Archiv des Autors: Pfr. Gerhard Metzger

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 376 vom 26.03.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Der Kalk rieselt

Freitag, der 4. September 2020. Ich bin in Erwartung einer Trauung. Mein Neffe wollte schon am 3. Mai heiraten. Durch die Coronakrise musste er den Termin verschieben. Schließlich wollte er Anfang September heiraten. Ich hatte ihm mitgeteilt, dass ich dabei bin, wenn die Studienfahrt nach Polen mit dem Hauptziel Masuren abgesagt werden würde. Das war der Fall. An diesem Freitag kümmere ich mich um den Rasen und um den Garten vor dem Haus. Ich wollte noch in den Urlaubstagen diese Arbeit zu Ende bringen. Es ist kurz nach 15.00 Uhr und meine Frau und ich sitzen beim Kaffee. Wir lassen uns Zeit und reden über den morgigen Tag.

Gegen 16.30 Uhr öffne ich mein Smartphone und sehe eine WhatsApp-Nachricht. „Wo seid ihr? Heute ist Hochzeit“? Meine Schwester hat mir diese Nachricht um 16.00 Uhr geschickt. Ich erschrecke und lese die Einladung nach. Tatsächlich. Die Hochzeit war an diesem Freitag!! Ich schaue auf den Kalender. Es ist dick eingeschrieben, dass sie am Freitag und nicht am Samstag ist. Die Macht der Gewohnheit hat über mich gesiegt.

Früher waren Trauungen sehr oft an einem Freitag. Daher kommt der Ausdruck „sich freien lassen“. Dieser Wochentag ist nach der nordischen Göttin „Freya“ benannt. Am Samstag wurde nicht geheiratet, damit dieser Festtag keine Ausrede für den Nicht-Kirchgang am darauffolgenden Sonntag war (das waren noch Zeiten!!!!).

Ich denke zurück an dieses Jahr 2020 und den vielen Überlegungen zu kirchlichen Trauungen. Wie viele Paare haben diese kirchliche Feier abgesagt und wollen es 2021 nachholen und hoffentlich dann wieder normaleren Zuständen. Ich setze mich hin und schnaufe durch. Jetzt hat es mich selbst erwischt. Dieses Jahr 2020 wird für mich auch als ein Jahr in Erinnerung bleiben, in dem ich eine Hochzeit in der eigenen Familie vergessen habe. „Sorry. Der Kalk rieselt offenbar bei mir“. Mit diesen Worten habe ich meiner Schwester als Bräutigammutter um 16.43 Uhr zurückgeschrieben. Für einen Besuch war es jetzt schon zu spät, weil der Ort der Feier zu weit weg lag.

Daran denke ich heute, am 26.03.2021, einem Freitag. Ich denke an die erste kirchliche Trauung im Juli 2020 (alle anderen wurden abgesagt). Das Paar hatte gehofft und gebetet. Und tatsächlich: Drei Tage vor ihrer Hochzeit kam die Nachricht, dass bei geschlossenen Gesellschaften auch ohne Abstandsregel gefeiert werden darf. Aber irgendwie merke ich: Dieses Hin und Her bei Trauungen hat mich irgendwie geschafft!! Umso mehr habe ich die Hochzeit im Juli 2020 in sehr guter Erinnerung. Nicht nur, weil ich eingeladen war und es ein wirklich sehr gutes Essen gegeben hat.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 375 vom 25.03.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Rücksicht

Es war Anfang September. Die geplante Studienfahrt nach Polen in die Masuren ist ausgefallen und ich verbringe den Urlaub zu Hause mit Besuchen, Tagesfahrten und Freizeitbeschäftigung. Baden im Baggersee geht nicht mehr. Mich erreicht eine Mail, dass jetzt doch am zweiten Wochenende im September in Nürnberg ein Wettbewerb im Nordic-Walking stattfinden kann. Also hole ich mir die NW-Stecken heraus und walke regelmäßig. Weil es lange Strecken sind, habe ich jetzt auch Zeit zum längeren Walken über zwei bis drei Stunden. Während des Sports denke ich über die vielen Diskussionen der letzten Tage zu den Coronamaßnahmen nach. Besonders umstritten war die Demonstration in Berlin am 29.08.2020. Befürworter und Gegner standen sich gegenüber. Der scheinbare Sturm auf den Reichstag hat nicht nur mich mit dem Kopf schütteln lassen.

