Wenn Steine schreien

Auch in diesem Jahr feierten die Oberkrumbacher ihren Kirchweihgottesdienst im Freien neben der Kirche. Das hatte auch den Vorteil, dass viele kommen konnten und dass der Posaunenchor die Choräle begleitet hat. Es war zum ersten Mal, dass im Freien ohne Nasen-Mund-Schutz gesungen werden konnte.

Pfr. Gerhard Metzger predigte über das Wort Jesu aus Lukas 19, 40: „Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien“. Vorausgegangen war ein Streit mit den Pharisäer. Sie beschwerten sich darüber, dass die Jünger Jesus als den König, der da kommen soll im Namen des Herrn“. Die Jünger bekannten damit Jesus als den Messias. Das rief Widerspruch bei den oberen der Juden hervor und sie wollten, dass Jesus sie zurechtweisen sollte. Das aber wies Jesus ab. Er bekannte sich dazu, dass selbst Steine schreien werden, sollten Menschen schweigen oder schweigen müssen. So sind auch die Steine der Margaretenkirche lebendige zeugen der Liebe Gottes auf der Welt. Das gilt insbesondere in den Zeiten, in denen nur wenige Menschen den Ruf Gottes hören und Jesus nachfolgen.

Gottesdienst am Pfingstfest

Auch am Pfingstsonntag wurde zu einem Gottesdienst im Freien am Dorfbrunnen eingeladen. Leider war das Wetter unbeständig und es kamen deshalb wohl nur so etwa 30 Gottesdienstbesucher. Pfr. Gerhard Metzger ging in seiner Predigt auf den Vers 27 aus dem Psalm 118 ein. In manchen Gegenden werden Birken an diesem Festtag an die Kirchentür hingestellt oder am 1. Mai auf dem Dorfplatz aufgestellt. Deshalb werden die Birken auch „Maien“ genannt und Luther hat das so übersetzt. Von der hebräischen Wortbedeutung her könnte man auch übersetzen: „Tanzt einen Reigen um den Altar“. Das erinnert etwa an den Tanz um den Baum am Kirchweihfest. Jedenfalls freut sich Gott, wenn Menschen aus Freude über ihre Beziehung zu Gott das mit Tanz und Lied ausdrücken. und Pfingsten ist das Fest der Freude darüber, dass Gott durch seinen Heiligen Geist einen lebendigen glauben schenkt und mich mit Vertrauen erfüllt.

Ostern feiern – trotz Corona

Vor 3 Wochen wurde ein Inzidenzwert an Ostern von 300 vorhergesagt. Damit wurde noch einmal Angst und Schrecken verschärft. Am Ende lag der Inzidenzwert mit rund 130 weniger als bei der Hälfte. somit war es kein Problem, die Gottesdienste um Ostern zu feiern. Der Posaunenchor Oberkrumbach hatte sich bereit erklärt, den Gottesdienst am Ostersonntag musikalisch auszugestalten. Dafür ein großes Lob und ein großes Dankeschön an alle Beteiligten. Der Dorfbrunnen mitten im Dorf bildete den passenden Rahmen für dieses besondere Fest, das im Mittelpunkt des Glaubens an Jesus Christus steht.

Pfr. Siegfried Schwemmer verkündigte sehr lebendig die Botschaft von der Auferstehung und es kamen zweimal so viele Menschen als sonst. Alle Gottesdienstteilnehmer trugen die vorgeschriebene Maske und es durfte nicht gesungen werden. auch das Wetter spielte mit und es war ein äußerst gelungener Gottesdienst.

Wenn Corona will, steht (für Genesene und Geimpfte) noch weniger still, Update 442 vom 31.05.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Lobe den Herrn, meine Seele

Heute schreibe ich mein letztes Update. Ich habe mehrere Anläufe für einen Schluss gesucht. Aber die Coronapandemie zog sich wie ein Kaugummi in die Länge. Mein ursprünglicher Plan, genau ein Jahr zu schreiben, habe ich deshalb irgendwann über Bord geworfen. Als das Ende sich langsam aber sicher doch nahte, habe ich von Gott immer wieder eine Antwort gesucht, was ganz am Ende stehen soll. Irgendwie war in mir, dass es wie beim Update Nr. 1 ein Psalm sein sollte. Soll der Ps 130 alle Geschichten und Gedanken einrahmen? Irgendwie war ich mit dieser Idee nicht zufrieden.

