richtung Füssen und/oder Oberstdorf fährt, der liest diesen Namen gleich nachdem er an Memmingen vorbeigefahren ist. Direkt an der Ausfahrt auf der linken Seite fallen große Hallen mit einem riesigen Betriebsgelände auf. Dort lagert RAPUNZEL ihre Lebensmittel, die dann weitergebracht werden. Wenn ich daran denke, dass diese Firma 1974 entstanden ist, weil ein Ehepaar einen Bauernhof in Pestenacker (Oberbayern) gekauft hat. Ein Startkapital von 3.000,– DM war damals nötig. Heute hat der Betrieb einen jährlichen Umsatz von knapp 200 Millionen Euro. 1985 kam der Umzug in eine ehemalige Molkerei in Legau. Der erste VW-Bus kann noch heute dort besichtigt werden.

Vor zwei Jahren wurde in diesem Ort der berühmte Milchviehstallskandal aufgedeckt. Auf mindestens zwei Milchhöfen wurden untragbare Zustände entdeckt und haben andere Michbauern in Misskredit gebracht, die vorbildlich Milch erzeugen.

Bis 2007 hat mir dieser Ort wenig gesagt und ich bin nicht sehr oft daran vorbeigefahren. Aber dann spielte er bis 2013 für unsere Familie eine sehr große Rolle. Dort wurde das erste Kinderhospiz in Bayern gebaut, das St. Nikolaus-Kinderhospiz. Meine Frau und ich fuhren mit unserem kranken Sohn Simon im Frühjahr 2007 dort hin und bis zum Jahr 2013 haben vor allem meine Frau und Simon dort schöne Tage verbracht. Ich weiß noch, wie ich beim ersten Mal mit meinem Sohn an der Hand vom Kinderhospiz zum Marktplatz gegangen bin. Ich habe gestaunt, dass überall Bilder von Sebastian Kneipp hingen. Verschiedene Läden sind nach ihm benannt. Diesen berühmten Pfarrer habe ich bis zu diesem Zeitpunkt nur mit Bad Wörishofen in Verbindung gebracht. Ich habe nicht schlecht gestaunt, dass Sebastian Kneipp in Grönenbach eine Anstellung als Knecht hatte. Seinem weitläufigen Verwandten, Kaplan Matthias Merkle hat er es zu verdanken, dass dieser seine besondere Begabung erkannt und ihn in Latein unterrichtet und so auf das Gymnasium vorbereitet hat. Erst mit 27 Jahren begann er 1848 mit dem Studium der Theologie in Dillingen. Er litt vermutlich unter Tuberkulose und entdeckte das Buch „Unterricht von Kraft und Würkung des frischen Wassers in die Leiber der Menschen“ von Johann Siegemund Hahn. Er therapierte sich damit selbst und wurde wieder gesund.

Bei seinem weiteren Studium in München behandelte er heimlich erfolgreich Mitstudenten. Sein Wirken blieb nicht unerkannt und er bekam Probleme mit seinen Vorgesetzten. Schließlich wurde er Geistlicher im Kloster Wörishofen. Er konnte seine Tätigkeit als Priester und Kurheiler dort ausbauen und wurde berühmt. Kneipp sprach sich bei Vorträgen gegen die „moderne, krankmachende Lebensweise“ aus und in Donauwörth wurde der erste Kneipp-Verein gegründet. Papst Leo XIII. gab ihm eine Audienz und ließ sich von ihm behandeln. Er starb am 17. Juni 1897 im Alter von 76 Jahren an einem Tumor im Unterleib.

Schon zu Lebzeiten bis heute gibt es Verfechter und Gegner seiner Wassertherapie. Am Anfang der Coronakrise im März 2020 gab es vor allem auch von Seiten der Befürworter viele Hinweise, wie Menschen mit dem neuen Virus anhand der Behandlungsmethode von Kneipp umgehen können. Heute vor genau 200 Jahren, am 17.05.1821 ist Sebastian Kneipp in Stephansried bei Ottobeuren geboren.

Wenn Corona will, steht (für Genesene und Geimpfte) noch weniger still, Update 427 vom 16.05.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Ein kleines Kind wird zum Vorbild

Gestern habe ich mein Erlebnis in meiner „Krise“ der griechischen Sprachprüfung beschrieben. Seit dem habe ich eine besondere Beziehung zu dieser Wundergeschichte der „Speisung der 5000“ und versuche, es von allen Seiten zu betrachten.