Beim Nordic-Walken in der drauffolgenden Woche kreisen meine Gedanken um dieses Ereignis. Plötzlich fällt mir ein Songtext ein, den ich in jungen Jahren stark beachtet habe. Es lag sicherlich auch daran, dass dieser Text für eine erfolgreiche Zeit für Deutschland beim sog. „Eurovision Song Contest“ stand. 1982 hat Nicole mit dem Lied „Ein bisschen Frieden“ zum ersten Mal für Deutschland gewonnen.

Ein Jahr später war deshalb München der Gastgeber für die Neuauflage. Für Deutschland trat das Brüderpaar Hoffman& Hoffmann“ mit dem Titel „Nachsicht“ an. Sie belegten den fünften Platz. Es ist ein durchaus bemerkenswerter Text und der Song selbst hat eine einprägsame Melodie. Erst viele Jahre später habe ich erfahren, dass Volker Lechtenbrink der Textschreiber war. Und damit ist mir der Text erst richtig nahe gekommen. Denn dieser Mann hat wirklich sehr tiefsinnige Songs geschrieben und damit auch schwere Schicksalsschläge in seinem Leben verarbeitet.

Ich kann nicht alleine sein mit all den ungeklärten Fragen. Was haben wir denn beide falsch gemacht? Und dennoch mag ich keine Menschen sehn. Das Glück von anderen tut mir weh. Warum sind wir nicht früher aufgewacht? Wir waren wie verwöhnte Kinder. Jeder dachte immer nur an sich. Rücksicht! Keiner hat das Wort gekannt und Nachsicht. Die keiner bei dem andern fand und Vorsicht, dass nie zerbricht, was uns verband. Einsicht, dass jeder seine Fehler hat und Weitsicht, das Leben findet nicht nur heute statt und Vorsicht, dass man den andern nicht zerbricht“.

Ein Text, der mich heute in dieser Coronakrise wieder mehr bewegt. Gleichzeitig zeigt er mir, wie schwer es ist, diesen Text auch konsequent umzusetzen. Das ging auch den Sängern selbst so. Der eine Teil des Gesangduos, Günter Hoffmann, nahm sich nur ein Jahr nach diesem großen Erfolg das Leben. Er stürzte sich am 15. März 1984 aus einem Hotelfenster in Rio de Janeiro. Ich merke oft genug bei mir selbst, wie schwer es ist, das Leben konsequent zu leben.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 374 vom 24.03.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Schlag den Pfarrer

Heute ist ein Mittwoch. Traditionell ist dieser Tag ein Tag für die Präparanden- und Konfirmandengruppen. Ich schaue auf meine Updates „in Reserve“ und entdecke tatsächlich einen Beitrag, den ich Ende September 2020 geschrieben habe. Deshalb hier der Text und bei den neuesten Inzidenzzahlen ist er immer noch aktuell.

Die Mitarbeiter der diesjährigen Präparandenrüstzeit sitzen am Freitag, den 25.09.2020 in Grafenbuch zusammen und überlegen sich das Programm für den Samstagnachmittag. Geplant waren Outdoorspiele im Gelände im und um das Forsthaus. Es ist für solche Spiele ideal. Nur leider macht das Wetter nicht mit. Es regnet den ganzen Abend und für den folgenden Tag ist noch mehr Regen gemeldet. Was machen wir dann, dass es auch den Hygieneregeln von Corona entspricht. Da hat ein Mitarbeiter die Idee: Wir spielen „Schlag den Pfarrer“.