Dann eines Tages, am Samstag vor Exaudi, dem Sonntag vor Pfingsten, wache ich auf und in mir war der Gedanke: Drehe die Zahlen einfach herum. So wurde aus Ps 130 der Ps 103. Das passt. Ich wusste, dass war ein Gedanke von Gott. Am Anfang der Bußpsalm – am Ende der bekannte Dankpsalm. Er soll am Ende stehen. Es ist mein Dank gegenüber Gott, dass ich persönlich vor diesem Virus verschont geblieben bin. Es soll auch ein Dank sein, dass ich während dieser ganzen Zeit immer wieder Ideen, Geschichten und Einfälle hatte, um diese lange Zeit so zu gestalten. Am Ende steht der Dank gegenüber Gott und vielen Menschen, die mir Feedback gegeben und die diese Updates gelesen haben.

Lobe den Herren, meine Seele und was in mir ist seinen heilige Namen. Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat; der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen, der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit. Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte. Er handelt nicht mit uns nach unseren Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat. Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, lässt er seine Gnade walten über denen, die ihn fürchten. So fern der Morgen ist vom Abend, lässt er unsere Übertretungen von uns sein. Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten. Lobe den HERRN, meine Seele!

Wenn Corona will, steht (für Genesene und Geimpfte) noch weniger still, Update 441 vom 30.05.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Ein Dorf nach mir benannt! Wer hätte das gedacht?

Es war ein langer Weg vom 16.03.2020 bis zum heutigen Tag. Damals hätte ich nicht gedacht, dass nicht nur die Coronapandemie so lange dauern würde. Ich hätte niemals geglaubt, dass ich diese Updates so lange Zeit schreiben würde. Ich habe es gerne gemacht und viele Gedanken, Erlebnisse, Eindrücke und Impulse aufgenommen und zu Papier gebracht. Dankbar war ich dafür, dass sich auch andere daran beteiligt haben mit ausgezeichneten Gedanken. So kam Farbe in diese schriftlichen Aufzeichnungen.

Herr Metzger, war das nicht oft schwer für Sie? Mussten Sie nicht manchmal die Gedanken aus den Finger saugen? War das nicht oft Stress?“ Ganz ehrlich: Nein, das war nicht so. Ich hatte schon als Kind die Gabe, alltäglich kleine Erlebnisse zu Papier zu bringen. Das hat mir vor allem bei den Aufsätzen geholfen. Erlebniserzählungen waren für mich kein Problem. Manchmal ging bei mir die Phantasie durch. Die Lehrerin der 6. Klasse meinte vor der Klasse: „Das, was der Gerhard Metzger schreibt ist sicherlich nicht so ganz genau passiert. Aber es geht hier um Erlebnisse und Gefühle, nicht um Tatsachenbeschreibungen“. Ich hatte bei ihr ein Stein im Brett und sie hat sich oft köstlich über meine Geschichten amüsiert.

Am 15.08.2020 war ich in München. Nicht in der Stadt München, sondern im kleinen Dorf München bei Hirschbach. Ich habe darüber im Update 179 vom 10.09.2020 erzählt. Nicht weit davon entfernt, bin ich damals an einem interessanten Ortsschild vorbeigefahren. Es zeigte den Namen „Gerhardsberg“ an. Natürlich bin ich diesem Wegweiser gefolgt. Immerhin wusste ich bis zu diesem Datum nicht, dass ein Ort nach mir benannt ist. Die fränkische Alb birgt eben viele Geheimnisse. Ich wusste auch nicht, dass es ein Berg ist, um zu mir zu kommen. Und das Schreiben der Updates war auch kein Berg für mich. Wie kommt einer nur auf die Idee, nach mir solch einen Ortsnamen auszuwählen? Wenn ich das erfahre, dann werde ich ihn gleich mal fragen. Jetzt jedenfalls ist diese Fahrt der Updates für mich zu Ende. Und das nicht in Gerhardsberg, sondern hier in Hersbruck. Denn morgen schreibe ich wirklich zum letzten Mal – ungelogen. Unsere Kirchengemeinde startet einen Instagram-Account. Vielleicht bringe ich dann noch ein paar Geschichten unter.