Wichtig ist mir in letzter Zeit eine besondere Person geworden, die scheinbar eine Randfigur ist. In Wirklichkeit ist sie aber entscheidend für den gesamten Ausgang. Dieses Wunder wäre sonst niemals passiert. In Johannes 6, 9 heißt es: „Es ist ein Kind hier, das hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische, aber was ist das für so viele?“. Ich stelle mir die Situation konkret vor. Von 5000 Männer ist in V. 10 die Rede. Vermutlich waren es mit Frauen und Kindern also noch sehr viel mehr. Sie lagerten sich um Jesus zu hören. Irgendwann aber wurden sie hungrig. Sie hatten nichts zu essen dabei. Anders bei diesem Kind. Es hatte fünf Gerstenbrote und zwei Fische mitgenommen. Es hätte diese Wegzehrung für sich behalten können. Es hätte denken können: „Gott sei Dank habe wenigstens ich vorgesorgt. Dann kann ich mich wenigstens satt essen. Reicht sowieso nicht für alle“. Aber das macht dieses Kind nicht!! Es geht zu den Jüngern und zeigt ihnen den Vorrat. Die Jünger bleiben skeptisch. Aber immerhin sagen sie es Jesus weiter. Jetzt hätte das Kind seinen Essensvorrat zurückfordern oder nicht hergeben können. Aber das Kind vertraut alles den Jüngern an und die fünf Brote und zwei Fische werden zu Jesus gebracht. Dann geschieht das Wunder und alle werden schließlich satt. Am Ende bleiben sogar noch zwölf Körbe mit Brocken übrig. Am Ende liegt das Wunder darin, dass Jesus sozusagen „überreich“ beschenkt. Er gibt mehr als wir brauchen.

Dieses ganze Wunder hängt an der selbstlosen und uneigennützigen Haltung dieses einen Kindes. Ich frage mich: Wo sind diese „Kinder“ jetzt zu sehen und zu bemerken mitten in dieser Coronakrise? Es gibt sie. Vielleicht bemerken Sie in ihrem Bekanntenkreis Menschen, die sich so verhalten oder verhalten haben direkt nach dem Lockdown. Sie haben dann ein gutes Werk getan. Vielleicht haben sie auch mit ihrem Verhalten bewirkt, dass wie in der biblischen Geschichte Wunder passiert sind. Denn auch hier gilt wie bei allen Wundergeschichten: Wunder sind ein Zeichen für das Wirken von Jesus in diese Welt. Durch ein Wunder soll Jesus als Herr erkannt werden. Er will keinen weltlichen Machtanspruch. Er will damit auf die Königsherrschaft Gottes mitten in dieser Welt hinweisen. Deshalb entzieht sich Jesus den Menschen am Ende der Geschichte. Sie wollen ihn zum irdischen „Brotkönig“ machen. Aber das war und ist nicht sein Auftrag, den er von seinem himmlischen Vater erhalten hat.

Wenn Corona will, steht (für Genesene und Geimpfte) noch weniger still, Update 426 vom 15.05.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Puh! Geschafft!

Es ist der 27.02.1979. Für mich ein ganz wichtiger Tag. Ich habe die mündliche Prüfung im Fach Griechisch. Ich hatte einen Schulweg „auf Umwegen“. Ich bin von der sechsten Klasse Hauptschule in die Realschule gewechselt. Von dort in die 11. Klasse des Gymnasiums. Nach dem Abitur ging mein Weg auf die kirchliche Hochschule nach Neuendettelsau. Dort musste ich die Sprachfächer Hebräisch, Latein und Griechisch nachlernen. Hebräisch ging ganz gut, weil es viel mit Mathematik zu tun hat und ich war eher naturwissenschaftlich orientiert als sprachwissenschaftlich. Ich habe oft in meinem Leben erzählt, dass ich in der Schule insgesamt drei Fremdsprachen lernen musste: Englisch, Französisch und Deutsche Hochsprache. Und in all diesen drei Fremdsprachen habe ich bis heute Probleme. Aber das steht ja schon in der Bibel, dass Gott aus allem etwas Gutes machen kann (1. Mose 50, 20!!).