Gesagt- getan. „Schlag den Raab“ gehörte zu den erfolgreichsten neuen Spielsendungen für Samstagabend. Als Stefan Raab das beendet hat, kam „Schlag den Star“. Und überall im Land wurde das Spiel abgeändert. Das Prinzip ist so einfach und klar, dass es fast ein wenig „fies“ ist. Denn nach jedem weiteren Spiel bekommt der Sieger einen Punkt mehr. Da gewinnt der eine die ersten fünf Spiele und hat 15 Punkte. Der andere gewinnt nur die beiden nächsten Spiele und hat schon 13 Punkte. So ist in der Regel fast bis zum Schluss der Siegername offen. Also spielten die Präparanden gegen mich als Pfarrer. Das Spiel wogte hin und her und nach neun Spielen stand es tatsächlich 23 zu 22 und damit ausgeglichen, obwohl ich mehr Spiele als die Präparanden gewonnen habe. Das letzte Spiel musste also entscheiden.

Ein Gleichnis für das Leben und vielleicht auch für die Coronaepidemie. Es kommt darauf an, einen langen Atem zu besitzen. Es kommt darauf an, nicht auf dem Weg aufzugeben und etwas als verloren zu betrachten. Eine Chance bietet sich bis zuletzt, eine Sache noch zu verändern. In den Nachrichten höre ich viel von Infektionszahlen, Maßnahmen und von möglichen Impfstoffen. Letztlich entscheidet es sich aber am Ende, wer den besseren Weg gewählt hat. Das gilt für Maßnahmen genauso wie für die Suche nach dem Impfstoff wie für den Umgang miteinander. Und am Ende bin ich gespannt, wer das letzte Spiel gewinnt und gut aus dieser Pandemie herauskommt. Und wer hat beim Spiel „Schlag den Pfarrer“ das letzte Spiel gewonnen? Das bleibt ein Geheimnis. Nur die Präparanden und die Mitarbeiter kennen das Ergebnis.

Wenn Corona will, steht /endlich ein bisschen) weniger still, Update 373 vom 23.03.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Vater und Mutter ehren

Ich habe es beim Update Nr. 365 angedeutet, dass ich ein paar alte „Artikel“ noch hervorkamen werde um sie zu veröffentlichen. Für heute fallen mir meine Gedanken vom 22.10.2020 ein. Jede/r Leser/-in kann sich selbst ein Urteil machen, wieweit die Gedanken von vor fünf Monaten immer noch aktuell sind bzw. wie sich die Probleme verschoben haben. Jetzt die Zeilen vom Oktober:

Ich habe es im Internet gelesen. In der Neuen Osnabrücker Zeitung vom 16.10.2020 stand die Meldung, dass ältere Menschen in der Samtgemeinde Bersenbrück angepöbelt worden sind. Das geschah im Zusammenhang mit der Tatsache, dass offenbar jüngere Menschen kaum vom Coronavirus betroffen sind. Dagegen ist die Gefahr für Ältere sehr viel höher. Auch der Altersdurchschnitt der Verstorbenen bewegt sich um die 80 Jahre. Viele jüngere Menschen ärgern sich darüber, dass sie auch von den Coronamaßnahmen betroffen sind, wo doch vor allem Ältere die Inzidenzzahlen hoch treiben. Tatsächlich kann man durchaus unterschiedlicher Meinung sein, ob schärfere Maßnahmen berechtigt sind, wenn z.B. in einem Altersheim der Virus ausgebrochen ist und dann eine ganze Stadt davon betroffen ist. Wäre es dann nicht viel besser, konzentriert und genau den einen Hotspot „abzusperren“. Ich habe bei Diskussionen mit jüngeren Menschen auch schon diese Ansicht gehört, dass „wir leiden müssen wegen den alten Leuten“.