Wenn Corona will, steht (für Genesene und Geimpfte) noch weniger still, Update 440 vom 29.05.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

All Morgen ist ganz frisch und neu

All Morgen ist ganz frisch und neu, des Herren Gnad und große Treu; sie hat kein End den langen Tag, drauf jeder sich verlassen mag. O Gott, du schöner Morgenstern, gib uns, was wir von dir begehrn. Zünd deine Lichter in uns an, lass uns an Gnade kein Mangel han“.

Dieses Morgenlied unter der Nr. 440 (deshalb beim heutigen Update) im Evangelischen Gesangbuch weckt in mir das, was ich am Morgen oft verspüre: Morgenlust, Freude auf den vor mir liegenden Tag. Ich denke an Dietrich Bonhoeffer, der davon gesprochen hat, dass die Nacht die Tageszeit der Dämonen ist und der Morgen die Tageszeit der Engel.

„Morgenstund hat Gold im Mund“. Dieser pädagogische Lehrsatz wurde sicherlich nicht nur mir oft genug schon als Kind gesagt. Ich habe lange gebraucht, um auch die Menschen verstehen zu können, die sich am Morgen schwer tun. Das sind die „Nachteulen“. Sie leben am Abend auf und kommen am Morgen kaum aus den Federn. Mittlerweile habe ich auch Menschen kennengelernt, die leicht in Depression fallen und dann erst recht kaum vor Mittag aus dem Bett kommen.

Ich schaue auf den Liedtexter und lese Johannes Zwick um 1541. Das weckt mein Interesse. Denn damit hat er noch Martin Luther gekannt, der fünf Jahre später gestorben ist. Zu dieser Zeit wüstete die Pest. Johannes Zwick lebte als Jurist in Konstanz und predigte dort. Er gilt als „Reformator in Konstanz“. Als Seelsorger erlebte er das Elend dieser Epidemie am eigenen Leib. 1540 wäre er fast daran gestorben. Er überlebte diese und noch andere Perstwellen. Im nahegelegenen Bischofszell vertrat er einen Kollegen und setzte sich dort selbstlos für die Todkranken ein. Nach sechs Wochen erlag er der Pest am 23.10.1542 und hinterließ als Vermächtnis viele Glaubens- und Trostlieder.

Dieses Lied „All Morgen ist ganz frisch und neu“ ist offenbar nach dem bekanntesten Vers aus den Klageliedern des Jeremias gedichtet worden. „Die Güte des HERRN ist es, dass wir nicht gar aus sind; seine Barmherzigkeit hat doch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu und deine treue ist groß“ (Klagelieder 3, 23). Wer hätte das gedacht, dass dieses erfrischende Lied aus einer Epidemie- und Todeserfahrung kommt. Durchaus auch ein Weg für uns heute. Nicht nur auf diese Coronaepidemie zu schauen, sondern auf den, der mein Leben erhält und der meine Zeit kennt.

Treib aus, o Licht, all Finsternis, behüt uns, Herr, vor Ärgernis, vor Blindheit und vor aller Schand und reich uns Tag und Nacht dein Hand. Zu wandeln als am lichten Tag, damit, was immer sich zutrag, wir stehn im Glauben bis ans Ende und bleiben von dir ungetrennt“.

Meine Schwägerin Silvia Dörr spielt auf dem Klavier das Lied.

Wenn Corona will, steht (für Genesene und Geimpfte) noch weniger still, Update 439 vom 28.05.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Der Abschied naht!