Die Fremdsprachen Latein und Griechisch waren für mich deshalb „harte“ Arbeit. Auf der anderen Seite habe ich gemerkt: Wenn ich etwas unbedingt brauche um einen neuen Schritt im Leben nach vorne zu kommen, dann ist die nötige Motivation und Transpiration da. Nach der  schriftlichen Prüfung in Griechisch hatte ich kein gutes Gefühl. Mündlich musst ich also mindestens die Note Drei schaffen. Als Prüfer saßen vor mir ein Schullehrer für Griechisch aus dem Gymnasium Windsbach, der Professor für Griechisch und der Professor für Neues Testament. Zuerst kam der mündliche Teil des Gymnasiallehrers. Ich war einigermaßen zufrieden. Dann wurde ich vom Professor für Neues Testament befragt. Er ließ mich die bekannte Geschichte von der „Speisung der Fünftausend“ und die nachfolgende sog. Brotrede von Jesus (Johannes 6) aufschlagen. „Herr Metzger, bitte übersetzen Sie mal diesen Text“. In mir war ein komisches Gefühl im Bauch. Ich war natürlich voll angespannt. Dann der erste Satz und da plötzlich fielen mir die Worte aus meinem Bibellesen ein. Ich dachte noch: „So falsch kann doch Luther nicht übersetzt haben“. Und dann versuchte ich aus meinem Gedächtnis die Worte her zu holen. Und tatsächlich, der Professor war begeistert. Er fing an, mit mir theologisch über den Text zu reden. Meine Übersetzung (bzw. meine Mischung aus Luther und meinem Gedächtnis) war ihm gar nicht mehr so wichtig. Ihm ging es viel mehr um das Gespräch zum Text und wie das mit Jesus als dem „Brotgeber“ des Lebens zu verstehen ist. Ich war damals im dritten Semester und offenbar hat es ihm auch Spaß gemacht, mit einem noch relativ jungen Studenten darüber zu diskutieren.

Irgendwann war die Prüfung vorbei. Ich ging nach draußen. Dort warteten schon einige Freunde von mir. „Na. Wie war es“. Meine klare Antwort war: „Also, ob die Übersetzungen so gut waren, weiß ich nicht. Aber nach dem Verlauf der Prüfung, kann der Professor doch gar nicht anders, als mir einen Dreier im Mündlichen zu geben. Der will mich doch sicherlich in seinem Hauptseminar im kommenden Semester sehen. Und dafür brauche ich die Prüfung, das sog. „Gräcum“. Dann etwa fünf Minuten Wartezeit. Ich sehe den Professor für Griechisch herauskommen. Er sagt: „Herr Metzger, Sie haben es geschafft“. Und dabei schnaufte er deutlich hörbar sehr tief durch!!!

Es stimmt also: Kenntnis der biblischen Geschichten aus dem Alten Testament und Neuen Testament können im Leben an entscheidenden Weichenstellungen richtig gut sein. Und die Praxis der „Stillen Zeit“ kann wirklich Lebenshilfe darstellen. Vor mir liegt ein Text von Andreas Keiper. Dort heißt es: „Halte dich an Gottes Wort und seine Verheißungen für dein Leben fest! Werde zum Sieger und überwinde die Herausforderungen und Kämpfe in deinem Leben“.

Wenn Corona will, steht (für Genesene und Geimpfte) noch weniger still, Update 425 vom 14.05.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Was Brot backen mit dem Glauben zu tun hat?