Der bayrische Ministerpräsident, Markus Söder, hat dazu eine klare und eindeutige Meinung. Er hat gesagt, dass er aus ethischen Gründen solche eine Argumentation klar ablehnt. Auch die Bundeskanzlerin hat sich dazu ähnlich geäußert. Ich habe mich bei diesen Worten an das vierte Gebot (nach Zählung des Kleinen Katechismus von Martin Luther) erinnert. „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass es dir gutgehe und du lange lebest auf Erden“. Bei diesem Gebot geht es nämlich weniger um die Frage des Verhältnisses von Kindern und Jugendlichen gegenüber ihren Eltern. Dieses Gebot ist ein Aufruf Gottes, dass Erwachsene sich um ihre alten Eltern kümmern. Damals vor gut 3000 Jahren gab es noch keine Sozialversicherung und auch keine Rentenversicherung. Alte Menschen konnten kaum mehr mithelfen und damit „produktiv“ sein. Oft wurden sie von ihren Kindern dann im Stich gelassen und sie haben nur noch ärmlich gelebt und sind bald gestorben. Wenn sie also als Arbeitskraft ausgefallen sind, dann wurden sie kaum mehr beachtet.

Gott will das nicht. Auch im Alter sollen Menschen in Würde leben können. Da spielt es keine Rolle, ob sie noch zu Hause leben können oder im Alten- oder Pflegeheim. Wichtig ist, dass sie das Gefühl haben, dass ihre Kinder an sie denken und Kontakt zu ihnen halten. Das ist jetzt sowieso nur schwer möglich. Söder und Merkel befinden sich mit ihrer Meinung auf der Wertvorstellung der Bibel. Und wichtig finde ich, dass nur dieses eine Gebot eine Verheißung hat. Und das gilt auch und erst recht in Coronazeiten.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 372 vom 22.03.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Wer sind die Millenials?

Haben Sie schon einmal den Namen Sophie Passmann gehört. Mir ist dieser Name ganz neu. Ich habe ihn zum ersten Mal in der Ausgabe der Hersbrucker Zeitung (Regionalausgabe der Nürnberger Nachrichten) vom 19.03.2021 gelesen. Sie ist 27 Jahre alt und wird auf S. 7 als junge Satirikerin, Autorin und Moderatorin vorgestellt. Aber mir fiel der Artikel sofort ins Auge. Die Überschrift lautete „Die Komfortzonenkinder“. Sophie Passmann hat ein Buch mit dem Titel „Komplett Gänsehaut“ geschrieben.

Darin beschreibt sie die sog. „Millenials“. Auch davon habe ich bis jetzt noch nichts gehört. Offenbar bin ich nicht mehr ganz „Up to date“. MIllenials ist die Generation plus/minus 27. Sie werden beschrieben als diejenigen, die ihre Jugend schon hinter sich haben und früh verspießert sind. Sie können nicht mehr gegen ihre Eltern protestieren, weil sie diese ja beerben wollen und werden. Sie sind in der Regel in die großen Städte gelaufen, zehren aber noch von ihrer ländlichen oder kleinstädtischen Herkunft. Sie leben in der Schnittstelle von selbstbewusst und selbstmitleidig. Der Autorin kommt diese Generation vor wie ein und dieselbe Person. Jedes Gespräch ist so, als hätte sie es genauso schon einmal geführt. Sie können sich inzwischen wortlos einigen, wobei sie ihre Individualität verloren haben.

Interessant ist der Hinweis, dass Leute wie Janis Joplin oder Jimi Hendrix mit 27 Jahren gestorben sind. Solch bekannte Persönlichkeiten sind nicht über das Alter hinausgekommen. Ihr Leben war vorbei, noch bevor es richtig begonnen hat. Dieses Leben war durchdrungen auf der einen Seite mit Lobeshymnen, radikalen Ansichten, die viele Jugendliche begeistert hat. Auf der anderen Seite war es aber auch eine Existenz mit Drogen, Alkoholexezzen und ausufernder Lebensweise. Ich selbst verbinde mit Jimi Hendrix vor allem den vermutlich besten Gitarrenspieler, den die Welt wohl gesehen hat. Auch als einen, der das Woodstock Festival geprägt hat. Ein Künstler, der fast nach jedem Konzert eine Gitarre zerschlagen hat. Aber gerade mit ihm verbinde ich auch einen Menschen, der sein kurzes Leben lang auf der Suche nach dem Lebenssinn war.