Ich bin jetzt 63 Jahre alt. Unter normalen Umständen bin ich noch knapp drei Jahre Pfarrer hier in Altensittenbach. So langsam gehen die Gedanken auch an den Ruhestand. Vor allem kreisen sie auch darum, wo und wie werden meine Frau und ich diesen erleben. Bis jetzt sieht es so aus, dass wir irgendwo in Hersbruck eine Mietwohnung nehmen werden. Ich darf gar nicht dran denken, wohin wir all unsere vielen Möbel und Kleingram hinbringen bzw. wegwerfen müssen. Da hat sich im Lauf der Jahre sehr viel angesammelt. Von einem großen Haus in eine kleine Mietswohnung: Da müssen wir uns von vielen trennen. Das gilt auch für bestimmte Beziehungen und/oder Verhaltensweisen. Manches mag dann gut sein. Ich stehe nicht mehr so viel als „Pfarrer“ im Mittelpunkt, sondern vielleicht mehr als „normaler“ Mensch.

Vor zwei Wochen ist das alles bei mir besonders „aufgeploppt“. In der bayrischen Landeskirche müssen demnächst 10 % der Pfarrstellen eingespart werden. Es gibt zu wenig theologischen Nachwuchs. Auch Altensittenbach wird das irgendwie treffen. Jeder Kirchenvorstand füllt einen sog. Erkundungsbogen aus und gibt ihn weiter. Der Kirchenvorstand aus Altensittenbach hatte eine Sitzung mit diesem einen Thema. Im Laufe des Abends (der virtuell stattfand), fiel sehr häufig der Satz: „Pfarrstellenwechsel. Wie geht es dann weiter?“.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich nicht in der Häufigkeit und so konzentriert Gemeindemitglieder über meinen Abschied diskutieren hören. Ich musste immer auch ein wenig „durchschnaufen“ und merke: Der Abschied rückt näher und damit auch liebgewordene Beziehungen und Gewohnheiten. Was selbstverständlich war, wird dann nicht mehr sein. Den Gedanken: „Was kommt danach?“ kann ich nicht mehr zurückdrängen. Er steht mir allein durch die Diskussion zum neuen Landesstellenplan stetig vor Augen. Jetzt heißt es umso mehr, was im Buch des Propheten Jesaja im 58. Kapitel steht und sich auf das Fasten bezieht: „Lass los“. Ich hoffe nur, dass dann auch das andere gilt: „Und du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt“ (Jes 58, 11).

Wenn Corona will, steht (für Genesene und Geimpfte) noch weniger still, Update 438 vom 27.05.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Mensch, ärgere dich nicht

So schlimm diese ganze Coronakrise auch ist, sie schenkt mir immer wieder neue Erfahrungen. Sogar in der Gemeindearbeit haben wir Methoden über Videokonferenzen entwickelt, die auch bei präsentischen Veranstaltungen in Zukunft geplant werden können. Auch bei persönlichen Begegnungen erlebe ich Überraschungen.

Bei einem Geburtstagsbesuch komme ich zu einem Ehepaar. Vor mir liegt auf dem Tisch das Spielfeld von „Mensch, ärgere dich nicht“. Sofort kommen in mir Kindheitserinnerungen hoch. Weit über mehrere hundert Mal habe ich dieses Spiel von Kind an bis ins Erwachsenenalter gespielt. Irgendwann habe ich auch die Variante „Pachisi“ kennengelernt. Der pädagogische Effekt ist nicht zu verleugnen. So lernen auch schon Kinder, dass es im Leben nicht nur Erfolgsmeldungen geben wird. Spannend finde ich auch die unterschiedlichen Regeln. Bei uns war es so, dass mein eigener Stein wieder ins Haus musste, wenn er das Schlagen vergessen hatte. Wenn noch alle Steine im Haus sind, durften wir dreimal würfeln um eine Sechs zu erreichen. „Ich sehe, Sie spielen gerne „Mensch ärgere dich nicht“. Das habe ich zum Ehepaar gesagt und mich spontan für eine Spielrunde angeboten. Gesagt – getan. Das Ehepaar wird das vermutlich nicht vergessen, dass der Pfarrer mit ihnen beim Geburtstagsbesuch gespielt hat (und ich auch nicht). Es hat mir wieder sehr viel Spaß gemacht.