Brotbacken ist ein Gefühl“. So lautete die Überschrift der Hersbrucker Zeitung (Regionalzeitung der Nürnberger Nachrichten) in der Pfingstausgabe vor genau einem Jahr. Es ging um einen Brotbackkurs im Biohof See. Dort konnte man lernen, wie Brot aus regionalem Urgetreide handwerklich gebacken wird. Tobias Mücke verriet dabei jede Menge Praxisdetails aus seiner Backstube. Seine Grundthese lautet: Das Geheimnis von Aroma und Lagerfähigkeit beim Brot liegt im Mehl. In einer Wirbelmühle wird es in See „ohne Erhitzen und quetschen unter Erhalt maximaler Vitamin- und Mineralstoffgehaltes mit Keimling und Randschichten vermahlen“. Nur so werden die natürliche Qualität und der Geschmack erhalten. Es gibt noch mehr sehr interessante Informationen für die Teilnehmer des zweitägigen Kurses: „Je kälter der Sauerteig steht, umso saurer wird der Sauerteig, aber auch umso aromatischer“. Wichtig ist dem Referenten auch, dass der Teig noch mit der Hand geknetet wird und nicht mit der Maschine. Er erspart „Bäcker oder Bäckerin das Fitnessstudio“ gibt Tobias Mücke weiter. Und schließlich können die Teilnehmer/-innen den grundlegenden Satz besser verstehen: „Brotbacken ist ein Gefühl. Für jedes der acht Grundrezepte gibt es eine ideale Konsistenz, spezielle Zeitfenster, die man mit Worten nur unzureichend beschreiben kann. Man muss sie erfahren und erfühlen. Ja, Brotbacken ist eine Kunst“.

Ich habe diesen Artikel mit großer Aufmerksamkeit gelesen. Einmal weil ich das als Kind noch selbst bei meiner Mutter so erlebt habe. Allerdings ist sie dann irgendwann doch auf Kneten mit der Maschine umgestiegen. Fitnessstudio hat sie als Bäuerin auch nicht gebraucht. Sie war täglich von früh bis spät unterwegs und beschäftigt. Zum anderen hat mich der Artikel tief berührt, weil die Überschrift mir so ins Auge gesprungen ist und ich mir gedacht habe: Ja, so ist es. Im Leben hängt vieles eben nicht nur an logischen Zusammenhängen. Es muss ein bestimmtes Erleben dabei sein. Ich könnte auch sagen: Die Beziehung muss stimmen, nicht nur das „Handwerkliche“.

So ist es auch im Glauben an Jesus. Ich kann vieles wissen. Ich kann mich mit der Person von Jesus beschäftigen. Ich kann viele Fakten sammeln. Ich kann auch vieles lernen. Aber die Beziehung muss stimmen. Ich muss erfahren, dass dieser Jesus meinem eigenen Leben eine Richtung gibt und dass er ein Ziel für mich hat. Ich muss spüren, dass er mir Menschen an die Seite stellt, die es gut mit mir meinen und für die ich da sein kann. Es kommt also auf den Inhalt von „Brot für das Leben“ an. Jesus ist mit dem Vollkornbrot zu vergleichen, in dem alle Vitalstoffe meines Lebens enthalten sind. Ich mit meiner ganzen Person – mit allen guten und allen schwierigen Seiten – stehe vor Jesus und er will mich versorgen. Dann kann ich Jesus sozusagen ganz „verstoffwechseln“. Dann brauche ich mir nicht den Jesus heraussuchen, so wie er mir gerade passt und den ich verstehen kann. Dann kann ich den ganzen Jesus in mir aufnehmen mit all meinen Fragen und ungelösten Rätseln meines Lebens. Und er stellt sich zu meiner Person mit all meinen Seiten. Dann gilt das, was er selbst gesagt hat: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten“. (Johannes 6, 35).

Wenn Corona will, steht (für Genesene und Geimpfte) noch weniger still, Update 424 vom 13.05.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Kein Sofagate im Himmel!

Das war zu Recht ein Aufschrei in der Presse vor allem von demokratischen Staaten. Am 06.04.2021 besuchte eine hochrangige Delegation der Europäischen Union die Türkei. Es sollte u. a. über das Flüchtlingsabkommen zwischen der EU und der Türkei geredet werden. Beim Pressetermin kam es beim offiziellen Foto zum Eklat. Der türkische Präsident Recep Erdogan und der Ratspräsident der EU, Charles Michel sollten darauf zu sehen sein. Deshalb standen nur zwei Stühle bereit. Von der Leyen war überrascht und musste schließlich ebenso wie der türkische Außenminister auf einem weiter entfernt stehenden Sofa Platz nehmen. Das Problem dabei ist, dass ein Außenminister unter dem Präsidenten steht, wohingegen Ratspräsident (Michel) und Kommissionspräsidentin (von der Leyen) gleichrangig sind.so kam es im Nachhinein zu großen politischen Reibereien. Wer den türkischen Ministerpräsidenten kennt, vermutet natürlich sofort eine Tat im Sinne seiner Haltung zu den Frauen. Er versucht die Türkei in einen islamistischen Nationalstaat umzuwandeln, obwohl dieses Land seit dem Staatsgründer Kemal Atatürk eine moderne religiös neutrale Republik sein soll. Erdogan will das anscheinend ändern und seine Gesetze zielen eindeutig darauf ab, dass die anderen Religionen weniger Rechte erhalten als sie schon bisher haben.