Und das ist mein Stichwort. Bei der Zahl 27 fiel mir beim Lesen sofort Psalm 27 ein. „Der HERR ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen? (Ps 27, 1). Vermutlich hat Sophie Passmann niemand auf diesen Psalm hingewiesen. Nach meiner Meinung würde sie eine Antwort finden auf die Lebensfrage der „Millenials“. Es ist im Grund die Frage nach dem festen Halt im Leben. Es ist die Frage nach Widerspruch und Auflösung der eigenen Lebensfragen. In allem will sich dieser HERR als Lebensgrundfrage anbieten.

Das wäre doch wirklich eine gute Antwort für all diejenigen, die an dieser Schwelle des Lebens stehen: nicht mehr jugendlich, aber noch nicht ganz klar in Beruf und Partnerschaft. Wie heißt es doch am Ende dieses Psalms: „Ich glaube aber doch, dass ich sehen werde die Güte des HERRN im Lande der Lebendigen“ (Ps 27, 13 – 14). Das ist doch auch ein sehr gutes Motto in dieser Coronakrise. Ich habe mich dershalb sehr gefreut, dass in diesem Jahr gleich zwei Konfirmanden den V. 1 dieses Psalms als Konfirmationsspruch ausgewählt haben.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 371 vom 21.03.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Gottesdienst ist systemrelevant

Das war für mich wirklich eine sehr interessante Information am 19.10.2020. Ich sitze im Auto in Sulzbach-Rosenberg und höre, dass es im Landkreis Berchtesgadener Land einen beschränkten Lockdown geben wird. Der dortige Landrat hatte gemeint, dass es auch andere Landkreise demnächst treffen wird. Mich beruhigt diese Gelassenheit nicht und denke: Hoffentlich hat er nicht Recht. Dort kommt es zu Ausgangsbeschränkungen. Sogar Schulen und Kitas werden geschlossen, obwohl dort nachweislich kaum Übertragungen zu verzeichnen sind. Aber Digital macht es möglich!!

Dann werden die Ausnahmen aufgezählt. Die Menschen dürfen nur noch zum Einkaufen oder zum Arzt nach draußen gehen. Sport alleine ist auch erlaubt. Immerhin stärkt das die Gesundheit. Und was auch erlaubt ist: Der Gottesdienstbesuch!! Ich konnte es fast nicht glauben. Dort wird ein Zeichen dafür gesetzt, dass Gottesdienste sozusagen systemrelevant sind. Also liebe Berchtesgadener: Auf in den Gottesdiensten um mal wieder hinaus zu kommen. Oder vielleicht doch dorthin gehen, weil dort (hoffentlich) das Evangelium von Jesus Christus verkündigt wird. Schon die Landtagspräsidentin, Ilse Aigner, hat das am 07.09.2020 geäußert und deshalb gefordert, dass Gottesdienste auch in der Coronapandemie sein sollen. Nicht einmal der schlimmste Krieg oder gar die schwerste Pest haben es geschafft, was Corona gelungen ist: dass Gottesdienst wochenlang ausfallen.

Die Kirchen haben schlüssige Hygienekonzepte vorgelegt und die Verantwortlichen achten sehr genau darauf, dass sie eingehalten werden. Mir hat das in mehreren Fällen viel Unmut und Ärger eingebracht. Aber es hat sich gelohnt. Wir können so auch in einer Zeit mit einem sehr hohen Inzidenzwert Gottesdienste feiern. Und vielleicht verläuft sich ja (nicht nur) ein Berchtesgadener nach langer Zeit in eine Kirche, um nur einmal wieder draußen sein zu dürfen. Und dann hört er die Botschaft von Jesus Christus ganz neu und macht sich auf, neu diesen Jesus als seinen Herrn kennen zu lernen. Dann hätte sogar solch eine Coronakrise noch einen kaum zu beschreibenden Sinn gehabt.