Bei diesem Spiel gibt es eine Situation, die wirklich ärgerlich ist: Wenn der eigene Stein direkt vor dem Ziel noch geschmissen wird. Vor allem auch dann, wenn es der letzte Stein ist. Das alles ist für mich durchaus ein gutes Beispiel für die gegenwärtige Situation. Wie oft habe ich positive Meldungen gehört. Ich hatte schon eine große Hoffnung in mir. Und dann ging es doch wieder fast von vorne an. Ich schreibe diese Zeilen am 13.03.2021. Gerade habe ich gehört, dass Italien bis Ostern in den dritten Lockdown geht. Noch vor vier Wochen haben dort die Politiker „groß getönt“, dass sie die Pandemie im Griff haben und mit den drei Farben-Ampel jetzt geöffnet haben. Das ist schon wieder Schnee von gestern. Es sind jetzt doch nicht „alle Steine“ im Ziel. Es muss wieder neu gedacht und gehandelt werden. Und plötzlich steht unser geplanter Jahresurlaub ab Pfingsten wieder mal in den Sternen. Da kann ich nur eines sagen: Mensch, ärgere dich nicht“. (Und heute, am 27.05.2021 sind wir doch wieder in Italien am Cavediner See, 15 km nördlich vom Gardasee).

Wenn Corona will, steht (für Genesene und Geimpfte) noch weniger still, Update 437 vom 26.05.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Der Ratzefummel und schon ist alles weg

Die Älteren unter den Leser/-innen kennen das vermutlich noch aus eigener Erfahrung. Mit der Schultasche auf den Rücken zur Schule zu gehen und einen besonderen Schatz zu tragen: die Schiefertafel. Bei mir war das noch in der ersten Klasse so im Schuljahr 1964/1965. Diese Schiefertafel war einseitig zu beschreiben. In der Schule konnte der Lehrer sehr gut nachprüfen, was darauf geschrieben worden ist. Schwierig wurde es dann bei den Hausaufgaben. Wer einen Moment nicht aufgepasst hat, der hat das Geschriebene aus Versehen verwischt. Manchmal kam auch der kleine Bruder oder die kleine Schwester und hat diese „Waffe“ gezogen: Schnell drüber zu wischen uns so den anderen zu ärgern. Konflikte waren da also vorprogrammiert. Ab 1966 wurden in unserer Grundschule im Dorf Plastiktafeln verwendet. Die waren billiger, aber der Vorgang und der Ärger blieben.

Ab der zweiten Klasse wurde es spannend. Wer es zu einer gewissen Leistung gebracht hatte, der durfte in das Heft schreiben. Ich war mächtig stolz, als mir dieser „Aufstieg“ gelang. Am Anfang geschah das mit dem Bleistift. Das hat einen besonders großen Vorteil. Bruder oder Schwester konnten nicht mit einem Handstrich das Geschriebene so einfach wie bei der Schiefertafel wegwischen. Der zweite große Vorteil gilt bis heute: Wenn etwas falsch war, dann konnte ich den „Ratzefummel“ (Radiergummi) nehmen und den falschen Buchstaben oder das verkehrt geschriebenen Wort wegradieren. Und wie durch Zauberhand war das Falsche, das Unliebsame, das Gefährlich etc. wegradiert. Irgendwann einmal später habe ich gelernt, wie das funktioniert und dass das mit dem Kautschuk zusammenhängt. Die nächste Qualitätsstufe ist dann das Schreiben mit dem Füller gewesen. Ich selbst habe das nicht als „Leistungssprung“ erlebt, weil es zu meiner Schulzeit noch keinen „Tintenkiller“ gab und das Falsche einfach durchgestrichen werden musste und oft ein etwas chaotisches Schriftbild hinterließ. Lange Zeit habe ich beim Lösen von „Kreuzworträtseln“ einen Bleistift genommen, um damit Verbesserungen vorzunehmen. Dann habe ich irgendwo gelesen, dass nur Feiglinge bei dieser Tätigkeit einen Bleistift nehmen und Selbstbewusste immer einen Füller oder einen Kugelschreiber. Ein Feigling wollte ich nicht sein und deshalb nehme ich heutzutage bei Kreuzworträtseln nur den Kugelschreiber. Manchmal sieht es danach aber oft chaotisch aus.