Das Pressebild vom 06.04.2021 war dazu eine sehr gute Gelegenheit, das zu zeigen. Manche Journalisten wittern hinter diesem Geschehen aber auch einen Machtkampf innerhalb der Führungsriege der EU. Charles Michel hätte ja das Angebot vom türkischen Präsidenten ablehnen können. Hat er aber nicht. Vielleicht wollte er also nur dadurch zeigen, dass er als Ratspräsident (und Mann??) über der Kommissionspräsidentin stehen will.

Was auch immer geschehen ist: Fest steht, dass es tatsächlich nicht nebensächlich ist, wer wo sitzt. Der Sitzplatz drückt auch eine gewisse Wertschätzung aus. Und wer war nicht bei seiner eigenen Hochzeit froh, wenn die Platzkärtchen endlich alle verteilt waren und kein Streit unter dem Brautpaar das Ergebnis verlangsamt hat. Warum ich das heute erzähle?

Heute feiern Christen das Fest Christi Himmelfahrt. Genau 40 Tage nach Ostern hat Jesus seine Jünger auf dem Ölberg versammelt und sie haben ihn zum letzten Mal gesehen. Jesus ist in die unsichtbare Welt gerückt. Die Platzfrage für Jesus ist da schon längst entschieden. Im Glaubensbekenntnis wird das fast bei jedem Gottesdienst ausgedrückt: „Er sitzt zur Rechten des Vaters. Von dort wird er kommen zu richten die Lebendigen und die Toten“. In der Bibel finden sich dazu mehrere Stellen wie z.B. im Epheserbrief: „Durch sie (seine große Kraft) hat er ihn von den Toten auferweckt und eingesetzt zu seiner Rechten im Himmel“ (Kap 1, 20). Kein Wunder, dass dieser Text ein Predigttext zum Fest Christi Himmelfahrt ist.

Wenn Corona will, steht (für Genesene und Geimpfte) noch weniger still, Update 423 vom 12.05.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Heuschrecken

Vor mir liegt die Hersbrucker Zeitung (Regionalausgabe der Nürnberger Nachrichten) vom 11.03.2021. Auf S. 24 lese ich als Überschrift: „Eine neue Plage droht“. Der Journalist beschreibt die schreckliche Heuschreckenplage in Ostafrika. Riesige Schwärme haben dort große Ackerflächen zerstört. In diesem Jahr sind zwar die Insekten weniger zahlreich und die Schwärme kleines als 2020, aber weil die vergangenen Monate trockener als 2020 waren, wird eine besonders lange Regenzeit erwartet. Die Bauern werden ihre Felder bepflanzen und das wirkt sich sehr günstig für die Heuschrecken aus. Die neu geschlüpften Heuschrecken finden ideale Verhältnisse vor und werden die jungen Pflanzen als Futter auf den Feldern wegfressen. Dann werden sie in riesigen Schwärmen wieder große Flächen zerstören.

Ich erinnere mich an meine Grundschulzeit. Mein Heimatpfarrer hat die achte Plage für Israel in Ägypten erklärt und gemeint: „Ihr dürft euch nicht Heuschrecken vorstellen, wie ihr sie bei uns findet. Diese Tiere aus der Bibel sind Wanderheuschrecken bis zu 6 cm lang und sie können richtig fliegen“. Die Worte des Pfarrers haben mir damals tatsächlich Angst eingejagt und meine Gedanken waren: „Gott sei Dank gibt es die bei uns nicht“.