Diese Zeilen habe ich am 20.10.2020 geschrieben. Ich hatte die Hoffnung, dass die Inzidenzwerte so heruntergehen, dass es spätestens ab Dezember normal sein würde, Gottesdienste zu besuchen. Es ist anders gekommen. Und jetzt stehen wir vor der sog. „dritten Welle“. In den Gottesdiensten darf nur mit FFP 2 – Masken gegangen werden und Singen ist verboten. Ausgerechnet vor der Karwoche und vor Ostern haben Pessimisten Inzidenzwerte von ungefähr 300 vorausgesagt. Hoffentlich haben Sie nicht Recht.

Aber immerhin: Gottesdienste werden in diesen Festtagen im Gegensatz zum letzten Jahr wohl möglich sein. „Eines bitte ich vom HERRN, das hätte ich gerne, dass ich im Hause des HERRN bleiben könne mein Leben lang, zu schauen die schönen Gottesdienste des HERRN und seinen Tempel betrachten“. (Psalm 27, 3 – 4).

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen weniger) still, Update 370 vom 21.03.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Das Gebet, das die Welt umspannt

Gestern habe ich davon geschrieben, dass diese Coronakrise durchaus auch kreative Methoden nach sich gezogen haben. Eine Krise hat ja immer zwei Seiten. Auf der einen Seite stützt sie Menschen in Angst und Sorge, weil Gewohntes verloren geht. Sehr schlimm empfinden viele die soziale Distanz, weil sich Menschen nicht mehr in gewohnter Art und Weise treffen dürfen. Das spüren gerade Kinder und Jugendliche, die darauf angewiesen sind, sich mit anderen in Gruppen zu treffen. Auf der anderen Seite mussten und müssen Menschen in leitender Verantwortung manches neu denken. Zu diesen Menschen gehöre ich als Pfarrer. Auch Verantwortliche von Gruppen machen sich viele Gedanken. Manche Überlegungen sich so überzeugend, dass sie wohl auch nach der Coronapandemie bestehen bleiben. Gestern habe ich im Update 369 Bilder gezeigt von Präparanden, wie sie konkrete Gebetssituationen in der Bibel gezeichnet haben. Ich war wirklich beeindruckt. Die Bilder stammen von der Zoom-Konferenz im Februar. Im März haben Mitarbeiter und Jugendliche virtuell über das Vaterunser nachgedacht. Auch hier haben wir die Jugendlichen gebeten, zu den einzelnen Bitten Bilder zu malen. Ich stelle einige davon jetzt vor. Ich habe darauf geachtet, dass jetzt von denen die Bilder zu sehen sind, die gestern nicht dran waren. Und auch diesmal geben die Bilder einen sehr guten Eindruck von den einzelnen Abschnitten des Vaterunsers wieder.

Diese Präparandin hat die Anrede sehr schön dargestellt. Sie wollte dieses „im Himmel“ herausstellen.
Dieser Präparand hat den Gottesnamen JAHWE in hebräischer Schrift sehr schön in die Anrede hineingemalt.
Die Bitte um das täglich Brot in die bittende Hand hineingemalt. Eine sehr gute Idee!!
Die Bitte um „Vergebung der Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“ als ein Gehen über die Brücke. Sehr kreativ!
Noch einmal diese Bitte in Form eines Händedrucks. Wenn es doch immer so einfach wäre!!
Den Beschluss malen! Ich war gespannt und überrascht. Die vier Symbole zeigen die Kraft und Herrlichkeit Gottes auf.
Diese Präparandin bringt beim Beschluss des Vaterunsers den Regenbogen ins Spiel und schlägt eine Brücke vom Alten Testament zum Neuen Testament.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 369 vom 19.03.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Beten