Der Ratzefummel wird 200 Jahre alt“ – so stand es vor ein paar Monaten in unserer Zeitung. Und dann wir berichtet, wie wunderhaft das damals bestaunt wurde, dass mit „Radieren“ das Falsche weg war und Verbesserungen vorgenommen werden konnten. Ich habe damals sofort an den Coronavirus gedacht. Das wäre auch mein Wunsch. Irgendjemand erfindet ein Werkzeug und „schnell darüber gehuscht“ wäre dieser Virus weg. Wer weiß, vielleicht gelingt ja solch oder eine ähnliche Erfindung in den nächsten Wochen oder Monaten. Einen zweiten Gedanken hatte ich damals auch noch: Bei Gott ist es so mit meiner Schuld und mit meinen Gewissensbissen. Ich kann zu ihm kommen und das Kreuz von Jesus wirkt wie ein Radiergummi. Er vergibt mir durch den Tod von Jesus meine Sünde und Schuld. Es ist nichts mehr da, was mich noch belasten könnte. In manchen Gesprächen mit Menschen denke ich mir: „Du bräuchtest jetzt Jesus und seine Vergebung“. Dann könntest du das ans Kreuz heften. Damit sind nicht alle Lebensprobleme gelöst. Aber ich weiß, dass dieser Jesus am Kreuz meine Schuld vergibt.

Wenn Corona will, steht (für Genesene und Geimpfte) noch weniger still, Update 436 vom 25.05.2021

Tägliche Gedanken von Pfr. Gerhard Metzger in einer schwierigen Zeit

Klare Perspektive – voller Erfolg!

Wieder einmal kann ich das mir selbst gegebene Versprechen in der Coronakrise nicht einhalten. Beim Update 393 vom 12.04.2021 bin darauf eingegangen, dass Juri Gagarin genau 60 Jahre vorher als erster Mensch im Weltraum war. Einmal hat er die Erde umrundet und ist sicher auf der Erde gelandet. Die Regierung in Moskau hat gejubelt, die Regierung in Washington war tief traurig. Den Wettlauf im Kalten Krieg schien die UDSSR zu gewinnen.

Aber der Präsident der USA, John F. Kennedy hat sich nicht unterkriegen lassen und hat heute vor genau 60 Jahren, am 25.05.1961 das ehrgeizige Ziel verkündigt, dass Amerika noch in diesem Jahrzehnt eine bemannte Crew zum Mond schicken wird. Vor sechs Wochen war ich der Meinung, dieses Jubiläum nicht mehr in einem Update würdigen zu müssen. Tatsächlich sind aber meine Artikel noch nicht (ganz) zu Ende, auch wenn ich das Ziel genau vor mir sehe. Was mich an den Worten von Kennedy fasziniert ist, dass er ein klares Ziel mit einer klaren Perspektive genannt hat. Damit gingen alle Anstrengungen in dieselbe Richtung. Das hat einen enormen Innovationsschub ausgelöst nach dem Motto: „Konkurrenz belebt das Geschäft“.

Mir wird deutlich, welche Kräfte bei solch einer klaren Ansage ausgelöst werden. Am 20.07.1969 haben sich die Worte des Präsidenten erfüllt. Er war da schon längst nicht mehr am Leben. Er hat selbst nicht mehr erlebt, was er durch Worte vorbereitet hat. Die Impfstoffe gegen das Coronavirus sind in einem einzigartigen Tempo entstanden. Teils wurde zusammengearbeitet, teils war es eine Konkurrenzkampf. Ich hoffe, dass diese enorme Kraftanstrengung für die Menschen auf der Welt zum Guten führt und nicht Spätfolgen dieses Tempos zu merken sein werden.