Das Bild der Heuschrecken ist in der Bibel deshalb immer negativ besetzt und wird manchmal auch zum Bild für Feinde, die in das Land kommen wollen um es zu verwüsten wie z.B. in Jesaja 33: „Es fliehen die Völker vor dem gewaltigen Tosen, und die Heiden werden zerstreut, wenn du dich erhebst. Da wird man Beute wegraffen, wie die Heuschrecken wegraffen, und wie die Käfer herbeistürzen, so stürzt man sich darauf“. Kein Wunder, wenn gegenwärtig bestimmte Leute als „Heuschrecken“ bezeichnet werden, wenn sie Firmen billig aufkaufen um sie teuer zu verkaufen. Manchmal wundere ich mich wirklich, wie biblische Begriffe noch aktuell sind und die einzelnen Personen das gar nicht wissen, dass solch ein Begriff aus der Bibel stammt.

Wenn Corona will, steht (für Genesene und Geimpfte) noch weniger still, Update 422 vom 11.05.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Geht es Ihnen gut?

Es ist der 27. August. Meine Frau und ich fahren zu einem Tagesausflug nach Eichstätt. Obwohl ich jetzt schon fast 24 Jahre hier in Altensittenbach wohne, war ich noch nicht für längere Zeit in dieser bedeutenden Stadt. 732 n. Chr. hat Bonifatius die Wodanseiche gefällt und schon 10 Jahre später setzt er Willibald zum Bischof in Eichstätt ein. Dieser errichtet ein Kloster und das Bistum entsteht. Vielleicht ist es das älteste Bistum in Deutschland überhaupt. Das hat dann damit zu tun, wann ein geistlicher Ort als Bistum bezeichnet wird. Auch die Gebeine der Schwester von Willibald, die Hl. Walburga (siehe mein Update 46 vom 30.04.2020) wurden von Heidenheim nach Eichstätt überführt. Heute ist die Stadt und der Landkreis Eichstätt der Bezirk mit den wenigsten Arbeitslosen in ganz Deutschland. Jedenfalls ist es ein Ort, den ein Theologe wohl unbedingt mindestens einmal im Leben sehen sollte.

An diesem Mittwoch im Spätsommer 2020 sitze ich gegen 17.45 Uhr mit Blicknähe zum Dom auf den Stufen eines Gasthauses. Meine Frau ist im „Eine Welt-Laden“. Ich habe das Buch „Dieser Schmerz ist nicht meiner“ dabei und lese darin. Inhaltlich geht es in dieser Schrift um die Folgen von Traumata. Es ist also eine nicht ganz leichte Kost, die ich mir da einverleibe. Schließlich werde ich müde, lege das Buch auf eine Stufe vor mir, lege meinen Kopf in beide Hände und schlafe ein. Nach wenigen Minuten höre ich eine Frauenstimme: „Hallo. Ist etwas mit ihnen? Geht es ihnen schlecht? Benötigen sie Hilfe?“ Ich wache auf. Vor mir steht eine Frau, die sich als Besitzerin der Gastwirtschaft vorstellt. Etwas verschlafen antworte ich: „Ja, es geht mir gut. Es ist alles in Ordnung. Ich bin nur eingeschlafen. Ich warte auf meine Frau, die im nahegelegenen Eine-Welt-Laden ist“. „Stimmt das wirklich? Brauche ich ihnen nicht helfen? Ich habe das Buch vor ihnen liegen gesehen und wusste nicht, ob sie Hilfe brauchen“.

Diese Frau hat mich zum Nachdenken gebracht. Sie war achtsam. Sie hat die Menschen um sich herum wahrgenommen. Sie wollte evtl. Hilfe anbieten. Sie war selbst froh, dass es nicht nötig war, auch wenn sie grundsätzlich skeptisch schaute. Aber sie hat meine Hochachtung verdient. Denn das ist eine sehr gute Einstellung mitten in dieser Coronakrise. Nicht nur auf sich selbst schauen, sondern darauf Acht zu haben, ob es auch den anderen neben mir gut geht.

Wenn Corona will, steht (für Genesene und Geimpfte) noch weniger still, update 421 vom 10.05.2021

Die magische Zahl 100

Die Zahl 100 wird zurzeit zur magischen Zahl. Der Inzidenzwert 100 entscheidet über den Verlauf und über die Schnelligkeit einer Öffnungsstrategie. Liegt diese mindestens fünf Tage darunter, dann gibt es wesentliche Lockerungen für die Bevölkerung und vor allem auch für die Wirtschaft. Besonders Gaststätten, Hotels, Unterkunftsbetriebe o.ä. waren und sind durch diese Pandemie sehr betroffen und vermutlich werden einige Betriebe (leider) aufhören. Jetzt hoffen viele, dass zumindest ab Pfingsten ein eingeschränkter Beitriebe wieder aufgenommen werden kann.