Es ist wirklich spannend, wie die Präparanden- und Konfirmandengruppen in dieser Coronapandemie stattfindet. Wir sehen bzw. hören uns per Zoom. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter war schon die Vorbereitung eine Herausforderung. Solch ein digitales Treffen hat eine ganz andere Form und benötigt ganz anderes pädagogisches Handwerkzeug als präsentische Treffen. Auch Lehrer/-innen können davon ein Lied singen. Immer wieder gibt es technische Schwierigkeiten. Aber letztendlich gab es gute Treffen und ich habe mich gefreut, die Jugendlichen überhaupt wieder zu sehen und zu hören. Manche Impulse werden vermutlich sogar auch danach weitergeführt. Sehr gute Erfahrungen haben wir damit gemacht, dass wir „Hausaufgaben“ gestellt haben. Zu einzelnen Themen haben wir z.B. Bilder malen lassen. Teilweise gab es hervorragende Ergebnisse, die mir so gefallen haben, dass ich beschlossen habe, einige Bilder für die Updates zu verwenden. So gibt es heute ein paar Bilder zum Thema „Gebet“. Den Mitarbeiter/innen ist es dabei wichtig, dass Jugendliche merken, dass Beten den gesamten Alltag betreffen kann. Sie sehen jetzt ein paar Bilder, die ich hervorragend finde und ich schreibe immer auch ein paar Zeilen dazu. Ich hoffe, das regt zum Nachdenken an.

Jona betet im Wal um Rettung (Jona 2)
Salomo bringt die Bundeslade in den Tempel und betet bei der Tempeleinweihung.
Hannah betet im Tempel. Die Konfirmandin bringt das in Verbindung mit dem Gebet Jesu am Kreuz!
Psalm 23
Die Geschichte von Elia als Comic.
Der dankbare Samariter ehrt Gott.
Der Knecht von Abraham sucht für Isaak eine Frau und findet Rebekka.

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 368 vom 18.03.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Was hat Whiskey mit dem Glauben an Jesus zu tun?

Was schreibt er denn morgen und was hat das mit dem St. Patricks-Day zu tun? Vielleicht haben sich manche diese Frage am Ende des gestrigen Updates gestellt! Heute kommt die Auflösung. Nun: Ende Januar haben meine Frau und ich es gewagt, Urlaubspläne für 2021 zu schmieden. Seit 2015 fahren wir immer zum selben Ort: Cavediner See, 15 km nördlich vom Gardasee. Ich habe das so vielen Menschen schon per WhatsApp erklären müssen, dass die Anzeige das mir schon automatisch vorschlägt. Ganz ehrlich! Ich kannte diesen See im Vergleich zum großen Gardasee auch nicht. Er hat einen großen Vorteil. Er ist relativ klein und damit beschaulich. Auch auf ihm finden sich Surfer und ein paar Badende. Aber ansonsten ist es dort ganz ruhig. Gut, im letzten Jahr waren wir nicht dort. Italien galt als Hochrisikogebiet der Coronapandemie.

Wir sind nach Usedom gefahren und waren 14 Tage in einem Appartement von Freunden von uns, die wir aus früheren Zeiten gekannt haben. Sie sind Mitglied in einer Baptistengemeinde. Dort komme ich in das Wohnzimmer und nehme ein paar Schriften in die Hand. Mir fällt die Zeitschrift „ADAM ONLINE. Für den Mann mit Werten“ in die Hand. „Ach, eine neue christliche Zeitschrift – diesmal für Männer“ dachte ich noch. Im Impressum lese ich, dass der Herausgeber der CVMEF e. V. (Christlicher Verein zur Förderung von Männern, Ehepaaren und Familien) ist. Ich blättere ein wenig und finde die üblich verdächtigen Artikel. Es geht um Manpower, Erschöpfung, Männergesundheit, Erholung im Alltag, Wer rastet, der rostet. Ganz ehrlich: Diese Themen stehen bei vielen Zeitschriften ganz oben, egal ob es nun „weltliche“ oder „christliche“ Zeitschriften sind. Schließlich kommt es vor allem auch auf die Verkaufszahlen an und nicht so sehr um den Inhalt!!

Ich will das Blatt wieder hinlegen, da lese ich die Überschrift „Whisky – Wasser des Lebens“. Jetzt werde ich aufmerksam. Ein Artikel über den Whisky und das unter Christen? Kann ich mir nicht vorstellen. Alkohol ist bei vielen Christen verpönt, vor allem „harter“ Alkohol. Ich lese den Artikel und staune. Whisky und Spiritualität passen zusammen. Whisky wurde von iro-schottischen Mönchen erfunden, die hochprozentigen Alkohol in den Krankenstationen ihrer Klöster benötigten. Sie gaben diesem „Heiltrunk“ den Namen „Whisky“. Übersetzt bedeutet er „Wasser des Lebens“ und stammt aus der Offenbarung 21, 6. Und dieser Bibelvers war immerhin die Jahreslosung von 2018.

Der Autor, Dr. Dr. Wolfgang Rothe veranstaltet sogar „spirituelle Whisky-Abende“ und organisiert „Whisky-Wallfahrten“. Er fährt nach Schottland „um Menschen dazu zu bewegen, sich auf eine im doppelten Sinn spirituelle Reise zu begeben, eine Reise zu dem, was im Leben wichtig, wesentlich und wunderbar ist, letztlich also auf eine Reise zu Gott“. Ich staune, wie Menschen erreicht werden können um an Gott zu glauben. Fast jeden Tag komme ich an ein Schild in der Nähe des Pfarrhauses in Altensittenbach vorbei mit dem Hinweis auf den Kauf von Whisky.

Und seit dem Sommer 2020 habe ich dazu eine ganz andere innere Haltung als vorher. „Und er sprach zu mir: es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst“ (Offenbarung 21, 6).

Wenn Corona will, steht (endlich ein bisschen) weniger still, Update 367 vom 17.03.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Alles in Grün!

Heute ist der 17. März. Ein besonderer Gedenktag. Wissen Sie nicht? Vielleicht liegt es daran, dass Sie kein Irländer sind. In Irland wird heute der St. Patricks Day gefeiert. Dieser ist dort ein gesetzlicher Feiertag. Angeblich hat St. Patrick das Land von der Schlangenplage befreit. Dort hat es zwar zu dieser Zeit keine Schlangen gegeben, aber dieses Tier ist Metapher für das Heidentum. St. Patrick ist es zu verdanken, dass dieses Land christianisiert wurde. Er ist also mit Bonifatius bei uns zu vergleichen. Es ist der Gedenktag des irischen Bischofs Patrick, der wahrscheinlich im 5. Jahrhundert lebte und als erster christlicher Missionar in Irland gilt. Er gilt als Schutzpatron Irlands und nicht nur die römisch-katholische Kirche, sondern auch die anglikanische Kirche von Irland begeht diesen Tag mit besonderen Gottesdiensten.

Überall gibt es große Paraden und Volksfeste. Seit vielen Jahren finden diese auch in aller Welt wie z.B. in München (seit 1996) statt. Besonders daran ist auch, dass die Farbe Grün die vorherrschende Farbe der feiernden Iren in aller Welt ist. Sogar Flüsse werden grün eingefärbt oder auch das Bier. Das Kolosseum in Rom und das Empire State Building erstrahlt heute in den Farben der „Grünen Insel“. Wenn Sie also heute irgendwo Menschen oder Gebäude in grün getauchte Farbe sehen, dann liegt das am heutigen St. Patricks Day.

An diesem Tag wird besonders viel gegessen und noch mehr getrunken. Der Genuss von Guinness verdreifacht sich an diesem Tag und der Whisky-Ausschank steigt. Und das ist mein Stichwort, warum ich heute dieses Update schreibe. Denn dazu habe ich im vergangenen Jahr eine besondere Überraschung erlebt. Aber dazu dann morgen mehr.