Diese Zahl 100 hat mich dazu motiviert, heute diese Zeilen zu schreiben. Ich schaue mein Update 100 an und bin überrascht, dass diese Zahl damals am 23.06.2020 keine Rolle gespielt hat. Im Mittelpunkt war damals die Frage nach dem weißen Gold, der Milch. Ansonsten spielten solche Zahlen durchaus eine Rolle bei meinen Gedanken in der Coronakrise. Ich schaue ein wenig zurück und entdecke, dass der 100. Geburtstag von Menschen eine Rolle gespielt hat. Beim Update 408 vom 27.04.2021 stand der 100. Geburtstag von Hans-Joachim Kulenkampff im Mittelpunkt. Sophie Scholl wäre am 09.05.2021 100 Jahre geworden. Aber über sie und über die „Weiße Rose“ habe ich schon im Update mit der Nr. 344 vom 22.02.2021 geschrieben. Ich möchte nicht in die Falle von Fernsehprogramm fallen und Wiederholungen senden!! Peter Ustinov wäre am 16.04.2021 100 Jahre geworden. Wer kennt ihn nicht in der Rolle von Kaiser Nero in diesem starken Fernsehfilm „Quo vadis?“. Aber ich habe die Geschehnisse von Luther auf dem Reichstag von Worms als wichtiger erachtet. „Spiel mir das Lied vom Tod“. Nach meiner Meinung der beste Western, den es je gab. Die Titelrolle spielte Charles Bronson. Er wäre am 03.11.2021 ebenfalls 100 Jahre alt geworden. Aber solange schreibe ich diese Updates mit Sicherheit nicht. Unvergesslich für die Liebhaber klassischer Musik ist Enrico Caruso. Sein 100. Geburtstag ist am 02.08.2021. Auch wenn er vermutlich der beste deutsche Sänger klassischer Musik war (oder meint jemand es war Rudolf Schock??) gilt das gerade Gesagte: Im August schreibe ich keine Updates mehr!! Wenn Politiker z.B. 100 Tage im Amt sind, zieht die Presse eine Zwischenbilanz. So war das gerade bei Joe Biden der Fall. Aber sagt das wirklich so viel aus?

Da halte ich es doch lieber mit dem Psalm 100. Er soll als Leitlinie für mich und andere dienen: „Jauchzet dem HERRN, alle Welt! Dienet dem HERRN mit Freuden, kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken! Erkennt, dass der HERR Gott ist! Er hat uns gemacht und nicht wir selbst zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide. Gehet zu seinen Toren ein mit Danken, zu seinen Vorhöfen mit Loben; danket ihm, lobet seinen Namen! Denn der HERR ist freundlich, und seine Gnade währet ewig und seine Wahrheit für und für“.

Wenn Corona will, steht (für Genesene und Geimpfte) noch weniger still, Update 420 vom 09.05.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Beim zweiten Mal

Es ist ein beliebter Spruch. Selbst die größten Fußballexperten gebrauchen ihn und wollen damit ihr Wissen zeigen. Nur: Er stimmt nicht. Er gehört zu den größten Fakes der Fußballgeschichte: „Das zweite Jahr ist für einen Aufsteiger schwierige als das erste“. Wer die Absteiger einer Fußballsaison in der Bundesliga genau untersucht, merkt: Das erste Jahr ist das Schwierigste. Es ist nämlich so, dass etwa doppelt so viele im ersten Aufstiegsjahr wieder absteigen als im zweiten Jahr. Als ein Beispiel nenne ich nur die Spielvereinigung Greuther Fürth (ich hoffe in diesem Jahr klappt es zum zweiten Mal mit dem Aufstieg!!). Es gibt viele Beispiele dafür und manche Mannschaften sind nach dem sofortigen Wiederabstieg mittlerweile in der Versenkung verschwunden wie z.B. Blau-Weiß Berlin, FC Homburg, VFB Leipzig oder der SSV Ulm. Es ist wohl so, dass ein Nicht-Abstieg im ersten Jahr für sehr große Erleichterung sorgt. Manchmal sind es ja auch Vereine, von denen man am Anfang der Saison hundertprozentig der Meinung war, die schaffen das nicht. Als Beispiel nenne ich Union Berlin. Und jetzt im zweiten Jahr spielen sie noch besser als im vergangenen Spieljahr. Gerade diese Mannschaft ist ein Paradebeispiel dafür, dass die oft veröffentlichte Regel eben meistens nicht stimmt.

Warum ich das heute hier schreibe. Heute Nachmittag um 15.05 Uhr werde ich zum zweiten Mal mit Biontech geimpft. Etliche Gemeindemitglieder haben mir gesagt, dass bei der Impfung mit diesem Mittel, das zweite Mal schwieriger zu verarbeiten ist als beim ersten Mal. Ich bin gespannt und hoffe, dass es bei mir nicht der Fall sein wird. Aber immerhin lockt für mich die Aussicht, ab morgen etwas leichter durch die Coronabedingungen zu kommen. Und das hoffe ich grundsätzlich für alle Leserinnen und Leser. Als geistliche Auferbauung verweise ich auf den Wochenspruch dieser Woche: „Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet“ (Psalm 66, 20)

Wenn Corona will, steht (für Genesene und Geimpfte) noch weniger still, Update 419 vom 08.05.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Kein Platz für eine kirchliche Trauung?

Heute ist ein Samstag. Er erinnert mich an ein besonderes Erlebnis an einem Samstag im Jahr 2020. Es war am 12. September. Wer meine Updates genau liest, erinnert sich vielleicht noch an meine Zeilen vom 13.09.2020 (Update 182). Ich bin an diesem Tag direkt von der Europameisterschaft in Nordic-Walking nach Hersbruck zur Auferstehungskirche im Alten Friedhof gefahren. Ich hatte noch den Halbmarathon in den Knochen, aber geistig war ich doch voll fit! Dachte ich jedenfalls. Ich sollte in Vertretung der Hersbrucker Kollegen eine Beerdigung übernehmen.

Ich komme ca. 10 Minuten vor Beginn der Trauerfeier zur Kirche und staune nicht schlecht. Vor mir stehen einige Leute in Festkleidung. Die Situation sah nicht nach einer Beerdigung aus, sondern eher nach einer Trauung. Ein Mann kam auf mich zu. Sofort erkannte ich: Das muss der Bräutigam sein!! „Ich soll hier um 15.00 Uhr meine Braut heiraten. Ist da jetzt eine Beerdigung?“ Ich habe das bestätigt. „Vielleicht liegt ja eine Verwechslung vor und sie müssen in eine andere Kirche. In Hersbruck gibt es einige“. Der Bräutigam meinte, dass er rumänisch-orthodox sei und diese Gemeinde feiert immer hier ihre Gottesdienste. Und er kennt diese Kirche von den sonstigen Gottesdienstfeiern. Ich frage zurück: „Wo ist denn ihr Priester? Ist der schon da“. Der Bräutigam bestätigt mir, dass dies nicht der Fall ist. Ich habe ihn die katholische Kirche, zwei weitere evangelische Kirchen, die Neuapostolische Kirche und drei Freikirchen genannt. Sie sollten einfach mal suchen, an welcher Kirche der Priester steht.

Dann läuteten die Glocken zur Beerdigung. Weil es eine Aussegnungsfeier war, war der Gottesdienst schon gegen 15.35 Uhr beendet. Ich gehe aus der Kirche und vor mir steht der Priester von der rumänisch-orthodoxen Kirche. Ich habe mich entschuldigt, aber auch gleich ausgedrückt, dass ich für diesen organisatorischen Fehler nicht verantwortlich bin, da ich ja nur zur Vertretung da war. Der Priester hat gelächelt und gemeint: „Macht nichts. Alles ist in Ordnung“. Vermutlich hatte er Recht. Dann wurde eben eine Stunde später geheiratet, schließlich dauert so eine Ehe ja (hoffentlich) viele Jahre. Da kommt es auf eine Stunde hin und her auch nicht mehr an.